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Angebliche Skylake-Benchmarks zeigen extreme bis unglaubwürdige Performancegewinne

Bei HWBot hat man einige Benchmark-Werte eines Skylake "Engineering Samples" aus der SiSoft-Datenbank ausgegraben – SiSoftware soll dem ganzen sogar einen extra Artikel gewidmet haben, der nun aber (womöglich auf Intervention von Intel) nicht mehr verfügbar ist. Das getestete Skylake-Sample bot vier Rechenkerne samt HyperThreading auf, war aber vom Takt auf 2.3 GHz CPU- und 300 MHz GPU-Takt limitiert (anscheinend ohne jeden Turbo-Mode), was allerdings typisch für ein Engineering Sample ist – und es liegt inzwischen sogar die Bestätigung vor, daß Skylake-Samples derzeit tatsächlich auf exakt diesen Taktraten operieren.

Die vorhandenen Benchmarks sind jedoch nur schwer vergleichbar, da taktgleiche Prozessoren aus den Vorgänger-Architekturen fehlen bzw. nur im Mobile-Umfeld zu finden sind. Trotzdem läßt sich schon erkennen, daß die arithmetische Rechenleistung bei der Skylake-Architektur deutlich anziehen wird, wenn derzeit ein Skylake-Sample auf 2.3 GHz mit 91,8 GOPS grob dieselbe Rechenkraft entfaltet wie ein Core i7-4810MQ Haswell Mobile-Prozessor auf 2.8 GHz (samt Turbo-Modus bis auf 3.8 GHz) mit 92,4 GOPS. Dies sieht nominell nach einem extremen Sprung in der taktnormierten Rechenkraft von ~40% aus. Eigentlich erscheint dies schon wieder als "zu schnell", denn derartig hohe Sprünge hat es zuletzt bei Intel nicht gegeben und sind jene bei den aktuell ausoptimierten Prozessorendesigns auch nicht unbedingt zu erwarten.

Gut möglich allerdings, daß dahinter letztlich Teiltests stehen, wo Skylake aufgrund Architekturänderungen extrem stark läuft und damit das Gesamtergebnis maßgeblich beeinflußt wird. Ein Beispiel hierfür wäre die Verwendung von AVX-512 auf voller Bitbreite – wofür frühere Prozessoren dann automatisch erheblich schlechter (halbe Performance oder weniger) aussehen werden als Skylake, welcher AVX-512 beherrschen wird. Ob AVX-512 schon Teil der SiSoftware-Messungen ist, sei dahingestellt – in jedem Fall kann eine einzelne solcherart Messung das Gesamtergebnis extrem verschieben, womit die vorgenannte Zahl von +40% taktnormierter Rechenkraft keineswegs auf die Goldwaage zu legen wäre. Selbst wenn die SiSoftware-Messungen von finalen Skylake-Prozessoren dann ähnlich gut ausfallen, müssen sich diese Ergebnisse nicht auf andere Benchmarks unter RealWorld-Anwendungen umlegen lassen.

Arithmetische Rechenleistung Grafik-Renderleistung
Skylake ES Skylake, 4C+HT, 2.3 GHz, 6MB L3, Skylake-Grafik mit 23 EU @ 300 MHz 91,8 GOPS 96,7 Mpix/s
Core i7-2600 Sandy Bridge, 4C+HT, 3.4/3.8 GHz, 8MB L3, HD Graphics 2000 mit 12 EU @ 850/1350 MHz, 95W TDP 95,6 GOPS ?
Core i7-4790 Haswell, 4C+HT, 3.6/4.0 GHz, 8MB L3, HD Graphics 4600 mit 20 EU @ 350/1200 MHz, 84W TDP 112,8 GOPS 132,0 Mpix/s
Core i7-4770S Haswell, 4C+HT, 3.1/3.9 GHz, 8MB L3, HD Graphics 4600 mit 20 EU @ 350/1200 MHz, 65W TDP 97,8 GOPS
Core i7-4810MQ Haswell, 4C+HT, 2.8/3.8 GHz, 6MB L3, HD Graphics 4600 mit 20 EU @ 400/1300 MHz, 47W TDP 92,4 GOPS

Das andere (halbwegs) wertbare Ergebnis betrifft die integrierte Skylake-Grafik, welche von der SiSoftware-Datenbank als mit 23 EU auf nur 300 MHz Taktrate angegeben wird. Augenscheinlich tritt das "Engineering Sample" noch mit einer deaktivierten EU an, denn Skylake soll mit GT2-Grafik natürlich 24 EU tragen. Trotzdem erreicht die integrierte Skylake-Grafik jetzt schon eine Grafik-Renderleistung von 96,7 Mpix/s – angesichts der Taktrate ist dies ein Spitzenwert gegenüber den Resultaten von bisherigen Intel-Grafiklösungen. Auf richtiger Taktrate sollte eigentlich das Dreifache (und mehr) für die Skylake-Grafik möglich sein, womit die Skylake GT2-Grafiklösung problemlos auch eine Iris Pro Graphics 5200 (mit ihrerseits immerhin 40 EU samt extra eDRAM) auf 221,1 Mpix/s überflügeln würde.

Auch an dieser Stelle erscheinen die Ergebnisse als extrem hoch bis unrealistisch hoch: Passen jene Ergebnisse, würde Intel mit Skylake einen extremen Sprung hingelegen – bzw. vor allem einen unnötigen Sprung, denn derzeit drängt Intel niemanden, AMD wird vor dem Jahr 2016 im Performance- und HighEnd-Bereich nichts neues bieten. Und das Intel unnötige Sprünge macht, erscheint weniger glaubwürdig, eher denn würde man sein Augenmerk auf die für Intel derzeit wirklich interessanten Details legen, wie Stromverbrauch bzw. Energieeffizienz. Schon allein aus diesem Blickwinkel heraus kann man diese Benchmarks derzeit nur mit einem Prädikat belegen – "eher unglaubwürdig". Aber vielleicht löst sich das ganze auch sehr einfach auf und das Skylake-Sample lief trotz gegenteiliger Anzeigen mit aktiviertem Turbo-Modus: Abhängig von den exakten Turbo-Frequenzen würde der Performance-Gewinn zwischen den Architekturen somit auf ein normales Maß zusammenschrumpfen.