AMDs Radeon HD 5800/5900/6800 mit Rückschritten bei der Filterqualität (2)

Dienstag, 2. November 2010
 / von Leonidas
 

Die vorstehend genannten Einschätzungen auf einer Skala bis 100 Prozent (wobei 100% eine theoretische ideale Filterung darstellen) sind wie gesagt riskant, weil nicht jeder diese teilen wird und man sich über die exakte Höhe sowieso trefflich streiten kann. Allerdings halten wir diese unkonventionelle Methode für inzwischen notwendig, um AMDs Methode mit den Radeon HD 6800 Grafikkarten, zugunsten der Performance merkbar an der default-Filterqualität zu drehen, endlich etwas gleichwertiges entgegensetzen zu können. Um dies noch praktischer und ohne weitere nötige Erklärungen – eben nach dem Vorbild eines Performance-Charts – darzustellen, sei folgender Vergleich der default-Filterqualitäten der aktuellen Karten von AMD und nVidia erlaubt:

Vergleich der default-Filterqualitäten

Die generelle Richtung dieser Zahlen wird trotz ihrer Subjektivität inzwischen von vielen Hardware-Testern bestätigt, die sich mit dieser Problematik beschäftigt haben: Erstens einmal liegt nVidia mit der default-Filterqualität seiner Grafikkarten klar vorn – eigentlich benötigt AMD überall den Modus "A.I. = off", um mit nVidias default-Filterqualität halbwegs gleichziehen zu können. Und zweitens sinkt bei AMD derzeit die default-Filterqualität von den schwächeren Karten der Radeon HD 5000 Serie über die Radeon HD 5800/5900 Serien bis zu Radeon HD 6800 Serie ab, anstatt zu steigen – die neueren und schnelleren Karten haben die jeweils schlechtere Filterqualität. Im Extremfall der Radeon HD 6800 Serie liegt AMD dann schon wirklich deutlich weg von dem, was nVidia mit dem Treiber-default zu bieten hat, die AMD- und nVidia Karten sind mit dem Treiber-default eben nicht vergleichbar.

Vergleich der bestmöglichen Filterqualitäten

Wie schon gesagt, benötigt AMD überall seine jeweils bestmögliche Filterqualität, um überhaupt an nVidias default-Treiberqualität heranzukommen und wie ebenfalls schon dargelegt, sind die besten AMD-Modi derzeit bei weitem nicht in der Lage, irgendetwas vergleichbares zu nVidias HighQuality-Modus auf den Bildschirm zu bringen. Insbesondere vorstehendes Vergleichs-Diagramm macht deutlich, wie derzeit die Rollen bezüglich der von den Grafikchip-Entwicklern gebotenen Filterqualitäten verteilt sind: AMD als Filterqualitäts-Sparmeister und nVidia als Filterqualitäts-Champion – letzteres mangels vorhandener Konkurrenz, denn AMD versucht derzeit gar nicht einmal, bei der Filterqualität (abseites des Bugfixings zum AF-Banding-Bug) irgendetwas besser zu machen.

Allerdings wird dies natürlich seine Auswirkungen haben: Da AMD die eigene Filterqualität gerade bei der neueren Radeon HD 6800 Serie so richtig deutlich heruntergesetzt hat, kann das schnell zu einem allgemeinen Vorurteil führen, AMD würde die generell schlechtere Bildqualität bieten. Und ist dieses Vorurteil einmal im Massenmarkt angekommen, ist es auch nicht wieder so schnell dort wegzubekommen – der Massenmarkt reagiert halt sowohl in die eine als auch die andere Richtung hin sehr träge (was AMD aus dem Prozessoren-Bereich wohlbekannt sein sollte). Ob sich AMDs Verantwortliche das wirklich bis zum Ende durchgedacht haben mit dieser Verschlechtung der default-Filterqualitäten, darf doch bezweifelt werden – man geht hier jedenfalls ein mittelschweres Risiko ein, seinen Ruf als Grafikchip-Entwickler nachhaltig zu ramponieren.

Zudem muß die Bewertung zur Radeon HD 6800 Serie natürlich grundlegend überdacht werden, da gerade die jüngste Performance-Analyse dieser Karten ausschließlich auf Benchmarks zum Treiber-default basiert. Gerade den Performance-Gleichstand, welchen sich die Radeon HD 6850 kürzlich gegenüber der GeForce GTX 460 1024MB geholt haben schien, verliert diese neue AMD-Karte nun wieder durch die nicht vergleichbare Filterqualität. Aber auch die Radeon HD 6870 und deren scheinbar gutes Ergebnis im Vergleich zur GeForce GTX 470 muß nunmehr neu betrachtet werden – wobei auch hier die Tendenz in diese Richtung geht, daß die nVidia-Karte sich als Gewinner in diesem Zweikampf entpuppt.

Wenn es eine direkte Konsequenz aus dieser Filter-Problematik gibt, dann diese, daß man seine vielleicht geplanten Käufe einer Radeon HD 6850 oder 6870 Grafikkarte erst einmal auf "Stopp" setzen sollte, bis eine ausreichende Anzahl an bezüglich der Filterqualität wirklich vergleichbaren Benchmarks vorliegt. Und wer Wert auf eine möglichst erstklassige Filterqualität legt, für den ist bei AMD aktuell sowieso nichts zu holen und es bleibt nur nVidia als derzeit einziger Grafikchip-Entwickler, welcher sich um diesen Punkt bemüht.

Wer sich im übrigen an den vorstehenden Prozentwerten stört (welche eine Genauigkeit suggerieren, die natürlich nicht vorhanden ist), wird zudem eventuell mit dieser groben Aufstellung glücklicher:

Einordnung der Filterqualitäten