Prozessoren-Hersteller Intel hat zum Start der Berichtssaison seine Geschäftsergebnisse für das vierte Quartal 2012 sowie das Gesamtjahr 2012 bekanntgegeben. Dabei konnte das vierte Quartal 2012 trotz des darin befindlichen Weihnachtsgeschäfts samt der Vorstellung von Windows 8 nicht überzeugen: Der Umsatz des vierten Quartals 2012 (13477 Mio. $) lag nur auf dem Niveau des allgemein als schwächer geltenden dritten Quartals (13457 Mio. $) und sogar etwas unterhalb des Vorjahresquartals (13887 Mio. $), beim Gewinn des vierten Quartals 2012 (2468 Mio. $) fiel man sogar klar gegenüber dem dritten Quartal (2972 Mio. $) sowie noch deutlicher gegenüber dem Vorjahresquartal (3360 Mio. $) zurück. Dies hat dann auch spürbare Auswirkungen auf die Geschäftszahlen des kompletten Jahres 2012: Erstmals in den letzten Jahren konnten Umsatz und Gewinn nicht gesteigert werden – beim Umsatz erzielte Intel wenigstens halbwegs das Vorjahresergebnis (53,3 Mrd. $ zu 54,0 Mrd. $ in 2011), beim Gewinn fiel man dagegen bemerkbar zurück (11,0 Mrd. $ zu 12,9 Mrd. $).
Selbst das bisher krisenfeste Intel spürt nun also die Schwäche des PC-Marktes an seinen eigenen Geschäftszahlen. Trotzdem steht Intel natürlich immer noch verglichen mit anderen Unternehmen glänzend da und dürfte der Halbleiterhersteller mit dem besten Verhältnis von Gewinn zu Umsatz sein – die meisten anderen Halbleiterhersteller bewegen sich da auf viel schmalerem Grat. Zudem war der durch die Finanzkrise ausgelöste Geschäftseinbruch viel härter als bisher die aktuelle Schwächephase des PC-Geschäfts. Intel dürfte sicherlich aufgrund dieser Zahlen von vielen niedergeschrieen und von einigen Analysten auch gleich abgeschrieben werden – vergessend dabei die extreme Größe und Finanzmacht von Intel.
AMD | Intel | nVidia | ||||
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(Mio. $) | Umsatz | Gewinn (operativ) | Umsatz | Gewinn (operativ) | Umsatz | Gewinn (operativ) |
Q4/06 | 1773 | -574 (-529) | 9694 | 1501 (1488) | 878 | 163 (138) |
Q1/07 | 1233 | -611 (-504) | 8852 | 1610 (1675) | 844 | 132 (141) |
Q2/07 | 1378 | -600 (-457) | 8680 | 1278 (1350) | 935 | 172 (184) |
Q3/07 | 1632 | -396 (-226) | 10090 | 1860 (2247) | 1115 | 235 (247) |
Q4/07 | 1770 | -1772 (-1678) | 10712 | 2271 (3047) | 1202 | 256 (262) |
Q1/08 | 1456 | -358 (-214) | 9673 | 1443 (2062) | 1153 | 176 (202) |
Q2/08 | 1349 | -1189 (-143) | 9470 | 1601 (2255) | 892 | -120 (-155) |
Q3/08 | 1797 | -127 (122) | 10217 | 2014 (3098) | 897 | 61 (56) |
Q4/08 | 1162 | -1436 (-1274) | 8226 | 234 (1539) | 481 | -147 (-175) |
Q1/09 | 1177 | -416 (-298) | 7145 | 647 (670) | 664 | -201 (-230) |
Q2/09 | 1184 | -330 (-249) | 8024 | -398 (-12) | 776 | -105 (-110) |
Q3/09 | 1396 | -128 (-77) | 9389 | 1856 (2579) | 903 | 107 (107) |
Q4/09 | 1646 | 1178 (1288) | 10569 | 2282 (2497) | 982 | 131 (134) |
Q1/10 | 1574 | 257 (182) | 10299 | 2442 (3448) | 1001 | 137 (147) |
Q2/10 | 1653 | -43 (125) | 10765 | 2887 (3981) | 811 | -141 (-175) |
Q3/10 | 1620 | -118 (128) | 11102 | 2955 (4136) | 843 | 84 (103) |
Q4/10 | 1650 | 375 (413) | 11457 | 3388 (4347) | 886 | 171 (179) |
Q1/11 | 1610 | 510 (54) | 12847 | 3160 (4158) | 962 | 135 (154) |
Q2/11 | 1574 | 61 (105) | 13032 | 2954 (3935) | 1017 | 151 (174) |
Q3/11 | 1690 | 97 (138) | 14233 | 3468 (4785) | 1066 | 178 (197) |
Q4/11 | 1691 | -177 (71) | 13887 | 3360 (4599) | 953 | 116 (122) |
Q1/12 | 1590 | -590 (-580) | 12906 | 2738 (3810) | 925 | 60 (73) |
Q2/12 | 1410 | 37 (77) | 13501 | 2827 (3832) | 1044 | 119 (140) |
Q3/12 | 1270 | -157 (-131) | 13457 | 2972 (3841) | 1204 | 209 (252) |
Q4/12 | 13477 | 2468 (3155) | ||||
2007 (Mrd. $) | 6,0 | -3,4 (-2,9) | 38,3 | 7,0 (8,3) | 4,1 | 0,8 (0,8) |
2008 (Mrd. $) | 5,8 | -3,1 (-1,5) | 37,6 | 5,3 (9,0) | 3,4 | -0,0 (-0,1) |
2009 (Mrd. $) | 5,4 | 0,3 (0,7) | 35,1 | 4,4 (5,7) | 3,3 | -0,1 (-0,1) |
2010 (Mrd. $) | 6,5 | 0,5 (0,8) | 43,6 | 11,7 (15,9) | 3,5 | 0,2 (0,3) |
2011 (Mrd. $) | 6,6 | 0,5 (0,4) | 54,0 | 12,9 (17,5) | 4,0 | 0,6 (0,7) |
2012 (Mrd. $) | 53,3 | 11,0 (14,6) |
Nichtsdestotrotz dürften diese Zahlen bei Intel den Zug in Richtung Smartphone/Tablet-Markt verstärken – der PC-Markt wird inzwischen allgemein als zu wachstumsschwach angesehen, um hier noch großartig weiter steigende Geschäftszahlen produzieren zu können. Während sich für andere Hersteller der Smartphone/Tablet-Markt aber als gewisse Goldgrube erweist, ist für Intel die große Frage, ob sich dort – angesichts der Größe Intels – überhaupt genügend Umsatz generieren läßt, auf daß damit die Schwäche des klassischen PCs egalisiert werden kann. Schließlich geht ein typischer Smartphone/Tablet-Prozessor in Preisbereichen von 5 bis 15 Dollar weg, HighEnd-Exemplare kosten maximal 25 Dollar. Intels PC-Prozessoren kosten dagegen in Bereichen von 50 bis 1000 Dollar, zudem realisiert Intel mit seinen Mainboard-Chipsätzen im Preisbereich von 25 bis 40 Dollar noch ein sehr profibales Zusatzgeschäft.
Angesichts der im Smartphone/Tablet-Bereich viel niedrigeren Preise müsste Intel Unmengen an entsprechenden Smartphone/Tablet-Prozessoren ausliefern, damit diese im großen Intel-Umsatz irgendeine bemerkbare Auswirkung hätten. Dies ist beispielsweise allein mit Tablets wahrscheinlich gar nicht erreichbar – selbst wenn Intel das Tablet-Geschäft (für 2012 geschätzter Umsatz von Tablet-Prozessoren: ~3 Mrd. Dollar) dominieren würde, wäre Intels Umsatz allein mit Mainboard-Chipsätzen (für 2012 geschätzter Umsatz von PC-Mainboard-Chipsätzen: ~6 Mrd. Dollar) schon deutlich höher als alle potentiellen Einnahmen aus dem Geschäft mit Tablet-Prozessoren. Der Smarthphone-Markt bietet dagegen zwar interessante Stückzahlen-Kapazitäten an, bei den dort üblichen Prozessoren-Preisen kommt man jedoch aus Intel-Sicht auch nicht auf einen grünen Zweig. Sprich: Für andere Hersteller mag der Smartphone/Tablet-Markt hochinteressant sein, für Intel wäre jener angesichts der derzeit schon erzielten 53 Milliarden Dollar Jahresumsatz aber immer nur ein Zusatzgeschäft.
Damit ergibt sich für Intel eine eigentlich ganz andere Fragestellung als bisher allgemein gestellt: Für Intel ist es nicht die große Frage, ob man sich im Smartphone/Tablet-Geschäft festsetzen kann – weil jenes für Intel letzlich zu mager ist, um der große Umsatzbringer sein zu können. Für Intel ist die eigentliche Frage, wie stark das PC-Geschäft in den nächsten Jahren schrumpfen wird – und Intel mit diesem. Stückzahlen-technisch dürfte es zwar weiter nach oben gehen, aber das PC-Geschäft wird zunehmend von der Anforderung von Billiggeräten für Schwellen- und Entwicklungsländer dominiert, welche weniger Umsatz & Gewinn pro Gerät bedeuten. Gut möglich, daß Intels wahrscheinlich kommende Zugewinne aus dem Smartphone/Tablet-Geschäft nur dazu ausreichen werden, die (trotz steigender Stückzahlen) wahrscheinlich ebenso kommenden Verluste aus dem PC-Geschäft aufzufangen.
Damit muß dann am Ende den Analysten doch teilweise Recht gegeben werden: Viel Fantasie ist bei Intel nicht mehr drin – Intel hat die letzten Jahre am allgemeinen Boom des PCs am stärksten profitiert und ist damit nun ziemlich abhängig von der bisherigen Umsatzstärke des PCs, welche aber für die nächsten Jahre stark vakant ist. Zugleich ist das Unternehmen inzwischen zu groß, um (wie die kleineren Hersteller) großartig vom Smartphone/Tablet-Markt profitieren zu können. Intel ist damit durchaus in der Zwickmühle, daß das Kerngeschäft perspektivisch nicht mehr so viel Umsatz und Gewinn abwerfen wird wie in der letzten Zeit, dafür aber kein neues Geschäft am Horizont steht, welches zur Unternehmensgröße von Intel passt.