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Die AMD-Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal 2021

Nach Intel hat AMD seine Geschäftsergebnisse für das abgelaufene zweite Quartal 2021 vorgelegt. Doch wo Intel inzwischen auffallend gleichförmige Zahlen abgeliefert hat, zeigt AMD weiterhin einen starken wie vollkommen ungebrochenen Aufwärtstrend: Wie schon die letzten drei Quartale gab es auch diesesmal einen neuen absoluten Umsatzrekord, zudem untermauert AMD mit einem Umsatzwachstum von +99% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einmal mehr das enorme Größenwachstum des Unternehmens gerade in jüngerer Vergangenheit. AMD hatte zwar nicht den Wachstumsschub von nVidia ab dem Jahr 2016 mitgenommen, sondern fing erst ab dem Jahr 2019 an, kräftig zu wachsen – aber seit diesem Zeitpunkt geht es genauso steil nach oben wie bei nVidia.

Besonders drastisch zeigt sich dies an AMDs Gewinnzahlen, welche innerhalb Jahresfrist auf nahezu das Fünffache explodiert sind. Selbige Gewinnzahlen werden derzeit natürlich auch extrem begünstigt durch die hohe Auslastung – wenn man alles verkauft, was man produzieren kann, verteilen sich Fixkosten besser, steigtert sich der Gewinnanteil von ganz alleine. Leider läßt sich nicht ermessen, wie die einzelnen AMD-Produkte hierbei jeweils beigetragen haben, denn AMDs Unternehmenssparten-Aufteilung vermischt leider Consumer-Prozessoren mit Consumer-Grafikchips sowie Server-Prozessoren mit Konsolen-SoCs. Die AMD-Verlautbarungen nennen auch für alle vier Produktgruppen jeweils Umsatzsteigerungen – dies dann allerdings ohne genaue Zahlen, so dass der Gehalt dieser Aussagen nicht überprüfbar ist.

Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021
Umsatz 1932 Mio. $ 2801 Mio. $ 3244 Mio. $ 3445 Mio. $ 3850 Mio. $
Gewinn 157 Mio. $ 390 Mio. $ 1781 Mio. $ 555 Mio. $ 710 Mio. $
operativer Gewinn 173 Mio. $ 449 Mio. $ 570 Mio. $ 662 Mio. $ 831 Mio. $

Somit kann man nur mutmaßen, dass ein Hauptgeschäftstreiber bei AMD sicherlich die 7nm-Prozessoren (Consumer & Server) sein dürften. Die Zen-3-Prozessoren haben im abgelaufenen zweiten Quartal im Einzelhandel zuerst ihren Listenpreis erreicht und danach selbigen unterboten – was bedeutet, dass hierfür nunmehr genügend Ware ankommt und AMD damit auch Reserven haben dürfte, um die OEMs substantiell zu beliefern. Insbesondere der Notebook-Markt brummt ja derzeit – und selbst etwaige Bedenken einzelner Notebook-Hersteller gegenüber AMD-Prozessoren dürften derzeit nichts zählen, wenn das entscheidende Merkmal in der Lieferbarkeit liegt. Da Intel mutmaßlicherweise durchaus mehr produzieren könnte als was Intel ausgeliefert hat, dürfte dieses Ergebnis letztlich auch bedeuten, dass all die gute Arbeit von AMD im Prozessoren-Bereich endlich auch einmal in die Köpfe der normalen PC/Notebook-Käufer vorgedrungen ist – lange genug gedauert hat es ja nun.

Der anderer Hauptgeschäftstreiber sind sicherlich nach wie vor die SoCs der aktuellen Spielekonsolen-Generation – wo, so lange noch enorme Vorbestellerlisten existieren, man jederzeit noch größere Wafer-Kapazitäten ansetzen könnte. Ob AMD dagegen bei den Radeon-Grafikchips wirklich viel ausliefern konnte, darf dagegen etwas bezweifelt werden. Möglicherweise konnten jene nur ein positives Umsatzergebnis erzielen, weil deren durchschnittliche Abgabepreise (ASP) viel höher sind als bei der letztjährigen Generation ausfallen, welche maximal ins Midrange-Segment ging. Stückzahlen-mäßig könnte es jedoch sein, dass AMD nach wie vor weniger Grafikchips verkauft als letztes Jahr – da AMD die Consumer-Grafikchips in seiner Wafer-Priorisierung augenscheinlich (bzw. notgedrungen) am hinteren Ende angesetzt hat.

Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021
Computing & Graphics 1367 Mio. $ 1667 Mio. $ 1960 Mio. $ 2100 Mio. $ 2250 Mio. $
Enterprise, Embedded & Semi-Custom 565 Mio. $ 1134 Mio. $ 1284 Mio. $ 1345 Mio. $ 1600 Mio. $

Auch für diese Quartalszahlen gilt somit wieder: AMD könnte noch viel mehr verkaufen – wenn man nur mehr Wafer bei Chipfertiger TSMC zur Verfügung hätte. Deren Waferzuteilung an AMD soll wie bekannt im weiteren Jahresverlauf sukzessive zunehmen, darauf deutet dann auch AMDs eigene Prognose für das laufende dritte Quartal 2021 hin: 4,1 Mrd. Dollar (± 100 Mio. $). Andererseits ist diese prognostizierte Steigerung für ein drittes Quartal auch nicht gerade großartig: Entweder AMD stappelt hierbei tief oder weiss schon, dass die Waferzuteilungen nicht wirklich deutlich zunehmen werden. Zwar hat AMD kaum großartige Produktlaunches für das dritte Quartal angesetzt (Ryzen 5000G für Retail am 5. August sowie Radeon RX 6600 XT am 11. August), aber normalerweise sollten in einem dritten Quartal allein die saisonalen Effekte ausreichend für ein gutklassiges Geschäftswachstum sein. So oder so wird AMD natürlich neue Geschäftsrekorde aufstellen und im Gesamtjahr 2021 voraussichtlich irgendwo bei 15-16 Mrd. Dollar Jahresumsatz herauskommen – nachdem man bis zum Jahr 2019 konstant unterhalb von 7 Mrd. Dollar Jahresumsatz lag.

Das ganze Unternehmen AMD ist innerhalb dieser (vergleichsweise kurzen) Zeit rasant gewachsen, der geschäftliche Erfolg konnte zum Schuldenabbau sowie zur Aufstockung der Entwicklungs-Abteilungen genutzt werden. Mittelfristig stehen die Aussichten für AMD auf weiteres Wachstum, da sich die Chip-Krise irgendwann entschärfen wird, die Nachfrage nach IT-Gütern jedoch ungebrochen hoch ist und AMD technologisch inzwischen an allen Fronten gut oder führend beteiligt ist. Sicherlich fehlt AMD im Prozessoren-Markt immer noch ein richtig breites OEM-Geschäft, resultierend in einem krassen Unterschied zwischen DIY-Marktanteil und weltweitem Marktanteil. Andererseits ist dieser (große) Happen gerade mitten in der Chip-Krise unmöglich zu realisieren – was AMD nachholen muß, später allerdings unter der immer härter werdenden Gegenwehr Intels sicherlich nicht einfacher wird.

Nachtrag vom 29. Juli 2021

AMDs jüngste Quartalszahlen enthalten im übrigen noch nicht den Effekt der Übernahme von Xilinx – welche allerdings im weiteren Jahresverlauf realisiert werden soll und AMD dann einen kräftigen Zahlenschub geben wird: Denn der FPGA-Entwickler hat kürzlich erst ein Rekordquartal mit 879 Mio. Dollar Quartalsumsatz bekanntgegeben, sprich hier kommt für AMD perspektivisch ein netter Brocken á 3-4 Mrd. Dollar Jahresumsatz hinzu. Gesetzt eines weiteren AMD-internen Wachstums könnte dies den AMD-Gesamtumsatz zukünftig in Schlagdistanz zu nVidia bringen – nachdem AMD letztmals im Jahr 2014 vor nVidia lag und nVidia zwischenzeitlich weit an AMD vorbeigezogen war. nVidia anstehende ARM-Übernahme dürfte hingegen – sofern jene gegenüber den Wettbewerbsbehörden durchgeht – keinen beachtbaren Effekt auf die nVidia-Geschäftsergebnisse haben, da ARM als eigenständige Firma bestehenbleiben soll (damit wird nVidia selber bestenfalls Gewinne verbuchen, jedoch keine Umsätze).

AMD Intel nVidia
Schätzung 2021 15-16 Mrd. $ 77-79 Mrd. $ 23-25 Mrd. $
Umsatz 2020 9,8 Mrd. $ 77,9 Mrd. $ 16,7 Mrd. $
Umsatz 2019 6,7 Mrd. $ 72,0 Mrd. $ 10,9 Mrd. $
Umsatz 2018 6,5 Mrd. $ 70,8 Mrd. $ 11,7 Mrd. $
Umsatz 2017 5,3 Mrd. $ 62,8 Mrd. $ 9,7 Mrd. $
Umsatz 2016 4,3 Mrd. $ 59,4 Mrd. $ 6,9 Mrd. $
Umsatz 2015 4,0 Mrd. $ 55,4 Mrd. $ 5,0 Mrd. $
Umsatz 2014 5,5 Mrd. $ 55,9 Mrd. $ 4,7 Mrd. $
Anmerkungen: für AMD bis 2017 nach altem Rechnungslegungs-Standard — AMD für 2021 noch ohne Xilinx geschätzt