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Erster vollständiger Test der Radeon Vega Frontier Edition veröffentlicht

Von PC Perspective kommt nun das erste echte Review zur Radeon Vega Frontier Edition (RV-FE) – welches dann auch endlich einmal vergleichende Spiele-Benchmarks (neben vielen anderen Betrachtungen zur Karte) bietet. Die Spiele-Benchmarks werden natürlich durch die kürzliche Erkenntnis entwertet, das die RV-FE derzeit treiberseitig im "Polaris-Modus" läuft, damit also eigentlich überhaupt nicht die Fähigkeiten der vorliegenden Vega-Hardware ausnutzt. Dies ist eine deutlich andere Klasse als einfach nur fehlende Spieleoptimierungen, sondern wird vielmehr das Performancebild um einen faktisch nicht schätzbaren, aber in jedem Fall hoch liegenden Effekt beeinflußen. Allerdings können die aufgestellten Performance-Werte wenigstens diesen Punkt indirekt bestätigen: Die RV-FE läuft derzeit einfach wie eine Radeon R9 Fury X auf höherem Takt: Die neue Karte erreicht unter WQHD eine Mehrperformance von +24,5% gegenüber dem älteren Spitzenprodukt von AMD – dies passt ganz gut zum (praktisch erreichten) Mehrtakt von +37% bei allerdings -5,5% weniger Speicherbandbreite und wahrscheinlich noch ohne die Speicherbandbreite schonenden GCN5-Features.

Fury X RV-FE 1070 1080 1080Ti
Schnitt aus 6 Spiele-Benchmarks @ WQHD 80,3% 100% 95,0% 119,6% 153,4%
Schnitt aus 6 Spiele-Benchmarks @ UltraHD - 100% - 120,2% 165,1%
basierend auf den Benchmarks von PC Perspective

Anders formuliert: Eine Radeon R9 Fury X, getaktet auf 1440/945 MHz, würde womöglich dieselben Ergebnisse auswerfen – der höhere Chiptakt kann bei dieser Karte nicht voll durchschlagen, da die Speicherbandbreite nicht mit steigt, sondern sogar leicht zurückgeht. Somit sehen wir hier absolut noch kein Wirken der Verbesserungen der GCN5-Architektur – welche wie bekannt derart zahlreich sind, das selbige in jedem Fall einen beachtbaren Performance-Boost (auf gleicher Taktrate) mitbringen sollten. Allein die Verbesserungen bezüglich der Ausnutzung der Speicherbandbreite bei Vega sollten beispielsweise dafür sorgen, das die Karte ihren höheren Chiptakt besser ausspielen kann, also für +37% Mehrtakt nicht nur +24,5% Mehrperformance auswirft. Mit den weiteren GCN5-Verbesserungen sind dann noch höhere Performance-Sphären anpeilbar – sofern AMD hierbei nicht doch irgendwo ein grundsätzliches Problem innerhalb der Vega-Architektur hat, was derzeit einfach noch nicht ausgeschlossen werden kann.

Wie vorgenannt lief die Karte während der Spiele-Tests meistens mit ~1440 MHz Chiptakt (ging im 3DMark sogar bis auf 1342 MHz herunter), taktet also doch erheblich unterhalb ihres maximalen Chiptakts von 1600 MHz. Mittels einer besseren Kühlung wäre hierbei noch einiges mehr zu erreichen, dies wird jedoch so oder so ein höheres Power-Limit benötigen – sprich, die Karte muß sich für höhere Taktraten sicher über 300 Watt genehmigen. Eine erhebliche Diskrepanz gegenüber AMD-offiziellen Aussagen gibt es bei der Chipfläche, welche PC Perspective mit immerhin 564mm² angegeben haben – die früheren Schätzungen ob 520-530mm² liegen da noch vergleichsweise nahe dran, allerdings hatte AMD seinerzeit mehr oder weniger offiziell eine Chipfläche von unter 500mm² propagandiert – mal schauen, wie AMD dies noch erklären kann. Mittels jener vergleichsweise großen Chipfläche ist es natürlich um so selbstverständlicher, das die Zielsetzung von AMD der Angriff auf die GeForce GTX 1080 Ti auf Basis des GP102-Chips (Chipfäche 471mm²) sein muß. Ob dies gelingen kann, wird sich jedoch erst nach Vorliegen von für die Vega-Architektur wirklich gedachten Treibern entscheiden können – welche von AMD kaum vor dem Release der Gaming-Lösungen der Radeon RX Vega Serie herausgegeben werden dürften.