Über die reale Schnelligkeit von Web-Browsern

Besonders in den Anfangstagen des Mainstream-Internets, aber auch jetzt noch, ist die Schnelligkeit von Web-Browsern eine Angelegenheit von hitzigen Glaubenskämpfen. Gerade aus diesen Tagen stammt das weit verbreitete Mißverständnis, daß die von den Herstellern der Web-Browser propagandierte Schnelligkeit der Web-Browser etwas mit dem Ladevorgang im seinerzeit noch lahmen Internet zu tun hatte – was natürlich nicht stimmt, mit der Schnelligkeit von Web-Browsern meint man nur deren Rendering-Geschwindigkeit, denn an der Internet-Verbindung und deren Durchsatz kann der Web-Browser in dem Sinne nichts drehen (es gibt gewisse Tricks in Form des gleichzeitigen Ladens über mehrere Verbindungen, aber diese stehen jedem Web-Browser offen und erschöpfen sich dann auch schnell).

Die Benchmarks zur Rendering-Geschwindigkeit von Web-Browsern mögen damit nicht falsch sein, bilden jedoch nur einen Teilaspekt der insgesamten Ladegeschwindigkeit ab – und zumeist den kleinsten, unbedeutendsten Teil (in der Realität liegen zwischen den Web-Browsern hierbei Unterschiede von Zehntelsekunden bei der reinen Rendering-Geschwindigkeit, wenn überhaupt). Alles beherrschend in der Frage des schnellstmöglichen Webseiten-Aufbaus ist aber weiterhin die Ladegeschwindigkeit durch die Internet-Leitung – daß die Schnelligkeit der Internet-Verbindungen in den letzten Jahren immer weiter gestiegen ist, wurde durch immer aufwendigere Webseiten größtenteils wieder kompensiert.

Und trotz daß die reine Rendering-Geschwindigkeit also eine vernachlässigbare Größe bei der Schnelligkeit des Webseiten-Aufbaus ist, können Web-Browser dennoch einen großen Einfluß auf eben diese Schnelligkeit des Webseiten-Aufbaus haben – über den gern vergessenen Punkt der Behandlung von schwer erreichbaren Webseiten-Elementen. Heutzutage besteht eine Webseite üblicherweise aus von mehreren unterschiedlichen Domains stammenden Elementen – sei es die Werbung, die Links zu sozialen Netzwerken oder eingebettete Videos. Kann eines dieser externen Elemente nicht sofort geladen werden, reagiert jeder Web-Browser anders – und hier liegen dann teilweise riesige Performance-Unterschiede zwischen den Web-Browsern.

So schafft es Firefox regelmäßig, sich durch nicht ladbare Elemente aus dem Tritt bringen zu lassen und lädt die gesamte Webseite nicht (siehe nachfolgendes Bild). Wenn also beim Laden von 3DCenter aus irgendeinem Grund kein Kontakt zum Ciao-Server besteht, um das Ciao-Preissuchfeld zu laden, dann wird seitens Firefox die 3DCenter-Webseite gar nicht angezeigt, bevor nicht der Ciao-Kontakt zustandekommt oder aber wenigstens 10 Sekunden Wartezeit verstrichen sind. Lustigerweise passiert dies dann erneut bei jeder einzelnen Unterseite – anstatt daß Firefox irgendwann einmal mitbekommen könnte, daß der Ciao-Webserver nicht antwortet, wird immer erst einmal mindestens 10 Sekunden darauf gewartet und damit der Seitenaufbau von 3DCenter enorm verlangsamt. Dies passiert bei Firefox glücklicherweise nicht in jedem Fall – aber doch oft genug, daß es auffallend ist.

Daß dies deutlich besser geht, zeigen ausgerechnet der Internet Explorer sowie Google Chrome: Auch jene Web-Browser können in diesem Beispiel das Ciao-Preissuchfeld nicht laden, bauen aber wenigstens 3DCenter vollständig auf – und versucht danach, dann doch noch das Ciao-Preisfeld nachzuladen. Damit machen es diese Web-Browser als einzige richtig, denn auch Opera kann diese Aufgabenstellung nicht bewältigen und bringt dasselbe unbefriedigende Ergebnis wie Firefox zustande (der alte Mozilla-Browser bekommt es dagegen erstaunlicherweise auch hin, läuft aber natürlich außerhalb jeder Wertung).

Sicherlich ist dies im Fall von Firefox und Opera nicht böser Wille der Programmierer – aber es wurde schlicht nicht mitgedacht, während Internet Explorer und Google Chrome diese Praxisaufgabe einfach besser lösen, sei es nun durch den Verstand der Programmierer oder durch reines Glück. Der Schlüssel zur echten Lösung des Problems liegt allerdings darin, nicht von der idealen Welt immer erreichbarer Internetserver (wie in Europa und Nordamerika üblich) auszugehen – sondern vielmehr von einem Internet, welches mit chaotisch eingerichteten Proxy- und Zensur-Servern verschandelt wurde und zudem (aus Kostengründen) mit schwachen Backbone-Anbindungen zu kämpfen hat, was aber eben genau auf die Lebensrealität der zahlenmäßig inzwischen stärkere Anzahl der Internetnutzer in den Schwellen- und Entwicklungsländern zutrifft.

Und hier kann es eben vorkommen, daß einzelne Webserver mal nicht zu erreichen ist – wie in dem Beispiel, das 3DCenter funktioniert, Ciao aber nicht. Dies muß von den Entwicklern der Web-Browser berücksichtigt werden, indem die Nichterreichbarkeit eines Webseiten-Elements nicht den Ladevorgang der gesamten Webseite aufhalten darf. So lange dies bei Firefox und Opera nicht entsprechend geändert wird, haben Internet Explorer und Google Chrome einen enormen praktischen Vorteil: Ganz egal wie die reine Rendering-Geschwindigkeit aussieht – dann, wenn man mit höheren Anforderungen konfrontiert wird, sind Internet Explorer und Google Chrome immer noch nutzbar, Firefox und Opera eben nicht.

Kleiner Nachtrag: Das Aufhängen des Web-Browsers an einem nicht ladbaren Webseiten-Element kann auch den Seiteneffekt zur Folge haben, daß andere Webseiten – die eventuell in einem anderem Browserfenster oder anderem Browser-Tab angesteuert wurden – gleich gar nicht mehr laden, der Web-Browser also in diesem Augenblick komplett blockiert.

Kommentare – Registrierung ist nicht notwendig