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Genauere Informationen zum Grafikchip der Xbox 720

VGLeaks bietet erneut Spezifkationen zur Xbox 720 auf – welche nunmehr so detailliert sind, daß eine Fälschung eher ausgeschlossen werden kann. Zudem entsprechen diese neuen Informationen auch den zuletzt genannten Spezifikationen und ergänzen diese "nur noch". Damit erscheint es inzwischen als sicher, daß die Xbox 720 nur mit einer Grafiklösung der Mainstream-Klasse mit 768 Shader-Einheiten, 48 Textureneinheiten (TMUs) und 16 Raster Operation Units (ROPs) antreten wird, deren Taktrate mit nur 800 MHz auch nicht gerade weltbewegend ausfällt. Die reine GPU-Rechenleistung der Xbox 720 (1,23 TFlops) liegt damit nur auf dem Niveau einer Radeon HD 7770 (1,28 TFlops).

Allerdings hat die Xbox-720-GPU ein paar Besonderheiten, welche jene von der Mainstream-Grafiklösung Radeon HD 7770 unterscheidet: So verfügt die Xbox-720-GPU gleich über zwei Raster-Engines – was gleich ist zum größeren Pitcairn-Chip der Radeon HD 7800 Serie und für eine hohe Auslastung der Grafik-Pipeline sorgen wird. Und zweitens ist das Speicherinterface zum Hauptspeicher dann doch 256 Bit DDR breit – ansonsten würde man mit dem vermutlich verwendeten DDR3/2133-Speicher schließlich nicht auf die angegebene Bandbreite von 68,3 GB/sec kommen können. Auch in diesem Punkt gleicht die Xbox-720-GPU nicht dem Mainstream-Grafikchip "Cape Verde" der Radeon HD 7700 Grafikkarten, sondern dem Performance-Grafikchip "Pitcairn" der Radeon HD 7800 Grafikkarten.

Mehr Speicherbandbreite als bei einer Radeon HD 7770 gibt es dadurch allerdings nicht – dies verhindert der benutzte DDR3-Speicher, welcher auf DDR3/2133 nur einen Speichertakt von 1066 MHz bietet. Die Radeon HD 7770 verfügt zwar nur über ein halb so breites Speicherinterface, befeuert damit allerdings auf 2250 MHz laufenden GDDR5-Speicher und erzielt somit mit 72 GB/sec die sogar leicht höhere Speicherbandbreite. Im Gegenzug hat die Xbox-720-GPU dann allerdings noch ihre 32 MB eSRAM, welche mit einer Bandbreite von gleich 102,4 GB/sec angebunden sind (angeblich taktet der eSRAM mit nur 800 MHz, in diesem Fall benutzt man augenscheinlich ein 512 Bit DDR Speicherinterface zu jenem).

    Microsoft Xbox 720

  • AMD-CPU mit 8 Jaguar-Rechenkernen (möglicherweise realisiert über zwei zusammengeschaltete Vierkern-CPUs)
  • AMD-Grafiklösung der GCN-Architektur mit 2 Raster-Engines, 768 Shader-Einheiten, 48 TMUs und 16 ROPs auf 800 MHz Takt
  • Grafiklösung verfügt über 32 MB eingebetteten eSRAM, angebunden mit einer Bandbreite von 102,4 GB/sec
  • Grafiklösung verfügt über ein eigenes 256 Bit DDR Speicherinterface zum Hauptspeicher, maximale Bandbreite 68,3 GB/sec
  • 8 GB DDR3/2133 Hauptspeicher (3 GB für Betriebssystem reserviert, somit 5 GB nutzbar für Spiele)
  • 640 GB Festplatte
  • spezielle Windows-8-Version für die Xbox 720
  • Vorstellungstermin: E3 im Juni 2013
  • Launchtermin: Oktober 2013

Sofern der eSRAM als schneller Videospeicher gedacht wäre, ist dessen Menge von nur 32 MB jedoch eigentlich ungenügend: Darin würde gerade einmal Frontbuffer, Backbuffer und Z-Buffer von 1920x1080 ohne Multisampling Anti-Aliasing Platz finden, im Fall von 2x Multisampling Anti-Aliasing auf 1920x1080 müsste man dann schon auf einen dieser Puffer verzichten. Andererseits sind die Bandbreiten von eSRAM (102,4 GB/sec) und Hauptspeicher (68,3 GB/sec) bei der Xbox 720 auch nicht so großartig unterschiedlich, als daß man den SRAM unbedingt als Videospeicher benutzten müsste – und die weiteren Erläuterungen von VGLeaks hierzu gehen eher in andere Richtungen. Sofern man wirklich den großen Vorteil von eSRAM ausnutzen wollte – die viel geringere Latenz gegenüber dem Hauptspeicher – wäre eine Nutzung des eSRAM als großer Level3-Cache (und nicht als Videospeicher) genauso eine Möglichkeit.

Offen bleibt vorerst noch, ob sich die Xbox-720-GPU nun an der GCN1- oder der GCN2-Architektur von AMD anlehnt – aber so lange nichts genaues zur GCN2-Architektur bekannt ist, läßt sich diese Frage sowieso nicht wirklich beantworten. An der generellen Einschätzung, daß die Xbox-720-Grafiklösung von ihren Rohleistungen her nur besseres Mainstream-Niveau bietet, könnte dies allerdings sowie nichts ändern. Möglicherweise bringt AMD innerhalb der Sea-Islands-Generation ja noch einen Grafikchip mit exakt denselben 768 Shader-Einheiten als Nachfolger der Radeon HD 7700 Serie heraus – dann als Radeon HD 8700 Serie, was ziemlich gut das nominelle Leistungspotential der Xbox-720-GPU anzeigt.

Aber natürlich gilt wie immer bei Spielekonsolen, daß die nominellen Leistungswerte überhaupt nicht mit PC-Gegebenheiten vergleichbar sind, weil durch die Hardware-nähere Programmierung und das System der immer gleichen Hardware aus einer Konsole nun einmal viel mehr reale Performance herausgeholt werden kann als aus einem vergleichbaren PC. Die Xbox-720-GPU wird also sicherlich eine viel bessere Grafik flüssig auf den Bildschirm bringen können als dies ein PC mit einer Radeon HD 7770 Grafikkarte leisten könnte. Nur für einen so langen Lebenzyklus wie bei der Vorgängerkonsole scheint die Xbox-720-GPU nicht gut gewappnet zu sein, dafür ist der grundsätzliche Hardware-Ansatzpunkt der Xbox-720-GPU dann doch zu sehr "Mainstream".