Da AMD derzeit scheinbar keine weiteren offiziellen Angaben zur Volcanic-Islands-Generation aka der Radeon R200 Serie abgeben wird, bis der Hawaii-Chip am 15. Oktober seine offizielle Vorstellung feiert, wollen wir hiermit einfach einmal alle vorhandenen Daten kompilieren und versuchen, einen ersten Überblick über die kommende Performance- und Preis/Leistungs-Situation zu geben. Anfangen wollen wir mit den kompletten bekannten und vermuteten Hardware-Informationen, in der Tabelle entsprechend in sichere und unsichere Daten unterteilt:

Hieraus lassen sich durchaus schon gewisse Performance-Prognosen errechnen bzw. abschätzen. Bis auf die Performance-Prognosen zum Hawaii-Chip selber, welche sich maßgeblich auf dessen ersten, allerdings natürlich völlig unbestätigten Vorab-Test stützen, ist die Performance der restlichen Karten durchaus schon solide abschätzbar – ausgenommen die Modelle Radeon R7 260 und R9 280, deren Existenz derzeit noch nicht einmal sicher ist:

Wiederum hiervon ausgehend lassen sich dann in Verbindung mit den schon bekannten Listenpreisen der meisten AMD-Modelle auch Preis/Leistungs-Abschätzungen gegenüber den bisherigen AMD-Grafikkarten sowie den vorhandenen nVidia-Grafikkarten abgeben. Die dato noch fehlenden Listenpreise lassen sich zumeist recht einfach abschätzen – nur bei den Hawaii-basierten Modellen Radeon R9 290 & 290X muß man derzeit (notgedrungen) mit Annahmen operieren, welche derzeit auf einen Listenpreis von 599 bis 649 Dollar beim Topmodell Radeon R9 290X hinauslaufen:

Hieraus ergeben sich einige wichtige Aussagen: Die Preispunkte der Radeon R200 Serie bis hinauf in den 200-Euro-Bereich sind gar nicht einmal so spannend, vermutlich wird AMD hierbei allerhöchstens dasselbe Preis/Leistungs-Verhältnis wie beim derzeit schon vorhandenen Marktangebot aufbieten. Dies will nicht sagen, daß AMD mittelfristig nicht die eigenen Zielsetzung bei der Volcanic-Islands-Generation erfüllen kann, überall die besseren Preis/Leistungs-Verhältnisse zu bieten – aber derzeit ist dies im Preisbereich bis 200 Euro nicht direkt offensichtlich, drängt sich dort keines der neuen Angebote wirklich auf. Interessant wird es anfänglich erst oberhalb der 250-Euro-Marke, sprich bei der Radeon R9 280X sowie natürlich den schnelleren Radeon R9 290 & 290X: Diese genannten Karten werden spürbar bessere Preis/Leistungs-Verhältnisse als das bisherigen Angebot von AMD und nVidia bringen.

Mit der Radeon R9 280X wird man eine nahezu der Radeon HD 7970 "GHz Edition" entsprechende Karte zu einem Preis von vermutlich 270 Euro bekommen – sich errechnend aus dem bekannten US-Listenpreis von 299 Dollar abzüglich Umrechnungskurs und zuzüglich Mehrwertsteuer. Ein solcher Preis für eine schnell getaktete R1000/Tahiti-basierte Karte wäre aller Ehren wert, auch wenn einige der derzeitigen Abverkaufspreise zur Radeon HD 7970 "GHz Edition" inzwischen schon in dieselbe Richtung gehen. Langfristig steht die Radeon R9 280X dann zu einem Preis von 270 Euro gegen die derzeit erst ab 330 Euro gehandelte GeForce GTX 770, was überaus gut für AMD aussieht und nVidia wohl kurzfristig zu einer Preisanpassung zwingen wird.

Ob man in diesem Preisbereich auf den Markteintritt der Volcanic-Islands-Grafikkarten wartet, hängt von der persönlichen Präferenz ab: Der AMD-Käufer kann wohl problemlos zu guten Abverkaufsangeboten der Radeon HD 7970 "GHz Edition" greifen, die Radeon R9 280X wird anfänglich kaum ein wirklich besseres Preis/Leistungsverhältnis bieten. Der nVidia-Käufer hingegen sollte warten, bis die neue AMD-Karte erscheint und nVidia dann den Preis der GeForce GTX 770 korrigieren muß – gewinnen tun hierbei natürlich beide Käufer-Gruppen.

Obwohl die Preise von Radeon R9 290 & 290X noch nicht exakt feststehen, ist schon klar, daß diese beiden Karten das bisherigen nVidia-Portfolio noch viel massiver unter Druck setzen werden: Die Radeon R9 290X wird wohl grob die Performance einer GeForce GTX Titan zum Preis der GeForce GTX 780 bei um die 550 Euro bieten, die Radeon R9 290 zur Performance der GeForce GTX 780 einen Preispunkt irgendwo bei 400 Euro einnehmen. Auch hier wird nVidia wohl kurzfristig mit Preissenkungen reagieren müssen, eventuell wird nVidia auch noch eine GeForce GTX Titan Ultra oben drauf setzen, um wieder die Performance-Krone zu erringen.

In diesem Segment der absoluten HighEnd-Grafikkarten ergeht damit die klare Empfehlung, auf erste solide Performance-Daten zu diesen beiden Hawaii-basierten Grafikkarten zu warten und damit derzeit gar nichts zu kaufen. Denn sollten die Vorhersagen nur halbwegs passend sein, wird AMD mit dem Hawaii-Chip deutlich bessere Preis/Leistungs-Verhältnisse im absoluten HighEnd-Bereich bieten als was der Grafikkarten-Markt derzeit hergibt. Diese Empfehlung ergeht sowohl an die AMD-Käufer als auch an die nVidia-Käufer, welche indirekt durch die sehr wahrscheinlichen Preissenkungen bei GeForce GTX 780 & Titan profitieren werden.

Nachtrag vom 1. Oktober 2013

Wie Videocardz zu berichten wissen, fällt das NDA der Radeon R9 280X am 8. Oktober – was auch wieder passend erscheint, da AMD-typisch auf einem Dienstag liegend. Vermutlich ist der genaue Zeitpunkt wiederum 12:01 AM EST, was in Europa demzufolge 6:01 Uhr morgens wäre. Die Radeon R9 290X wird wie schon berichtet eine Woche später am 15. Oktober um 12:01 AM EST (= 6:01 Uhr morgens in Europa) starten. Der frühere Termin der Radeon R9 280X ist dabei wohl schlicht dem Punkt geschuldet, daß es sich hierbei um eine Karte auf Basis des "alten" R1000/Tahiti-Chips handelt und daß die Produktionsvorbereitung der Hawaii-basierten Radeon R9 290X demzufolge deutlich aufwendiger ist, AMD daher für diese Karte auf Basis eines neuen Chips mehr Zeit benötigt. Richtig glücklich ist das Start-Prozedere aber trotzdem nicht, da AMD hiermit die Volcanic-Islands-Generation mit einem faktischen Rebranding einläutet.

Zu den genauen Taktraten der Radeon R9 280X haben Videocardz noch die Daten zweier BIOSe solcherart Karten zu berichten – leider beides ab Werk übertakteter Versionen, so daß sich daraus nur ergibt, daß der Referenztakt der Radeon R9 280X unterhalb oder in Teilen maximal auf 950/1070/3200 MHz befinden sollte. Hier scheint AMD wohl mit einem generell größeren Boost-Spielraum als bei seinen bisherigen Karten mit Boost-Funktion arbeiten zu wollen. Die Performance der Referenzversion der Radeon R9 280X sollte jedenfalls leicht unterhalb der Performance der Radeon HD 7970 "GHz Edition" herauskommen, wie kürzlich schon erschöpfend in unseren Performance- und Preis/Leistungs-Prognosen zu AMDs Radeon R200 Serie ausgeführt.

Die kleinere Hawaii-Ausführung Radeon R9 290 könnte zusammen mit der Radeon R9 290X am 15. Oktober vorgestellt – oder auch zu einem späteren Termin, dies ist einfach noch nicht bekannt. Für die LowCost-Lösungen Radeon R7 240 & 250 gibt es dagegen möglicherweise gar keine genauen Termine, jene Karten dürften wohl einfach so im Laufe des Oktobers in den Markt kommen. Vakant sind daneben der Marktstart von Radeon R7 260X, R9 270 und R9 270X – welche jedoch laut bisherigen Informationen im Zeitrahmen bis Mitte November zu erwarten sind. Wahrscheinlich sind viele der demnächst kommenden Dienstage damit automatisch von einem AMD Grafikkarten-Launch blockiert.