Launch-Analyse nVidia GeForce RTX 3060 (Seite 3)

Dienstag, 2. März 2021
 / von Leonidas
 

In der Frage der RayTracing-Performance der GeForce RTX 3060 gibt es keine echten Auffälligkeiten zu berichten – die Karte zeigt dort grob dasselbe Performance-Bild wie unter normalen Rasterizer-Benchmarks, allein gegenüber Turing-Beschleunigern kommt die GeForce RTX 3060 unter RayTracing ein klein wenig besser weg. Die absoluten Performance-Werte sind allerdings selbst unter der FullHD-Auflösung schon grenzwertig (30-40 fps unter RayTracing), unter der WQHD-Auflösung dann gänzlich nicht mehr zu gebrauchen (20-30 fps). Dummerweise ist DLSS hierbei keine große Hilfe, denn unter FullHD ist die DLSS-Bildqualität auffallend schwächer als unter höheren Auflösungen (es wird schließlich nativ weniger als FullHD berechnet) und unter WQHD kommen selbst mit DLSS oftmals wieder nur noch grenzwertige Frameraten heraus. Die GeForce RTX 3060 ist somit eher keine Grafikkarte, welche man für RayTracing (auf AAA-Titeln) einplanen sollte. Die Grundperformance ist hierfür einfach nicht ausreichend – gut auch daran zu ermessen, dass selbst eine Radeon RX 6800 beachtbar mehr RayTracing-Power aufweist.

RayTracing-Perf. (FullHD) 2060S 2070S 3060 3060Ti 3070 6800
ComputerBase  (3 Tests) 91,9% 107,8% 100% 126,1% 144,6% 124,1%
Hardware Upgrade  (4 Tests) - - 100% 130% 147% 123%
Le Comptoir du Hardware  (10 Tests) 87,5% 104,3% 100% 130,4% 147,3% 108,8%

Beim für die gezeigte Performance notwendigen Stromverbrauch gibt es keine Auffälligkeiten, die GeForce RTX 3060 kommt im Schnitt der hierzu angestellten Messungen (der reinen Grafikkarte) bei 172 Watt heraus – wie zuletzt bei nVidia nicht unüblich leicht oberhalb des offiziellen TDP-Werts. Einen besonderen Einfluß der Werksübertaktungen dürfte es hierbei im übrigen nicht gegeben haben, denn jene treten allesamt mit der Referenz-TDP von 170 Watt an, dürften ergo normalerweise nicht mehr als jenen Wert verbrauchen. Die Differenz ergibt sich vermutlich aufgrund der jeweiligen Meßverfahren sowie natürlich auch anhand von nicht im offiziellen Power-Budget befindlichen Kartenteilen, wie beispielsweise einer RGB-Beleuchtung. Für die weitere Betrachtung machen diese geringeren Differenzen natürlich keinen Unterschied.

Stromverbrauch 3060 3060Ti 3070 3080 3090 6800 6800XT 6900XT
Generation & Speicher Ampere, 12GB Ampere, 8GB Ampere, 8GB Ampere, 10GB Ampere, 24GB RDNA2, 16GB RDNA2, 16GB RDNA2, 16GB
ComputerBase 172W 200W 220W 322W 351W 231W 296W 300W
Golem - 200W 221W 319W 357W 221W 301W 301W
Guru3D 175W 224W 208W 338W 364W 239W 300W 322W
Hardwareluxx - 209W 221W 332W - 265W 334W 338W
Igor's Lab 169W 198W 217W 330W 357W 225W 299W 304W
Le Comptoir du Hardware 172W 198W 216W 326W 363W 227W 307W 309W
Les Numeriques - 207W 233W 326W 370W 235W 280W -
PC Games Hardware 171W 202W 221W 330W 355W 232W 302W 301W
TechPowerUp 177W 200W 233W 339W 366W 223W 279W 299W
Tweakers 172W 195W 214W 311W 361W 229W 284W 296W
gemittelter Verbrauch 172W 202W 220W 327W 360W 231W 296W 305W
TDP (GCP/TBP) 170W 200W 220W 320W 350W 250W 300W 300W
gemittelter Verbrauch gegen die (wenigen) deutlich danebenliegenden Werte gewichtet; vorzugsweise FE/Referenz-Modelle (oder gleichwertige); werksübertaktete Karten sind in blauer Schrift markiert; außerhalb der GeForce RTX 3060 wurden die Werte der 6900XT-Launchanalyse weiterverwendet (aka nicht auf aktualisierte Werte kontrolliert)

Allerdings ist die generelle Höhe des Stromverbrauchs in Verbindung mit der dafür gezeigten Performance anzumängeln. Die GeForce RTX 3060 holt unter der 4K-Auflösung –24% weniger Performance als die GeForce RTX 3060 Ti heraus, verbraucht dafür aber nur –15% weniger. Dies sind +9% mehr Energieeffizienz auf Seiten der größeren Karte – und gegenüber der GeForce RTX 3070 sind es sogar +12%. Dies sind keine großen Unterschiede, aber innerhalb derselben Chip-Serie und außerhalb der absoluten Spitzenlösung überrascht diese Differenz dann doch. Zudem können die kleineren Chips derselben Architektur eigentlich sogar etwas besser bei der Energieffizienz abschneiden, nicht gerade bemerkbar schlechter. Dass, was man eigentlich von einer xx60er Karte bezüglich des Stromverbrauchs erwartet – Werte um die 120 Watt herum – wird mit der GeForce RTX 3060 somit immer weiter verfehlt (wie allerdings auch schon bei der vorhergehenden Turing-Generation).

In den weiteren Nebendisziplinen Geräuschentwicklung wie Übertaktbarkeit entfällt aufgrund der Fehlens eines Referenzdesigns eine einheitliche Wertung, allerdings deuten die vorliegenden Tests mit den Herstellerdesigns keineswegs etwas ungünstiges für die GeForce RTX 3060 an: Die Geräuschentwicklung jener Herstellerdesigns wird üblicherweise als gut bis sehr gut beschrieben – was aber natürlich bei kleineren TDP-Werten immer einfacher zu erreichen ist als bei den größeren Chips im Sortiment. Die Übertaktungseignung scheint sogar durchschnittlich gelungen zu sein, von werksübertakteten Karten ausgehend sind mittlere bis hohe einstellige Performance-Zuwächse möglich, in der Spitze sogar mal bis zu +10%. Dies ist nirgendwo überragend, aber zuletzt waren die Übertaktungsergebnisse eher noch eine Klasse tiefer angesiedelt. Taktraten-mäßig geht zwar wiederum viel, aber die Umwandlung in reale Mehrperformance gelingt auf heutigen Grafikkarten regelmäßig nur noch in limitiertem Maßstab.

Auffallend zur GeForce RTX 3060 sind damit so einige Dinge: Für nVidia mit 12 GB ungewöhnliche viel Grafikkartenspeicher in diesem Marktsegment, eine nicht überzeugende Energieeffizienz zu einem generell etwas zu hohen Stromverbrauch, aber auch mal wieder eine wenigstens durchschnittliche Übertaktungseignung (was heutzutage schon eine Erwähnung wert ist). Vor allem aber ein Performance-Bild, welches die Karte deutlich unterhalb der nächsthöheren nVidia-Lösung sieht bzw. ziemlich viel Abstand zu jener GeForce RTX 3060 Ti läßt. Und dies bedeutet dann auch, dass der Leistungssprung innerhalb der xx60er-Serie auffallend gering ausfällt: Gegenüber der Turing-basierten GeForce RTX 2060 legt die GeForce RTX 3060 gerade einmal +22% Mehrperformance unter der FullHD-Auflösung sowie +31% unter der 4K-Auflösung oben drauf (der WQHD-Wert sollte irgendwo in der Mitte dessen herauskommen). Dies ist beiderseits nur die Hälfte dessen (oder weniger), als zwischen den xx60er Lösungen von Pascal und Turing stand.

GTX960 Diff. GTX1060-6GB Diff. RTX2060 Diff. RTX3060
Generation Maxwell Pascal Turing Ampere
FullHD Perf.-Index 340% +74% 590% +54% 910% +22% 1110%
UltraHD/4K Perf.-Index - - 76% +62% 123% +31% 161%

Betrachtet man die GeForce RTX 3060 dagegen gegenüber den TU116-basierenden Grafikkarten mit der GeForce GTX 1660 Ti an der Spitze, sieht es deutlich freundlicher aus – aber letztere sind auch viel eher Mainstream-Produkte (sowohl vom Preis her als auch den fehlenden RayTracing-Fähigkeiten), was auf die GeForce RTX 3060 angesichts von Preis und Speicherbestückung nicht mehr zutrifft. Die GeForce RTX 3060 muß sich wohl ober übel in Richtung Radeon RX 5700 (Listenpreis $349) und GeForce RTX 2060 (Listenpreis zum Launch $349, später abgesenkt auf $299) orientieren, legt auf diese früheren Midrange-Beschleuniger jedoch nicht wirklich viel an Performance oben drauf. Interessanterweise gewinnt somit die Speichermenge von gleich 12 GB nochmals an Gewicht: Nicht nur als zukunftsfähige Speicherbestückung, sondern auch als (gewaltiger) optischer Pluspunkt gegenüber den bisher in diesem Segment antretenden Grafikkarten. Ohne jene 12 GB Speicher würde die GeForce RTX 3060 aller Vermutung nach weitaus kritischer betrachtet werden.

Mehrleistung der GeForce RTX 3060 FullHD/1080p WQHD/1440p 4K/2160p FullHD/Watt
RTX3060 vs. GeForce RTX 3070 –30% –33% –34% –10%
RTX3060 vs. GeForce RTX 3060 Ti –22% –23% –24% –8%
RTX3060 vs. GeForce RTX 2070 Super –10% –10% –10% +13%
RTX3060 vs. GeForce RTX 2060 Super +6% +7% +9% +9%
RTX3060 vs. GeForce RTX 2060 +22% - +31% +13%
RTX3060 vs. GeForce GTX 1660 Ti +41% - +56% –4%
RTX3060 vs. GeForce GTX 1660 Super +44% - +59% +6%
RTX3060 vs. GeForce GTX 1080 Ti –5% –5% –5% +31%
RTX3060 vs. GeForce GTX 1080 +16% - +22% +18%
RTX3060 vs. GeForce GTX 1070 +39% - +50% +19%
RTX3060 vs. GeForce GTX 1060 6GB +88% - +112% +28%
RTX3060 vs. GeForce GTX 980 Ti +48% - +61% +103%
RTX3060 vs. GeForce GTX 980 +85% - +109% +87%
RTX3060 vs. GeForce GTX 970 +118% - +156% +104%
RTX3060 vs. GeForce GTX 960 +226% - - +107%
RTX3060 vs. Radeon RX 6800 –33% - –39% –10%
RTX3060 vs. Radeon RX 5700 XT –4% –4% –2% +23%
RTX3060 vs. Radeon RX 5700 +6% +8% +11% +7%
RTX3060 vs. Radeon VII –5% - –9% +51%
RTX3060 vs. Radeon RX Vega 64 +19% - +22% +106%
RTX3060 vs. Radeon RX 590 +71% - +85% +119%
RTX3060 vs. Radeon RX 470 +127% - - +82%
FullHD/Watt = Energieeffizienz – bezogen auf die FullHD-Performance; ausschließlich FE/Referenz-Modelle; Performance-Vergleich zu hier nicht getesteten Karten entnommen dem 3DCenter Performance-Index

So rettet sich nVidia zumindest bezüglich des Gesamtbildes auf eine unter den Hardwaretestern anständige bis teilweise sogar freundliche Bewertung. Die Karte ist in der Summe ihrer Eigenschaften nicht verkehrt, vielleicht (beim Listenpreis) leicht zu teuer angesetzt – aber das will natürlich zur heutigen Zeit überhaupt nichts mehr heißen. Denn das eigentliche Problem lautet wie üblich "Lieferbarkeit" – welche derzeit nur zu grob verdoppeltem Preispunkt gegeben ist, was sich logischerweise überhaupt nicht lohnt. Demzufolgen wurde mit dieser Launch-Analyse auch alle Betrachtungen aus Preis/Performance-Sicht weggelassen, weil jene derzeit entweder nur zu den nicht existenten Listenpreisen oder aber zu den Mondpreises des Einzelhandels abzuliefern wären. Jene Preis/Leistungs-Betrachtungen können dann nachgeholt werden, wenn die Karte gangbare Straßenpreise erreicht hat – wann auch immer die Grafikkarten-Hersteller uns mit diesem Zustand beglücken wollen.

Irgendwelche Empfehlungen sind damit derzeit genauso wenig auszusprechen: Grafikkarten-Käufer in drängender Not werden sowieso das nehmen, was der Markt oder der Gebrauchthandel hergibt. Die Chance einer echten Wahl und damit des Abwägens von Pro- und Contra-Argumenten entfällt derzeit komplett. Dies läßt damit auch diesen Grafikkarten-Launch seltsam unvollständig zurück, denn die Produkt-Einordnung sollte natürlich nicht nur bezüglich der reinen Performance erfolgen, sondern immer auch im Preis/Leistungs-Verhältnis gegenüber den anderen vorhandenen Marktangeboten. In der aktuellen Phase verkommt ein Grafikkarten-Launch hingegen zu einer Show-Veranstaltung bzw. einem "Trockentest" von Dingen, die sowieso nicht kaufbar sind bzw. beim Erreichen der Lieferbarkeit dann sowieso noch einmal neu gegenüber der dann existierenden Marktsituation zu betrachten wären. Wieso nVidia in dieser ungünstmöglichen Phase des Grafikkarten-Markts diesen Launch ansetzen und dann tatsächlich durchziehen musste (obwohl man den GA106-Chip problemlos im Mobile-Segment verbauen kann), dürfte wohl nVidias (peinliches) Geheimnis bleiben.

Gen. & Speicher FHD-Index 4K-Index Verbrauch Liste
GeForce RTX 3090 Ampere, 24GB 2030% 368% 360W $1499
Radeon RX 6900 XT RDNA2, 16GB 1950% 332% 305W $999
GeForce RTX 3080 Ampere, 10GB 1900% 328% 327W $699
Radeon RX 6800 XT RDNA2, 16GB 1840% 306% 296W $649
Radeon RX 6800 RDNA2, 16GB 1650% 266% 231W $579
GeForce RTX 3070 Ampere, 8GB 1590% 245% 220W $499
Radeon RX 6700 XT RDNA2, 12GB Launch am 18. März 2021
GeForce RTX 3060 Ti Ampere, 8GB 1420% 212% 202W $399
GeForce RTX 3060 Ampere, 12GB 1110% 161% 172W $329

AMD wird dann am 18. März 2021 versuchen, diesen Fehler mit dem Launch der Radeon RX 6700 XT zu wiederholen. Nominell ist jener Launch ziemlich interessant, denn das Performance-Profil des zugrundeliegenden Navi-22-Chips ist noch nicht ergründet, birgt aber einiges an Potential für konkurrenzfähige Midrange-Grafikkarte von AMD. Doch auch dieses Potential wird man allein bei einer tatsächlichen Lieferbarkeit ausspielen können – wonach es auf AMD-Seite derzeit genauso wenig aussieht. Danach sollten im zweiten Quartal eigentlich kleinere Grafikkarten auf Basis von AMDs Navi 22 sowie nVidias GA106 sowie eventuell eine erste GA107-basierte Lösung ("GeForce RTX 3050") anstehen. Es bleibt zu hoffen, dass bis dahin zur Entscheider-Ebene der Grafikchip-Entwickler vordringt, wie wenig man mit diesen "Trocken-Launches" erreicht bzw. eventuell sogar an weiterem Kredit bei der Gamer-Gemeinde einbüßt – um sich eventuell zu der Entscheidung durchzuringen, die weitere Launch-Tätigkeit bis zum Erreichen einer substantiellen Lieferbarkeit (zu sinnvollem Preisniveau) zu verschieben.