Twitterer Kepler_L2 hat bezüglich des Releasetermins von AMDs RDNA3 (gemeint sein dürfte allein der Top-Chip "Navi 31") nochmals nachgelegt und gibt nun genauer das zweite Quartal 2022 als "wahrscheinlichsten" Termin an. Nur wenn AMD eine bessere Verfügbarkeit (bei der zugrundeliegenden 5nm-Fertigung) wünscht, könnte es auch das dritte Quartal 2022 werden. Dies ist in jedem Fall eine ausreichend exakte Aussage gegenüber dem doch sehr biegsamen "erstes Halbjahr" – wenn auch gleichzeitig eine mutige Aussage, welche einen gewissen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich zieht. Denn es erscheint bei diesem frühen RDNA3-Termin unwahrscheinlich, dass AMD auf Prozessoren-Seite dann Zen 4 noch vorher in den Markt bringen kann – so früh im Jahr 2022 wird die 5nm-Fertigung von TSMC für PC-Chips einfach nicht eingeschätzt. AMD hatte zuletzt auch schlechte Erfahrungen damit gemacht, neue Prozessoren- und Grafikchip-Generationen zum gleichen Zeitpunkt in den Markt zu schicken (Ryzen 5000 & Radeon RX 6000).

Q2 2022 is most likely release date, but Q3 is a possibility if they need more 5nm supply.
Quelle:  Kepler_L2 @ Twitter am 2. Mai 2021

Ein RDNA3-Start bereits im Frühling/Sommer 2022 deutet somit darauf hin, dass Zen 4 erst danach erscheint – bestenfalls vielleicht die Server-Prozessoren zeitgleich (zu RDNA3) kommen, aber eben nicht die Desktop-Modelle von Zen 4. Für letztere braucht AMD einiges an Kapazitäten, gerade wenn man auch gegenüber den OEMs durchgängig lieferbar sein will. Für jene Desktop-Modelle von Zen 4 könnte AMD somit eher auf einen Spätherbst-Launch gehen – ähnlich wie bei Zen 3 anno 2020. Dann sollte man von den Fertigungskapazitäten her besser aufgestellt sein, da Apple dann für das Jahr 2022 wahrscheinlich auf die 4nm-Fertigung wechselt und somit erhebliche 5nm-Kapazitäten bei TSMC freiwerden. Ein solch später Zen-4-Start läge zwar weiterhin im Rahmen von AMDs offiziellen Roadmaps, würde dann allerdings einen Zen-3-Refresh (Zen 3+) nahezu erzwingen – ansonsten müsste AMD mit "Ryzen 5000" glatt zwei Jahre durchhalten. All diese Überlegungen bedingen natürlich, dass sich jener frühe Releasetermin von RDNA3 irgendwie noch aus anderer Quelle bestätigen läßt.

Der aktuelle Grafikkarten-Markt zeigt bezüglich der neuen Ampere- und RDNA2-basierten Grafikkarten gegenüber der letzten Erhebung vom 19. April eine gewisse Seitwärtsbewegung: Einige Dinge wurden besser, andere wurden schlechter. Preislich hat sich meistens nicht viel getan, allein Radeon RX 6800 XT (+29PP) und GeForce RTX 3060 (+46PP) wurden gegenüber Mitte April beachtbar teurer. Bei den anderen Karten ergeben sich nur kleinere Schwankungen, teilweise sogar in den negativen Bereich hinein – sprich mit (etwas) niedrigeren Preislagen als zuletzt. Insgesamt hat dies aber noch keinen beachtbaren Effekt bzw. ist im platten Durchschnitt das Preisniveau nochmals leicht höher geworden. Im Sinne unserer aktuellen Umfrage liegt derzeit allein die GeForce RTX 3090 mit ihren Bestpreisen knapp unter der Schwelle von +75% auf Listenpreis – alle anderen Grafikkarten kosten zu ihren Bestpreisen mehr, zumeist sogar deutlich mehr.

Das aktuelle Preisniveau der Ampere- und RDNA2-Beschleuniger liegt derzeit im Durchschnitt bei ca. +125% zuzüglich Listenpreis, sprich etwas mehr als dem doppelten Listenpreis. Gemäß unserer aktuellen Umfrage spricht dies nur eine verschwindend kleine Minderheit der Grafikkarten-Käufer an (1%), was selbst wenn dieses Umfrage-Ergebnis nicht ganz korrekt sein sollte (beispielsweise durch Hemmungen, mit seiner wahren Meinung zu votieren) dennoch auf ein minimales Marktpotential zum aktuellen Preisstand hindeutet. Dennoch hat sich der Markt noch nicht wirklich beim Preispunkt bewegt, allenfalls an der Front der Verfügbarkeit gibt es positive Signale: Jene hat sich bei den meisten Karten leicht verbessert, zudem nirgendwo beachtbar verschlechtert. Reale Verfügbarkeit ist momentan – ganz im Gegensatz zu vor ein paar Monaten – nicht mehr das große Problem, jenes liegt eindeutig beim Preispunkt. Im schlechstmöglichen Fall setzen die Einzelhändler immer noch genügend Karten zu diesen (hohen) Preislagen ab – und sehen daher keinen Anlaß für einen Preiskampf.

Im bestmöglichen Fall werden hingegen Lagerbestände bei den Einzelhändler aufgebaut, wenn auch wohl ziemlich langsam. Die Einzelhändler werden dies anfänglich mit Freude sehen (weil es gut ist, von solchen profitablen Produkten etwas vorzeigbar an Lager zu haben), aber sobald die Lagerware größer wird, kann dies schnell in Bedenken umschlagen, ob man jene Bestände dann auch wirklich losbekommt. Seitens der Einzelhändler muß hierbei immer eingerechnet werden, dass man die meiste Ware auch nur zu überzogenen Preisen von den Distributoren bekommt – und man selbige damit nicht ewig liegenlassen kann, zum Listenpreis wäre das ganze dann ein klares Minusgeschäft. Erst wenn die Einzelhändler annehmen müssen, ihre teuer eingekaufte Ware nicht mehr zum genauso teuren Abgabepreis loszubekommen, kommt es aus Angst vor Verlustgeschäften zum wirklichen Preiskampf der Einzelhändler. Augenscheinlich sind wir von dieser Schwelle noch etwas entfernt – auch wenn der Aufbau von Lagerware dahingehend deutet, dass jener Punkt sich eigentlich nähern müsste.