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Hardware- und Nachrichten-Links des 8. Juni 2021

Auf YouTube sind zwei chinesische Video-Reviews zur GeForce RTX 3070 Ti aufgetaucht, wobei in beiden Fällen Twitterer I_Leak_VN zuerst auf diese hingewiesen hatte: Video-Review #1 & Video-Review #2. VideoCardz haben einige der dort gezeigten Benchmark-Ergebnisse und andere Aussagen dokumentiert, interessant ist hieran vor allem die erzielte Ethereum-Hashrate von 39 MH/s bei der GeForce RTX 3070 Ti (optimiert: 45 MH/s). Dies ist deutlich niedriger, als was die originale GeForce RTX 3070 ohne Mining-Bremse schafft (optimiert ca. 61,8 MH/s), trotz um immerhin +36% gesteigerter Speicherbandbreite. Die Benchmark-Ergebnisse der Video-Reviews zeigen zwar in eine gewisse Richtung, sind aber wenig geeignet für eine genauere Auswertung, da teilweise basierend auf Hersteller-Modellen und zu unsolide in der Benchmark-Gestaltung. Aber auf Basis der inzwischen offiziellen Karten-Spezifikationen läßt sich die Performance der GeForce RTX 3070 Ti auch so ganz gut prognostizieren:

6800 3070 3070 Ti 3080
4K-Performance 110,9% 100% geschätzt: ~110-112% 132,5%
Speicher 16 GB GDDR6 8 GB GDDR6 8 GB GDDR6X 10 GB GDDR6X
Real-Verbrauch 233W 221W ? 325W
Listenpreis $579 / 579€ $499 / 519€ $599 / 619€ $699 / 719€

Eine gewisse Spielbreite existiert hierbei noch, da der Zuwachs an FP32-Rechenleistung mit +7% zur regulären GeForce RTX 3070 vergleichsweise mager ausfällt, dafür aber mit +36% bei der Speicherbandbreite bzw. +32% bei der TDP andere Performance-Bringer existieren. Ersteres wird die Recheneffizienz verbessern, zweiteres erlaubt eventuell höhere Real-Taktraten, weil einfach ein viel größerer TDP-Spielraum existiert (teilweise wird jener Spielraum aber auch vom Speicherinterface gebraucht, welches deutlich mehr arbeiten muß). Ganz große Wunderdinge sind aus dieser Ansetzung heraus jedoch nicht zu erwarten, viel mehr als die prognostizierten +10-12% auf eine reguläre GeForce RTX 3070 oben drauf dürften es kaum werden – womit die GeForce RTX 3080 weiterhin um ca. +20% vorn liegen sollte. Trifft diese Performance-Vorhersage zu, sollte die GeForce RTX 3070 Ti grob auf der Performance der Radeon RX 6800 (non-XT) herauskommen – und damit jener AMD-Karte, für welche nVidia bisher keine direkte eigene Antwort hatte.

Der größte Stolperstein zur GeForce RTX 3070 Ti dürfte jedoch wahrscheinlich in der Speichermenge von weiterhin nur 8 GB liegen – was in diesem Preis- und Performance-Feld kaum noch gut ankommt. Schon die GeForce RTX 3070 wurde seinerzeit für genau diese Speichermenge hart abgestraft, die GeForce RTX 3060 Ti mit ähnlichem (nominellen) Preis/Leistungs-Verhältnis und aber der gleichen Speichermenge in einem niedrigeren Performance-Segment kam diesbezüglich deutlich gnädiger weg. Mit denselben 8 GB Grafikkartenspeicher die Performance noch weiter zu erhöhen – gerade wenn AMD im selben Performance-Segment mit gleich 16 GB operiert – ist kaum eine gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Launch. Wie bekannt werden die Launchreviews zur GeForce RTX 3070 Ti am 9. Juni um 15 Uhr deutscher Zeit erscheinen, deren "Verkaufsstart" wird dann zur gleichen Zeit einen Tag später stattfinden.

Breit beachtet wird derzeit eine Meldung seitens der Marktforscher von Jon Peddie Research, welche im ersten Quartal 2021 den GPU-Markt um +35% gewachsen gegenüber dem Vorjahreszeitraum sehen. Die Schlagzeile kommt in diesen Zeiten natürlich gut an, enthält jedoch mehr heiße Luft als Substanz – denn natürlich handelt es sich hierbei um die Statistik aller verkauften Grafikchips, welche zu (grob geschätzt) 75-80% von den integrierten Grafiklösungen dominiert wird. Alle extra Grafiklösungen zusammengenommen stellen hierbei also die klare Minderheit, Desktop-Grafikkarten dürften bei irgendwo um die 10% an der Gesamtmenge aller GPUs liegen. Irgendwelche Aussagen zum eigentlichen Grafikkarten-Markt, selbst die Mobile-Modelle (auf Basis von extra Grafikchips) eingeschlossen, sind dieser Statistik also nicht zu entnehmen. Natürlich sind deren Verkäufe auch gewachsen – aber ohne dass auch die "Verkäufe" an iGPUs in einem mindest ähnlichen Maßstab zugenommen haben, wäre die vorgenannten +35% nicht möglich.

Dies zeigt sich letztlich auch ganz klar am Marktanteil Intels, welcher zuletzt sogar geringfügig zugenommen hat: Dies bedeutet, dass der Anteil an iGPUs an dieser enormen Zunahme sogar eher leicht höher geworden ist, diese Marktexplosion in erster Linie über die enorme Zunahme der PC-Verkäufe mit (automatisch mitverkaufter) iGPUs getragen wurde. Gedankenspiel: Wenn allein die extra Grafikchips um +35% wachsen und die iGPUs in der Anzahl identisch bleiben, liegt die Zunahme des Gesamtmarkts bei nur ca. +8% – und umgedreht, wenn die iGPUs um +45% wachsen und die extra Grafikchips unverändert bleiben, kommt der Gesamtmarkt auf +35% Zuwachs. Die Dominanz der integrierten Grafiklösungen verzerrt hierbei die ganze Statistik bzw. läßt keine wirklich zielführende Aussage zum eigentlichen Grafikkarten-Markt zu – schließlich wird eine iGPU in den allermeisten Fällen nicht bewußt gekauft, sondern ist nur Nebenprodukt des Erwerbs eines PC-Prozessors bzw. beim Kauf eines kompletten PCs oder Notebooks. Die Schlagzeile von "35% mehr GPUs" ist somit maßgeblich irreführend, korrekter wäre eher so etwas wie "35% mehr integrierte Grafik".

Q1/2019 Q1/2020 Q1/2021
Stückzahl aller verkaufter PC-GPUs (inkl. iGPUs) ~77 Mio. interpoliert: ~88 Mio. 119 Mio.
Veränderung zum Vorjahr - +15% +35%
AMD-Marktanteil 15,9% 16,4% 15,2%
Intel-Marktanteil 67,7% 66,9% 68,2%
nVidia-Marktanteil 16,3% 16,7% 16,7%
alle Daten gemäß Jon Peddie Research