Die Selbstvernichtung von Avira

Mit dem gestrigen Autoupdate von Aviras AntiVir wird dem Benutzer eine neue Funktion in Form des WebGuards angeboten. Diese kann eventuell nutzvoll beim Schutz vor schädlichen Webseiten oder gegenüber Drive-By-Downloads sein, allerdings ist diese neue Funktion zwingend verbunden mit der Installation einer Ask.com-Toolbar. Selbst die nachträgliche Deaktivierung dieser Toolbar im Browser funktioniert nicht, dann schaltet sich der WebGuard nämlich auch wieder aus.

Nun haben viele Anwender etwas gegenüber der zwangsweisen Mitinstallation von Drittsoftware und haben demzufolge den WebGuard gleich gar nicht erst installiert. Nicht nur, daß AntiVir damit bei jedem Rechnerstart diesbezüglich erneut nervt, die sichtbarste Auswirkung dieser freien Nutzerentscheidung ist auch, daß das Tray-Symbol von AntiVir trotz einwandfrei aktivem Virenscanner auf "inaktiv" geschaltet wird (das AntiVir Tray-Symbol ist ein Regenschirm, aufgespannt bedeutet dabei, daß das Programm aktiv ist) – nur weil eben der WebGuard nicht installiert wurde oder nicht aktiv ist.

Sicherlich, es handelt sich wirklich nur um eine Optik – aber dennoch ist die pyschologische Wirkung verherrend, ganz besonders für einen Anbieter von Sicherheitslösungen. Es sieht eben so aus, als wäre der Nutzer ungeschützt, weil der Virenscanner nicht aktiv ist. Und nein, dies ist nicht nur reine Theorie – ich habe persönlich schon Viren auf Drittsystemen gesehen, die Avira zwar laufenlassen, aber inaktiv geschaltet haben, ergo den exakt gleichen Effekt erzielten.

Avira verarscht hier den Nutzer von AntiVir mit einer arg mißverständlichen Anzeige und verbreitet heftige Unruhe – genau das Gegenteil von dem, was ein Hersteller von Schutz-Software tun sollte. Man demonstriert genauso auch, wo die eigenen Prioritäten liegen: Nicht zuerst beim Schutz des Kunden vor Schadsoftware, sondern zuerst beim eigenen Unternehmen. Nun soll nicht in Abrede gestellt werden, daß auch ein Hersteller von Schutzsoftware unternehmerisch arbeiten kann, aber für solche Unternehmen gelten meiner Meinung nach etwas abweichende Regeln: Das Geschäft kann hier immer nur unter der Prämisse laufen, daß das Kernziel der Kundensicherheit sakrosankt ist.

Und ja, auch ein nicht geöffneter Regenschirm im Windows-Tray kann dieses Prinzip verletzen. Es verunsichert die einen Anwender auf das höchste – und gibt den anderen Anwendern das falsche Gefühl, dieses Verhalten der Software wäre völlig normal (was beim Auftauchen einer echten Schadsoftware tödlich ist). Avira hat hier vollkommen danebengegriffen – man kann übertrieben aussagen, daß sich der Virenschutz mit diesem Update gleich selber abgeschaltet hat. Ob sich dies für Avira und Ask.com angesichts der heftigen negativen Userkommentare in diversen Foren und der breit geäußerten Wechselabsicht zu anderen Antiviren-Programmen gelohnt hat, wäre arg zu bezweifeln.

Wer trotz dieser lästigen und lächerlichen Problematik weiterhin Aviras AntiVir ohne den WebGuard verwenden will, dem sei folgender Hinweis gegeben: Um den WebGuard wirklich loszuwerden, muß man ihn zusammen mit der Ask.com-Toolbar leider erst einmal vollständig installieren – erst danach gibt es unter dem Software-Controlpanel in der Windows-Systemsteuerung einen extra Punkt "Avira WebGuard". Wenn man diesen dann deinstalliert, sind WebGuard und Ask.com-Toolbar entschwunden und auch das Trayicon von AntiVir funktioniert wieder normal.