Mildern läßt sich diese Problematik natürlich mittels Upscalern wie Intels XeSS, welcher auch für andere Hardware offensteht (genauso wie die Arc-Karten auch AMDs FSR 1/2 nutzen dürfen). XeSS wurde von den Hardwaretestern als generell vernünftige Entwicklung eingeschätzt, teilweise hat man hierbei sogar eine bessere Bildqualität als bei nVidias DLSS2 gesehen (siehe extra XeSS-Test der PCGH). Springender Punkt an XeSS wird aber natürlich der Spiele-Support sein, sprich die Frage, ob es mehr als nur ein paar Vorzeige-Titel werden. Schließlich werden die Spiele-Entwickler derzeit von allen Seiten mit Upscalern bedrängt (und dürften sich fragen, wieso sich die Industrie nicht auf einen gemeinsamen Standard einigen kann). Dass da jedes Spiele alle fünf derzeit populären Upscaler (DLSS2, DLSS3, FSR1, FSR2, XeSS) unterstützen wird (oder auch nur einen pro Chip-Entwickler), erscheint arg unwahrscheinlich. Fast wäre es somit interessanter, mehr über die Arc-Performance unter FSR 1/2 zu erfahren, als demjenigen Hersteller-unabhängigen Upscaler mit dem derzeit breitesten Spiele-Portfolio.
Kein Punkt, wo Intels Grafikkarten glänzen können, ist dann der Stromverbrauch bzw. die daraus resultierende Verbrauchs-Effizienz. Denn gemittelt ergeben sich 202 Watt Spiele-Stromverbrauch bei Arc A750 sowie 223 Watt bei Arc A770 "LE" – klar mehr als bei gleich schnellen AMD- und nVidia-Grafikkarten. Selbst die klar schnellere GeForce RTX 3060 Ti kommt hier mit nur 202 Watt Spiele-Stromverbrauch aus. nVidias im selben Performance-Feld liegende Grafikkarten weisen somit eine grob 20-30%ig bessere Verbrauchs-Effizienz auf, bei AMDs (im selben Performance-Feld liegenden) Grafikkarten sind es sogar 30-40% mehr. Dies muß allerdings nicht die ganz großen Auswirkungen haben, denn wie inzwischen weitläufig bekannt, wird jenes Effizienz-Thema immer wieder diskutiert, Kaufentscheidungen in diesem Sinne sind aber vergleichsweise selten zu sehen.
Stromverbrauch | TDP | Power-Limit | Idle | Gaming | Gaming-Meßwerte (rein GPU) | Perf/Verbr. 1440p |
---|---|---|---|---|---|---|
Radeon RX 6600 | 132W | ASIC: 100W | 4W | 131W | siehe Launch-Analyse 6600 | 140% Perf/Watt |
Radeon RX 6600 XT | 160W | ASIC: 130W | 5W | 159W | siehe Launch-Analyse 6600 | 135% Perf/Watt |
Radeon RX 6650 XT | 180W | ASIC: 143W | ~5W | 177W | siehe Launch-Analyse 6x50-Refresh | 127% Perf/Watt |
GeForce RTX 3050 | 130W | Karte: 130W | 9W | 129W | siehe Launch-Analyse 3050 | 112% Perf/Watt |
GeForce RTX 3060 | 160W | Karte: 170W | 13W | 172W | siehe Launch-Analyse 6600 | 117% Perf/Watt |
GeForce RTX 3060 Ti | 200W | Karte: 200W | 10W | 202W | siehe Launch-Analyse 6600 | 131% Perf/Watt |
Arc A750 | 225W | ASIC: 190W | 40W | 208W | 210W, 202W, 211W, 211W, 205W, 208W, 213W | 100% Perf/Watt |
Arc A770 "LE" | 225W | ASIC: 190W | 46W | 223W | 217W, 232W, 225W, 220W, 222W, 208W, 232W | 102% Perf/Watt |
Daten-Quelle für alle älteren Karten: Stromverbrauchs-Überblick für DirectX 11/12 Grafikkarten |
Eher ungünstig in dieser Frage dürfte hingegen der vergleichsweise astromomische Idle-Verbrauch der Intel-Grafikkarten sein. 40 Watt sind heutzutage weit außerhalb dessen, was für eine Midrange-Grafikkarte noch akzeptabel ist, AMD & nVidia liefern in dieser Diszplin teilweise unter 10 Watt. Unklar, ob Intel dies mittels Treiber-Kniffen noch hinbiegen kann, eigentlich ist eine so große Differenz erst mittels wirklich neuer Hardware behebbar. Auch in anderen Verbrauchs-Diszplinen wie dem Video-Abspielen oder Gaming mit Vsync liegt Intel auffallend höher als die Konkurrenz, hieran muß Intel (bei den nächsten Arc-Generationen) wirklich noch arbeiten. Wenigstens präsentiert sich der Lüfter der Intel-eigenen Kartendesigns als recht unaufällig bezüglich dessen Geräuschentwicklung, welche in einem mittleren Feld herauskommt.
Mit Übertaktung haben die Intel-Karten derzeit nicht viel am Hut, sind augenscheinlich schon nahezu auf das jeweilige Leistungsmaximum ausgelegt. Ein gewisser Übertaktungserfolg ist drin, der herauskommende Performance-Gewinn bleibt jedoch (bestenfalls) im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die Erfahrungen der Tester hierzu sind allerdings noch einigermaßen verschieden: Während einige kaum (absturzfrei) den Chip-Takt erhöhen konnten, wurden an anderer Stelle Taktraten von immerhin 2.6 GHz erreicht. Technisch gesehen bietet das Control-Panel des Intel-Treibers mit einer Anpassung von Chip-Spannung (max +0.27V), Power-Limit (max. 228W) sowie Taktraten-Offset (max. +350 MHz) alles an, was man für herzhaftes Übertakten benötigt. Dies könnte sich eines Tages noch einmal als nützlich erweisen, wenn Intel nicht so knapp auf Kante gebaute Grafikkarten bietet – oder wenn die laufend verbesserte Fertigung eine höhere Chip-Qualität zugunsten der aktuellen Arc-Grafikkarten offenlegen sollte.
Wirklich zufriendenstellend ist Intel erster wirklicher Wurf bei Gaming-Grafikkarten nach über 20 Jahren Ebbe damit natürlich nicht. Und man könnte sogar über diverse Schwächen in Nebenpunkten hinwegsehen, wenn Intel bei der Performance bzw. beim Preis/Leistungs-Verhältnis glänzen könnte. Doch dies passiert nur selten – und wenn dann unter Settings, für welche man üblicherweise nach deutlich stärkeren Grafikkarten schaut. Und natürlich reicht es für Intel als faktischen Neueinsteiger mit den klar zurückhängenden Treibern eigentlich nicht aus, irgendwie nur gut mitzuschwimmen. Normalerweise müsste Intel irgendwo einen handfesten und auch tatsächlich praktikablen Vorteil bei Arc A750 & A770 gegenüber deren Kontrahenten bieten. Ein paar Prozentpunkte besser reicht für diese Kategorie gewiß nicht aus, "handfest" fängt eigentlich kaum vor 10% Differenz an.
6600 | 6600XT | 6650XT | 3050 | 3060 | 3060Ti | A750 | A770-LE | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
RDNA2, 8GB | RDNA2, 8GB | RDNA2, 8GB | Ampere, 8GB | Ampere, 12GB | Ampere, 8GB | Alchemist, 8GB | Alchemist, 16GB | |
gemittelte FullHD-Performance | 98,4% | 113,8% | 118,4% | 74,6% | 102,5% | 131,6% | 100% | 107,9% |
gemittelte WQHD-Performance | 88,4% | 103,3% | 107,8% | 69,4% | 97,0% | 127,2% | 100% | 109,4% |
gemittelte 4K-Performance | 78,5% | 93,3% | ~98% | 67,0% | 96,4% | 127,3% | 100% | 114,6% |
gemittelte RayTracing-Perform. | 66,5% | 76,7% | 80,5% | 70,3% | 100,1% | 131,8% | 100% | 112,3% |
Preis/Leistung FullHD | 119% | 105% | 109% | 87% | 94% | 98% | 100% | 90% |
Preis/Leistung WQHD | 107% | 95% | 99% | 81% | 89% | 95% | 100% | 91% |
Preis/Leistung 4K | 95% | 86% | 90% | 78% | 89% | 95% | 100% | 95% |
Preis/Leistung RT@1080p | 80% | 71% | 74% | 82% | 92% | 98% | 100% | 94% |
realer Idle-Verbrauch | 4W | 5W | ~5W | 9W | 13W | 10W | 40W | 46W |
realer Spiele-Verbrauch | 131W | 159W | 177W | 129W | 172W | 202W | 208W | 223W |
Performance/Verbrauch @1440p | 140% | 135% | 127% | 112% | 117% | 131% | 100% | 102% |
offizielle TDP | 132W | 160W | 180W | 130W | 170W | 200W | 225W | 225W |
Listenpreis | $329 | $379 | $399 | $249 | $329 | $399 | $289 | $349 |
Straßenpreis (ab) | 290€ | 380€ | 380€ | 300€ | 380€ | 470€ | ~350€ | ~420€ |
Performance gemäß vorstehend aufgestellter Werte; benutzte Preise: Straßen-Bestpreise am 9. Oktober 2022 – bei Intel vorstehend notierte Annahmen, basierend auf den umgerechneten Listenpreisen; Preis/Leistungs-Verhältnisse somit nur vorläufig auf Basis dieser unvollkommenen Straßenpreis-Prognose! |
Doch derartige Intel-Vorteile ergeben sich (durchgehend) allein bei der 4K-Performance, was für dieserart Grafikkarten keine relevante Disziplin darstellt. Die WQHL- wie die RayTracing-Performance sieht vernünftig für Intel aus, doch "handfeste" Vorteile erzielt man hierbei nur in Einzelfällen. Dort hingegen, wo das "Brot & Butter" Geschäft der Arc-Grafikkarten liegen sollte – bei der FullHD-Performance – liegt die Konkurrenz hingegen dann sogar meistens vor Intel. Auf den ersten Blick mag speziell Arc A750 beim Preis/Leistungs-Verhältnis fast durchgehend besser sein: Doch unterhalb der 4K-Auflösung findet sich in jeder Disziplin immer eine AMD- oder nVidia-Lösung, welche Intels Preis/Leistungs-Verhältnis ausreichend nahe genug kommt (oder sogar besser ist). Insofern die Straßenpreise zu Intels Grafikkarten nicht erstaunlicherweise deutlich günstiger als erwartet ausfallen, ist Intel damit vor allem preislich (etwas) zu kurz gesprungen.
Und somit überwiegen in der Betrachtung eines potentiellen Käufers wohl eher die Bedenken-Punkte: Wenn die Performance bzw. das Preis/Leistungs-Verhältnis nicht beachtbar besser ist, dann wiegen schlechtere Spiele-Kombatibilität und höherer Stromverbrauch um so mehr bzw. fehlt der (finanzielle) Anreiz, um über diese Problematiken hinwegzusehen. Hinzu kommt der nicht unerheblich einschränkende Punkt, dass ein rBAR-fähiges System benötigt wird, man ansonsten maßgeblich an Performance verschwendet. Dies engt den Anwender-Kreis dieser Arc-Grafikkarten doch erheblich ein: Der ideale Arc-Anwender benutzt die WQHD-Auflösung und hat bereits ein rBAR-fähiges System – aber trotzdem noch keine Grafikkarte der (mittelprächtigen) Leistungsklasse von Arc A750 & A770.
Gen. & Speicher | FHD-Index | 4K-Index | Real-Verbr. | Liste | Straßenpreis | |
---|---|---|---|---|---|---|
Radeon RX 6700 XT | RDNA2, 12GB | 1540% | 221% | 219W | $479 | 470-530 Euro |
GeForce RTX 3060 Ti | Ampere, 8GB | 1460% | 217% | 202W | $399 | 470-520 Euro |
Radeon RX 6700 | RDNA2, 10GB | ~1350-1400% | ~180-190% | ? | - | 430-440 Euro |
Radeon RX 6650 XT | RDNA2, 8GB | 1310% | 167% | 177W | $399 | 380-440 Euro |
Radeon RX 6600 XT | RDNA2, 8GB | 1260% | 159% | 159W | $379 | 380-440 Euro |
Arc A770 "LE" | Alchemist, 16GB | 1190% | 195% | 223W | $349 | erwartbar für ~420€ |
Arc A770 | Alchemist, 8GB | ? | ? | ? | $329 | erwartbar für ~400€ |
GeForce RTX 3060 | Ampere, 12GB | 1130% | 165% | 172W | 329$ | 380-420 Euro |
Arc A750 | Alchemist, 8GB | 1100% | 171% | 208W | $289 | erwartbar für ~350€ |
Radeon RX 6600 | RDNA2, 8GB | 1090% | 134% | 131W | $329 | 290-330 Euro |
GeForce RTX 2060 Super | Turing, 8GB | 1050% | 148% | 176W | $399 | 400-470 Euro |
GeForce RTX 2060 12GB | Turing, 12GB | ~990% | ~141% | ~185W | - | 330-390 Euro |
GeForce RTX 2060 6GB | Turing, 6GB | 930% | 123% | 160W | $349 | 290-340 Euro |
GeForce RTX 3050 | Ampere, 8GB | 820% | ~114% | 129W | 249$ | 300-340 Euro |
Quellen: FullHD & 4K Performance-Überblick (FullHD-Indexwert der Radeon RX 6600 gemäß der aktuell gezeigten Performance geändert von 1100% → 1090%), Stromverbrauchs-Überblick, Geizhals-Preisvergleich (Preisstand: 9. Oktober 2022) |
Falls man dennoch in Richtung einer dieser Intel-Grafikkarten schaut, dann dürfte Arc A750 wohl in der Vorhand sein: Denn Arc A770 "FE" bietet meistens unterhalb +10% Mehrperformance, kostet allerdings gleich +20% mehr. Generell erfüllt Arc A750 mit 289 Dollar Listenpreis auch eher den Ansatz, AMD & nVidia preislich unter Druck zu setzen – denn derzeit kommt hierbei preislich nur eine Radeon RX 6600 mit, alle anderen Karten sind leicht teurer (bzw. ist die GeForce RTX 3050 von der reinen Performance her weit geschlagen). Besser wäre natürlich, wenn Arc A750 (erwartbar für ~350 Euro) preislich wirklich mit einer Radeon RX 6600 (290-330 Euro) konkurrieren könnte. Inwiefern Intels aktuelles Software-Bundle für Arc-Lösungen breit in Deutschland zum Einsatz kommt, bleibt abzuwarten – genauso wie es die realen Straßenpreise dieser Arc-Grafikkarten erst am 12. Oktober geben wird.
Doch selbst im Fall des Falles ist dieser Launch mitnichten ein Reinfall für Intel und den Grafikkarten-Markt. Denn letzterer hat nunmehr einen dritten Chip-Entwickler erlangt, was nach Ewigkeiten des Duopols von AMD & nVidia jederzeit zu begrüßen ist. Zudem ist das Erstlingswerk nun nicht so schlecht wie teilweise erwartet worden war, sondern eigentlich ziemlich passabel – insofern man hier und da ein Auge zudrückt bei Sachen, die einfach noch nicht so weit sind wie bei den beiden Platzhirschen. Gemäß des harten Blicks des Wettbewerbs mögen Arc A750 & A770 keine Kaufempfehlungen wert sein, doch im großen Gesamtbild ist hiermit der Ansatz zu zukünftig vollständig konkurrenzfähigen Intel-Grafikkarten zu sehen. Die Möglichkeit hierzu ist gemäß des jetzt schon gebotenen vorhanden, Intel muß nun einfach nur unbeirrt am Ball bleiben. Und dies ist dann sicherlich eine grund-positive Aussage, welche man aus diesem Launch mitnehmen kann.
|