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News des 31. August 2010

Golem vermelden einen neuen Produkt-Vorstoß seitens Lucid, welche zum letzten Jahreswechsel Mainboards mit ihrem Hydra-Chips vorgestellt hatten. Nunmehr soll dieser Chip, welcher die 3D-Last zwischen verschiedenen Grafikkarten zu verteilen in der Lage ist, vom Mainboard direkt auf die Grafikkarte wechseln. Der interessierte Nutzer benötigt dann also kein Spezial-Mainboards mehr, was durchaus eine gewisse Anschaffungshürde darstellt – sondern einfach nur noch eine Spezial-Grafikkarten mit dem neuen Unity-Chip. Davon reicht eine Karte aus, welche dann die Steuerung für alle anderen verbauten Grafikkarten übernimmt und damit wieder das alte Lucid-Prinzip der weitestgehenden Mischbarkeit zwischen Karten verschiedener Chipklassen und von verschiedenen Chip-Entwicklern ermöglicht.

Prinzipiell erscheint die Idee griffig, weil somit Einstiegshürden weggenommen werden – allerdings hat Lucid weiterhin das Problem, daß die Performance im "normalen" Setup mit zwei gleichartigen Karten gegenüber der Performance von SLI bzw. CrossFire nicht besser ist und daß andererseits die Performance in einem bewußten Mischsetup von zwei in etwa gleich schnellen AMD- und nVidia-Grafikkarten (um in verschiedenen Spielen jeweils die Stärken der einzelnen Modelle ausnutzen zu können) nur geringfügig über der Performance einer einzelnen dieser Karten liegt. Hinzu kommen nach wie vor große Probleme mit der Spiele-Kompatibilität sowie das grundsätzliche Dilemma, daß ohne explizite Treiberunterstützung durch Lucid gar nichts geht – siehe hierzu auch den letzten entsprechenden Test der ComputerBase. Normalerweise muß Lucid erst einmal an diesen Punkten ganz gewaltig aufholen, ehe die Lucid-Technik überhaupt in die Nähe des Prädikats "halbwegs nutzbar" kommt.

HT4U haben mal wieder einen ihrer bemerkenswerten Artikel zum Thema der realen Leistungsaufnahme verfaßt. Diesesmal waren die Core i7-9xx Prozessoren von Intel an der Reihe, welchen mit einem extra dafür umgebauten Mainboard auf den Zahn gefühlt wurde. Dabei konnte unter anderem bestätigt werden, daß die Core i7-9xx Prozessoren ihre TDP-Klasse von 130 Watt nicht zu Unrecht haben, unter Vollast genehmigte sich ein Core i7-965 bis zu 93 Watt – und damit deutlich mehr als Core 2 Quad Prozessoren der 45nm-Fertigung oder auch die Core i7-8xx Prozessoren. Allerdings wurde auch schon das Potential der 32nm-Fertigung sichtbar, welche Intel dann bei Sandy Bridge voll ausspielen wird: So kam ein auf vier aktiv rechnende Kerne limitierter Core i7-980 mit 3.33 GHz Takt auf einen um 26 Prozent niedrigeren Verbrauch als ein Core i7-965 mit 3.2 GHz.

Daraus läßt sich jetzt schon prognostizieren, daß die kommenden Sandy-Bridge-Prozessoren in 32nm in QuadCore-Bauform und auf ähnlichem Takt beim Vollast-Verbrauch irgendwo bei 70 bis 80 Watt liegen sollten, was angesichts der gebotenenen Performance sehr ordentlich ist. Sehr interessant ist zudem das Wirken der TurboMode-Technologie auf den Verbrauch: Bei vier aktiven Rechenkernen ist der TurboMode gerade bei den Core i7-9xx Prozessoren deutlich limitiert, trotzdem stiegt der Verbrauch unter dem TurboMode noch um ca. 7 Watt an. Deutlicher fällt der Verbrauchsaufschlag durch den TurboMode allerdings bei einer geringen Anzahl an aktiv rechnenden Kernen aus: Bei zwei und drei Kernen sind es 12 Watt mehr, bei einem Kern gar 15 Watt mehr. Allerdings fällt der Verbrauch gerade bei nur einem oder zwei aktiv rechnenden Kernen sowieso in den Keller, der Mehrverbrauch durch den TurboMode spielt hier keine Rolle bezüglich der Verlustleistung, sondern zeigt nur dessen (erfolgreiches) Wirken an.

AnandTech hatten dagegen das Glück, einen Sandy Bridge Prozessor von Intel einem Vorab-Test unterziehen zu dürfen. Dabei hatte man ein Vorseriensample zur Hand, welches grob dem Core i5-2400 des Sockels 1155 entspricht. Dieser Prozessor hat regulär vier Rechenkerne, 3.1 GHz Takt, welcher unter dem TurboMode bis auf 3.4 GHz hinaufgehen kann, aber kein HyperThreading – ergo so ziemlich das, was die Core i5-750/760 Prozessoren derzeit innerhalb der Nehalem-Serie darstellen. Das Vorserien-Sample von AnandTech lief allerdings mit HyperThreading, hatte dafür aber noch keinen aktiven TurboMode. Die Messungen seitens AnandTech geben also nicht perfekt das wieder, was der Core i5-2400 einst leisten können wird – aber es reicht sicherlich aus, um Sandy Bridge schon einmal generell zu beurteilen.

Core i5-760
(2.8 GHz, TM)
Core i7-880
(3.06 GHz, TM/HT)
Core i5-2400
(3.1 GHz, kein TM/HT)
Anwendungen 100% +21% +25%
Spiele 1680x1050 100% +6% +15%
Idle-Verbrauch (System) 61W 62W 63W
Vollast-Verbrauch (System) 132W 144W 121W

Und danach sieht Sandy Bridge optisch erst einmal sehr ansprechend aus – bei genauerer Betrachtung fällt aber auf, daß der Prozessor seine Leistung ziemlich stark über seine höhere Taktrate bringt. Denn ein Core i7-880 mit nahezu demselben Takt kommt in der Anwendungsperformance nur 3 Prozent hinter dem Sandy-Bridge-Prozessor ins Ziel, nur bei der Spieleperformance ergibt sich mit 8,5 Prozent eine etwas höhere Differenz. Klar könnte der Sandy-Bridge-Prozessor hier noch etwas zulegen, sofern sein TurboMode laufen würde – aber ein bemerkenswerter Pro/MHz-Gewinn ist hierbei trotzdem nicht zu sehen. Diesbezüglich am klarsten ist wohl der Vergleich zum Core i7-760, da dieser per default nicht über HyperThreading verfügt: Nimmt man den Einfluß des Taktes heraus, hat das Sandy-Bridge-Modell (wie gesagt ohne den TurboMode laufend) unter Anwendungen eine um ca. 13 Prozent höhere Pro/MHz-Leistung und unter Spielen eine um ca. 4 Prozent höhere Pro/MHz-Leistung vorzuweisen.

Diese Werte dürften bei den finalen Prozessoren um ein paar Prozentpunkte anders aussehen, der TurboMode kann eventuell auch noch etwas zu einem besseren Ergebnis beitragen – der endgültige Wert der Pro/MHz-Steigerung durch Sandy Bridge dürfte somit zwischen 10 und 15 Prozent liegen. Zusammen mit Taktraten von nahezu durchgehend über 3 GHz kommt natürlich auch eine vernünftige Leistungsteigerung gegenüber den aktuellen Intel-Prozessoren heraus. Gerade der Core i5-2400 als günstigestes QuadCore-Modell unter Sandy Bridge dürfte wohl dieselbe preisliche Position wie derzeit der Core i5-750 einnehmen: Zwischen beiden Prozessoren kann insgesamt ein Performancegewinn von 35 Prozent liegen, was aber angesichts der neuen Sockel und damit notwendigen neuen Mainboards nicht zwingend genug ist, um Besitzer von Nehalem-Hardware zu einem Wechsel zu zwingen. Allerdings dürften sicherlich viele Nutzer von Core-2-Systemen auf Sandy Bridge wechseln, denn vom Core 2 aus ist der Performancesprung groß genug – zudem verspricht der frühe Einstieg in den Sockel 1155 wenigstens eine gewisse Zukunftsfähigkeit.

Sehr beachtenswert ist zudem, was Intel bei der integrierten Grafik von Sandy Bridge getan hat – denn diese überzeugt mit einer Performance auf dem Niveau einer aktuellen LowCost-Grafikkarte. Die bisher schnellsten integrierten Lösungen werden zudem um den Faktor 2 abgehängt, dies ist selbst für dieses Segment ein heftiger Performancesprung. Angeblich gehört die in Sandy Bridge verbaute "GT2 Graphics" nunmehr der Intel-Serie 6 an, im Gegensatz zur Serie 5 der "HD Graphics" der Nehalem-Prozessoren sowie der vorhergehenden Chipsatz-Grafik. Für Intel-Maßstäbe ist dies wie gesagt sehr gut, allerdings kommt mit dem Fusion-Projekt die eigentliche Herausforderung für alle bisherigen integrierten Grafiklösungen noch – und gemäß allem Vorab-Wissen wird sich Fusion zumindest im Llano-Prozessor eher an Mainstream-Leistungen orientieren als an LowCost-Leistungen. Intel dürfte also mit der Sandy-Bridge-Grafik enorm zulegen – und AMD trotzdem wahrscheinlich mit der Llano-Grafik triumphieren.

Unter anderem der Spiegel berichtet über eine neue Spielekonsole seitens Lenovo speziell für den chinesischen Markt: Die eBox soll sogar noch dieses Jahr erscheinen. Die Leistungsfähigkeit wird allerdings schon von Lenovo sehr zurückhaltend eingeschätzt, vermutlich geht es also um Wii-Niveau. Andererseits wäre dies für den Zielmarkt auch sehr passend, denn die Kaufkraft der neuen chinesischen Mittelschicht ist natürlich nicht mit der Kaufkraft in den westlichen Länder vergleichbar. Interessant zur eBox wird die Frage, wie Leonovo mit der eingefleischten asiatischen Raubkopier-Mentalität umgehen will: Sicherlich kann man umfangreiche Anti-Raubkopier-Maßnahmen einbauen, aber letztlich beschränkt im angepeilten Zielmarkt automatisch die vorhandene Kaufkraft den Umfang des Neuerwerbs von Software.

Eine relativ raubkopiersichere Konsole wie die Playstation 3 ist deswegen in China sogar regelrecht unbeliebt und man greift dort viel lieber zur Xbox 360, weil es für die Microsoft-Konsole ein breites Angebot an raubkopierter Software gibt (davon abgesehen sind Xbox 360 und Playstation 3 in China sowieso verboten). Lenovo befindet sich hiermit also in einem Dilemma: Mit westlichen Software-Preisen gewinnt man in China keinen Blumentopf, mit auf den chinesichen Markt angepassten Preisen bekommt man dagegen die großen Spieleentwickler nicht mit ins Boot. Gut möglich, daß Lenovo auf letztere verzichtet und chinesische Spieleentwickler ein komplett eigenes Software-Angebot für die eBox erstellen läßt – welches dann natürlich unmöglich so breit ausfallen kann wie bei den anderen Konsolen. Eine echte Konkurrenz für die bekannten Konsolen dürfte hierbei kaum herauskommen, weil die Anpassungen auf den chinesischen Markt der eBox so oder so den Zahn für den Einsatz in der westlichen Welt ziehen dürften.

Shortcuts: Die PC Games Hardware vermeldet die PoV/TGT GeForce GTX 460 "Beast" auf Taktraten von nunmehr 855/1710/2010 MHz – was sie zur derzeit höchstgetakteten ab Werk übertakteten GeForce GTX 460 macht und ganz nebenbei auch problemlos in die Nähe der Performancehöhen einer GeForce GTX 470 bringen sollte. Bei den X-bit Labs hat man sich den Vergleich einer SLI-Kombination aus zwei GeForce GTX 460 1024MB Karten gegen eine Radeon HD 5970 Karte mit zwei RV870/Cypress-Chips unter CrossFire gegeben. Dabei erzielt die GeForce GTX 460 1024MB SLI ein ziemlich gutes Ergebnis: Unter 1920x1080 liegt sie sogar 5 Prozent vor der Radeon HD 5970, während unter 2560x1600 die AMD-Karte mit 7 Prozent vorn liegt. Angesichts des hohen preislichen Vorteils der nVidia-Lösung von ca. 100 Euro wäre hier aber doch die GeForce GTX 460 SLI vorzuziehen – und die üblichen Nachteile von DualChip-Lösungen treffen in diesem Fall schließlich auf beide Karten zu.