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Die Marktanteile für x86-Prozessoren im zweiten Quartal 2022

Tom's Hardware vermelden die neuesten Marktanteile im weltweiten Markt an x86-Prozessoren, wie immer basierend auf Erhebungen der Marktforscher von Mercury Research und in allen Zahlen rein Stückzahlen-basiert. Dabei brachte das zweite Quartal 2022 einen erheblichen Durchbruch für AMD mit durchgehend erheblichen Marktanteils-Zuwächsen zuungusten des einzigen zählbaren Wettbewerbers Intel mit sich: Bei den Desktop-Prozessoren konnte AMD mal wieder auf über 20% kommen, bei den Mobile-Prozessoren gab es mit 24,8% sowie bei den Server-Prozessoren mit 13,9% neue Allzeitrekorde. Gleiches gilt für den Insgesamt-Marktanteil, wo AMD – begünstigt durch nahezu 100% Marktanteil bei x86-Prozessoren für Spielekonsolen – sogar auf 31,4% kam und Intel somit auf "nur noch" 68,6% zurückwerfen konnte.

Q2/2022 AMD vs Vorquartal vs Vorjahr Intel
x86 Desktop 20,6% ◀ 2,3 PP pro AMD ◀ 3,5 PP pro AMD 79,4%
x86 Mobile 24,8% ◀ 2,3 PP pro AMD ◀ 4,8 PP pro AMD 75,2%
x86 Server 13,9% ◀ 2,3 PP pro AMD ◀ 4,4 PP pro AMD 86,1%
x86 Console ~100% unverändert unverändert ~0%
x86 Overall 31,4% ◀ 3,7 PP pro AMD ◀ 8,9 PP pro AMD 68,6%
Stückzahlen-Marktanteile!     ◀ = AMD gewinnt (und Intel verliert)     ▶ = Intel gewinnt (und AMD verliert)     PP = Prozentpunkt
Quelle: Mercury Research, für das Q2/2022 vermeldet durch Tom's Hardware; Hinweis: "x86 Console" ist eine eigene Anfügung

Logischerweise ist Intel damit immer noch unangefochtener Marktführer, mit Marktanteile im Rahmen von 70-80%. Doch AMD hat zum einen gut aufgeholt und kommt wie bekannt auch aus einer ganz anderen Situation – mit deutlich weniger Kapazität, weniger gutem Zugang zum Markt und vor allem zu den großen OEMs bzw. Direktabnehmern. Gegenüber "Chipzilla" überhaupt mehr als 20% Marktanteil zu erringen bzw. im Server-Markt mehr als 10%, ist eine große Aufgabe und benötigte augenscheinlich mehrere Jahre an gutklassigen Prozessoren und wohl auch viel Klein-Arbeit durch die Verkaufsteams. Es gibt dennoch ein großes Aber: Denn AMD hat diese hohen Marktanteile und Marktanteils-Zuwächse in einer Zeit eines zusammenbrechenden Prozessoren-Markt erzielt.

Diesbezüglich enthält der Bericht seitens Tom's Hardware bereits einige Hinweise, ein weiterer Bericht seitens PCMag bringt dann noch deutlichere Aussagen: Danach ist der Prozessoren-Markt auf breiter Front eingebrochen, setzen sich die Stückzahlen-Verluste des ersten Quartals fort und erreicht der Markt an x86-Prozessoren damit in Teilbereichen sogar Tiefstpunkte, die bis an den Anfang der heutzutage bekannten Verkaufs-Statistiken zurückreichen. So soll die Ausliefermenge an x86 Desktop-Prozessoren die niedrigste seit fast drei Dekaden sein, während die –19% Rückgang zum Vorjahreszeitraum bei der Anzahl aller verkauften x86-Prozessoren (und dies ist dann sogar inklusive IoT-Prozessoren und Konsolen-SoCs) der höchste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1994 darstellt:

    x86 Prozessoren-Markt Q2/2022

  • Desktop-Prozessoren verlieren mehr als –15% zum Vorjahreszeitraum auf die niedrigste Verkaufszahl in nahezu drei Dekaden
  • dies nachdem die Desktop-Verkaufszahlen im vorherigen Q1/2022 bereits um –30% zum Vorquartal (Q4/2022) abgestürzt waren
  • Mobile-Prozessoren verlieren mehr als –30% zum Vorjahreszeitraum
  • x86-Prozessoren insgesamt verlieren –19% zum Vorjahreszeitraum, der höchste Jahresvergleichs-Rückgang seit Beginn der Erfassung (1994)
  • Quellen: PCMag & Toms' Hardware

Anders formuliert steckt der Prozessoren-Markt in einer tiefen Krise, welche sich seit dem ersten Quartal sogar noch ausgeweitet hat. AMD kommt in dieser Krise nunmehr besser weg – was aber auch schon letztes Quartal zu beobachten war und teils einfach technische Gründe hat: Als kleinerer Anbieter (mit einem gutem Produkt-Angebot) kann man weniger verlieren, hat auch die geringere Anzahl an langfristigen Aufträgen, die nunmehr in der Krise ausgesetzt werden. Natürlich funktioniert dies nur über AMDs gutes Produkt-Angebot und auch der Unterstützung mittels der Konsolen-SoCs, ansonsten kann man als der deutlich kleinere der beiden Anbieter in einer solchen Krisen-Situation auch schon einmal in echte Schwierigkeiten geraten.

Die für dieses Quartal wichtigere Nachricht ist somit nicht jene über AMDs Marktanteils-Zugewinn – sondern jene über harsch abstürzende Prozessoren-Verkaufszahlen. Leider weisen Mercury Research selbige nicht genauer aus, sondern geben nur hier und da Hinweise zu relativen Veränderungen. Angesichts der Stärke des Absturzes darf man allerdings davon ausgehen, dass letztlich beide Prozessoren-Anbieter bei den reinen Absatzzahlen verloren haben, Intel einfach nur viel mehr als AMD. Der Marktanteils-Zugewinn von AMD basiert somit voraussichtlich nicht auf real mehr verkauften Prozessoren – sondern vielmehr einem insgesamten und starken Marktrückgang, bei welchem AMD sich einfach etwas besser gehalten hat. Wirklich glücklich dürfte man bei AMD über diese Zahlen somit nicht sein, der höhere (relative) Marktanteil hat allein papiernen Wert.

x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Client x86 Overall
Q2/2022 20,6% vs 79,4% 24,8% vs 75,2% 13,9% vs 86,1% - 31,4% vs 68,6%
Q1/2022 18,3% vs 81,7% 22,5% vs 77,5% 11,6% vs 88,4% - 27,7% vs 72,3%
Q4/2021 16,2% vs 83,8% 21,6% vs 78,4% 10,7% vs 89,3% - 25,6% vs 74,4%
Q3/2021 17,0% vs 82,9% 22,0% vs 78,0% 10,2% vs 89,8% - 24,6% vs 75,4%
Q2/2021 17,1% vs 82,9% 20,0% vs 80,0% 9,5% vs 90,5% - 22,5% vs 77,5%
Q1/2021 19,3% vs 80,6% 18,0% vs 82,0% 8,9% vs 91,1% - 20,7% vs 79,3%
Q4/2020 19,3% vs 80,7% 19,0% vs 81,0% 7,1% vs 92,9% - 21,7% vs 78,3%
Q3/2020 20,1% vs 79,9% 20,2% vs 79,8% 6,6% vs 93,4% 20,2% vs 79,8% 22,4% vs 77,6%
Q2/2020 19,2% vs 80,7% 19,9% vs 80,1% 5,8% vs 94,2% 19,7% vs 80,3% 18,3% vs 81,7%
Q1/2020 18,6% vs 81,4% 17,1% vs 82,9% 5,1% vs 94,9% 17,5% vs 82,5% 14,8% vs 85,2%
Q4/2019 18,3% vs 81,7% 16,2% vs 83,8% 4,5% vs 95,5% 17,0% vs 83,0% 15,5% vs 84,5%
Q3/2019 18,0% vs 82,0% 14,7% vs 85,3% 4,3% vs 95,7% 15,8% vs 84,2% 14,6% vs 85,4%
Q2/2019 17,1% vs 82,9% 14,1% vs 85,9% 3,4% vs 96,6% 15,0% vs 85,0% 13,9% vs 86,1%
Q1/2019 17,1% vs 82,9% 13,1% vs 86,9% 2,9% vs 97,1% - 13,3% vs 86,7%
Q4/2018 15,8% vs 84,2% 12,2% vs 87,8% 3,2% vs 96,8% 13,5% vs 86,5% 12,3% vs 87,7%
Q3/2018 13,0% vs 87,0% 10,9% vs 89,1% 1,6% vs 98,4% 11,6% vs 88,4% 10,6% vs 89,4%
Q2/2018 12,3% vs 87,7% 8,8% vs 91,2% 1,4% vs 98,6% - 9,1% vs 90,9%
Q1/2018 12,2% vs 87,8% 8,0% vs 92,0% 1,0% vs 99,0% - 8,6% vs 91,4%
Q4/2017 12,0% vs 88,0% 6,9% vs 93,1% 0,8% vs 99,2% - -
Q3/2017 10,9% vs 89,1% 6,8% vs 93,2% - - 7,5% vs 92,5%
Q2/2017 11,1% vs 88,9% - - - -
Q1/2017 11,4% vs 88,6% - - - -
Q4/2016 9,9% vs 90,1% - - - -
Q3/2016 9,1% vs 90,9% - - - -
Stückzahlen-Marktanteile!     AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau     Quelle aller Zahlen: Mercury Research (±0,1PP)

Anmerkungen: Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an x86-Prozessoren. Jene werden von Mercury Research erhoben und manchmal in Teilen an die Presse gegeben – meistens nur bezogen auf die jeweiligen AMD-Marktanteile. Da der einzige weitere x86-Anbieter in Form von VIA derzeit keine echte Bedeutung mehr hat, kann man wohl davon ausgehen, dass die Differenz-Rechnung zum AMD-Marktteil immer zielgenau den Intel-Marktanteil ergibt (ein eventueller Fehler von –0,1 Prozentpunkten wäre zudem nicht wirklich schlimm). Die von Mercury Research angegebenen Zahlen zu den einzelnen Teilsegmenten "Desktop", "Mobile" und "Server" enthalten jeweils keinerlei IoT-Prozessoren und Konsolen-SoCs, jene fließen allerdings beiderseits in den Insgesamt-Marktanteil "Overall" mit ein. Die Sparte "Client" stellt hingegen den kombinierten Marktanteil von Desktop- und Mobile-Prozessoren dar, wobei die Mobile-Modelle erfahrungsgemäß mit grob zwei Dritteln der Menge klar überwiegen.

Nachtrag vom 12. August 2022

Zum aktuellen Marktgeschehen bei x86-Prozessoren seien noch ein paar Hochrechnungen auf absolute CPU-Verkaufszahlen anzufügen – welche klarer machen können, wie die Marktanteils-Gewinne bei AMD zustandegekommen sind. Leider gibt es zu absoluten Verkaufszahlen nur sehr wenige Werte, bekannt sind beispielsweise 471 Mio. x86-Prozessoren im Jahr 2021 (ohne IoT, ohne Konsolen-SoCs), genauso bekannt sind die Komplett-PC-Verkaufszahlen von 80-90 Mio. pro Quartal im Jahr 2021 (ohne DIY-Markt und wahrscheinlich auch ohne Systemintegratoren). Unter Einrechnung der Effekte für Konsolen-SoCs (mehr als 5 Mio. pro Quartal) und Server-Verkäufe (mehr als 3 Mio. pro Quartal, oftmals mit mehr als einer CPU pro Server) lassen sich gewisse grobe Schätzwerte für die Menge an verkauften x86-Prozessoren aufstellen – und wenn man diese erst einmal hat, kann man aus den vorliegenden Marktanteils-Werten auf reale Stückzahlen pro AMD & Intel umrechnen:

Q2/2021 Veränderung Q2/2022
Gesamtmenge aller x86-CPUs  (Schätzung!) ~120 Mio. –19% ~97 Mio.
Marktanteile AMD vs Intel 22,5% vs 77,5% 31,4% vs 68,6%
absolute Verkaufszahlen  (Interpolation!) ~27 Mio. vs ~93 Mio. ~30½ Mio. vs ~66½ Mio.
Gesamtmenge x86 Consumer-CPUs  (Schätzung!) ~100 Mio. –15% Desktop
–30% Mobile
~75 Mio.
Marktanteile AMD vs Intel  (Schätzung!) ~19% vs ~81% ~23% vs ~77%
absolute Verkaufszahlen  (Interpolation!) ~19 Mio. vs ~81 Mio. ~17½ Mio. vs ~57½ Mio.
Anmerkung: Sehr unsichere Schätzungen und Interpolation auf Basis ungenauer & unvollständiger Daten!

Bei der insgesamten Menge an x86-Prozessoren ist dabei der Marktanteils-Aufschwung von AMD (immerhin +8,9 Prozentpunkte zum Vorjahreszeitraum) ausreichend hoch genug, auf dass AMD bei der ausgelieferten Menge nicht verliert – obwohl das gesamte Marktvolumen wohl um mehr als 20 Mio. x86-Prozessoren geringer ausgefallen ist. Allerdings wird diese Statistik wahrscheinlich maßgeblich von den Konsolen-SoCs verfälscht, welche eine wenig veränderbare Größe darstellen und damit in einem stark zurückgehenden Markt automatisch ihr Gewicht erhöhen. Schätzt man nur die x86 Consumer-Prozessoren (Desktop & Mobile) und rechnet dann anhand der bekannten Marktanteile hoch, dann hat auch AMD im letzten Quartal etwas weniger Consumer-Prozessoren ausgeliefert als im Vorjahreszeitraum. AMD hat also nur in einem insgesamt stark zurückgehendem Markt die gegenüber Intel geringeren Verluste einstecken müssen, dem allgemeinem Trend des Marktes konnte man sich jedoch genauso wenig entziehen.