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News des 10./11. Mai 2008

Die X-bit Labs haben einige interessante Messungen zum Stromverbrauch von GeForce 9800 GTX, GX2 und Radeon HD 3870 X2 – wobei hier natürlich nur die Grafikkarten selber ausgemessen wurden und nicht das gesamte System. So verbraucht eine GeForce 9800 GTX unter 3D-Last ihre 108 Watt, was die bisherige Schätzung von 110 Watt ziemlich gut trifft. Interessant ist hierbei im übrigen, daß der Verbrauch unter 2D-Last mit 54 Watt etwas niedriger ausfällt als bei der Chip-gleichen und Takt-niedrigeren GeForce 8800 GTS (57,5 Watt) – hier hat nVidia wohl Verbesserungen im Treiberbereich anbringen können. An dem deutlich zu hohen Idle-Verbrauch dieser Karten ändert dies nichts, die GeForce 8800 GTS liegt hier bei 38 Watt, die GeForce 9800 GTX kommt sogar auf 45 Watt – das ist soviel, wie einige schwächere Karten des Mainstream-Segments gleich unter 3D-Last ziehen.

ATI kommt in diesem Punkt nach wie vor besser weg, vor allem ist bei ATI normalerweise der Unterschied beim Verbrauch unter Idle und unter 3D-Last deutlich höher als bei nVidia (Radeon HD 3870: 19 zu 81 Watt, GeForce 8800 GT: 35 zu 78 Watt). Im HighEnd-Bereich hauen beide Grafikchip-Entwickler durch ihre DualChip-Konstruktionen aber gewaltig daneben, so zieht eine GeForce 9800 GX2 im Idle-Betrieb ihre 69 Watt und unter 3D-Last satte 182 Watt. Bei der Radeon HD 3870 X2 ist es nicht viel besser: 58 Watt unter Idle und 171 Watt unter 3D-Last (in beiden Fällen im übrigen runde 20 Watt mehr als unsere bisherigen Schätzungen). Bezüglich des Stromverbrauchs sind somit beide Grafikkarten indiskutabel – andererseits ist von DualChip-Lösungen aufgrund der zwei Grafikchips und des doppelt verbauten Speichers kaum besseres zu erwarten, bei SLI/CrossFire-Systemen sieht es ja auch nicht anders aus.

Beachtenswert sind in diesem Zusammenhang aber sicherlich die von ATI, nVidia und den Grafikkarten-Herstellern verwendeten Kühlsysteme für diese DualChip-Grafikkarten, welche ja immerhin 170 bis 180 Watt Verlustleistung abtragen können müssen. Da sich auch die DualChip-Grafikkarten noch etwas übertakten lassen, scheint hier noch etwas Luft nach oben hin zu sein für Grafikchips, welche selbst in einer SingleChip-Ausführung nahezu 200 Watt verbrauchen. Spätestens bei diesen 200 Watt ist dann aber eine Grenze zu sehen, welche auch mit besserer Kühltechnik kaum noch zu überwinden ist. Denn selbst wenn man über 200 Watt Abwärme mittels eines Kühlers erst einmal abtragen kann, muß die warme Abluft auch aus dem Gehäuse heraus – und dies wird bei über 200 Watt (zuzüglich CPU und anderer Komponenten) immer schwieriger.

Letztlich können sich ATI und nVidia hier auch nicht darauf verlassen, daß jedes Gehäuse über einen optimalen Luftdurchfluß verfügt, sondern müssen ihre Hardware immer darauf auslegen, selbst unter eher ungünstigen Bedingungen (Sommer-Temperaturen, stark verbautes Gehäuse mit schlechtem Luftdurchfluß) noch einwandfrei zu funktionieren. Anderenfalls könnte man zwar die Nennleistung der Grafikkarten noch etwas steigern, handelt sich aber eine höhere Reklamationsquote ein, was letztlich kein gutes Geschäft ist. Daß, was dann unter günstigen Bedingungen noch möglich wäre, fällt schlicht als Overclocker-Reserve an und ist somit auch nicht wirklich "verloren".

Noch zu erwähnen wäre eine erneute Aufstellung von Jon Peddie Research zu den Marktanteilen im Grafikchip-Markt, welche der Heise Newsticker auflistet, die aber bei Jon Peddie Research selber erstaunlicherweise noch nicht zu finden ist. Die neuen Zahlen betreffen das abgelaufene erste Quartal 2008, frühere Zahlen finden sich wie immer in unserem News-Archiv: Q4/2007, Q3/2007, Q2/2007 und Q1/2007. Beachtenswert an den neuen Zahlen ist vor allem der starke Anstieg der Zahlen von Intel sowie der hohe Verlust für ATI/AMD. So erreichte Intel im Gesamtmarkt einen Marktanteil bei den verkauften Einheiten von 48,0 Prozent, das sind 6,9 Prozent mehr als im Vorquartal und 9,3 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (Q1/2007).

nVidia liegt hingegen relativ gleichauf: 29,7 Prozent waren es im ersten Quartal 2008, das sind 2,1 Prozent weniger als im Vorquartal und 1,2 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Deutlichst verloren hat wie gesagt ATI/AMD: Der Hersteller lag im ersten Quartal 2008 bei nur noch 16,9 Prozent Stückzahlen-Marktanteil, das sind satte 5,9 Prozent weniger als im Vorquartal und 5,0 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Vor allem aber scheint damit der Aufwärtstrend von ATI/AMD in den letzten Monaten jäh gestoppt, als man zuletzt die Verluste des Jahres 2007 halbwegs hat aufholen können – nun liegt man sogar auf dem klar tiefsten Stand seit einigen Jahren.

Allerdings muß ein Teil dieser ATI-Schwäche auch mit der unerwarteten Intel-Stärke erklärt werden. Denn letztlich haben ATI/AMD im Vergleich zum Vorjahr die gleiche Anzahl an Grafikchips verkauft (wobei hier natürlich integrierte und extra Grafikchips zusammengefasst sind), nVidia hat sogar zulegen können bei der Anzahl, obwohl man beim Marktanteil auch etwas verloren hat. Diese Differenz erklärt sich dadurch, daß Intel seine Absatzzahlen an Grafikchips geradezu extrem hat steigern können – von runden 30 Millionen im ersten Quartal 2007 auf runde 50 Millionen ein Jahr später. Dies dürfte wohl daran hängen, daß die millionenfach in den Markt gebrachten OEM-PCs immer verstärkter mit Grafik-fähigen Mainboard-Chipsätzen ausgerüstet werden und der Marktanteil an Mainboard-Chipsätze ohne integrierter Grafik zurückgegangen ist.

In der Summe täuscht diese Statistik nun mittlerweile offensichtlich über die wahren Marktverhältnisse hinweg. Denn was will uns der Zahlensalat denn eigentlich sagen? Daß Intel in irgendeiner Form Einfluß auf Anwendungen hat, welche Grafikchips benutzen? Ganz sicher ist dies nicht der Fall – eher im Gegenteil, die Spieleentwickler jammern ja schon seit einiger Zeit, daß mit den integrierten Grafikchips von Intel nichts zu holen ist, weil primär deren Grundperformance viel zu schwach ausfällt. Vielleicht ist es an der Zeit, die Betrachtung des gesamten Grafikchip-Marktes fallen zu lassen, denn dies verhilft nicht zu einer besseren Erkenntnis darüber, wessen Grafiklösungen bei den bewußt eine Grafikkarte kaufenden Kunden sowie bei den Spieleentwicklern derzeit besser dastehen.

Leider helfen hierzu die Insgesamt-Zahlen von ATI und nVidia auch nicht weiter, da ja auch dort ein erheblicher Anteil an in Mainboard-Chipsätze integrierten Grafiklösungen mit dabei ist – selbst wenn man diese im Gegensatz zu den Intel-Lösungen noch geradeso zum Spielen verwenden kann. Hier kann man wohl nur auf die Statistik der extra Grafikkarten setzen, welche Jon Peddie Research aber nur noch sporadisch veröffentlichen. Noch eine kleine Anmerkung zu VIA und SiS: Deren Zug scheint – selbst nur als Hersteller von Mainboard-Chipsätzen – immer weiter abzufahren, da deren Marktanteile im Jahresvergleich nicht nur prozentual nach unten gingen, sondern auch in absoluten Zahlen von diesen Herstellern erheblich weniger (integrierte) Grafikchips verkauft wurden. Inzwischen sind diese beiden Hersteller so klein, daß die faktische Bedeutungslosigkeit (im Markt der Mainboard-Chipsätze) droht.

Und letztlich ist noch das inzwischen bei 3DCenter gehostete nVidia-Tweaktool nHancer in einer neuen offiziellen Version erschienen. Diese neue Version bietet nunmehr offiziellen Support für alle GeForce-Karten und ForceWare-Treiber (ab der Revision 60 und derzeit bis zur Treiber-Version 175.x), beinhaltet natürlich die vielen Bugfixes der letzten Beta-Versionen und bietet ansonsten reichlich neue Funktionen gegenüber dem letzten offiziellen Release in Form der Version 2.3.2. Als Schmankerl gibt es sogar den Support für die neuen Hybrid-SLI Modi seitens nVidia, was natürlich nur auf den entsprechenden Mainboards mit Hybrid-SLI funktioniert.