Nachdem wir uns bereits zweimal daran versucht haben, AMDs kommende Radeon R400 Serie auf Basis der Polaris/Vega-Generation zu skizzieren, folgt nun der dritte Streich. Nunmehr kann man allerdings auf einige handfesten Informationen mehr bauen – so jenen zu den Hardwaredaten von Polaris 11 & 10 sowie zur Anzahl der Shader-Einheiten beim Greenland-Chip. Damit dürften drei der vier Polaris/Vega-Chips schon ziemlich gut umrissen sein – bleibt noch einer übrig, dessen Einordnung eigentlich fast ein Selbstläufer ist: Wenn Polaris 10 mit 2304-2560 Shader-Einheiten daherkommt, Polaris 11 darunter anzusiedeln ist und Greenland (wahrscheinlich Vega 10) 4096 Shader-Einheiten trägt – dann bleibt für den vierten Chip nur noch die Position der zukünftigen Enthusiasten-Lösung von AMD übrig.
Wahrscheinlich unter dem Codenamen "Vega 11" antretend, wird dies dann jener Grafikchip sein, welcher wirklich deutlich mehr Performance auf die bisherigen Spitzenreiter Radeon R9 Fury X und GeForce GTX 980 Ti oben drauf legen soll. Hier sind also deutlich mehr als die 4096 Shader-Einheiten des Greenland-Chips zuzüglich eines dicken 4096 Bit HBM2-Speicherinterface zu erwarten, welches dann für eine satte Speicherbandbreite von 1024 GB/sec sorgen wird. Allerdings dürften in Vega 11 auch wieder die bei Fiji gestrichenen Transistoren & Funktionen für professionelle Anwendungszwecke zurückkehren – was die Anzahl der Shader-Einheiten für Gaming-Zwecke ein wenig limitieren wird. Zudem wäre zu bezweifeln, das AMD in der teuren 14/16nm-Fertigung (der genaue Chipfertiger der Vega-Chips ist noch unbekannt, nur die Polaris-Chips kommen sicher von GlobalFoundries) ähnlich große Chips wie mit dem Fiji-Chip (596mm²) auflegen will – und selbiges ging auch nur gut, weil der Fiji-Chip immerhin erst mehr als drei Jahre nach dem Start der 28nm-Fertigung antrat.
Daher vermutet man derzeit, das Vega 11 eine Chipfläche in Richtung ~500mm² haben wird, maximal dürften es ~550mm² werden. Damit ist dann sicher keine Verdopplung der Anzahl der Shader-Einheiten gegenüber Vega 10 (Greenland) machbar, womit man derzeit von vielleicht 6144 Shader-Einheiten bei Vega 11 ausgehen kann. Zusammen mit den Verbesserungen der GCN 2.0 Architektur sowie der höheren Speicherbandbreite & Speichermenge mittels HBM2 kann da dennoch ein sehr erhebliches Performanceplus gegenüber den aktuellen Spitzen-Grafikkarten herauskommen. Nur ob es zu einer glatten Performanceverdopplung reicht, ist derzeit eher unwahrscheinlich, dafür bräuchte es eigentlich die doppelte Anzahl an Shader-Einheiten. AMDs Radeon R400 Serie dürfte nach diesen Informationen und Überlegungen (zum jetzigen Stand des Irrtums) also folgendermaßen aussehen:
Polaris 11 | Polaris 10 | Vega 10 | Vega 11 | |
---|---|---|---|---|
alter Codename | bestätigt Baffin | bestätigt Ellesmere | angenommen Greenland | - |
Chipgröße | per vorgezeigtem Die geschätzt 120-150mm² | wahrscheinlich 232mm² (AMDs "Project F") | vermutlich Richtung ~350mm² | vermutlich Richtung ~500mm² |
Shader-Einheiten | spekulativ 1024-1280 | spekulativ 2304-2560 | bestätigt 4096 | spekulativ 6144 (?) |
Speicherinterface | nahezu sicher 128 Bit GDDR5 | nahezu sicher 256 Bit GDDR5 | wahrscheinlich 2048 Bit HBM2 | wahrscheinlich 4096 Bit HBM2 |
Speichermenge | wahrscheinlich 4 GB GDDR5 | wahrscheinlich 4-8 GB GDDR5 | wahrscheinlich 8 GB HBM2 | wahrscheinlich 16 GB HBM2 |
Speicherbandbreite | vermutlich 96-112 GB/sec | vermutlich 192-224 GB/sec | vermutlich 512 GB/sec | vermutlich 1024 GB/sec |
Zielrichtung | laut AMD Mainstream & Mobile | höchstwahrscheinlich Performance | höchstwahrscheinlich HighEnd | höchstwahrscheinlich neue Enthusiasten-Klasse |
Vergleich | vermutlich Radeon R7 370 bis R9 380 | vermutlich Radeon R9 390 bis R9 390X | vermutlich klar (+20-30%) schneller als Radeon R9 Fury X | vermutlich sehr deutlich (+50-70%) schneller als Radeon R9 Fury X |
TDP-Klasse | vermutlich 70-80W | vermutlich 110-130W | vermutlich 160-180W | vermutlich 240-260W |
Launch | laut AMD Sommer 2016 | höchstwahrscheinlich Sommer 2016 | laut AMD Anfang 2017 | höchstwahrscheinlich Anfang bis Mitte 2017 |
Verkaufsname | angenommen Radeon R7 460 Serie | angenommen Radeon R7 470 Serie | angenommen Radeon R9 480 Serie | angenommen Radeon R9 490 Serie |
Gänzliche Begeisterungsstürme wird diese Vorherschau allerdings nicht auslösen, denn damit erscheint ziemlich sicher, das von AMD dieses Jahr keine schnellere SingleChip-Grafikkarte als die (schon bekannte) Radeon R9 Fury X kommen dürfte. Die beiden Vega-Lösungen sind allesamt ein Thema des Jahres 2017, dies hatte AMD bereits deutlich mit einer neuen Roadmap kommuniziert. Man kann nur hoffen, das beide Vega-Lösungen dann auch wirklich Anfang 2017 erscheinen, damit die Wartezeit auf jene nicht all zu lang wird. Allerdings muß erwähnt werden, das auch bei nVidia die neuen Enthusiasten-Lösungen nicht vor Jahresende 2016 und wahrscheinlich erst Anfang 2017 im Consumer-Markt erscheinen werden. Wenigstens für die erklärten Enthusiasten-Käufer wird 2016 (leider) erneut zum Übergangsjahr, in welchem (voraussichtlich) sowohl von AMD als auch nVidia nichts neues geboten werden wird.