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nVidias Stadia-Konkurrent "GeForce Now" geht aus dem Beta-Status in den Regelbetrieb

Grafikchip-Entwickler nVidia hat zum 4. Februar seinen seit dem Jahr 2015 im Beta-Status betriebenen Spielestreaming-Service "GeForce Now" nun endlich in den Regelbetrieb überführt – und bringt damit einen Konkurrenten zu Googles Stadia ins Blickfeld, welcher die Internet-Großmacht Google durchaus vor Probleme stellt. Dies fängt schon allein mit der Anzahl der unterstützten Titel an, welche bei Stadia derzeit bei ca. 25 liegt (weitere unterstützte Spiele sind angekündigt, aber noch nicht veröffentlicht) – und bei GeForce Now bei satten 400. Hinzu kommen noch ca. 1000 weitere Titel, welche bei GeForce Now in einem sogenannten "SingleSession"-Modus nutzbar sind: Dafür wird das Spiel temporär von Steam zu GeForce Now kopiert, dort installiert und dann ausgeführt. Das funktioniert für die jeweilige Spiel-Season, muß allerdings bei jeder weiteren Nutzung wiederholt werden – ist aber sicherlich immer noch besser als gar kein Support. Jener Punkt weist dann auch gleich auf den zweiten entscheidenden Unterschied zwischen Stadia und GeForce Now hin: Der nVidia-Dienst kann natürlich auf die Spiele anderer Spieleshops zugreifen – man ist also nicht wie bei Stadia gezwungen, ausschließlich dort zu kaufen.

Google Stadia nVidia GeForce Now
(derzeit) unterstützte Spiele ca. 25 ca. 400
(weitere ca. 1000 im "SingleSession"-Modus)
eigener Spieleshop ja nein
kostenlose Spiele einzelne Titel ca. 30 Free2Play-Titel
weitere Spiele müssen zugekauft werden ja ja
unterstützt Spiele anderer Spieleshops nein ja: Blizzard, Epic, Origin, Steam & Uplay

Selbiger Unterschied macht GeForce Now sehr viel eingängiger in der Nutzung und reduziert den Stadia-Effekt faktisch auf ein Minimum – nur wer keinerlei beachtbare Spiele-Bibliotheken bei anderen Spieleshops besitzt, für den hat dieser Unterschied keine Relevanz. Somit liegt beiden Spielestreaming-Diensten auch ein jeweils anderer Ansatz zugrunde: Letztlich ist das Spielestreaming bei Stadia nur eine werbewirksame Funktion oben drauf, im eigentlichen handelt es sich bei Stadia um einen eigenen Spieleshop – mittels welchem Google hofft, in diesem Markt zukünftig mitmischen zu können. nVidia hingegen zieht bei GeForce Now keinerlei Spieleshop auf, sondern bietet einen reinen Spielestreaming-Service an. Das jener dann noch günstiger als Stadia ausfällt, dürften die Marktchancen von GeForce Now massiv erhöhen – teilweise spricht man schon von einem "Stadia-Killer".

GeForce Now Free Founders Standard
verfügbar Februar 2020 Februar 2020 später im Jahr 2020
Preis kostenlos monatlich 5,49 Euro unbekannt
Bild & Ton bis zu FullHD @ 60 fps (oder 720p @ 120 fps), ohne RayTracing-Support bis zu FullHD @ 60 fps (oder 720p @ 120 fps) + RayTracing (wo verfügbar)
(einmaliger) Bonus - die ersten 3 Monate sind kostenlos -
Besonderheiten maximale Spielzeit pro Session 1 Stunde (unlimitierte Sessions) maximale Spielzeit pro Session 6 Stunden (unlimitierte Sessions); Vorrang vor den Free-Usern in der Warteschlange bei neuen Sessions

Denn GeForce Now ruft in der kostenpflichtigen Version derzeit grob die Hälfte des Preispunkts von Stadia auf, was zuzüglich der viel größeren Spiele-Unterstützung samt der Einbindung der vorhandenen Nutzer-Bibliotheken anderer Spieleshops mehr als eindeutig zugunsten des nVidia-Angebots spricht. Den einzigen Nachteil hat selbiges bei der maximalen Streaming-Auflösung, welche im Pro-Angebot von Stadia auf die UltraHD-Auflösung hinaufgeht – GeForce Now bietet an dieser Stelle bestenfalls die FullHD-Auflösung. Ob dies allerdings einen so bedeutsamen Unterschied ausmacht, wenn man sich mittels eines Spielestreaming-Service doch sowieso eine komprimierte Bildqualität anlacht, darf bezweifelt werden. Zu den üblicherweise geäußerten Anforderungen von Spielern, welche auf einen teuren PC verzichten und lieber Spielestreaming betreiben wollen, gehört die UltraHD-Auflösung sicherlich nicht.

Stadia Base Founders Pro
verfügbar später im Jahr 2020 November 2019 später im Jahr 2020
Preis kostenlos einmalig 129 Euro, monatlich 9,99 Euro monatlich 9,99 Euro
Bild & Ton bis zu FullHD @ 60 fps mit Stereo-Sound bis zu 4K @ 60 fps mit 5.1-Sound bis zu 4K @ 60 fps mit 5.1-Sound
(einmaliger) Bonus - Chromecast Ultra, Night Blue Stadia Controller, Namensreservierung, drei Monate Stadia Pro, dreimonatiger Buddy-Pass -
Besonderheiten kein Zugriff auf kostenlose Spiele & "exklusive" Spiele-Angebote regelmäßig kostenlose Spiele und "exklusive" Spiele-Angebote

Im beiderseits ebenfalls gebotenen kostenlosen Angebot verschwindet der Auflösung-Vorteil von Stadia und gewinnen die Vorteile von GeForce Now somit noch mehr an Gewicht. Irgendwie ist derzeit kaum ein griffiges Argument zu sehen, den Google-Dienst zu benutzen – bis auf subjektive Einzelfälle, basierend auf den jeweils kostenlose angebotenen Spieletiteln. Stadia ist grundsätzlich teurer, umständlicher und bietet den drastisch kleineren Spiele-Katalog – und hat als einzigen gewichtigen Vorteil die bessere maximale Auflösung, was aber gerade bei einem Spielestreaming-Service (oberhalb der FullHD-Auflösung) fast mit das schwächste Argument überhaupt darstellt. Hereinschnuppern kann man aufgrund der kostenlos-Angebote natürlich in beide Spielestreaming-Dienste, es würde aber nicht verwundern, wenn nVidia mit seinem Dienst letztlich viel mehr zahlende Kunden als Google generieren kann. Google wird wohl hart an seinem Angebot arbeiten müssen, um das Ruder bei Stadia noch herumzureißen.

Nachtrag vom 2. Februar 2021

Golem & Heise berichten über die Einstellung der Spiele-Eigenentwicklung bei Googles Spielestreaming-Dienst "Stadia", welche einstmals als wichtiges Standbein von Stadia geplant war. Augenscheinlich ist Google dies nun doch zu teurer – sicherlich auch aus dem Grund, dass Stadia bislang als Gaming-Plattform überhaupt nicht gezündet hat und die Entwicklung exklusiver Spieletitel bei nur wenigen potentiellen Spielern ein sehr schlechtes Kosten/Nutzen-Verhältnis ergibt. Langfristig hätten exklusive Inhalte Stadia allerdings durchaus voranbringen können – ein Vorteil, welchen man hiermit aufgibt. Allgemein ist Google für eine kurze Zündschnur bei solcherart Entscheidungen bekannt, insofern ist dies kurzfristig betrachtet nur folgerichtig. Dass man jedoch überhaupt eine kurzfristige Umentscheidung zuläßt, deutet eher darauf hin, dass man von Anfang an komplett unterschätzt hat, wie lange die Anlaufzeit für Stadia sein würde. Und dies ist das eigentlich erstaunliche an diesem Fall: Dass Google aus dem Scheitern der vorherigen Spielestreaming-Dienstleister nicht die passenden Lehren gezogen hat und keine solide Langzeitstrategie für Stadia an der Hand hatte.