17

News des 17. Juli 2008

Der Heise Newsticker berichtet über ein in den USA anlaufendes Verfahren gegen AMD und nVidia bezüglich angeblicher Preisabsprachen bei Grafikkartenpreisen in den Jahren vor 2007 (womöglich auch noch deutlich früher). Bislang sind zu diesem Fall nur wenige Informationen bekannt, so daß dieser recht schwer einzuschätzen ist. Allerdings ist der Gehalt der Klage prinzipiell nicht sehr hoch einzuschätzen, denn im Gegensatz zu AMD und Intel im Prozessorenmarkt können AMD/ATI und nVidia im Grafikchip-Markt die Grafikkartenpreise nicht wirklich manipulieren, da diese von den Grafikkartenherstellern festgesetzt werden und AMD/ATI und nVidia ja rein geschäftlich nur die Grafikchips (zu einem Bruchteil vom Kartenpreis) liefern.

Stutzig macht auch die Aussage der Klägerseite, es sei auffällig, daß AMD/ATI und nVidia "quasi im Gleichschritt neue Produkte zu jeweils identischen Preisen" in den Markt gebracht haben. Einmal abgesehen davon, daß dies gerade in letzterer Zeit nicht mehr so gepasst hat, muß dies nicht zwingend das Ergebnis von Absprachen gewesen sein. Dadurch, daß die Gerüchteküche letztlich auch den Grafikchip-Entwicklern immer vorab gemeldet hat, was die Konkurrenz so vor hat, konnten sich beide Grafikchip-Entwickler zumeist immer auf den nächsten Schritt der Konkurrenz vorbereiten. Was hier zuerst nach Gleichmacherei aussieht, kann in Wahrheit harter Konkurrenzkampf sein, in welchem beide großen Grafikchip-Entwickler immer auf den Schritt des einen mit einem eigenen neuen Schritt reagieren.

Denn ironischerweise sollen die Preisabsprachen genau in einen Zeitraum fallen, wo man sie am wenigsten vermuten würde: Maximal bis 2006, vermutlich aber in den Jahren davor liegend. Dies ist aber der Zeitraum, in welchem sich ATI und nVidia sprichwörtlich wie Hund und Katze gegenübergestanden haben, von wenig Wettbewerb war da sicherlich nichts zu spüren. Preisabsprachen kann es natürlich trotzdem gegeben haben – aber ob daraus dann ein Schaden für den Verbraucher entstanden ist, wäre die große Frage. Die nahezu wettbewerbslose Zeit nach dem Start der GeForce 8800 GTX, als nVidia das Feld runde anderthalb Jahre nahezu mühelos beherrschte – dies hat dem Verbraucher geschadet, weil gerade nVidia nicht mehr viel tun musste, um seine Position zu behalten. Wofür man allerdings inzwischen in Form der grandiosen Rückkehr von ATI mit der Radeon HD 4800 Serie klar abgestraft wurde ;).

Anläßlich des kräftigen Preisnachlasses von nVidia bei den GeForce GTX 260 und 280 Karten haben die Grafikkartenhersteller BFG, EVGA und XFX interessante Rückzahlungsprogramme eröffnet, bei welchen frühzeitigen Käufern dieser Karten Rückzahlungen von bis zu 125 Dollar angeboten werden. Leider gilt dies nur für Käufe in den USA und Kanada, andernorts werden die drei stark im US-Geschäft verwurzelten Anbieter diese Aktion wohl nicht anbieten. Damit erscheint es im übrigen als nicht unwahrscheinlich, daß auch nVidia den Grafikkarten-Herstellern ähnliche nachträgliche Rabatt-Programme im Zuge des vorgenannten Preisnachlasses angeboten hat, denn ganz aus dem Handgelenk dürfte eine solche Aktion für die Grafikkartenhersteller auch nicht finanzierbar sein.

Gemäß dem Heise Newsticker will das Intel nahestehende Startup-Unternehmen Lucid Logix nunmehr in der zweiten Jahreshälfte seine Multi-GPU-Technik Hydra in den Markt bringen. Dabei handelt es sich eine Technologie, welche die Zusammenarbeit mehrerer Grafikkarten auf einem Mainboard auch ohne SLI- bzw. CrossFire-Eignung des Mainboards möglich machen soll; als zweites Hauptfeature soll Hydra die Arbeitslast derart auf die Grafikkarten verteilen, daß die Leistungskalierung nachzu perfekt wäre. Ehrlicherweise ist von erstgenanntem Feature nicht viel zu halten: Denn rein von der technischen Seite aus war es noch nie ein Problem, SLI auch auf CrossFire-Mainboards zu nutzen und umgekehrt.

Das Problem war immer nur rein lizenzrechtlicher Natur – und ist es auch weiterhin: Ein Mainboard mit Hydra-Chip wird also trotz der technischen Fähigkeiten zu SLI und CrossFire trotzdem so lange kein SLI und CrossFire ausführen können, bis der Hersteller des Mainboard-Chipsatzes eine entsprechende Lizenz erworben hat und der Grafikchip-Entwickler dessen Produkt dann in seinen Grafikkarten-Treibern für SLI bzw. CrossFire freischaltet. Das andere Hauptfeature ist dafür um so interessanter – wenngleich auch um so schwieriger zu bewerkstelligen. Denn Lucid Logix behaupten ja damit, sie würden etwas können, was den hunderten Ingenieren bei ATI und nVidia bislang nicht gelungen ist, obwohl dort sicherlich sehr angestrengt an der Optimierung von SLI bzw. CrossFire gearbeitet wird.

Insofern bleibt ganz stark abzuwarten, was Lucid Logix da nun wirklich vorlegt – und der Markterfolg ist sowieso überaus fraghaft. Denn selbst bei einer gewissen Schlagkraft von Hydra werden ATI und nVidia ihre eigenen Multi-GPU-Technologien bestmöglich hüten und sicherlich kaum Konkurrenzprodukte fördern wollen. Womit als einziger Abnehmer für Hydra nur noch Intel übrigbleiben würde – und hier mag Hydra eventuell auch Sinn machen, denn Intel wird bei den eigenen Grafikchip-Projekten kaum ohne funktionierende Multi-GPU-Technologie auskommen können. Hydra würde damit aber (voraussichtlich) trotz des eigentlich freien Ansatzes zur Multi-GPU-Technologie von Intel werden, während ATI und nVidia weiterhin auf ihren eigenen Technologien stehen würden.

Wie Gulli berichten, hat ein französisches Gericht entschieden, daß sich die Höhe der Urheberrechtsabgaben auf leere Datenträger nicht anhand der (vermuteten) Pirateriezahlen festzusetzen sind. Obwohl dieser Fall erst einmal nur Frankreich betrifft, ist das System in Deutschland aber prinzipiell dasselbe, weshalb das Gerichtsurteil doch etwas verwundert: Denn sollten bisher die Urheberrechtsabgaben gemäß den Pirateriezahlen errechnet worden sein, würde dies alle bisherigen Urheberrechtssünder automatisch von ihren Verfehlungen freisprechen – sie hätten dann ja über die Urheberrechtsabgaben schon gezahlt.

Doch obwohl zur Durchdrückung höherer Urheberrechtsabgaben gern einmal übergroße Pirateriezahlen an die Wand gemalt werden, stellen die Urheberrechtsabgaben eigentlich überall auf der Welt nur einen Ausgleich für legale Kopiermöglichkeiten dar, beispielsweise die Kopiermöglichkeiten im Rahmen der Privatkopie. Daß diese legal sind, bedeutet ja schließlich nicht zwingend deren Kostenlosigkeit – vielmehr gibt es genau für diesen Fall die Urheberrechtsabgaben (und nicht für illegale Nutzung – wenn gezahlt wird, kann es nicht mehr illegal sein). Sollten die Urheberrechtsabgaben in Frankreich wirklich bislang anhand der Pirateriequote berechnet worden sein, wäre dies ein schwerer Mißbrauch dieses Ausgleichssystem für legale Kopien – und wie gesagt gleichzeitig glasklare Absolution für Urheberrechtssünder.