Nur kurz angeschnitten werden soll das Thema weiterer Benchmarks unter FullHD, WQHD und RayTracing, da hierzu wird wie gesagt der nachfolgende Launch der GeForce RTX 3070 Ti (erheblich) mehr Zahlenmaterial bringen dürfte. Für die GeForce RTX 3080 Ti ändert sich mit diesen Benchmarks nichts: Unter WQHD sowie unter RayTracing sind die Differenzen zu den umliegenden nVidia-Karten gleichartig zur 4K-Auflösung, unter FullHD fallen dann wegen einer stärker ins Gewicht fallenden CPU-Limitierung die Abstände nach oben und nach unten jeweils geringer aus. Beachtbar daneben, dass unter FullHD die Radeon RX 6900 XT einen der beiden ausgewerteten Testberichte sogar gewinnt: Dies muß noch nichts für eine breitere Benchmark-Auswertung sagen, ergibt aber zumindest das Potential für einen knappen Wettstreit – dann, wenn unter dieser Auflösung mehr aktualisierte Benchmarks vorliegen.

Bei Stromverbrauch zeigt sich die GeForce RTX 3080 Ti mit im Durchschnitt real gemessenen 350 Watt (nur für die Grafikkarte) auf Höhe ihrer TDP – wie es auch zuletzt kaum noch jemals beachtbare Abweichungen zwischen TDP und realem Stromverbrauch gab. Damit verbraucht die GeForce RTX 3080 Ti gemittelt auch etwas weniger als die GeForce RTX 3090 (mit 359W), letztere überreizt ihre TDP von genauso 350 Watt minimal. Performance- und Stromverbrauchs-Abstand sind hierbei im übrigen nahezu gleichlautend, bei der Performance sind es +3,0% mehr, beim Stromverbrauch +2,6% mehr für die GeForce RTX 3090 gegenüber der GeForce RTX 3080 Ti. Allerdings gilt zu beachten, dass dieses Ergebnis auch nur im Durchschnitt mehrerer Testberichte derart gleichförmig daherkommt. In den einzelnen Testberichten finden sich hingegen erhebliche Ausreißer, wie 20W mehr bei der GeForce RTX 3090 oder gar auch einmal ein höherer Verbrauch bei der GeForce RTX 3080 Ti.

In den Nebendisziplinen von Temperaturen und Lautstärke-Entwicklung kommt die GeForce RTX 3080 Ti in der FE-Ausführungen bei den meisten Testern bestenfalls durchschnittlich weg. Fast durchgehend wird das deutlich gestiegene Lüftergeräusche der FE-Karte angemängelt, an dieser Stelle ist dann einfach das Kartenlayout der GeForce RTX 3080 mit der TDP der GeForce RTX 3090 am Ende. Demzufolge bietet sich in diesem Fall aber auch für die Grafikkarten-Hersteller die Gelegenheit, mit ihren Eigendesigns sich mal besser als nur mit dem üblichen Performance-Aufschlag von 2-3% von der Founders Edition zur GeForce RXT 3080 Ti abzusetzen. Laut den umfangreichen Tests seitens TechPowerUp zu fünf Hersteller-Designs der GeForce RTX 3080 Ti gelingt dies teilweise, allerdings ist der Performance-Effekt mit bestenfalls +6% auf einer schon ab Werk wassergekühlten Asus-Karte auch nicht wirklich herausragend.

Erkauft wird sich die Mehrperformance zudem zumeist über einen nochmals höheren Stromverbrauch – und ironischerweise kommt dann auch die einzige Karte mit zur FE gleichen Performance (Palit) genau auf dem Stromverbrauch von nVidias "Founders Edition" heraus. Daneben bieten die Hersteller-Designs in Punkto der Lautstärke meistens nichts wirklich besseres als nVidia auf – nur das MSI-Spitzenmodell zeigt hier seine Klasse (bei der Asus-Karte wäre über das extra Quiet-BIOS ähnliches möglich). Auch die Übertaktungseignung wird mit den Hersteller-Modellen nicht besser: Man holt durchgehend nur zwischen 3-5% ausgehend von der Karten-eigenen Performance heraus – was in einem Bereich liegt, wo es sich wirklich nicht mehr lohnt, mittels Overclocking die Garantie zunichte zu machen bzw. die Lebensdauer der Grafikkarte anzugreifen. Eingefleischte Overclocker holen sicherlich doch noch mehr heraus, aber für den normalen Nutzer erledigt sich dieses Thema angesichts der generell geringen Übertaktungseignung heutiger Grafikkarten zusehens.

Die GeForce RTX 3080 Ti sinnvoll zu beurteilen, fällt wegen der extremen Differenz zwischen Listen- und Straßenpreis wieder einmal sehr schwer. Auf dem Listenpreis gedacht, handelt es sich um eine Karte, welche die GeForce RTX 3090 unter dem Verlust der Hälfte von deren Grafikkartenspeicher um ca. 20% günstiger machen soll. Angesichts von nur ca. –3% Performanceverlust mag diese Zielsetzung aufgegangen sein, die GeForce RTX 3080 Ti ist in jedem Fall die effektivere Karte – wenn man nur GeForce RTX 3080 Ti & 3090 betrachtet. Bezieht man hingegen die kleinere GeForce RTX 3080 in diese Rechnung ein, dann kostet die GeForce RTX 3080 Ti (wie gesagt per Listenpreis gedacht) sagenhafte ca. 70% mehr – für negierbare +11% Mehrperformance und immerhin noch 2 GB mehr Grafikkartenspeicher. Ein guter Deals sieht angesichts der enormen Listenpreis-Differenz jedoch anders aus.

Auf den aktuellen, wie üblich maßlos überzogenen Straßenpreisen ergeben sich dann ganz andere Tendenzen: Erstens einmal wird mittels der aktuellen Straßenpreise die große Listenpreis-Differenz zwischen GeForce RTX 3080 und 3080 Ti ziemlich gut eingeebnet, ist die kleinere GeForce RTX 3080 nicht mehr so deutlich vorn beim Preis/Leistungs-Verhältnis. Doch zum anderen gilt: Wenn man mit den aktuellen Straßenpreisen sowieso das Doppelte bis zum Dreifachen des Listenpreises zahlt, dann lohnt es sich kaum noch, nicht lieber gleich zur GeForce RTX 3090 zu greifen. Jene ist besser verfügbar, stellt das solidere Design dar, dürfte zudem (wegen der Spitzen-Stellung sowie des Mehrspeichers) den höheren Wiederverkaufswert haben. All die sorgsame Preis- und Performance-Justizierung, welche nVidia mit der GeForce RTX 3080 Ti vorgenommen hat, funktioniert halt nur zu "normalen" Preisen – und nicht angesichts der derzeitigen Preis-Übertreibungen.

Ein wirkliches Urteil zur GeForce RTX 3080 Ti kann somit erst dann erfolgen, wenn wieder normale Grafikkarten-Preise herrschen. Allerdings kann nicht einmal garantiert werden, dass die GeForce RTX 3080 Ti eine solche Zeit noch (vor ihrer technologischen Ablösung) erleben wird. Im Fall des Falles wäre es vorstellbar, dass die GeForce RTX 3080 Ti sogar noch eine späte Beliebheit erlangt – wenn beispielsweise die Grafikkarten-Hersteller mit ihren Modellen nVidias Listenpreis nach unten unterbieten und die Karte preislich mehr in Richtung der Radeon RX 6900 XT drücken. Vermutlich ist dies wirtschaftlich machbar, im Fall der GeForce RTX 3080 Ti wurde der Listenpreis seitens nVidia eher mit Blick auf den aktuellen Grafikkarten-Markt bewußt überhöht angesetzt. Derzeit hilft diese Überlegung der GeForce RTX 3080 Ti natürlich nicht weiter, jene reiht sich nahtlos ein in den Reigen der zu völlig überzogenen Straßenpreisen angebotenen Gaming-Grafikkarten von AMD & nVidia.