Launch-Analyse AMD Ryzen 3 (Seite 2)

Donnerstag, 10. August 2017
 / von Leonidas
 

Die Spiele-Performance ist bei Ryzen 3 eigentlich nicht ganz so wichtig, da man ernsthafte Gaming-Systeme heutzutage eigentlich mit mehr als nur 4 CPU-Threads aufbauen sollte – hier wäre aus Gründen der Zukunftssicherheit also ein Vierkerner mit SMT oder HT sinnvoller, selbst wenn AMDs SMT derzeit noch unter einigen Spielen zickig (aka mit niedrigerer Performance) reagiert. Aber natürlich muß auch ein HomeOffice-System für ein kleines Spielchen zwischendurch gerüstet sein, insofern kann man die Spiele-Performance von Ryzen 3 trotz geringerer Wichtigkeit dennoch betrachten. Als ersten Ansatz hierzu haben sich einige Benchmarks unter bewußt CPU-limitieren Bedingungen, sprich auf einer Spiel-Auflösung von 1280x720, eingefunden:

Spiele (720p Avg) G4560 R3-1200 i3-7100 R3-1300X i3-7300 i3-7350K R5-1400 i5-7400
Technik Kaby Lake, 2C+HT, 3.5 GHz Zen, 4C, 3.1/3.4 GHz +XFR Kaby Lake, 2C+HT, 3.9 GHz Zen, 4C, 3.5/3.7 GHz +XFR Kaby Lake, 2C+HT, 4.0 GHz Kaby Lake, 2C+HT, 4.2 GHz Zen, 4C+SMT, 3.2/3.4 GHz +XFR Kaby Lake, 4C, 3.0/3.5 GHz
ComputerBase  (8 Tests) 87% 91% 96% 100% - - 103% -
Golem  (3 Tests) 82,7% 88,1% - 100% 96,9% - - -
PC Games Hardware  (7 Tests) 91,8% 90,9% - 100% - - 110,4% 113,3%
TechPowerUp  (14 Tests) 97,3% 91,7% 105,8% 100% 109,3% - 94,2% 115,3%
TweakTown  (4 Tests) - 93,2% - 100% - 109,2% 80,2% -
SweClockers  (5 Tests) 85,9% 90,9% - 100% - 106,1% - -
Spiele-Performance (720p Avg) 90,4% 91,1% ~100% 100% ~103% ~108% 100,1% ~112%
Listenpreis 64$ 109$ 117$ 129$ 138$ 168$ 169$ 182$
fehlende Werte anhand vorhandener Werte interpoliert; Durchschnittsbildung gewichtet zugunsten jener Artikel mit höherer Benchmark-Anzahl

Neben diesem Benchmark-Ansatz setzt sich derzeit ein weiterer Benchmark-Ansatz zur Bewertung der CPU-Performance unter Spielen durch – derjenige von Minimum-Frameraten (oder Frametimes), welche nicht nur pur den niedrigsten gemessenen Einzelwert notieren, sondern den Durchschnitt aus dem einen Prozent der niedrigsten gemessenen Frameraten (bzw. höchsten Frametimes) abbilden. Hierbei kann man dann unter normalüblichen Auflösungen und einer normalüblichen Bildqualität bleiben, hat also immer noch einen echten Praxisbezug. Manchmal wurden hierfür auch die niedrigsten 3% oder gar die niedrigsten 5% aller Frameraten verwendet, dies führt jedoch letztlich alles in Richtung derselben Idee. Allerdings gibt es wohl noch Optimierungsbedarf an dieser Benchmark-Form, denn hier und da kommt es zu kurios durcheinandergehenden Ergebnissen. Jene deuten meistens darauf hin, das die jeweilige Benchmark-Sequenz zu kurz ist – womit 1% der niedrigsten Frameraten eine zu geringe absolute Zahl an Frameraten/Frametimes ergibt und dann eben nicht mehr die CPU-Performance ausgemessen wird, sondern Nachladeruckler und andere Seiteneffekte die Messung bestimmen.

An dieser Stelle müssen die Hardwaretester unserer Meinung nach besser aufpassen, nicht kommentarlos kuriose bzw. unrealistische Benchmark-Ergebnisse zu verbreiten, sondern lieber bei Auftreten solcherart Ergebnisse so lange an der Benchmark-Methodik zu feilen, bis nachvollziehbare Ergebnisse vorliegen. Manchmal sieht es leider so aus, als wäre es wichtiger, möglichst viele bunte Diagramme zu bringen – anstatt darauf zu achten, das in jenen auch sinnvolles Zahlenmaterial steht. Wie üblich läßt sich so etwas im Rahmen einer Benchmark-Auswertung mit möglichst vielen Werten (wie nachfolgend auf Basis von ca. 360 Einzel-Messungen von 8 verschiedenen Webseiten geschehen) halbwegs ausgleichen, im Sinne der mathematischen Korrektheit wären (durchgehend) saubere Benchmark-Werte als Ausgangsbasis aber natürlich vorzuziehen.

Spiele (1080p 1% Min) G4560 R3-1200 i3-7100 R3-1300X i3-7300 i3-7350K R5-1400 i5-7400
Technik Kaby Lake, 2C+HT, 3.5 GHz Zen, 4C, 3.1/3.4 GHz +XFR Kaby Lake, 2C+HT, 3.9 GHz Zen, 4C, 3.5/3.7 GHz +XFR Kaby Lake, 2C+HT, 4.0 GHz Kaby Lake, 2C+HT, 4.2 GHz Zen, 4C+SMT, 3.2/3.4 GHz +XFR Kaby Lake, 4C, 3.0/3.5 GHz
ComputerBase  (8 Tests) 86% 92% 93% 100% - 100% 103% -
Golem  (3 Tests) 81,3% 87,9% - 100% 94,4% - - -
AnandTech  (6 Tests) ~95% 94,9% 103,8% 100% - - - ~114%
Gamers Nexus  (6 Tests) 99,3% - - 100% ~114% 119,4% - -
PCGamer  (16 Tests) - 87,0% 105,8% 100% - 111,8% 95,8% -
The Tech Report  (6 Tests) - 92,1% - 100% - 114,0% 125,8% -
TechPowerUp  (10 Tests) 94,9% 91,1% 103,1% 100% 107,3% - 95,4% 115,2%
Hardware.info  (4 Tests) 87,2% 93,5% 99,9% 100% 105,4% - 100,3% -
Spiele-Performance (1080p 1% Min) 91,5% 90,6% 100,7% 100% 104,2% 109,0% 100,9% ~114%
Listenpreis 64$ 109$ 117$ 129$ 138$ 168$ 169$ 182$
fehlende Werte anhand vorhandener Werte interpoliert; Durchschnittsbildung gewichtet zugunsten jener Artikel mit höherer Benchmark-Anzahl

Interessanterweise gleichen sich die Ergebnisse zwischen den Spiele-Messungen unter 720p auf Average-Werten und 1080p auf 1%-Minimum-Werten ziemlich stark – da aber zu letzterer Meßmethode mehr Ergebnisse vorliegen, sollen deren Ergebnisse nachfolgend genauer betrachtet werden. Nicht völlig unerwartet kommt Intel im Spiele-Bereich besser weg als unter der Anwendungs-Performance, sind aber auch die Abstände generell etwas geringer, kann die zur Verfügung stehende CPU-Performance hier also nicht vollständig ausgefahren werden. Wohl auch dieser Punkt führt dann zu der Einschätzung, das AMD hierbei zwar zurückliegt, von einer ernsthaften "Spiele-Schwäche" aufgrund der eher geringen Differenzen allerdings kaum gesprochen werden kann. Den größten Unterschied gibt es noch beim Vergleich von Ryzen 3 1200 vs. Core i3-7100, wo AMD um immerhin -10% zurückliegt. Beim Vergleich von Ryzen 3 1300X vs. Core i3-7300 ist jene Differenz mit -4% allerdings schon wieder deutlich geringer und eigentlich nicht mehr beachtenswert.

Von unten kommend setzt der Pentium G4560 dem Ryzen 3 1200 dann mit einer sogar minimal besseren Spiele-Performance sehr deutlich zu – augenscheinlich macht es hierbei noch gar keinen Unterschied, das dem Pentium-Modell das AVX-Feature komplett fehlt. Nach oben hin hat der Ryzen 3 1300X keinerlei Probleme mit dem Ryzen 5 1400, welcher ebenfalls nur minimal besser herauskommt. SMT bremst hierbei zwar noch nicht wirklich (in einzelnen Benchmarks schon, aber nicht im Durchschnitt), führt aber auch nicht zu einem wirklichen Performance-Sprung, wie dies von Intels HyperThreading bekannt ist. Dem Core i5-1400 muß sich der Ryzen 3 1300X dann allerdings mit einer Performance-Differenz von +14% beugen – der Mehrpreis von +41% passt dazu zwar immer noch nicht, aber dennoch ist dies mal ein wenigstens beachtbarer Performance-Unterschied.

Somit kommt Ryzen 3 im Spiele-Bereich nicht wirklich schlecht heraus, kann hierbei allerdings auch kaum Akzente setzen. Dies ist unserer Meinung nach jedoch wenig tragisch, denn diese Prozessoren dürften üblicherweise kaum in Gaming-Systeme gehen – und für das "Spielchen zwischendurch" reicht die Spiele-Performance von Ryzen 3 sicherlich aus, die paar Prozentpunkte Differenz zu Intel machen hierbei das Kraus nicht fett, da üblicherweise sowieso die (in einem Office/HomeOffice-PC) zur Verfügung stehende Grafikperformance limitieren sollte. Für ernsthafte Gamer-Systeme empfehlen wir wie gesagt eher den Blick zu Vierkernern mit HyperThreading (bei Intel) respektive Sechskernern mit SMT (bei AMD) – oder besseres, je nach Gusto.

Von den (für diese CPUs) Nebenpunkten wie Übertaktbarkeit, Leistungsaufnahme, CPU-Temperatur und Geräuschbelastung gibt es nichts negatives zu berichten: Ryzen 3 läßt sich üblicherweise auf 3.9 GHz übertakten – wenn man Glück hat, sieht man auch die 4-GHz-Marke, generell ist dies das gleiche Übertaktungsverhalten wie bei den anderen Ryzen-Prozessoren. Intels Gegenstücke in Form des Core i3 lassen sich natürlich (bis auf den preislich viel höher angesetzten Core i3-7350K) nicht übertakten, hier hat AMD einen gewissen Vorteil exklusiv für sich. Bei der Leistungsaufnahme hält sich Ryzen 3 grob gesehen an seine offizielle TDP und erreicht vor allem auch ein gegenüber dem Core i3 vergleichbares Ergebnis. Dies ist dann mal ein Punkt, den man sogar herausstreichen kann, denn bislang war es für AMD sehr schwierig, Intel bei der Leistungsaufnahme wirklich zu erreichen. CPU-Temperatur und Geräuschbelastung sind vollkommen unauffällig, Ryzen 3 zeigt sich diesbezüglich einwandfrei prädestiniert als einfacher Rechenknecht für einen Arbeits-PC.

In der Summe der Dinge hat AMD mit Ryzen 3 eine solide CPU für einfache Office/HomeOffice-PCs hingestellt, welche vor allem durch ihre kaum vorhandenen Schwächen bei einem insgesamt sehr runden Gesamteindruck glänzen kann. Im Spiele-Bereich liegt AMD minimal zurück, dafür im Anwendungs-Bereich minimal vorn – dies gleicht sich in jedem Fall aus und geht auch nirgendwo in Bereiche hinein, welche den einen oder anderen wirklich klar in Front sehen würden. Ein großer Wurf in Richtung des Überrundens von Intel ist Ryzen 3 damit sicherlich nicht – sondern eher ein solides Gegenangebot auf attraktiven Preislagen. Angesichts der langen Geschichte von mittelprächtigen Mainstream-CPUs seitens AMD, die in dem einen oder anderem Punkt immer auch mal deutlich zurücklagen, ist dies allerdings ein gutes Ergebnis – und was will man am Ende mehr von einer Mainstream-CPU, als einen insgesamt runden Gesamteindruck ohne größere Schwachpunkte.

Genau dies hat AMD mit Ryzen 3 nunmehr erreicht – einen solide Gegner für den Core i3. Insofern darf sich der CPU-Käufer hiermit aufgefordert sehen, künftig in diesem Preisbereich auch die AMD-Angebote sorgfältig zu prüfen – denn es gibt keinen sich aus der CPU selber ergebenden Grund, die AMD-Prozessoren links liegen zu lassen. Vielmehr könnte man sich vielleicht sogar vom Gedanken leiten lassen, das vier echte CPU-Kerne (bei Ryzen 3) immer wertiger erscheinen als nur zwei CPU-Kerne samt HyperThreading (bei Intel) – und AMD somit diese Chance geben, welche das Unternehmen auf Basis seiner ganzen Anstregungen bei der Ryzen-Serie sich nunmehr wirklich auch verdient hat.