Launch-Analyse Intel Arc A750 & A770 (Seite 3)

Sonntag, 9. Oktober 2022
 / von Leonidas
 

Mildern läßt sich diese Problematik natürlich mittels Upscalern wie Intels XeSS, welcher auch für andere Hardware offensteht (genauso wie die Arc-Karten auch AMDs FSR 1/2 nutzen dürfen). XeSS wurde von den Hardwaretestern als generell vernünftige Entwicklung eingeschätzt, teilweise hat man hierbei sogar eine bessere Bildqualität als bei nVidias DLSS2 gesehen (siehe extra XeSS-Test der PCGH). Springender Punkt an XeSS wird aber natürlich der Spiele-Support sein, sprich die Frage, ob es mehr als nur ein paar Vorzeige-Titel werden. Schließlich werden die Spiele-Entwickler derzeit von allen Seiten mit Upscalern bedrängt (und dürften sich fragen, wieso sich die Industrie nicht auf einen gemeinsamen Standard einigen kann). Dass da jedes Spiele alle fünf derzeit populären Upscaler (DLSS2, DLSS3, FSR1, FSR2, XeSS) unterstützen wird (oder auch nur einen pro Chip-Entwickler), erscheint arg unwahrscheinlich. Fast wäre es somit interessanter, mehr über die Arc-Performance unter FSR 1/2 zu erfahren, als demjenigen Hersteller-unabhängigen Upscaler mit dem derzeit breitesten Spiele-Portfolio.

Kein Punkt, wo Intels Grafikkarten glänzen können, ist dann der Stromverbrauch bzw. die daraus resultierende Verbrauchs-Effizienz. Denn gemittelt ergeben sich 202 Watt Spiele-Stromverbrauch bei Arc A750 sowie 223 Watt bei Arc A770 "LE" – klar mehr als bei gleich schnellen AMD- und nVidia-Grafikkarten. Selbst die klar schnellere GeForce RTX 3060 Ti kommt hier mit nur 202 Watt Spiele-Stromverbrauch aus. nVidias im selben Performance-Feld liegende Grafikkarten weisen somit eine grob 20-30%ig bessere Verbrauchs-Effizienz auf, bei AMDs (im selben Performance-Feld liegenden) Grafikkarten sind es sogar 30-40% mehr. Dies muß allerdings nicht die ganz großen Auswirkungen haben, denn wie inzwischen weitläufig bekannt, wird jenes Effizienz-Thema immer wieder diskutiert, Kaufentscheidungen in diesem Sinne sind aber vergleichsweise selten zu sehen.

Stromverbrauch TDP Power-Limit Idle Gaming Gaming-Meßwerte (rein GPU) Perf/Verbr. 1440p
Radeon RX 6600 132W ASIC: 100W 4W 131W siehe Launch-Analyse 6600 140% Perf/Watt
Radeon RX 6600 XT 160W ASIC: 130W 5W 159W siehe Launch-Analyse 6600 135% Perf/Watt
Radeon RX 6650 XT 180W ASIC: 143W ~5W 177W siehe Launch-Analyse 6x50-Refresh 127% Perf/Watt
GeForce RTX 3050 130W Karte: 130W 9W 129W siehe Launch-Analyse 3050 112% Perf/Watt
GeForce RTX 3060 160W Karte: 170W 13W 172W siehe Launch-Analyse 6600 117% Perf/Watt
GeForce RTX 3060 Ti 200W Karte: 200W 10W 202W siehe Launch-Analyse 6600 131% Perf/Watt
Arc A750 225W ASIC: 190W 40W 208W 210W, 202W, 211W, 211W, 205W, 208W, 213W 100% Perf/Watt
Arc A770 "LE" 225W ASIC: 190W 46W 223W 217W, 232W, 225W, 220W, 222W, 208W, 232W 102% Perf/Watt
Daten-Quelle für alle älteren Karten: Stromverbrauchs-Überblick für DirectX 11/12 Grafikkarten

Eher ungünstig in dieser Frage dürfte hingegen der vergleichsweise astromomische Idle-Verbrauch der Intel-Grafikkarten sein. 40 Watt sind heutzutage weit außerhalb dessen, was für eine Midrange-Grafikkarte noch akzeptabel ist, AMD & nVidia liefern in dieser Diszplin teilweise unter 10 Watt. Unklar, ob Intel dies mittels Treiber-Kniffen noch hinbiegen kann, eigentlich ist eine so große Differenz erst mittels wirklich neuer Hardware behebbar. Auch in anderen Verbrauchs-Diszplinen wie dem Video-Abspielen oder Gaming mit Vsync liegt Intel auffallend höher als die Konkurrenz, hieran muß Intel (bei den nächsten Arc-Generationen) wirklich noch arbeiten. Wenigstens präsentiert sich der Lüfter der Intel-eigenen Kartendesigns als recht unaufällig bezüglich dessen Geräuschentwicklung, welche in einem mittleren Feld herauskommt.

Mit Übertaktung haben die Intel-Karten derzeit nicht viel am Hut, sind augenscheinlich schon nahezu auf das jeweilige Leistungsmaximum ausgelegt. Ein gewisser Übertaktungserfolg ist drin, der herauskommende Performance-Gewinn bleibt jedoch (bestenfalls) im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die Erfahrungen der Tester hierzu sind allerdings noch einigermaßen verschieden: Während einige kaum (absturzfrei) den Chip-Takt erhöhen konnten, wurden an anderer Stelle Taktraten von immerhin 2.6 GHz erreicht. Technisch gesehen bietet das Control-Panel des Intel-Treibers mit einer Anpassung von Chip-Spannung (max +0.27V), Power-Limit (max. 228W) sowie Taktraten-Offset (max. +350 MHz) alles an, was man für herzhaftes Übertakten benötigt. Dies könnte sich eines Tages noch einmal als nützlich erweisen, wenn Intel nicht so knapp auf Kante gebaute Grafikkarten bietet – oder wenn die laufend verbesserte Fertigung eine höhere Chip-Qualität zugunsten der aktuellen Arc-Grafikkarten offenlegen sollte.

Wirklich zufriendenstellend ist Intel erster wirklicher Wurf bei Gaming-Grafikkarten nach über 20 Jahren Ebbe damit natürlich nicht. Und man könnte sogar über diverse Schwächen in Nebenpunkten hinwegsehen, wenn Intel bei der Performance bzw. beim Preis/Leistungs-Verhältnis glänzen könnte. Doch dies passiert nur selten – und wenn dann unter Settings, für welche man üblicherweise nach deutlich stärkeren Grafikkarten schaut. Und natürlich reicht es für Intel als faktischen Neueinsteiger mit den klar zurückhängenden Treibern eigentlich nicht aus, irgendwie nur gut mitzuschwimmen. Normalerweise müsste Intel irgendwo einen handfesten und auch tatsächlich praktikablen Vorteil bei Arc A750 & A770 gegenüber deren Kontrahenten bieten. Ein paar Prozentpunkte besser reicht für diese Kategorie gewiß nicht aus, "handfest" fängt eigentlich kaum vor 10% Differenz an.

6600 6600XT 6650XT 3050 3060 3060Ti A750 A770-LE
RDNA2, 8GB RDNA2, 8GB RDNA2, 8GB Ampere, 8GB Ampere, 12GB Ampere, 8GB Alchemist, 8GB Alchemist, 16GB
gemittelte FullHD-Performance 98,4% 113,8% 118,4% 74,6% 102,5% 131,6% 100% 107,9%
gemittelte WQHD-Performance 88,4% 103,3% 107,8% 69,4% 97,0% 127,2% 100% 109,4%
gemittelte 4K-Performance 78,5% 93,3% ~98% 67,0% 96,4% 127,3% 100% 114,6%
gemittelte RayTracing-Perform. 66,5% 76,7% 80,5% 70,3% 100,1% 131,8% 100% 112,3%
Preis/Leistung FullHD 119% 105% 109% 87% 94% 98% 100% 90%
Preis/Leistung WQHD 107% 95% 99% 81% 89% 95% 100% 91%
Preis/Leistung 4K 95% 86% 90% 78% 89% 95% 100% 95%
Preis/Leistung RT@1080p 80% 71% 74% 82% 92% 98% 100% 94%
realer Idle-Verbrauch 4W 5W ~5W 9W 13W 10W 40W 46W
realer Spiele-Verbrauch 131W 159W 177W 129W 172W 202W 208W 223W
Performance/Verbrauch @1440p 140% 135% 127% 112% 117% 131% 100% 102%
offizielle TDP 132W 160W 180W 130W 170W 200W 225W 225W
Listenpreis $329 $379 $399 $249 $329 $399 $289 $349
Straßenpreis (ab) 290€ 380€ 380€ 300€ 380€ 470€ ~350€ ~420€
Performance gemäß vorstehend aufgestellter Werte; benutzte Preise: Straßen-Bestpreise am 9. Oktober 2022 – bei Intel vorstehend notierte Annahmen, basierend auf den umgerechneten Listenpreisen; Preis/Leistungs-Verhältnisse somit nur vorläufig auf Basis dieser unvollkommenen Straßenpreis-Prognose!

Doch derartige Intel-Vorteile ergeben sich (durchgehend) allein bei der 4K-Performance, was für dieserart Grafikkarten keine relevante Disziplin darstellt. Die WQHL- wie die RayTracing-Performance sieht vernünftig für Intel aus, doch "handfeste" Vorteile erzielt man hierbei nur in Einzelfällen. Dort hingegen, wo das "Brot & Butter" Geschäft der Arc-Grafikkarten liegen sollte – bei der FullHD-Performance – liegt die Konkurrenz hingegen dann sogar meistens vor Intel. Auf den ersten Blick mag speziell Arc A750 beim Preis/Leistungs-Verhältnis fast durchgehend besser sein: Doch unterhalb der 4K-Auflösung findet sich in jeder Disziplin immer eine AMD- oder nVidia-Lösung, welche Intels Preis/Leistungs-Verhältnis ausreichend nahe genug kommt (oder sogar besser ist). Insofern die Straßenpreise zu Intels Grafikkarten nicht erstaunlicherweise deutlich günstiger als erwartet ausfallen, ist Intel damit vor allem preislich (etwas) zu kurz gesprungen.

Und somit überwiegen in der Betrachtung eines potentiellen Käufers wohl eher die Bedenken-Punkte: Wenn die Performance bzw. das Preis/Leistungs-Verhältnis nicht beachtbar besser ist, dann wiegen schlechtere Spiele-Kombatibilität und höherer Stromverbrauch um so mehr bzw. fehlt der (finanzielle) Anreiz, um über diese Problematiken hinwegzusehen. Hinzu kommt der nicht unerheblich einschränkende Punkt, dass ein rBAR-fähiges System benötigt wird, man ansonsten maßgeblich an Performance verschwendet. Dies engt den Anwender-Kreis dieser Arc-Grafikkarten doch erheblich ein: Der ideale Arc-Anwender benutzt die WQHD-Auflösung und hat bereits ein rBAR-fähiges System – aber trotzdem noch keine Grafikkarte der (mittelprächtigen) Leistungsklasse von Arc A750 & A770.

Gen. & Speicher FHD-Index 4K-Index Real-Verbr. Liste Straßenpreis
Radeon RX 6700 XT RDNA2, 12GB 1540% 221% 219W $479 470-530 Euro
GeForce RTX 3060 Ti Ampere, 8GB 1460% 217% 202W $399 470-520 Euro
Radeon RX 6700 RDNA2, 10GB ~1350-1400% ~180-190% ? - 430-440 Euro
Radeon RX 6650 XT RDNA2, 8GB 1310% 167% 177W $399 380-440 Euro
Radeon RX 6600 XT RDNA2, 8GB 1260% 159% 159W $379 380-440 Euro
Arc A770 "LE" Alchemist, 16GB 1190% 195% 223W $349 erwartbar für ~420€
Arc A770 Alchemist, 8GB ? ? ? $329 erwartbar für ~400€
GeForce RTX 3060 Ampere, 12GB 1130% 165% 172W 329$ 380-420 Euro
Arc A750 Alchemist, 8GB 1100% 171% 208W $289 erwartbar für ~350€
Radeon RX 6600 RDNA2, 8GB 1090% 134% 131W $329 290-330 Euro
GeForce RTX 2060 Super Turing, 8GB 1050% 148% 176W $399 400-470 Euro
GeForce RTX 2060 12GB Turing, 12GB ~990% ~141% ~185W - 330-390 Euro
GeForce RTX 2060 6GB Turing, 6GB 930% 123% 160W $349 290-340 Euro
GeForce RTX 3050 Ampere, 8GB 820% ~114% 129W 249$ 300-340 Euro
Quellen: FullHD & 4K Performance-Überblick (FullHD-Indexwert der Radeon RX 6600 gemäß der aktuell gezeigten Performance geändert von 1100% → 1090%), Stromverbrauchs-Überblick, Geizhals-Preisvergleich (Preisstand: 9. Oktober 2022)

Falls man dennoch in Richtung einer dieser Intel-Grafikkarten schaut, dann dürfte Arc A750 wohl in der Vorhand sein: Denn Arc A770 "FE" bietet meistens unterhalb +10% Mehrperformance, kostet allerdings gleich +20% mehr. Generell erfüllt Arc A750 mit 289 Dollar Listenpreis auch eher den Ansatz, AMD & nVidia preislich unter Druck zu setzen – denn derzeit kommt hierbei preislich nur eine Radeon RX 6600 mit, alle anderen Karten sind leicht teurer (bzw. ist die GeForce RTX 3050 von der reinen Performance her weit geschlagen). Besser wäre natürlich, wenn Arc A750 (erwartbar für ~350 Euro) preislich wirklich mit einer Radeon RX 6600 (290-330 Euro) konkurrieren könnte. Inwiefern Intels aktuelles Software-Bundle für Arc-Lösungen breit in Deutschland zum Einsatz kommt, bleibt abzuwarten – genauso wie es die realen Straßenpreise dieser Arc-Grafikkarten erst am 12. Oktober geben wird.

Doch selbst im Fall des Falles ist dieser Launch mitnichten ein Reinfall für Intel und den Grafikkarten-Markt. Denn letzterer hat nunmehr einen dritten Chip-Entwickler erlangt, was nach Ewigkeiten des Duopols von AMD & nVidia jederzeit zu begrüßen ist. Zudem ist das Erstlingswerk nun nicht so schlecht wie teilweise erwartet worden war, sondern eigentlich ziemlich passabel – insofern man hier und da ein Auge zudrückt bei Sachen, die einfach noch nicht so weit sind wie bei den beiden Platzhirschen. Gemäß des harten Blicks des Wettbewerbs mögen Arc A750 & A770 keine Kaufempfehlungen wert sein, doch im großen Gesamtbild ist hiermit der Ansatz zu zukünftig vollständig konkurrenzfähigen Intel-Grafikkarten zu sehen. Die Möglichkeit hierzu ist gemäß des jetzt schon gebotenen vorhanden, Intel muß nun einfach nur unbeirrt am Ball bleiben. Und dies ist dann sicherlich eine grund-positive Aussage, welche man aus diesem Launch mitnehmen kann.


Mildern läßt sich diese Problematik natürlich mittels Upscalern wie Intels XeSS, welcher auch für andere Hardware offensteht (genauso wie die Arc-Karten auch AMDs FSR 1/2 nutzen dürfen). XeSS wurde von den Hardwaretestern als generell vernünftige Entwicklung eingeschätzt, teilweise hat man hierbei sogar eine bessere Bildqualität als bei nVidias DLSS2 gesehen (siehe extra XeSS-Test der PCGH). Springender Punkt an XeSS wird aber natürlich der Spiele-Support sein, sprich die Frage, ob es mehr als nur ein paar Vorzeige-Titel werden. Schließlich werden die Spiele-Entwickler derzeit von allen Seiten mit Upscalern bedrängt (und dürften sich fragen, wieso sich die Industrie nicht auf einen gemeinsamen Standard einigen kann). Dass da jedes Spiele alle fünf derzeit populären Upscaler (DLSS2, DLSS3, FSR1, FSR2, XeSS) unterstützen wird (oder auch nur einen pro Chip-Entwickler), erscheint arg unwahrscheinlich. Fast wäre es somit interessanter, mehr über die Arc-Performance unter FSR 1/2 zu erfahren, als demjenigen Hersteller-unabhängigen Upscaler mit dem derzeit breitesten Spiele-Portfolio.

Kein Punkt, wo Intels Grafikkarten glänzen können, ist dann der Stromverbrauch bzw. die daraus resultierende Verbrauchs-Effizienz. Denn gemittelt ergeben sich 202 Watt Spiele-Stromverbrauch bei Arc A750 sowie 223 Watt bei Arc A770 "LE" - klar mehr als bei gleich schnellen AMD- und nVidia-Grafikkarten. Selbst die klar schnellere GeForce RTX 3060 Ti kommt hier mit nur 202 Watt Spiele-Stromverbrauch aus. nVidias im selben Performance-Feld liegende Grafikkarten weisen somit eine grob 20-30%ig bessere Verbrauchs-Effizienz auf, bei AMDs (im selben Performance-Feld liegenden) Grafikkarten sind es sogar 30-40% mehr. Dies muß allerdings nicht die ganz großen Auswirkungen haben, denn wie inzwischen weitläufig bekannt, wird jenes Effizienz-Thema immer wieder diskutiert, Kaufentscheidungen in diesem Sinne sind aber vergleichsweise selten zu sehen.




Stromverbrauch
TDP
Power-Limit
Idle
Gaming
Gaming-Meßwerte (rein GPU)
Perf/Verbr. 1440p





Radeon RX 6600
132W
ASIC: 100W
4W
131W
siehe Launch-Analyse 6600
140% Perf/Watt



Radeon RX 6600 XT
160W
ASIC: 130W
5W
159W
siehe Launch-Analyse 6600
135% Perf/Watt



Radeon RX 6650 XT
180W
ASIC: 143W
~5W
177W
siehe Launch-Analyse 6x50-Refresh
127% Perf/Watt



GeForce RTX 3050
130W
Karte: 130W
9W
129W
siehe Launch-Analyse 3050
112% Perf/Watt



GeForce RTX 3060
160W
Karte: 170W
13W
172W
siehe Launch-Analyse 6600
117% Perf/Watt



GeForce RTX 3060 Ti
200W
Karte: 200W
10W
202W
siehe Launch-Analyse 6600
131% Perf/Watt



Arc A750
225W
ASIC: 190W
40W
208W
210W, 202W, 211W, 211W, 205W, 208W, 213W
100% Perf/Watt



Arc A770 "LE"
225W
ASIC: 190W
46W
223W
217W, 232W, 225W, 220W, 222W, 208W, 232W
102% Perf/Watt



Daten-Quelle für alle älteren Karten: Stromverbrauchs-Überblick für DirectX 11/12 Grafikkarten





Eher ungünstig in dieser Frage dürfte hingegen der vergleichsweise astromomische Idle-Verbrauch der Intel-Grafikkarten sein. 40 Watt sind heutzutage weit außerhalb dessen, was für eine Midrange-Grafikkarte noch akzeptabel ist, AMD & nVidia liefern in dieser Diszplin teilweise unter 10 Watt. Unklar, ob Intel dies mittels Treiber-Kniffen noch hinbiegen kann, eigentlich ist eine so große Differenz erst mittels wirklich neuer Hardware behebbar. Auch in anderen Verbrauchs-Diszplinen wie dem Video-Abspielen oder Gaming mit Vsync liegt Intel auffallend höher als die Konkurrenz, hieran muß Intel (bei den nächsten Arc-Generationen) wirklich noch arbeiten. Wenigstens präsentiert sich der Lüfter der Intel-eigenen Kartendesigns als recht unaufällig bezüglich dessen Geräuschentwicklung, welche in einem mittleren Feld herauskommt.

Mit Übertaktung haben die Intel-Karten derzeit nicht viel am Hut, sind augenscheinlich schon nahezu auf das jeweilige Leistungsmaximum ausgelegt. Ein gewisser Übertaktungserfolg ist drin, der herauskommende Performance-Gewinn bleibt jedoch (bestenfalls) im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die Erfahrungen der Tester hierzu sind allerdings noch einigermaßen verschieden: Während einige kaum (absturzfrei) den Chip-Takt erhöhen konnten, wurden an anderer Stelle Taktraten von immerhin 2.6 GHz erreicht. Technisch gesehen bietet das Control-Panel des Intel-Treibers mit einer Anpassung von Chip-Spannung (max +0.27V), Power-Limit (max. 228W) sowie Taktraten-Offset (max. +350 MHz) alles an, was man für herzhaftes Übertakten benötigt. Dies könnte sich eines Tages noch einmal als nützlich erweisen, wenn Intel nicht so knapp auf Kante gebaute Grafikkarten bietet - oder wenn die laufend verbesserte Fertigung eine höhere Chip-Qualität zugunsten der aktuellen Arc-Grafikkarten offenlegen sollte.

Wirklich zufriendenstellend ist Intel erster wirklicher Wurf bei Gaming-Grafikkarten nach über 20 Jahren Ebbe damit natürlich nicht. Und man könnte sogar über diverse Schwächen in Nebenpunkten hinwegsehen, wenn Intel bei der Performance bzw. beim Preis/Leistungs-Verhältnis glänzen könnte. Doch dies passiert nur selten - und wenn dann unter Settings, für welche man üblicherweise nach deutlich stärkeren Grafikkarten schaut. Und natürlich reicht es für Intel als faktischen Neueinsteiger mit den klar zurückhängenden Treibern eigentlich nicht aus, irgendwie nur gut mitzuschwimmen. Normalerweise müsste Intel irgendwo einen handfesten und auch tatsächlich praktikablen Vorteil bei Arc A750 & A770 gegenüber deren Kontrahenten bieten. Ein paar Prozentpunkte besser reicht für diese Kategorie gewiß nicht aus, "handfest" fängt eigentlich kaum vor 10% Differenz an.





6600
6600XT
6650XT
3050
3060
3060Ti
A750
A770-LE






RDNA2, 8GB
RDNA2, 8GB
RDNA2, 8GB
Ampere, 8GB
Ampere, 12GB
Ampere, 8GB
Alchemist, 8GB
Alchemist, 16GB



gemittelte FullHD-Performance
98,4%
113,8%
118,4%
74,6%
102,5%
131,6%
100%
107,9%



gemittelte WQHD-Performance
88,4%
103,3%
107,8%
69,4%
97,0%
127,2%
100%
109,4%



gemittelte 4K-Performance
78,5%
93,3%
~98%
67,0%
96,4%
127,3%
100%
114,6%



gemittelte RayTracing-Perform.
66,5%
76,7%
80,5%
70,3%
100,1%
131,8%
100%
112,3%



Preis/Leistung FullHD
119%
105%
109%
87%
94%
98%
100%
90%



Preis/Leistung WQHD
107%
95%
99%
81%
89%
95%
100%
91%



Preis/Leistung 4K
95%
86%
90%
78%
89%
95%
100%
95%



Preis/Leistung RT@1080p
80%
71%
74%
82%
92%
98%
100%
94%



realer Idle-Verbrauch
4W
5W
~5W
9W
13W
10W
40W
46W



realer Spiele-Verbrauch
131W
159W
177W
129W
172W
202W
208W
223W



Performance/Verbrauch @1440p
140%
135%
127%
112%
117%
131%
100%
102%



offizielle TDP
132W
160W
180W
130W
170W
200W
225W
225W



Listenpreis
$329
$379
$399
$249
$329
$399
$289
$349



Straßenpreis (ab)
290€
380€
380€
300€
380€
470€
~350€
~420€



Performance gemäß vorstehend aufgestellter Werte; benutzte Preise: Straßen-Bestpreise am 9. Oktober 2022 - bei Intel vorstehend notierte Annahmen, basierend auf den umgerechneten Listenpreisen; Preis/Leistungs-Verhältnisse somit nur vorläufig auf Basis dieser unvollkommenen Straßenpreis-Prognose!





Doch derartige Intel-Vorteile ergeben sich (durchgehend) allein bei der 4K-Performance, was für dieserart Grafikkarten keine relevante Disziplin darstellt. Die WQHL- wie die RayTracing-Performance sieht vernünftig für Intel aus, doch "handfeste" Vorteile erzielt man hierbei nur in Einzelfällen. Dort hingegen, wo das "Brot & Butter" Geschäft der Arc-Grafikkarten liegen sollte – bei der FullHD-Performance – liegt die Konkurrenz hingegen dann sogar meistens vor Intel. Auf den ersten Blick mag speziell Arc A750 beim Preis/Leistungs-Verhältnis fast durchgehend besser sein: Doch unterhalb der 4K-Auflösung findet sich in jeder Disziplin immer eine AMD- oder nVidia-Lösung, welche Intels Preis/Leistungs-Verhältnis ausreichend nahe genug kommt (oder sogar besser ist). Insofern die Straßenpreise zu Intels Grafikkarten nicht erstaunlicherweise deutlich günstiger als erwartet ausfallen, ist Intel damit vor allem preislich (etwas) zu kurz gesprungen.

Und somit überwiegen in der Betrachtung eines potentiellen Käufers wohl eher die Bedenken-Punkte: Wenn die Performance bzw. das Preis/Leistungs-Verhältnis nicht beachtbar besser ist, dann wiegen schlechtere Spiele-Kombatibilität und höherer Stromverbrauch um so mehr bzw. fehlt der (finanzielle) Anreiz, um über diese Problematiken hinwegzusehen. Hinzu kommt der nicht unerheblich einschränkende Punkt, dass ein rBAR-fähiges System benötigt wird, man ansonsten maßgeblich an Performance verschwendet. Dies engt den Anwender-Kreis dieser Arc-Grafikkarten doch erheblich ein: Der ideale Arc-Anwender benutzt die WQHD-Auflösung und hat bereits ein rBAR-fähiges System - aber trotzdem noch keine Grafikkarte der (mittelprächtigen) Leistungsklasse von Arc A750 & A770.





Gen. & Speicher
FHD-Index
4K-Index
Real-Verbr.
Liste
Straßenpreis




Radeon RX 6700 XT
RDNA2, 12GB
1540%
221%
219W
$479
470-530 Euro


GeForce RTX 3060 Ti
Ampere, 8GB
1460%
217%
202W
$399
470-520 Euro


Radeon RX 6700
RDNA2, 10GB
~1350-1400%
~180-190%
?
-
430-440 Euro


Radeon RX 6650 XT
RDNA2, 8GB
1310%
167%
177W
$399
380-440 Euro


Radeon RX 6600 XT
RDNA2, 8GB
1260%
159%
159W
$379
380-440 Euro


Arc A770 "LE"
Alchemist, 16GB
1190%
195%
223W
$349
erwartbar für ~420€


Arc A770
Alchemist, 8GB
?
?
?
$329
erwartbar für ~400€


GeForce RTX 3060
Ampere, 12GB
1130%
165%
172W
329$
380-420 Euro


Arc A750
Alchemist, 8GB
1100%
171%
208W
$289
erwartbar für ~350€


Radeon RX 6600
RDNA2, 8GB
1090%
134%
131W
$329
290-330 Euro


GeForce RTX 2060 Super
Turing, 8GB
1050%
148%
176W
$399
400-470 Euro


GeForce RTX 2060 12GB
Turing, 12GB
~990%
~141%
~185W
-
330-390 Euro


GeForce RTX 2060 6GB
Turing, 6GB
930%
123%
160W
$349
290-340 Euro


GeForce RTX 3050
Ampere, 8GB
820%
~114%
129W
249$
300-340 Euro


Quellen: FullHD & 4K Performance-Überblick (FullHD-Indexwert der Radeon RX 6600 gemäß der aktuell gezeigten Performance geändert von 1100% → 1090%), Stromverbrauchs-Überblick, Geizhals-Preisvergleich (Preisstand: 9. Oktober 2022)




Falls man dennoch in Richtung einer dieser Intel-Grafikkarten schaut, dann dürfte Arc A750 wohl in der Vorhand sein: Denn Arc A770 "FE" bietet meistens unterhalb +10% Mehrperformance, kostet allerdings gleich +20% mehr. Generell erfüllt Arc A750 mit 289 Dollar Listenpreis auch eher den Ansatz, AMD & nVidia preislich unter Druck zu setzen - denn derzeit kommt hierbei preislich nur eine Radeon RX 6600 mit, alle anderen Karten sind leicht teurer (bzw. ist die GeForce RTX 3050 von der reinen Performance her weit geschlagen). Besser wäre natürlich, wenn Arc A750 (erwartbar für ~350 Euro) preislich wirklich mit einer Radeon RX 6600 (290-330 Euro) konkurrieren könnte. Inwiefern Intels aktuelles Software-Bundle für Arc-Lösungen breit in Deutschland zum Einsatz kommt, bleibt abzuwarten - genauso wie es die realen Straßenpreise dieser Arc-Grafikkarten erst am 12. Oktober geben wird.

Doch selbst im Fall des Falles ist dieser Launch mitnichten ein Reinfall für Intel und den Grafikkarten-Markt. Denn letzterer hat nunmehr einen dritten Chip-Entwickler erlangt, was nach Ewigkeiten des Duopols von AMD & nVidia jederzeit zu begrüßen ist. Zudem ist das Erstlingswerk nun nicht so schlecht wie teilweise erwartet worden war, sondern eigentlich ziemlich passabel - insofern man hier und da ein Auge zudrückt bei Sachen, die einfach noch nicht so weit sind wie bei den beiden Platzhirschen. Gemäß des harten Blicks des Wettbewerbs mögen Arc A750 & A770 keine Kaufempfehlungen wert sein, doch im großen Gesamtbild ist hiermit der Ansatz zu zukünftig vollständig konkurrenzfähigen Intel-Grafikkarten zu sehen. Die Möglichkeit hierzu ist gemäß des jetzt schon gebotenen vorhanden, Intel muß nun einfach nur unbeirrt am Ball bleiben. Und dies ist dann sicherlich eine grund-positive Aussage, welche man aus diesem Launch mitnehmen kann.