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Gerüchteküche: Intel-Dokument belegt anscheinend den Verzicht auf HyperThreading bei "Arrow Lake"

Twitterer YuuKi_AnS hatte kurzzeitig den Teil einer Intel-Dokumentation online gebracht, welcher die Kern-Konfiguration der kommenden "Arrow Lake" Generation bei deren Spitzen-Die (auf Basis eines im Validierungs-Test befindlichen Vorserien-Exemplars) beschreibt. Der Tweet war sehr schnell wieder entschwunden, allerdings haben VideoCardz alle veröffentlichten Bilder gesichert, wobei sich der Rest dann nur noch um Mainboard- und Chipsatz-Funktionalitäten kümmert. Hieraus läßt sich mitnehmen, dass die nächste Intel-Generation im Desktop dann offiziell DDR5/6400-Speicher unterstützen wird, zumindest muß dies die derzeitige Intel-Planung sein (DDR4-Support fehlt gänzlich, was aber so erwartet wurde). Viel interessanter ist allerdings Intels Aussage zu den Kern- und Thread-Eigenschaften des größten Arrow-Lake-Dies:

Intel "Arrow Lake" Kern-Konfiguation
Intel "Arrow Lake" Kern-Konfiguation — geleakt durch YuuKi_AnS @ Twitter, interessanter Teil rot unterstrichen durch 3DC

Jene bestätigen die schon erwarteten 8 Performance- und 16 Effizienz-Kerne – und weisen erneut (deutlich) darauf hin, dass bei "Arrow Lake" kein HyperThreading mehr vorhanden sein wird: Denn die Intel-Beschreibung umfasst augenscheinlich die kompletten Hardware-Fähigkeiten des verbauten Prozessors – deswegen auch der Hinweis, dass die 8 P-Kerne im BIOS für diesen konkreten Test deaktiviert sind. Wenn man dagegen HyperThreading per Hardware dabei hätte, es jedoch für den Test ebenfalls deaktiviert, hätte man diesen Umstand an genau derselben Stelle ähnlich notiert. Die Aussage zum eventuellen SMT der P-Kerne lautet jedoch auf "8 threads" – und zeigt somit erneut darauf hin, dass Arrow Lake nicht mehr über das HyperThreading-Feature verfügen wird. Dies wurde bereits letzten Oktober per Gerücht gemeldet, konnte seinerzeit allerdings nicht belegt werden – und blieb seinerzeit somit in der Schwebe.

Nunmehr scheint sich dieses Gerücht tatsächlich zu materialisieren – abgesehen von Restchancen, dass Intel hier eine fehlerhafte Angabe abgegeben hat oder dass man im eigenen System unterschiedliche Systematiken verwendet, wie deaktivierte Features bei dieserart Validierungs-Tests benannt werden. Die generelle Abkehr von HyperThreading stand bei Intel dabei schon etwas länger in der Gerüchteküche, allerdings war seitens Intel wohl auch geplant, alternativ dafür dann auf extra "Rentable Units" zu setzen, welche eine sinngemäß ähnliche Funktionalität nur CPU-intern und damit nicht offen gegenüber dem Betriebssystem übernehmen können. Allerdings ist komplett unklar, ob Arrow Lake bereits diese Rentable Units haben kann, da bei Arrow Lake eigentlich HyperThreading geplant war und erst vergleichsweise spät gestrichen worden sein soll. Im dümmsten Fall kommt Arrow Lake somit ohne HyperThreading und gleichfalls ohne Rentable Units.

In diesem Fall erscheint es als schwer vorstellbar, wie Intel damit zu neuen Performance-Höhen aufbrechen können soll. HyperThreading ist auf den heutigen ManyCore-Prozessoren zwar keineswegs mehr so schlagkräftig wie zu Zeiten der SingleCore- und DualCore-Prozessoren, aber einen gewissen Performance-Effekt auf Anwendungs-Benchmarks hat es dennoch. Leider fehlen hierzu Belege bzw. Benchmarks aus jüngerer Zeit mit deaktiviertem HyperThreading, so dass man nur Erfahrungswerte bemühen kann: Unter stark Multithread-lastigen Benchmarks kann HyperThreading auch jetzt noch 20-30% Performance erbringen. Unter vielen Adobe-Benchmarks mit starkem Singlethread-Einfluß kann HyperThreading hingegen nutzlos oder sogar (leicht) kontraproduktiv sein, so dass im Schnitt eines breit angelegten Benchmark-Felds der Performance-Effekt von HyperThreading heutzutage auf ca. 10-15% zu schätzen ist.

Dummerweise ist dies auch jener Performance-Effekt, welchen man üblicherweise durch eine mittelprächtige neue CPU-Generation erreicht. Sofern die Verbesserungen von Arrow Lake angenommenerweise einen mittelprächtigen Performance-Effekt ergeben, wird dies durch das Fehlen von HyperThreading umgehend wieder aufgefressen werden – sprich, dann stünde aus Sicht der Anwendungs-Performance eine Nullrunde an. Selbst wenn Arrow Lake also Architektur-seitig richtig großartig werden würde, frisst das Fehlen von HyperThreading einen Großteil der damit erzeugten Mehrperformance wieder auf. Aus reiner Sicht der Anwendungs-Performance wäre somit der Verzicht auf HyperThreading ohne gleichzeitigen Ersatz durch Rentable Units ein schwerer Schlag. Arrow Lake würde somit bei der Anwendungs-Performance wahrscheinlich nur das Niveau von Raptor Lake plus im bestmöglichen Fall etwas mehr erreichen können, gerüchteweise verbreitete Performance-Versprechen in Richtung +30% wären somit eine Illusion.

Es muß allerdings klar gesagt werden, dass dies aus Sicht der Spiele-Performance vollkommen anders laufen wird. HyperThreading hat dort so ziemlich gar kein Gewicht, wird in aller Regel nur Performance-wirksam auf kleineren Prozessoren-Modellen, um dort fehlende physikalische CPU-Kerne auszugleichen. Bei den größeren Modellen bringt HyperThreading oftmals nichts bzw. läuft nach wie vor bei einigen Spiele-Titel in den negativen Bereich hinein. Da anfänglich immer zuerst die größten Modelle einer neuen Generation getestet werden, könnte Intel bei Spiele-Benchmarks durch den Verzicht auf HyperThreading nichts verlieren – und kann danach die Architektur-Vorteile von Arrow Lake auf die Schiene bringen. Im Spiele-Bereich können sich die verschiedenen Performance-Versprechen also durchaus erfüllen, selbst wenn jene noch kunterbunt durcheinander gehen und es diesbezüglich keine Gewißheiten gibt.

Der sich andeutende Verzicht auf HyperThreading bei der Arrow-Lake-Generation (ohne gleichzeitigen Ausgleich durch Rentable Units) würde somit voraussichtlich kaum einen Zuwachs bei der Anwendungs-Performance sowie allerdings einen gutklassigen Zuwachs bei der Spiele-Performance ergeben. Dies ist aus Nutzersicht nicht einmal ein schlechtes Ergebnis, denn Anwendungs-Performance haben insbesondere die Spitzen-Modelle zur Genüge, hier liegt bei den allermeisten Anwendern einfach kein Bedarf nach "Mehr" vor. Leicht irritierend dürfte es natürlich trotzdem sein, wenn die nächste Intel-Generation mit wiederum kaum veränderter Anwendungs-Performance herauskommt. Nicht in jedem Käufer-Segment schaut man zuerst auf die Spiele-Performance, selbst wenn jene medial inzwischen weit vorn steht. Natürlich kann sich Intel dennoch sicher sein, dass man über seine sattelfeste Stellung im OEM-Segment dennoch großartig verkaufen wird – fast egal was man den CPU-Käufern vorsetzt.

Fertigung CPU-Architekturen max. Kerne HT iGPU Sockel Ausrichtung Release
Alder Lake Intel 7 Golden Cove + Gracemont 8P+8E Xe LGA1700 Desktop & Mobile 4. Nov. 2021
Raptor Lake Intel 7 Raptor Cove + Gracemont 8P+16E Xe LGA1700 Desktop & Mobile (tlw. mit ADL-Dies) 20. Okt. 2022
Raptor Lake Refresh Intel 7 Raptor Cove + Gracemont 8P+16E Xe LGA1700 Desktop & HX-Mobile (tlw. mit ADL-Dies) 17. Okt. 2023
Meteor Lake Intel 4 Redwood Cove + Crestmont 6P+8E+2LP Xe LGA1851 rein Mobile (kein HX) 14. Dez. 2023
Arrow Lake 20A + N3B Lion Cove + Skymont 8P+16E+2LP Xe LGA1851 Desktop & Mobile Ende 2024
Lunar Lake TSMC N3B Lion Cove + Skymont 4P+4E+2LP Xe2 ? rein UltraMobile Q4/24-H1/25
Arrow Lake Refresh 20A + N3B Lion Cove + Skymont 8P+32E+2LP ? ? Desktop & Mobile H2/2025
Panther Lake Intel 18A Cougar Cove + Darkmont 4P+8E+4LP ? Xe3 ? rein Mobile (kein H/HX) Q4/25-H1/26
Nova Lake 14/16A + N2P ? + Arctic Wolf 16P+32E+4LP ? ? ? Desktop & Mobile H2/2026
Hinweise: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basierend auf Gerüchten & Annahmen: Fertigung bezogen jeweils nur auf die CPU- & GPU-Tiles

PS: Das Intel-Dokument benennt "Arrow Lake-S" noch als 15. Core-Generation. Dies wird allerdings nicht derart passieren, denn mit Intels neuem Namensschema wurde auch ein faktischer "Reboot" der Core-Generationen von Intel durchgeführt. Arrow Lake wird somit im Verkauf als "2. Core-Ultra-Generation" erscheinen, wobei wie bekannt auch einige Prozessoren davon ohne den "Ultra"-Suffix erscheinen können.

PS2: Nicht aufklären läßt sich mit den vorliegenden Angaben der Stand der erst bei "Meteor Lake" eingeführten LPE-Kerne. Die vorstehende Unterlage erwähnt diesbezüglich nichts eindeutiges, dies könnte aber auch einfach zu unwichtig oder selbstverständlich sein. Die dargebrachte Formulierung "8+16+1" kann man natürlich auch als einen einzelnen LPE-Kernen deuten – allerdings kann dies auch die verwendete Grafiklösung "GT1" bezeichnen, bei Intel-Schreibweisen zu früheren Prozessoren war dies durchaus so üblich. Diesbezüglich muß man abwarten, ob es hierzu noch eine Klärung gibt. Vielleicht spart sich Intel die LPE-Kerne sogar tatsächlich rein im größten Arrow-Lake-Die, da jenes primär in den Desktop geht und dort die (mittels der LPE-Kerne möglichen) Superniedriglast-Zustände kaum gefragt sind. Dass Intel diese Innovation durch "Meteor Lake" schon bei der nächsten CPU-Generation gleich wieder wegrationalisiert, erscheint hingegen wenig glaubwürdig.