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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im ersten Quartal 2020

Von Jon Peddie Research kommen die neuesten Zahlen zum weltweiten Grafikkarten-Markt, im genauen dem Markt an (Desktop-basierten) Add-in-Boards. In jenem hat sich relativ gesehen wenig bewegt, denn AMD hat gegenüber dem Vorquartal -0,3 Prozentpunkte Marktanteil verloren, nVidia demzufolge +0,3 Prozentpunkte hinzugewonnen (allesamt Stückzahlen-basiert). Erfreulich für AMD ist eher der Punkt, dass man sich damit wenigstens oberhalb der 30%-Marke stabilisieren konnte, nachdem es zuletzt mal hoch und mal runter ging, die letzte Phase mit durchgehend über 30% Marktanteil zum Ende des letzten Cryptomining-Hypes stattfand und demzufolge kaum zu werten ist.

AiB-Grafikchips Q1/2019 Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020
AMD 22,7% 32,1% 27,1% 31,1% 30,8%
nVidia 77,3% 67,9% 72,9% 68,9% 69,2%
Quelle: Jon Peddie Research

Auch der diesem Cryptomining-Hype nachfolgende Absturz der AMD-Marktanteile (auf bis zu 18,8% im Q4/2018) ist nunmehr überwunden und AMD scheint somit eine vernünftige Basis zu haben, um zukünftig vielleicht sogar noch stärker zulegen zu können. Wie an dieser Stelle schon des öfteren ausgedrückt, wird dafür nunmehr aber vor allem ein breiteres Grafikkarten-Angebot von AMD benötigt. Es ist doch schon sehr auffallend, dass gemäß der Retail-Verkaufsstatistik der Mindfactory im selbigen ersten Quartal 2020 nVidia besonders stark in Preissegmenten ist, welche AMD derzeit überhaupt nicht oder aber nur mit klaren Auslaufangeboten adressiert. AMD kann sicherlich damit leben, im Preisbereich der GeForce RTX 2080 Ti nichts anzubieten – aber wenn man im Preisbereich oberhalb 500 Euro gänzlich nicht vertreten ist und auch zwischen 200 und 300 Euro eine erhebliche Lücke klafft, kann dies nichts mit steigenden Marktanteilen werden.

Die starke Position von nVidia im Grafikkarten-Markt hat somit sicherlich auch etwas damit zu tun, dass nVidia für wirklich jeden Preisbereich entsprechende Lösungen anbietet, zudem auch Angebots-"Verballungen" (mit mehreren Lösungen für nahezu dieselbe Preislage) weitgehend vermeidet. Im Vergleich mit nVidia sieht AMDs Angebotsportfolios derzeit noch reichlich unausgewogen aus – ein Punkt, an dem man noch arbeiten muß. Dabei ergibt sich aus dieser Zustandsbescheibung durchaus auch eine gute Chance für AMD: Denn dort, wo AMD derzeit Angebote hat, ist man meisten sehr gut bei den Verkäufen dabei – das Potential ist also vorhanden. Ausgehend von diesem Potential sollte es eigentlich möglich sein, mit einem ausgewogenen Portfolio mit Angeboten für alle Preisbereiche zukünftig einen Marktanteil von 40% und mehr zu erreichen – was AMD zuletzt im Jahr 2012 (!) gelungen war.

Für den weltweiten Markt an Desktop-Grafikkarten sieht Jon Peddie Research im ersten Quartal im übrigen einen quartalsweisen Rückgang um -19,5%, wenngleich im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Zugewinn von +7,0% erreicht wurde (allesamt Stückzahlen-basiert). Vor allem aber wurde der zuletzt über mehrere Quartale laufende Trend von zunehmenden Absatzzahlen mit dem ersten Quartal 2020 gestoppt – gemäß Jon Peddie Research primär an der Corona-Krise liegend, wobei die üblicherweise in einem ersten Quartal schwachen Verkaufszahlen hierbei genauso mit hineingespielt haben könnten. Zu beachten wäre bei diesen Zahlen immer, das Jon Peddie Research üblicherweise Industrie-nah ermittelt, sprich allerhöchstwahrscheinlich werden hierbei die Absatzzahlen der Grafikkarten-Hersteller an ihre Distributoren und Direktabnehmer erfasst – nicht jedoch reale Verkaufszahlen im Einzelhandel.

Hierbei können sich zwei Differenzen ergeben: Erstens einmal kann die bei Jon Peddie Research schon als "abgesetzt" erfasste Grafikkarte beim Distributor, OEM-Hersteller und Einzelhändler durchaus noch ein paar Wochen liegen, ehe jene real verkauft wird. Und zweitens schlagen die Absatzdellen vor/nach einem Verkaufshype bei den Grafikkarten-Herstellern stärker durch als bei den Einzelhändler: Im Einzelhandel bricht der Absatz nach einem Verkaufshype (wie dem Cryptomining-Hype) weit weniger ein, die große Delle gibt es nur bei den Distributoren, welche auf Basis der erhöhten Fertigung gewaltige Nachlieferungen erhalten und irgendwann dann mit vollen Lägern keine Nachbestellungen mehr tätigen – das Geschäft der Grafikkarten-Hersteller bricht nominell ein, obwohl im Einzelhandel weiterhin viele Grafikkarten verkauft werden. Auch das Anziehen eines Verkaufshypes ist bei den Zahlen der Einzelhändler früher und bei den Zahlen der Grafikkarten-Hersteller später zu sehen, weil zuerst immer die Lagerbestände der Distributoren aufgebraucht werden, ehe die Grafikkarten-Hersteller zu größeren Nachlieferungen schreiten müssen. Die Zahlen der Einzelhändler liegen somit näher an dem, was zu welchem Zeitpunkt real verkauft wird, die Zahlen der Grafikkarten-Hersteller sind hingegen besser geeignet zur Beurteilung der Kräfteverhältnisse der Marktteilnehmer.

Abschließend haben Jon Peddie Research in einer zweiten Meldung noch neues zu den Marktanteilen aller Grafikchips verlauten lassen. Jene Statistik umfasst alle PC-Grafikchips, egal ob Desktop oder Mobile, egal ob extra Grafiklösung oder in Prozessoren integrierte GPUs. Somit wird jene Statistik regelmäßig von den iGPUs sowie deren Anbietern (Intel & AMD) dominiert, die extra Grafiklösungen liegen im Gesamtmarkt augenscheinlich nur bei einem Anteil von ca. einem Viertel. Insofern verwundert es nicht, wenn Intel hier regelmäßig vorn liegt und AMD inzwischen einen konstanten zweiten Platz einnimmt – nVidia hat einfach keine iGPUs (mehr), steht in diesem "Markt" somit auf verlorenem Posten. Eine wirkliche Relevanz haben diese Zahlen aber auch wieder nicht, dafür ist die Performance-Differenz und übliche Aufgaben-Palette von extra Grafikkarten und iGPUs einfach zu unterschiedlich.

alle PC-Grafikchips Q1/2019 Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020
AMD 15% 16% 16% 19% ~17%
Intel 69% 65% 65% 63% ~67%
nVidia 16% 19% 19% 18% ~16%
Quelle: Jon Peddie Research