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AMDs nächster Navi-Chip tritt mit 1536 Shader-Einheiten an

Bislang hat AMD noch nichts offizielles zu kleineren Grafikkarten innerhalb der Navi-Serie gesagt, gab es nur Treiber-Einträge, welche die pure Existenz der (mutmaßlich) kleineren Grafikchips "Navi 12" und "Navi 14" bestätigten. Nunmehr wurde allerdings in der Benchmark-Datenbank von CompuBench eine neue AMD-Grafiklösung der Navi-Generation seitens Twitterer Komachi erspäht. Jener CompuBench-Eintrag beschreibt einen Navi-basierten Grafikchip ("gfx1012", Device ID "7340:C1") mit 24 Shader-Clustern (CompuBench gibt bei Navi-Grafiklösungen derzeit nur die Hälfte der real vorhandenen Shader-Cluster an) und demzufolge 1536 Shader-Einheiten, welcher im konkreten Fall mit 4 GB Speicher ausgerüstet war. Der maximal mögliche Takt soll bei 1900 MHz liegen, was etwas unterhalb von dem in CompuBench angezeigten maximal möglichen Takt bei Radeon RX 5700 /XT Karten (von 2100 MHz) wäre, derzeit aber sicherlich noch nicht auf die Goldwaage zu legen ist. Ein exakter Hinweis auf dem genauen Chip-Codenamen ergibt sich aus diesem CompuBench-Eintrag im übrigen nicht, den liefert nur der Twitterer selber – mit allerdings unbekannter Herkunft dieser Information.

[CompuBench] Compute Performance of AMD 7340:C1
GFX ID = GFX 1012 (Navi 14)
CL_DEVICE_MAX_COMPUTE_UNITS: 12 (24)
CompuBench displays half of the actual CU number (RDNA GPU Only)

Quelle:  Komachi @ Twitter am 12. Juli 2019

Insofern ist noch nicht gänzlich gesichert, um welchen AMD-Grafikchip es sich hierbei wirklich handelt – rein theoretisch könnte es schließlich auch "Navi 12" sein. Dies spielt natürlich nicht wirklich eine Rolle, denn genauso wie AMD diese Codenamen rein nach Projektbeginn (und nicht nach Leistungsstärke) vergibt, handelt es sich bei dem in CompuBench zu sehenden Navi-Grafikchip in jedem Fall um die bereits vorhergesagte nächstkleinere Navi-Lösung unterhalb von Navi 10. An dieser Stelle wurden seinerzeit sogar die 1536 Shader-Einheiten korrekt angenommen (Glückstreffer), genauso auch wie ein Speicherinterfaces, welches zu den nun genannten 4 GB Grafikkartenspeicher passt. Unsicher ist natürlich noch, ob es 128 Bit GDDR6 oder 256 Bit GDDR5 werden – aber augenscheinlich stehen krumme Speicherinterfaces mit 192 Bit GDDR6 nicht in der Planung von AMD, weil dies dann schließlich auch zu krummen Speicherbestückungen von 3 oder 6 GB führen würde. Die derzeitige Speicherbestückung von 4 GB verwundert sowieso etwas, weil man damit im Jahr 2019 eigentlich keine neuen Grafikkarten dieses Performance-Segments mehr vermarkten kann – selbst nVidia bekommt schließlich sein Fett wett wegen der nur 6 GB Speicher auf GeForce GTX 1660 & 1660 Ti.

Dabei kann man angesichts der 1536 Shader-Einheiten schon ganz gut prognostizieren, das es in Richtung der Performance-Klasse der GeForce GTX 1660 (1408 Shader-Einheiten) geht, schließlich hat sich AMD mit der RDNA-Architektur ganz enorm der Grafikchip-Architektur von nVidia angenähert und sind beide Ansätze nunmehr fast bei der Anzahl der Shader-Einheiten vergleichbar. Ein völliger Gleichstand ergibt sich allerdings noch nicht, gut zu sehen am Ergebnis zwischen Radeon RX 5700 und GeForce RTX 2070 mit beiderseits 2304 Shader-Einheiten (an einem 256 Bit GDDR6-Speicherinterface): Hier liegt die nVidia-Lösung in der Referenz-Fassung ca. +6% vorn, in der FE-Ausführung dann schon ca. +9%. Insofern ist nicht unbedingt zu erwarten, das der vermeintliche Navi-14-Chip mit 1536 Shader-Einheiten sich gleich mit der GeForce GTX 1660 Ti auf gleicher Anzahl an Shader-Einheiten anlegen kann – die kleinere GeForce GTX 1660 mit nur 1408 Shader-Einheiten dürfte hingegen gut erreichbar sein. Vom Speicherinterface her hat AMD keinen Extra-Schub zu erwarten, dafür würde man schon ein großes 256 Bit Interface und gleichzeitig GDDR6-Speicher benötigen, was für Karten dieses Preis-Segments nicht besonders wahrscheinlich ist.

Denn als Kontrahent zur GeForce GTX 1660 (und damit etwas potentere Ablösung der Radeon RX 590) dürfte es in Preislagen von ca. 220 Dollar/Euro hineingehen – wo nVidia dann selber schon keinen GDDR6-Speicher mehr aufbietet. Die vorgenannten nur 4 GB Speicher wären an dieser Stelle allerdings durchaus ein Problem, insofern ist anzunehmen, das es sich hierbei nur um eine zusätzliche Verkaufsvariante handelt – und das daneben noch gleichartige Navi-14-Karten mit 8 GB Speicher existieren. Jene dürften dann vermutlich der Radeon RX 5600 Serie entstammen und als "Radeon RX 5600 XT" wie gesagt ins Preis- und Performancefeld von GeForce GTX 1660 und Radeon RX 590 gehen. Eine Salvage-Ausführung des Navi-14-Chips mit angenommen 1408 Shader-Einheiten dürfte als "Radeon RX 5600" nur grob 10% langsamer sein und somit knapp oberhalb des Performance-Niveaus der Radeon RX 580 herauskommen, zu Preislagen wahrscheinlich etwas unterhalb der 200-Dollar/Euro-Marke. Bei nVidia würde die Radeon RX 5600 gemäß dieser Prognose keinen echten Gegenspieler haben, da die GeForce GTX 1650 einen klar günstigeren Preispunkt aufweist und die eigentlich passende GeForce GTX 1060 6GB der Pascal-Generation derzeit schon ausläuft.

Navi Midrange Navi Mainstream Navi LowCost
Codename Navi 10 "Navi 12" & "Navi 14" (Zuordnung noch nicht ganz sicher)
Chipbasis 10,3 Mrd. Transistoren auf 251mm² Chipfläche voraussichtlich ca. 170mm² Chipfläche voraussichtlich ca. 110mm² Chipfläche
Technik 40 Shader-Cluster mit 2560 Shader-Einheiten an einem 256 Bit GDDR6-Speicherinterface angeblich 24 Shader-Cluster mit 1536 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR6- oder 256 Bit GDDR5-Speicherinterface voraussichtlich ca. 12-14 Shader-Cluster mit 768-896 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR5-Speicherinterface
Grafikkarten Radeon RX 5700 Serie aus Radeon RX 5700 (~138%, 180W, 349$) & Radeon RX 5700 XT (~157%, 225W, 399$) voraussichtlich Radeon RX 5600 Serie aus Radeon RX 5600 & Radeon RX 5600 XT voraussichtlich Radeon RX 5500 Serie
Speicher 8 GB angeblich 4/8 GB voraussichtlich 4 GB
Preisrahmen 350-400 Dollar voraussichtlich 170-220 Dollar voraussichtlich 100-120 Dollar
ersetzt Radeon RX Vega 56 & 64 auf Vega-10-Basis (495mm²) Radeon RX 570, 580 & 590 auf Polaris-20/30-Basis (232mm²) Radeon RX 560 auf Polaris-21-Basis (146mm²)
Gegenspieler GeForce RTX 2060 & GeForce RTX 2060 Super voraussichtlich GeForce GTX 1660 voraussichtlich GeForce GTX 1050 Ti & GeForce GTX 1650
Release 7. Juli 2019 voraussichtlich Herbst 2019 voraussichtlich Winter 2019
Status veröffentlicht in Vorbereitung rein spekulativ
Performance-Aussagen gemäß dem 3DCenter UltraHD Performance-Index; Stromverbrauchs-Aussagen gemäß der offiziellen TDP (GBP)

Radeon RX 580 & 590 würden somit mittels Radeon RX 5600 & 5600 XT mit jeweils etwas besserer Performance abgelöst, vorbehaltlich der genauen Preislage aber vermutlich kaum zu einem wirklich besseren Performance/Preis-Verhältnis daherkommen, da die aktuellen Straßenpreise dieser Polaris-Karten schließlich schon vergleichsweise niedrig liegen (deutlich unterhalb der jeweiligen Listenpreise). Als Vorteile dieser kommenden Navi-Grafikkarten wären dann eher der Neuheitswert und der (vermutlich) klar niedrigere Stromverbrauch zu nennen, die Radeon RX 5600 Serie sollte diesbezüglich durchaus in die Nähe der 120-Watt-Klasse kommen können. Terminlich läßt sich aus dem CompuBench-Eintrag leider noch nichts genaueres ableiten, allenfalls kann man somit einen Starttermin der Radeon RX 5600 Serie noch in diesem Jahr (und nicht gerade in den letzten Jahrestagen) annehmen.

Nachtrag vom 18. August 2019

Twitterer Komachi (via PC Games Hardware) macht auf einen weiteren CompuBench-Eintrag zu "Navi 14" aufmerksam – zumindest wird die dort getestete Grafiklösung anhand Device-ID und Anzahl der Shader-Cluster diesem kommenden Grafikchip allgemein zugeordnet. Im Gegensatz zum ersten CompuBench-Eintrag für diesen Grafikchip lief das benutzte Testsample dann gleich mit 8 GB Grafikkartenspeicher – was eher zu einer Grafikkarte mit bis zu 1536 Shader-Einheiten passt, welche dann in Konkurrenz zur GeForce GTX 1660 gehen dürfte. Die am ehesten aus diesem Datenbank-Eintrag ziehbare Information ist dabei schlicht jene, das der Navi-14-Chip augenscheinlich nicht mehr all zu weit entfernt sein dürfte, womöglich also ein Thema für den Herbst 2019 wird. Damit bleibt nur noch offen, wann AMD den Navi-12-Chip bringt (vermutlich im Zeitrahmen des Winters 2019), die nachfolgenden Navi-2X-Chips (Navi 21 & Navi 23) sind dann sicher erst ein Thema des Jahres 2020. Mittels Navi 14 dürfte AMD die bisherigen Radeon RX 570, 580 & 590 Grafikkarten aus der Polaris-Schiene ersetzen, welche inzwischen technologisch auch schon drei Jahre alt sind.

Fertigung Architektur Einordnung Terminlage
Navi 10 7nm RDNA1 Midrange (40 CU) = Radeon RX 5700 Serie 7. Juli 2019
Navi 12 wahrschl. 7nm wahrschl. RDNA1 angeblich HighEnd = Radeon RX 5800 Serie wahrschl. Winter 2019
Navi 14 wahrschl. 7nm wahrschl. RDNA1 wahrschl. Mainstream (24 CU) = Radeon RX 5600 Serie wahrschl. Herbst 2019
Navi 21 wahrschl. 7nm+ RDNA1 oder RDNA2 unklar angebl. Mitte 2020
Navi 23 wahrschl. 7nm+ RDNA1 oder RDNA2 unklar (angeblicher "nVidia Killer") angebl. Mitte 2020

Dabei liegt das Performance-Potential von Navi 14 sicherlich eher in Richtung von 10-15% mehr als bei der Radeon RX 590 (Perf.Index 650%), wie gesagt dürfte damit die GeForce GTX 1660 (Perf.Index 690%) angegriffen werden. Kleinere Lösungen zum Ersatz von Radeon RX 570 & 580 sollten dann über Salvage-Varianten des Navi-14-Chips erzeugt werden können. Die zuerst genannte Speicherbestückung von 4 GB deutet dabei darauf hin, das es auch Billig-Varianten für Preisbereiche geben wird, wo es auf den letzten Euro ankommt. Ob es preislich ganz hinunter bis zu diesen Tiefpunkten geht, zu welchen die Radeon RX 570 4GB derzeit erhältlich ist (130-150 Euro, immer mal wieder Sonderaktionen für nur knapp über 100 Euro), ist allerdings noch etwas zu bezweifeln. Unter Umständen verbleiben die günstigsten Angebote zur Radeon RX 570 noch eine Weile im Markt, da Navi-14-Grafikkarten ungefähr auf einen Preisrahmen von 160-220 Dollar/Euro zu schätzen sind. Dies hat man früher einmal als Midrange-Segment bezeichnet, nach den allgemeinen Preiserhöhungen im Grafikkarten-Bereich sowie der ganzen Ansetzung des Navi-14-Chips entspricht dies inzwischen aber eher dem Mainstream-Segment.

Nachtrag vom 28. August 2019

Bei PCGamesN thematisiert man den neuesten CompuBench-Eintrag zu AMDs Navi 14, welcher jene augenscheinlich Navi-basierte Mainstream-Lösung in diesem Fall als mit 3 GB Grafikkartenspeicher ausgerüstet beschreibt. Ob diese Angabe, welche schließlich auch nur maschinell ausgelesen wurde, wirklich Ernst zu nehmen ist, darf allerdings diskutiert werden – frühere Geekbench-Eintragungen zu Navi 14 gaben bislang schon Speichergrößen von 4 und 8 GB aus. Selbige erscheinen für die Verkaufsversion als durchaus denkbar, 3 GB ist hingegen ein Unding, von dem AMD sicherlich die Finger lassen wird – insofern ist hier ein Auslesefehler oder jede andere Erklärung (viel) wahrscheinlicher, als das es wirklich zu einer neuen 3-GB-Karte kommt. Die eigentliche Information, welche man aus diesem Benchmark-Leak mitnehmen kann, liegt dann vielmehr im Reifegrad von Navi 14: Die diesbezüglichen Benchmark-Leaks nehmen zu, ergo dürfte dieser Grafikchip nicht mehr all zu weit entfernt sein. Somit wird ein Herbst-Launch von Navi 14 bzw. der möglicherweise daraus resultierenden "Radeon RX 5600 Serie" immer wahrscheinlicher.