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Hardware- und Nachrichten-Links des 15./16. Mai 2021

Bei Linus Tech Tips hat man einen RayTracing-Blindtest durchgeführt – indem man schlicht ein paar Gamer ein paar Minuten lang vor Tomb Raider, Minecraft und Wolfenstein gesetzt hat, mit zwei identischen PCs, einmal mit RayTracing-Grafik und einmal mit normaler (maximierter) Rasterizer-Grafik. Augenscheinlich wurde dabei der Performance-Effekt bedacht, so dass man nicht anhand des Flüssigkeitsgefühls erkennen sollte, ob vielleicht die (leistungsfressendere) RayTracing-Grafik zum Einsatz kommt. Das Ergebnis des Blindtests ist dann, dass nur zu etwas oberhalb der Hälfte der Fälle die RayTracing-Grafik korrekt erkannt wurde. Selbiges Ergebnis ist mittelprächtig, denn normalerweise sollte die Erkennungsrate doch viel höher sein. Dies zeigt darauf hin, dass unter den gewählten Spieletiteln der RayTracing-Effekt in der allgemeinen Grafikpracht untergeht bzw. die RayTracing-Alternativlösung (sei es bei Beleuchtung, Schatten, Spiegelungen, sonstiges) zumindest ähnlich überzeugend rüberkommt.

Dies darf dabei nicht als generelles RayTracing-Gegenargument mißverstanden werden – immerhin handelt es sich bei den Testobjekten um Spieletitel, wo RayTracing jeweils erst nachträglich hinzugefügt wurde und es sich gleichfalls auch um die ersten Ausflüge der Spieleentwickler in diese Technik handelte. Was mit RayTracing wirklich möglich ist, konnte dabei prinzipbedingt (noch) nicht herausgearbeitet werden – dies geht wohl nur, wenn man jenen Effekt bereits bei in der Konzeptionsphase berücksichtigt (sowie mit deutlich stärkerem RayTracing-Einsatz plant). Gleichfalls deutet es aber auch darauf hin, dass die von den Spiele- und Engine-Entwicklern ersonnenen Tricks, um mit Rasterizer-Mitteln eine überzeugende Grafikpracht zu erschaffen, durchaus wirksam sind. RayTracing mag bezüglich der physikalischen Korrektheit (extrem) überlegen sein – aber allein das hilft noch nicht weiter, um eine stimmungsvolle Grafik zu erzeugen. Auch eine reine Rasterizer-Grafik ist damit derzeit weiterhin noch nicht abgeschrieben, selbst wenn RayTracing sicherlich die mittel- und langfristige Zukunft darstellen wird.

Von Phoronix kommt ein Vergleich der Grafikkarten-Performance unter Linux. Im Gegensatz zu früheren Artikeln dieser Art konnte hierbei primär auf ganz normale, bekannte Spiele-Titel zurückgegriffen werden und mussten keine Linux-Exoten bemüht werden. Das 4K-Endergebnis unterscheidet sich bis auf einen Fall nicht wirklich großartig von der (relativen) Grafikkarten-Performance unter Windows – wenn man es nicht wüsste, könnte man die Phoronix-Ergebnisse auch für einen Grafikkarten-Test unter Windows halten. Die große Ausnahme liegt bei der Performance der GeForce RTX 3080, welche augenscheinlich mißraten ist: Denn die Karte kommt bei Phoronix gar nicht auf Touren, liegt deutlich unterhalb ihres Windows-Ergebnisses und damit auch untypischerweise klar hinter einer Radeon RX 6800 XT zurück. Dabei deutet das dann hingegen wieder passende Ergebnis einer GeForce RTX 3090 darauf hin, dass hier eher ein Problem mit dieser GeForce RTX 3080 vorlag, denn wie gesagt halten sich ansonsten die relativen Differenzen zwischen Linux- und Windows-Performance in engen Grenzen.

4K/2160p Linux Windows
GeForce RTX 3090 146,1% ~145%
Radeon RX 6800 XT 131,0% 129,7%
GeForce RTX 3080 122,2% 135,3%
Radeon RX 6800 114,3% 112,1%
GeForce RTX 3070 101,3% 101,3%
Radeon RX 6700 XT 92,4% 90,0%
GeForce RTX 3060 Ti 89,2% 88,3%
Radeon RX 5700 XT 72,5% 69,0%
GeForce RTX 3060 65,2% 67,5%
4K-Performance gemäß Phoronix (Linux) bzw. Launch-Analyse 6700XT (Windows)

Der aktuelle Grafikkarten-Markt zur Mitte des Mai 2021 zeigt nun leider doch deutlich gen Süden: Gegenüber dem Mai-Anfang ist zuerst einmal die Verfügbarkeit sehr deutlich nach unten gegangen. War dies zuletzt noch ein positiv herauszuhebender Punkt (mit bis auf die GeForce RTX 3060 Ti nahezu durchgehend vernünftig verfügbare Karten), ist nunmehr insbesondere das Angebot an nVidia-Grafikkarten innerhalb von nur zwei Wochen maßgeblich zusammengebrochen. Dies führte zugleich auch zu heftigen Preissteigerungen bei selbigen nVidia-Karten, womit beispielsweise selbst die zum Listenpreis überteuerte GeForce RTX 3090 erstmals nicht mehr unterhalb des doppelten Preispunkts erhältlich ist. Das durchschnittliche Preisniveau der angebotenen Ampere-Beschleuniger hat hingegen damit das Dreifache des Listenpreises erreicht – jeweils betrachtet zum Bestpreis, andere Preisnotierungen können noch höher sein.

6700XT 6800 6800XT 6900XT 3060 3060Ti 3070 3080 3090
Geizhals 909-1499€ 1499-1699€ 1299-1799€ 1699-2299€ 999-1122€ nix 1500-1649€ 2999€ 3199€
Alternate 999-1219€ nix nix 1999-2999€ nix nix nix nix nix
Caseking nix nix 1642-1773€ 1989-2328€ nix nix 1498€ nix nix
ComputerU nix nix nix 2268€ nix nix nix nix nix
Equippr nix nix nix nix nix nix nix nix nix
Galaxus 1580€ nix nix nix nix nix nix nix nix
HardwareC24 nix nix nix 1879€ 999€ nix nix nix nix
Mindfactory 909-949€ nix nix 1699-2299€ nix nix nix nix nix
NotebooksB nix nix nix 1899€ nix nix nix nix nix
ProShop nix nix nix nix nix nix nix nix nix
Listenpreis 479€ 579€ 649€ 999€ 329€ 419€ 519€ 719€ 1549€
Mehrpreis ab +90% ab +159% ab +100% ab +70% ab +204% - ab +189% ab +317% ab +107%
vs. 2.5. +2PP +22PP –51PP –10PP +79PP - +44PP +97PP +43PP
Verfügbarkeit ★★★☆☆ ★★☆☆☆ ★★☆☆☆ ★★★★☆ ★★☆☆☆ ☆☆☆☆☆ ★★☆☆☆ ★☆☆☆☆ ★☆☆☆☆
Preisstand: 16. Mai 2021 (Nachts); ausschließlich lieferbare Angebote; "PP" = Prozentpunkte

Auf AMD-Seite sind weder die Preissteigerungen derart heftig (teilweise gibt es sogar leicht zurückgehende Preise), noch ist der Rückgang bei der Anzahl der lieferbaren Angebote wirklich großartig. Interessanterweise ist damit derzeit jene Grafikkarte mit der besten Verfügbarkeit auch diese, welche den niedrigsten Aufschlag auf den Listenpreis trägt – die Radeon RX 6900 XT. Dass die Straßenpreise für AMDs Beschleuniger derzeit im Schnitt "nur" beim Doppelten des Listenpreises liegen, bei nVidia dies wie gesagt jedoch das Dreifache beträgt, ergibt durchaus auch den Hinweis darauf, dass hierbei das Thema "Cryptomining" weiterhin eine Rolle spielt. Gut möglich, dass derzeit die Cryptominer lieber alles von nVidias alten Chip-Versionen wegkaufen, ehe die neuen Karten mit Cryptomining-Bremse kommen. Selbige hat der Grafikkarten-Markt nunmehr wirklich dringend nötig – natürlich nur unter der Bedingung, dass die Cryptomining-Bremse wirkt bzw. nicht so schnell gebrochen werden kann.

6700XT 6800 6800XT 6900XT 3060 3070 3080 3090
Listenpreis 479€ 579€ 649€ 999€ 329€ 519€ 719€ 1549€
17. Januar - 809-1019€ 999-1199€ 1249-1841€ - 769-1049€ - 1649-2406€
22. Januar - 879-1049€ 1019-1279€ 1249-1718€ - 729-999€ - 1849-2379€
2. Februar - 859-1049€ 1049-1329€ 1299-1755€ - 799-1249€ 1399-1449€ 1750-2899€
14. Februar - 969-1489€ 1129-1399€ 1339-1729€ - 899-1349€ - 2223-2819€
24. Februar - 999-1199€ 1098-1399€ 1429-2045€ - 979-1569€ - 2469-3669€
18. März 970-1049€ 1179-1199€ 1259-1539€ 1499-1960€ 559-1199€ 1299-1699€ 2299-2499€ 2459-3915€
19. April 860-1521€ 1379-1699€ 1444-1699€ 1654-2527€ 589-1181€ 1290-1699€ 2299-2399€ 2699-3049€
2. Mai 899-1417€ 1373-1699€ 1632-1773€ 1799-2528€ 740-1349€ 1269-1699€ 2299-2499€ 2539-3499€
16. Mai 909-1580€ 1499-1699€ 1299-1799€ 1699-2999€ 999-1122€ 1498-1649€ 2999€ 3199€

Zu erwähnen wäre noch der Fall von Landesmedienanstalt Berlin vs. KenFM, dargelegt seitens der NachDenkSeiten. Das Portal "KenFM" mag dabei streitbar bis zweifelhaft sein und auch die NachDenkSeiten nehmen hierbei keine ganz unparteiische Rolle ein – doch der relevante Punkt liegt hierbei nicht im Inhalt, sondern der Form (und ist damit allgemeingültig): Denn es wird auf die Folge des neuen Medienstaatsvertrag aufmerksam gemacht, welche (ohne Print-Publikation operierende) Internet-Medien deutlich schlechter stellt. Der KenFM gemachte Vorwurf der zuerst fehlenden und dann unzureichenden Quellenangaben führt schließlich bei üblichen Mainstream-Publikationen noch nie zu irgendwelchen Verfahren. Nur in wirklich gravierenden Fällen beschäftigt sich mal der Deutsche Presserat (eine Selbstkontroll-Organisation der Presse) mit ernsthaften Fehldarstellungen etc. und verteilt daraufhin bestenfalls "Rügen". Wirkliche Auswirkungen haben jene nicht, die BILD-Zeitung kann mit selbigen ihre Wände tapezieren.

Die die reinen Internet-Medien kontrollierenden Landesmedienanstalten gehen hingegen augenscheinlich wesentlich pendantischer vor und haben zudem tatsächliche Sanktionsmöglichkeiten – von substantiellen Geldstrafen bis hin (als Ultima Ratio) zu einer behördlich angeordneten Angebots-Sperrung. Es ist ein erstaunlicher Widerspruch, wieso ausgerechnet die (angeblichen) "Pseudo-Journalisten" nunmehr mit ernsthaften Sanktionen bedroht werden können, wenn die eigentlichen Journalisten für die gleiche Tat maximal ein rechtlich wirkungsloses Stück Tadel-Papier zugesandt bekommen (in der Praxis bei fehlenden Quellenangaben nicht einmal das). Normalerweise sollte man annehmen, dass insbesondere bei Verletzung des journalistischen Handwerkszeugs der "ungelernte Pseudo-Journalist" nicht gerade härter angegangen wird als der berufsmäßige Journalist. Ansonsten könnte man schließlich der abwegigen These anheimfallen, dass hiermit ein Druckmittel gegenüber unbotmäßigen Alternativ-Medien geschaffen wird, welches sich die Mainstream-Presse mit Verweis auf die Pressefreiheit niemals gefallen lassen würde.