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Intel kündigt Tiger Lake-H an und gibt Informationen zu Rocket Lake, Ice Lake-SP & Alder Lake

Den eigentlichen Jahres-Startschuß gibt die am Montag angelaufene CES 2021, welche trotz reinem Online-Status doch eine geballte Ladung an Produkt-Vorstellungen und -Ankündigungen daherbringt. Den Anfang machte am Montag-Abend Intel, am Dienstag-Abend werden AMD & nVidia folgen (AMD 17 Uhr, nVidia 18 Uhr). Intel hatte sich bei seiner CES-Show (Replay auf YouTube) weniger konkreten Produkten zugewandt, sondern vielmehr neue Prozessoren-Generationen im ganzen besprochen: Tiger Lake-H, Rocket Lake, Ice Lake-SP & Alder Lake – letzteres eher nur als Teaser für die zweite Jahreshälfte. Leider startete das ganze mit einer gewissen Enttäuschung, denn Tiger Lake-H als neue Mobile-Serie für TDPs von 35/45 Watt wird anfänglich nur mit 4 CPU-Kernen antreten, die Achtkerner sollen im Laufe des erstens Quartals nachgeliefert werden. Dies dürfte im Wettstreit mit AMD nicht so gut aussehen, denn jene Achtkerner benötigt Intel dringend – gerade wenn AMD seine bisherigen Zen-2-basierten Achtkerner mit der CES durch Zen-3-basierte Achtkerner ersetzen wird.

Die Einsatzort Kern-Architektur max Kerne Status Release
Tiger Lake-H 144/181mm² Notebooks Willow Cove 4-8C Vorstellung 4C sofort, 6-8C in Q1/2021
Rocket Lake ~274mm² Desktop Cypress Cove 6-8C Preview Q1/2021
Ice Lake-SP ? Server Sunny Cove bis 38C Notiz Q1/2021
Alder Lake ? Mobile/Desktop Golden Cove + Gracemont Hybrid: 8C+8C Preview zweites Halbjahr 2021

Interessanter Nebenpunkt, herausgefunden von Locuza @ Twitter: Der Tiger-Lake-Vierkerner ist 144,3mm² groß (4C + GT2), der Tiger-Lake-Achtkerner dagegen 180,6mm² (8C + GT1). Letzterer kommt mit deutlich kleinerer Grafiklösung daher (nur 32 anstatt 96 EU), womit die Verdopplung der CPU-Kerne nicht so stark auf die Chipfläche schlägt. Das ebenfalls gezeigte Rocket-Lake-Die mit 8 CPU-Kernen wird im übrigen laut Nemez @ Twitter auf grob 274mm² Chipfläche geschätzt – mit gegenüber dem Tiger-Lake-Achtkerner ähnlich großer Grafiklösung (24 vs. 32 EU), aber natürlich dem (erheblichen) Nachteil der 14nm-Fertigung. Damit wäre das Rocket-Lake-Die trotz nur 8 CPU-Kernen immerhin um ein Drittel größer als das Comet-Lake-Die mit 10 CPU-Kernen. Zu selbiger Rocket-Lake-Generation hat Intel einen Launch im ersten Quartal versprochen samt gleichzeitig ein paar Spiele-Benchmarks gezeigt. Jene zeigen den Core i9-11900K mit ca. +4% vor einem Ryzen 9 5900X – was letztlich bedeutet, dass Intel eine gute Chance auf den Spieleperformance-Thron hat, es unter unabhängigen Benchmarks jedoch vermutlich knapper ausgehen wird.

Gleichfalls hat Intel eine offizielle IPC-Angabe zu Rocket Lake getroffen, wonach es "bis zu 19%" mehr IPC (vermutlich gerechnet gegenüber Comet Lake) geben soll. Die "up to" Anmerkung irritiert dabei einigermaßen, denn wenn hierbei tatsächlich der reine Spitzenwert angegeben wurde, dann ist der (einzig relevante) Mittelwert eher irgendwo bei der Hälfte hiervon zu erwarten. Aber natürlich kann Intel an dieser Stelle nach wie vor mit hohen Takraten auftrumpfen, diesbezüglich scheint es keinen Rückschritt gegenüber Comet Lake zu geben. Auf hohen Taktraten und mit IPC-Sprung ist die Gaming-Eignung automatisch gegeben, hinzukommend der Einführung von PCI Express 4.0 bei Intel-Prozessoren. Dass es im Feld von Anwendungs-Benchmarks nicht ganz für die Leistungsspitze reichen wird, ist hingegen wegen der Beschränkung auf maximal 8 CPU-Kerne automatisch klar – ist aber auch für 95% des Marktes nicht weiter von Relevanz, denn gekauft wird natürlich primär im Feld der Vier- bis Achtkerner (wobei die Vierkerner der Core i-11000 Serie nicht auf einer neuen Architektur basieren, sondern einen Comet-Lake-Refresh darstellen).

Daneben hat Intel erneut "Ice Lake-SP" als neue Server-Generation bestätigt, welche im Laufe des ersten Quartals ausgeliefert werden soll. Neue HEDT-Prozessoren sollen daraus allerdings augenscheinlich nicht entspringen, diesbezüglich muß man auf das Auftauchen der nachfolgenden Server-Generation "Sapphire Rapids" warten – was vermutlich erst im Jahr 2022 zu neuen HEDT-Prozessoren von Intel führen wird. Und letztlich wurde noch die nächste Prozessoren-Generation "Alder Lake" angeteasert bzw. in Form eines ersten Demo-Geräts gezeigt, ohne dass es zu dieser allerdings wirklich neue Informationen gab. Terminlich wurde Alder Lake für das zweite Halbjahr 2021 genannt, Gerüchte-basierte Informationen gehen von Herbst 2021 aus. Wie bekannt, wird es hierbei eine Hybrid-Architektur mit 8 großen CPU-Kernen basierend auf "Golden Cove" (Willow-Cove-Weiterentwicklung aus der Core-Linie) geben, zuzüglich 8 kleinen CPU-Kernen basierend auf "Gracemont" (Tremont-Weiterentwicklung aus der Atom-Linie). Zuzüglich wird Intel mittels Alder Lake bzw. der 12. Core-Generation DDR5-Speicher und PCI Express 5.0 ins PC-Segment bringen.

Intel hat damit einiges vor für das Jahr 2021, wenngleich der Jahresstart mit der Verzögerung der eigentlich erwarteten Achtkerner von Tiger Lake-H nicht gerade optimal ausfällt. Dies zeigt gleich einmal auf einen sehr relevanten Punkt hin: Wichtig ist das Halten von Terminen – wenngleich dies natürlich nicht bedeutet, unfertige bzw. nicht lieferbare Produkte nur deswegen vorfristig vorzustellen. Alle Intel-Pläne für 2021 zünden nur dann, wenn man termingerecht vorstellen und auch liefern kann – ansonsten droht man jeweils in das Termin-Fenster der nachfolgenden AMD-Produktvorstellung zu geraten (bei Rocket Lake den Zen 3+ Refresh, bei Alder Lake dann Zen 4). Wohl auch aus dem Grund der unsicheren Terminlage gab es (leider) kein Wort zu Intel-Grafikkarten auf Basis der Xe-HPG Architektur – welche gemäß früheren Intel-Plänen eigentlich noch im zweiten Quartal anstehen sollen. Weniger Marketing-Hiebe gegenüber AMD und mehr Informationen zu den eigenen Produkten wären hierbei besser gewesen.