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Umfrage-Auswertung: Wie wird der TPM-Zwang von Windows 11 gesehen?

Mit einer Umfrage von Ende Juni wurde abgefragt, wie der TPM-Zwang von Windows 11 gesehen wird bzw. ob dies Auswirkungen bezüglich eines möglichen Betriebssystem-Wechsels ergibt. Die Umfragestimmen hierzu verteilten sich recht stark, mit allerdings einer gewissen Gewichtung bei den hierzu negativ eingestellten Nutzern: Während mit 25,0% glatt ein Viertel der Umfrage-Teilnehmer noch komplett unentschieden in dieser Frage ist, kommen kumuliert 29,3% mit dieser Anforderung zurecht, lehnen jedoch gleich 45,7% selbige kategorisch ab. Auch weil diejenigen Umfrage-Teilnehmer ohne jede Probleme mit dieser Anforderung nur bei 14,0% Stimmenanteil stehen, kann man hiermit doch eine starke Mehrheit erkennen, welche der Sache kritisch bis ablehnend gegenübersteht.

Dies muß dann nicht zwingend zu einer Windows-11-Verweigerung führen, denn in der Gruppe der "Ablehner" würde grob die Hälfte zu irgendeiner Umgehung des TPM-Zwangs greifen, sobald auf Windows 11 umgestellt werden soll – nur die andere Hälfte will sich Windows 11 deswegen kategorisch verweigern. Wie die Erfahrung zu früheren Microsoft-Betriebssysteme gezeigt hat, dürfte davon jeweils nur ein gewisser Teil diese Absicht real umsetzen – insbesondere dann, wenn andere Gründe pro eines Betriebssystem-Wechsel sprechen oder jener dann irgendwann obligatorisch wird. Es darf auch in Frage gestellt werden, ob es irgendwann noch wirklich viel Hardware zu kaufen geben wird, womit man überhaupt ein entsprechendes TPM-freies System aufstellen kann. Im Desktop-Bereich dürfte dies wegen der Linux-Kompatibilität der meisten Hardware wohl weiterhin möglich bleiben, im Notebook-Bereich hingegen mittel- und langfristig eher nur noch auf die wenigen direkt für Linux vorgesehenen Modelle zutreffen.

Der vergleichsweise lange Zeitraum, in welchem noch Windows 10 mit Sicherheitsupdates unterstützt wird (bis Oktober 2025), arbeitet in diesem Fall sogar indirekt pro Windows 11: Denn damit muß die "Ablehner"-Gruppe jetzt erst einmal nichts tun, bleibt einfach bei Windows 10 und sieht sich die Entwicklung an. Die Problematik ist damit aber zum einen nur aufgeschoben und zum anderen wird sich der Markt bis zu diesem Zeitpunkt dann vermutlich von ganz allein in diese Richtung entwickelt haben. Auch hier spricht wieder die Erfahrung vergangener Betriebssystem-Übergänge bei Microsoft dafür, dass nach dem Release eines neuen Microsoft-Betriebssystem dessen (noch unterstützte) Vorgänger meist eher stiefmütterlich seitens Microsoft sowie der Hard- und Softwareindustrie behandelt werden. Besser wäre es somit für die "Ablehner"-Gruppe, nicht inaktiv auf das Jahr 2025 zu warten, sondern die Zwischenzeit für Überlegungen und Tests zugunsten anderer Betriebssysteme bzw. anderer Nutzungsformen wie Dual-Boot oder Virtuelle Maschinen zu nutzen.

Denn dass Microsoft von seiner Anforderungen wieder zurückgeht, ist jetzt schon arg unwahrscheinlich: Der erste diesbezügliche Sturm wurde gut überstanden, zu einem dauerhaften Thema reichte es nicht. Die PC-Hersteller dürften inzwischen ausreichend "geimpft" sein und den Normalanwendern unproblematische Systeme vor die Nase setzen, womit an jenen das Thema weitgehend vorbeigehen wird. Dass in Deutschland für Behörden-PCs eigentlich keine TPMs eingesetzt werden dürfen, ist eine zu spezifisch bundesdeutsche Eigenheit, dies ändert vermutlich nichts an der Gesamtlage – in welcher Microsoft nicht wegen eines einzelnen Störsteins das gesamte Projekt umkippen wird. Da hierbei keine regelrechte Nutzereinschränkung vorliegt bzw. der gesamte technische Part bei Komplett-Geräten faktisch unsichtbar vor dem Nutzer bleibt, handelt es sich eher um eine "philosophische" Frage, welche jedoch weitgehend innerhalb der IT-Szene bleibt – und damit nicht den Lauf des großen PC-Markts zu verändern mag.