14

Hardware- und Nachrichten-Links des 14. November 2019

Nachdem der Ryzen 9 3950X etwas früher kam als eigentlich angekündigt, bleibt nun (leider) keine Zeit mehr für eine alleinige Betrachtung des am 30. Oktober offiziell vorgestellten Intel Core i9-9900KS. Zur groben Einordnung kann man sich allerdings sicherlich an die von der ComputerBase aufgestellten Performance-Indizes halten, eine genauere Einordnung des Core i9-9900KS wird sich dann ganz automatisch im Zuge der Auswertung der Launchreviews zum Ryzen 9 3950X ergeben. Nominell legt der Core i9-9900KS schlicht +5% Anwendungs-Performance sowie +4% Spiele-Performance auf den regulären Core i9-9900K oben drauf. Dies ist fast das Mindestmaß für ein neues CPU-Modell, allerdings durchaus im Gaming-Bereich interessant, denn immerhin vergrößert Intel hiermit den Abstand zu AMD auf nunmehr wieder einen knappen zweistelligen Prozentwert (gegenüber dem in etwa gleichpreisigen Ryzen 9 3900X).

Ryzen 7 3700X Ryzen 9 3900X Core i9-9900K Core i9-9900KS
Technik Matisse (Zen 2), 8C/16T, 3.6/4.4 GHz, 65W TDP Matisse (Zen 2), 12C/24T, 3.8/4.6 GHz, 105W TDP Coffee Lake Refresh, 8C/16T, 3.6/4.7/5.0 GHz, 95W TDP Coffee Lake Refresh, 8C/16T, 4.0/5.0/5.0 GHz, 127W TDP
Anwendungs-Perf. (10 Tests) 74% 100% 75% 79%
SingleCore-Perf. (4 Tests) 98% 100% 105% 105%
Spiele-Perf. (Frametimes, 9 Tests) 99% 100% 107% 111%
Stromverbrauch (Prime95, reine CPU) 90W 131W 211W 275W
Listenpreis 329$ (boxed) 499$ (boxed) 488$ (tray) bzw. 499$ (boxed) 513$ (tray)
Straßenpreis ab 327€ ab 579€ ab 498€ ab 589€
gemäß den Ausführungen der ComputerBase

Erkauft wird sich mit einer allerdings deutlich höheren Verlustleistung – zumindest im ComputerBase-Test, bei einem Vorab-Test sah dies noch ganz anders aus. Dies wäre für viele Anwender allerdings verschmerzbar, denn gerade im Gaming-Einsatz werden diese hohen (maximalen) Stromverbrauchs-Werte niemals erreicht. Ein vielleicht größerer Problempunkt ist dann der Preis des Core i9-9900KS, welcher zwar nominell nur +5% mehr kostet als der Core i9-9900K, in der Praxis aktueller Straßenpreise jedoch eher mit einem Preisaufschlag von +100 Euro (+18%) antritt. Damit rutscht der neue Intel-Prozessor vor allem in eine Preislage, wo auch schon der Ryzen 9 3900X trotz seiner überzogenen Straßenpreise erhältlich ist – und welcher ein gutes Gegenangebot mit mehr Luft für die Zukunft (vier mehr CPU-Kerne) sowie durchgehend freundlichem Stromverbrauch darstellt. Der Core i9-9900KS müsste preislich näher zum Preisaufschlag des Listenpreises (+25 Dollar) tendieren, um wirklich interessant zu sein. Eine Spitzen-CPU rein fürs Gaming ist der Core i9-9900KS allerdings dennoch, dies ist keine Frage.

Richtige Kritik zieht sich Intel derzeit mit seiner Verhaltensweise im Fall der CPU-Sicherheitslücke "ZombieLoad v2" zu: Jene wurde im April entdeckt, aber erst jetzt (mittels Microcode-Fixes, die dann erst noch über BIOS- oder Windows-Updates verteilt werden müssen) geschlossen wie offiziell gemacht. Dass dies so spät passiert, ist der Lauf der Dinge – immerhin will man dem Hersteller Zeit geben für entsprechende Fixes und begünstigt eine zu frühe Berichterstattung nur Cyberkriminelle, welche immer nach noch nicht geschlossenen Lücken suchen. Die eigentliche Problematik dieses Fall liegt dann darin, dass Intel im April mit dem Wissen über "ZombieLoad v2" noch die "Cascade Lake SP" Server-Prozessoren herausgebracht hatte, sowie jene als "abgesichert" gegen alle CPU-Sicherheitslücken vermarktet hat. Dies war dann laut Intels eigenem Wissen falsch, wofür Intel nunmehr (zu Recht) Feuer bezieht bzw. möglicherweise sogar noch mehr Feuer beziehen sollte, immerhin passiert dieser Lapsus im professionellen Feld bei Server-Prozessoren. Ironischerweise betrifft die neue Schwachstelle mit "TSX" dabei ein CPU-Feature, welches explizit zur Beschleunigung bestimmter Datenbanken entwickelt wurde und daher auch nur im Server-Umfeld eingesetzt wird. Für die noch anstehenden HEDT-Prozessoren von "Cascade Lake X" hat das ganze also keine Relevanz – für die Reputation Intels im professionellen Umfeld allerdings um so mehr.

Gerade nachdem im Januar 2018 nach dem Aufkommen von Meltdown & Spectre noch ein Intel-Verprechen von Security-First Pledge abgegeben hatte, irritiert so etwas um so mehr. Natürlich kann man verstehen, dass Intel in einer ungünstigstmöglichen Lage war, wenn wenige Tage vor dem geplanten Launch einer neuen Server-Generation eine solche Sicherheitslücke auftaucht (die dann auch nicht mehr so schnell gefixt werden kann) – aber augenscheinlich wären letztlich doch andere Wege möglich gewesen. Denn wie Phoronix bei ihren Tests zum Fix für ZombieLoad v2 herausgefunden haben, tangiert die Abschaltung des TSX-Features die Performance überhaupt nicht (was bedeutet, das man keinerlei Anwendungen mit größerem TSX-Einsatz im Testfeld hatte) – Intels Fix kostet hingegen immerhin -7% Performance, ist somit für alle Nutzungsarten ohne TSX-Einsatz sogar eher kontraproduktiv. Die korrekte Vorgehensweise Intels zum Launch von Cascade Lake SP wäre also gewesen, diese Server-Prozessoren schlicht vorerst mit deaktiviertem TSX-Feature auszuliefern. Ironischerweise wäre dies sogar aus Performance-Sicht effektiver, denn außerhalb von Anwendungsfällen mit starker TSX-Nutzung ist es laut den Phoronix-Benchmarks besser, auf den Intel-Fix zu verzichten und schlicht TSX zu deaktivieren.

Aus unserem Forum kommt der völlig berechtigte Hinweis, das die kürzlich genannten Geekbench-Werte zum Core i9-9980XE (im Vergleich mit dem Core i9-10980XE sowie dem Ryzen 9 3950X) zu hoch gegriffen sind, weil hierbei auch Übertaktungs-Resultate mit eingeflossen sind. Diesen Übertaktungs-Status kann man einigen Geekbench-Ergebnissen durch den Blick in die Testdetails entnehmen – dazu muß einfach an die URL des jeweiligen Einzeltests manuell ein ".gb4" angehängt werden (beispielhaft: original & mit Anhängsel). Natürlich ist es sowieso suboptimal, das solcherart Ergebnisse überhaupt mit in die Datenbank zwischen andere Ergebnisse im unübertakteten Zustand eingemischt werden, weil dies ganz besonders angesichts der erheblichen Schwankungsbreite von Geekbench-Resultaten nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. In jedem Fall wurden die kürzlich genannten Geekbench-Werte diesbezüglich noch einmal kontrolliert und nachfolgend entsprechende Korrekturen an den Werten von Ryzen Threadripper 2990WX (etwas höher als bisher) sowie Core i9-9980XE (niedriger als bisher) vorgenommen – so dass nunmehr das insgesamte Bild etwas stimmiger herüberkommt.

Technik GB4 Single GB4 Multi Quellen
Ryzen Threadripper 3970X Castle Peak (Zen 2), 32C/64T, 3.7/4.5 GHz 5519 68279 WCCF Tech
Ryzen Threadripper 2990WX Colfax (Zen+), 32C/64T, 3.0/4.2 GHz 4300-4800 36-42.000 Geekbench-DB
Ryzen 9 3950X Matisse (Zen 2), 16C/32T, 3.5/4.7 GHz 5570 52098 Geekbench
Core i9-10980XE Cascade Lake X, 18C/36T, 3.0/3.8/4.8 GHz 5381 51514 Geekbench
Core i9-9980XE Skylake X Refresh, 18C/36T, 3.0/3.8/4.5 GHz 5000-5300 49-53.000 Geekbench-DB
alle Benchmark-Werte unter dem Geekbench 4 (rein unter Windows)