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Google stellt "Stadia Pro" und "Stadia Base" Spielestreaming-Angebote vor

Google hat nunmehr die Bedingungen für seinen kommenden Spielestreaming-Dienst "Stadia" veröffentlicht. Danach geht es ab November 2019 in Deutschland los – wobei es zu diesem Zeitpunkt nur die "Founders Edition" geben wird, welche mit einer einmaligen Zahlung von 129 Euro etwas abweichend von den beiden regulären Stadia-Angeboten "Pro" und "Base" ist. Im genauen entspricht die "Founders Edition" aber auch nur dem "Pro"-Angebot, einfach nur erweitert um ein paar Hardware-Boni – und halt früher verfügbar, denn die beiden regulären Stadia-Angeboten "Pro" und "Base" werden erst im Jahr 2020 nachgereicht. Ob es eine kluge Idee ist, den Einstieg mit einer einmaligen Zahlpflicht zu verbinden, darf dabei sicherlich in Frage gestellt werden. In jedem Fall ist Stadia somit so richtig erst ein Projekt des Jahres 2020, wenn dann die regulären Varianten verfügbar werden. Jene bestehen aus dem "Pro"-Angebot, welches bis zur UltraHD-Auflösung (je nach vorliegender Bandbreite) gestreamt wird und 9,99 Euro im Monat kostet – sowie dem "Base"-Angebot, welches bis zur FullHD-Auflösung gestreamt wird und keinen (!) Monatsbetrag kostet.

Stadia "Founders Edition" Stadia Pro Stadia Base
verfügbar November 2019 Jahr 2020 Jahr 2020
Preis einmalig 129 Euro, monatlich 9,99 Euro monatlich 9,99 Euro kostenlos
Bild & Ton bis zu 4K @ 60 fps mit 5.1-Sound bis zu FullHD @ 60 fps mit Stereo-Sound
kostenlose Spiele regelmäßig (startend mit Destiny 2 in der "The Collection" Edition) nein
"exklusive" Spiele-Angebote ja ja nein
alle weiteren Spiele müssen zugekauft werden zutreffend zutreffend zutreffend
(einmaliger) Bonus Chromecast Ultra, Night Blue Stadia Controller, Namensreservierung, drei Monate Stadia Pro, dreimonatiger Buddy-Pass - -
Die "Founders Edition" entspricht dem Pro-Angebot, legt aber für eine Einmalzahlung von 129 Euro noch die vorgenannten Boni oben drauf. Im Jahr 2019 ist augenscheinlich nur diese "Founders Edition" erhältlich, das reguläre Stadia Pro & Base kommt erst im Jahr 2020.

Letzteres ist der eigentliche Clou an Googles Stadia, gerade da die FullHD-Auflösung für typische Kleingeräte (unter Spielen) komplett ausreichend ist, selbst 720p hierbei (unter Spielen) oftmals genügt. Als Nachteil beider Angebote muß man für alle Spiele jedoch extra löhnen respektive jene direkt bei Google kaufen – das Hinzufügen von anderswo erworbenen Spielen zur Stadia-Bibliothek dürfte sicherlich nicht funktionieren. Als kleinen Vorteil bietet das Pro-Angebot ab und zu kostenlose Spiele (startend mit Destiny 2 in der "The Collection" Edition) sowie Sonderaktionen mit mutmaßlich vergünstigten Spiele-Preisen (beides entfällt komplett im Base-Angebot). Wie ergiebig diese Pro-Vorteile sind, läßt sich vorab natürlich nicht sagen, kann dann nur die Praxis zeigen. Als weiterer Nachteil sind nur Spiele kaufbar, welche explizit für Googles Stadia angepasst wurden – bisher nennt man hierzu ca. 30 Titel (siehe nachfolgende Auflistung). An dieser Stelle muß Google vorher entsprechende Arbeit investieren, was dann natürlich auch nur in Absprache mit dem Spielepublisher möglich ist.

Für Google ist Stadia somit weniger eine Möglichkeit, über das reine Spielestreaming Geld zu verdienen – vielmehr steigt man mittels Stadia in den Markt der Spiele-Shops in Konkurrenz zu Steam, Epic & GOG ein. Ob dies für den Spielekäufer am Ende nicht sogar teurer kommt, entscheidet sich an den von Google gemachten Spielepreisen – liegen jene auf normalen Niveau, dann würde der Nutzer mittels des Base-Angebots das Spielestreaming glatt umsonst erhalten. Wirklich sinnvoll wäre dies allerdings nur, wenn man entweder zu 100% nur Spielestreaming betreibt oder aber Stadia die Möglichkeit bietet, die gekauften Titel auch ganz normal auf auf der eigenen, lokalen Hardware zu spielen. Ob letzteres geboten wird, wurde nicht kundgetan – was durchaus die Deutung zuläßt, das dies nicht so einfach möglich sein wird. Damit müssten jedoch die Nutzer beider Möglichkeiten (lokales Spiel & Streaming) das jeweilige Spiel glatt zweimal erwerben – was die Sache umgehend ineffektiv machen würde.

So wirklich überzeugend ist das Stadia-Angebot daher noch nicht – doch vermutlich wäre jedes Gegenangebot, wo die Kosten für die Spieletitel tatsächlich bereits im Streamingpreis enthalten sind, preislich nicht attraktiv zu bekommen (dafür sorgen schon die Einnahmenansprüche der Spielepublisher). Stadia hat nun zwar einen attraktiven Streamingpreis gesetzt – aber ohne das Wissen über die von Google gemachten Spielepreise ist dies dann nur die Hälfte der Wahrheit. Zudem ist wie gesagt ein ganzer Haufen praktischer Fragen noch vakant: Kann man vorhandene Spiele-Lizenzen der Stadia-Bibliothek zufügen sowie über Stadia gekaufte Spiele dann auch offline (auf eigener Hardware) nutzen? Ohne das die Sache letztlich so praktikabel wie möglich ist, dürfte sich kaum jemand auf so ein Experiment einlassen – gerade unter dem Gesichtspunkt, das man hierbei ja letztlich trotzdem die Spiele selber erstehen muß. Rein technologisch kann Stadia wahrscheinlich niemand etwas vormachen, aber ob es auch zu einem sinnvoll nutzbaren Angebot reicht, steht trotz dieser offiziellen Vorstellung nach wie vor in den Sternen.

    Liste der (bis dato bekannt) mit Google Stadia streambaren Spiele  (müssen bei Stadia jeweils extra gekauft werden!)

  • Assassin’s Creed Odyssey
  • Baldur’s Gate 3
  • Borderlands 3
  • Darksiders Genesis
  • Destiny 2
  • Doom Eternal
  • Dragon Ball Xenoverse 2
  • Farming Simulator 19
  • Final Fantasy XV
  • Football Manager 2020
  • Get Packed
  • Ghost Recon Breakpoint
  • GRID
  • Gylt
  • Just Dance 2020
  • Metro Exodus
  • Mortal Kombat 11
  • NBA 2K
  • Power Rangers: Battle for the Grid
  • Rage 2
  • Samurai Shodown
  • The Crew 2
  • The Division 2
  • The Elder Scrolls Online
  • Thumper
  • Trials Rising
  • Tomb Raider Trilogy
  • Wolfenstein: Youngblood

Nachtrag vom 7. Juni 2019

Zur Vorstellung der Stadia-Bedingungen wäre noch der wichtige Punkt zu erwähnen, das hiermit die Vorab-Erwartungen an einen Spielestreaming-Dienst in Form einer per Abo abgegoltenen "Spiele-Flatrate" natürlich nicht erfüllt werden. Selbst wenn Google so etwas nie direkt angekündigt hat, stand es doch unterschwellig im Raum und ist in jedem Fall eine vergleichsweise zuverlässige Methode, Spieler anzulocken. Im nunmehr präsentierten System ist dagegen erst noch der Nutzwert für den Spieler erkennbar zu machen, rein aus den jetzt veröffentlichten Bedingungen heraus ist dies noch nicht zu sehen. Wohl und Wehe von Stadia hängen primär an der Höhe der Spielepreisen, welche Google macht bzw. bei der Pro-Variante an der Häufigkeit und Klasse von kostenlosen Spielen sowie Sonderangeboten. In jedem Fall ist der Verzicht auf ein wirkliches Spiele-Abo sowie der Zwang zum Spiele-Kauf auch bei Stadia ein klares Indiz dafür, das es Google hierbei weniger ums Spielestreaming, als denn eher einen Einstieg in den Markt der Spiele-Shops ging. Das Spielestreaming ist hierzu vielleicht nur der schnöde Aufhänger – ein Punkt, welchen andere Anbieter mangels passender Infrastruktur nicht anbieten können.

Nachtrag vom 28. Juni 2019

WinFuture notierten Aussagen des Stadia-Chefs zu den Spielepreisen bei Googles Stadia: Jene sollen nicht niedriger liegen als die gewöhnlichen Spielepreise – trotz das ein Spiel bei Stadia nicht wie üblich erworben wird, sondern nur ein Nutzungsrecht über Stadia existiert (was jetzt allerdings bei vielen Steam-Spielen praktisch auch nicht anders ist). Die Aussage mag hier und da vielleicht überraschen, da vor der Stadia-Vorstellung oftmals die Hoffnung auf eine Spiele-Flatrate oder sonstwie einen erheblichen Preisvorteil existiert hatte. Mittel der Preisstruktur von Stadia, welches teilweise eine kostenfreie Nutzung des Dienstes ermöglicht, war allerdings klar, daß das Spielestreaming zumindest aus geschäftlicher Sicht nur die zweite Geige darstellen konnte, Google faktisch zu zumindest halbwegs normalen Spielepreisen gezwungen sein dürfte – was sich nunmehr bestätigt. Googles Stadia zeigt sich somit immer mehr vom Kern her als der Spieleshop von Google – nur eben mit dem Streaming-Feature, mittels welchem man sich von der Konkurrenz abheben kann, was auch nur Google mittels seiner weltweiten Technik derart perfekt liefern kann. Das Streaming ist aber eben nur der Zuckerguß oben drauf, im eigentlichen dürfte es Google darum gehen, im Markt der Spieleshops einen Einstieg zu finden.

Nachtrag vom 2. Februar 2021

Golem & Heise berichten über die Einstellung der Spiele-Eigenentwicklung bei Googles Spielestreaming-Dienst "Stadia", welche einstmals als wichtiges Standbein von Stadia geplant war. Augenscheinlich ist Google dies nun doch zu teurer – sicherlich auch aus dem Grund, dass Stadia bislang als Gaming-Plattform überhaupt nicht gezündet hat und die Entwicklung exklusiver Spieletitel bei nur wenigen potentiellen Spielern ein sehr schlechtes Kosten/Nutzen-Verhältnis ergibt. Langfristig hätten exklusive Inhalte Stadia allerdings durchaus voranbringen können – ein Vorteil, welchen man hiermit aufgibt. Allgemein ist Google für eine kurze Zündschnur bei solcherart Entscheidungen bekannt, insofern ist dies kurzfristig betrachtet nur folgerichtig. Dass man jedoch überhaupt eine kurzfristige Umentscheidung zuläßt, deutet eher darauf hin, dass man von Anfang an komplett unterschätzt hat, wie lange die Anlaufzeit für Stadia sein würde. Und dies ist das eigentlich erstaunliche an diesem Fall: Dass Google aus dem Scheitern der vorherigen Spielestreaming-Dienstleister nicht die passenden Lehren gezogen hat und keine solide Langzeitstrategie für Stadia an der Hand hatte.