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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im ersten Quartal 2021

Die Marktforscher von Jon Peddie Research berichten über die Marktanteile im Markt der Desktop-Grafikkarten für das erste Quartal 2021. Hierbei hat sich zwischen AMD und nVidia nicht all zu viel getan: AMD konnte sich mit nunmehr 20% Marktanteil ein wenig gegenüber dem schwachen Vorquartal (nur 17%) berappeln, ist aber immer noch weit entfernt von den im Jahr 2019 bis Anfang 2020 erreichten Marktanteilen um die 30-Prozent-Marke herum. Natürlich ist alles spätestens ab dem zweiten Quartal 2020 stark beeinflußt durch sowohl die Pandemie-Auswirkungen sowie nachfolgend durch den neuen Cryptomining-Hype wie auch die resultierende Grafikkarten-Knappheit ab dem Jahresende 2020. Seitdem pendelt die Marktanteile zwischen AMD und nVidia nicht mehr grob um 30:70% herum, sondern vielmehr konstant um 20:80%.

AiB-Grafikchips Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021
AMD 30,8% 22% 23% 17% 20%
nVidia 69,2% 78% 77% 83% 80%
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen, Quelle: Jon Peddie Research

Dies bedeutet aber auch, dass nVidia in der aktuellen Grafikkarten-Dürre mehr liefern konnte als AMD, sprich nVidia sogar die größeren Reserven gegenüber AMD hatte. Im langfristigen Vergleich der Marktanteile ist AMD damit weiterhin um Dimensionen davon entfernt, in Richtung eines ausgeglichenen Markt-Gefüges zu gelangen. Interessanterweise gewinnt im aktuellen Cryptomining-Hype auch eher nVidia – dies war beim letzten Cryptomining-Hype anno 2017/18 noch exakt umgedreht. Inwiefern auf beide Grafikchip-Entwickler am Ende dieses Hypes wieder ein dickes Ende wartet, ist hingegen unsicher. Denn derzeit schieben beide wie bekannt einen enormen Bedarfsberg von Gamer-Seite vor sich her, welcher auch sicherlich nicht innerhalb kurzer Zeit abzuarbeiten ist. Die Grafikkarten-Geschäfte dürften wohl noch eine ganze Weile gut laufen, selbst wenn der Anteil der Cryptominer zurückgehen würde.

Der bemerkenswerte Punkt dieses Marktanalyse seitens Jon Peddie Research liegt jedoch nicht in den Marktanteilen, sondern im insgesamten Marktvolumen. Üblicherweise werden pro Quartal Desktop-Grafikkarten im Wert von 3-5 Mrd. Dollar (zu Einzelhandelspreisen) abgesetzt, für das Gesamtjahr wird üblicherweise eine Summe von um die 15 Mrd. Dollar erreicht. In diesem ersten Jahresquartal 2021 standen hingegen satte 12,5 Mrd. Einnahmen durch Grafikkarten-Verkäufe an – dies sind atemberaubende +370% mehr als im Vorjahreszeitraum (2,7 Mrd. Dollar). Jene nahezu Verfünffachung des Marktvolumens basiert daher nur zum geringeren Teil auf höheren Stückzahlen (+24,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum), im größeren Teil hingegen schlicht auf den bekanntlich verdoppelten und verdreifachten Grafikkarten-Preise. Laut einer sehr interessanten Info-Grafik seitens Jon Peddie Research haben dabei auch extreme Preissteigerungen bei LowCost- und Mainstream-Grafikkarten zu diesen viel höheren durchschnittlichen Preisen beigetragen:

Mit jenen 12,5 Mrd. Dollar Quartalsumsatz im ersten Quartal 2021 erzielte der Grafikkarten-Markt im übrigen schon 84% des Gesamtumsatzes des Jahres 2019 sowie auch schon 53% des Jahres 2020 – welches selber schon zumindest ein Quartal mit überhöhten Grafikkarten-Preisen gesehen hatte. Dennoch gilt zu beachten, dass auch die reinen Absatzmengen anstiegen: Wie gesagt um +24,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum sowie immerhin noch um +7,1% gegenüber dem Vorquartal. Weil letztlich alles verkauft wurde, was geliefert werden konnte, entsprechen diese +7,1% dann wohl auch der reinen Fertigungssteigerung. Für ein erstes Jahresquartal (üblicherweise geschäftsschwach) ist dies zwar ein exzellentes Ergebnis, im Sinne der aktuellen Grafikkarten-Dürre aber natürlich nicht ausreichend. Dass AMD einen gestiegenen Marktanteil aufwies, zeigt auf eine relativ stärkere Zunahme des Grafikkarten-Ausstoßes bei AMD hin, wobei gemäß einer eigenen Hochrechnung auch nVidia letztlich (etwas) mehr Grafikkarten ausliefern konnte:

AiB-Grafikchips Q1/2020 Q4/2020 Q1/2021
gesamte Auslieferungs-Stückzahl 9,5 Mio. 11,0 Mio. 11,8 Mio.
prozentuale Anteile AMD vs. nVidia 30,8% vs. 69,2% 17% vs. 83% 20% vs. 80%
Hochrechnung: Stückzahlen AMD vs. nVidia ca. 2,9 Mio. vs. ca. 6,6 Mio. ca. 1,9 Mio. vs. ca. 9,1 Mio. ca. 2,4 Mio. vs. ca. 9,4 Mio.
Ausgangsquelle: Jon Peddie Research; Ermittlung der absoluten Zahlen: eigene Umrechnung (Genauigkeit: ±0,1 Mio.)

Der Großteil der extrem gestiegenen Durchschnittpreise bzw. der insgesamten Umsatzerlöse dürften sich Einzelhändler, Distributoren und Grafikkarten-Hersteller (in dieser Reihenfolge) einstecken – der wenigste Teil dürfte hingegen bei den Grafikchip-Entwicklern AMD & nVidia ankommen. Jene werden aber natürlich angesichts dieser Durchschnittspreise dazu animiert, ihre eigenen Abgabepreise sowie die Listenpreise für ihre Grafikkarten zukünftig höher anzusetzen – wie faktisch bei nVidia in Form von GeForce RTX 3070 Ti und GeForce RTX 3080 Ti schon passiert. Die aktuell übertriebenen Einzelhandelspreise für Desktop-Grafikkarten werden hingegen wohl nur über Käufer-Zurückhaltung zurückgehen können, denn augenscheinlich liefern AMD & nVidia vergleichsweise normale Mengen in den Markt und sind große Liefenmengen-Ausweitungen angesichts der limitierten Chip-Fertigungskapazitäten nicht realistisch. Allenfalls AMD sollte an dieser Stelle unbedingt noch zulegen, wenn jene im vierten Quartal 2019 auch schon einmal ca. 3,6 Mio. Grafikkarten haben ausliefern können.

Daneben gab es mit einer weiteren Meldung seitens Jon Peddie Research auch noch Marktanteils-Zahlen für den gesamten GPU-Markt. Jener wird natürlich allein über die integrierten Grafiklösungen in heutigen PC-Prozessoren dominiert, deren Anteil am Gesamtmarkt dürfte bei immerhin ca. 80% liegen. Demzufolge ist es schwer, hier von einem "Markt" zu sprechen, denn zum einen kann man iGPUs nun einmal nicht extra kaufen, zum anderen sind jene eher selten wirkliches Unterscheidungsmerkmal beim Prozessoren- oder PC-Kauf. Vor allem basiert die breit beachtete Stückzahlen-Zunahme von satten +35% gegenüber dem Vorjahreszeitraum natürlich in erster Linie auf einer entsprechenden Zunahme an verkauften PCs (mit iGPU). Real dürfte die reinen iGPUs sogar leicht besser als +35% zugelegt haben, da die extra Grafikkarten wie gesagt nur um +24,4% zulegten und zudem (gegenüber dem Vorjahreszeitraum) Intel leicht gewann sowie nVidia leicht verlor.

alle PC-Grafikchips Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021
AMD 16,7% 18% 19% 16,8% 16,7%
Intel 66,9% 64% 62% 68,7% 68,2%
nVidia 16,4% 19% 19% 14,6% 15,2%
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen (inkl. iGPUs), Quelle: Jon Peddie Research

Eher interessant ist dann schon die Statistik aller abgesetzten Grafikchips für extra Grafiklösungen: Jene beinhaltet zum einen wiederum die Desktop-Grafikkarten, zum anderen aber auch alle Mobile-Lösungen. Wie sich Desktop- und Mobile-Lösungen innerhalb dieser Statistik verteilen, ist nicht bekannt und kann daher nur vermutet werden. Die vom PC-Markt her bekannte Faustregel "ein drittel Desktop, zwei Drittel Mobile" dürfte hierbei nicht zutreffen, da Laptops & Notebooks zu klar geringerem Anteil mit extra Grafiklösungen ausgerüstet werden. Die hier zuletzt erzielten Marktanteile von 19% für AMD und 81% für nVidia ergeben auch keine großen Hinweise, da zu nahe an den Marktanteilen für Desktop-Grafikkarten liegend (20% zu 80%). Die Tendenz, dass AMD mit Pandemie, Cryptoming-Hype und Grafikkarten-Dürre Marktanteile gegenüber nVidia hat abgeben müssen, ist jedoch auch dieser Statistik zu entnehmen.

diskrete Grafikchips Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021
AMD 25% 20% 20% 18% 19%
nVidia 75% 80% 80% 82% 81%
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen, Quelle: Jon Peddie Research