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News des 2. September 2010

Das neueste Gerücht zur AMDs kommender Southern-Islands-Generation lautet darauf, daß der HighEnd-Chip Cayman der Radeon HD 6800 Serie gleich mit einem 384 Bit DDR Speicherinterface daherkommt. Dies beißt sich natürlich mit den bisherigen Informationen, welche von einem 256 Bit DDR Speicherinterface mit 1024 MB GDDR5-Speicher und 3000 oder 3100 MHz Speichertakt sprachen. Jener Speichertakt wäre bei einem 384 Bit Interface auch maßlos überzogen, weil man damit auf ca. 90 Prozent mehr Speicherbandbreite als bei der Radeon HD 5870 käme – dies wäre angesichts der zu erwartenden 25 bis 35 Prozent Mehrperformance zwischen Radeon HD 5870 und 6870 deutlich zu viel des Guten. Vor allem aber dürfte AMD den teuren Speicher auf 3000 bzw. 3100 MHz nur einsetzen, wenn es unbedingt notwendig wäre – was bei einer Verbreitung des Speicherinterfaces nun eben nicht zutrifft.

Die sinnvollen Auflösungen bei dieser Thematik können also nur lauten: Entweder ein 256 Bit DDR Speicherinterface mit dem höchstmöglichen bezahlbaren Speichertakt – oder aber ein größeres Speicherinterface mit dann einem maßvollen Speichertakt von vielleicht 1800 oder 2000 MHz. Gegen das 384 Bit DDR Speicherinterface spricht im übrigen, daß AMD bisher nie ein solch krummes Interface eingesetzt hat, noch nicht einmal bei Chip-Abspeckungen. Wahrscheinlich dürfte AMD dabei das krumme Speicherinterface selber sogar egal sein, man will einfach nur keine Grafikkarten mit dann ebenfalls krummen Speicherbestückungen wie 768 MB etc. bauen, sondern im bisher bekannten 512/1024/2048-MB-Schema verbleiben. Sofern AMD diese Grundhaltung der letzten Jahre nicht plötzlich über Bord geworfen hat, dürfte ein 384 Bit DDR Speicherinterface beim Cayman-Chip keine Chance haben.

Aber natürlich läßt sich die vorstehende Grundregel auch auf den Performance-Chip Barts der Radeon HD 6700 Serie anwenden, welcher mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein 256 Bit DDR Speicherinterface bekommen wird und zu welchem aber auch schon ein Speichertakt von 2500 MHz vermeldet wurden. Das größere Speicherinterface (die Radeon HD 5700 Serie hat "nur" ein 128 Bit DDR Speicherinterface, dafür aber verhältnismäßig schnell getakteten GDDR5-Speicher) würde in jedem Fall Sinn machen, wenn Barts auf deutlich mehr Hardware-Einheiten kommt, wie von uns vermutet – schließlich lief schon der RV770-Chip der Radeon HD 4800 Serie mit 800 Shader-Einheiten an einem 256 Bit DDR Speicherinterface, wenn Barts dann wie vermutet über 800 Shader-Einheiten hinausgeht, reicht das bisher im Performance-Bereich angesetzte 128 Bit DDR Speicherinterface nicht mehr aus.

Zurückkommend zur vorgenannten Regel bedeutet das dann für den Barts-Chip: Entweder ein 128 Bit DDR Speicherinterface mit dem besten an Speichertakt, was (für diese Preisklasse) bezahlbar ist – oder aber ein 256 Bit DDR Speicherinterface mit dann auf jeden Fall nur maßvollem Speichertakt á 1800 MHz oder 2000 MHz. Selbst bei einer Speichertaktung von nur 1800 MHz würde man schließlich die Speicherbandbreite zwischen Radeon HD 5770 und 6770 um 50 Prozent steigern können – viel mehr wird man bandbreitenseitig sicherlich nicht benötigen, um den Barts-Chip auf Touren zu bekommen. Damit beißen sich die Angabe eines 256 Bit DDR Speicherinterface und die Angabe eines Speichertakts von 2500 MHz beim Barts-Chip – beides zusammen wird ziemlich sicher so nicht erscheinen.

Ganz allgemein betrachtet ist derzeit die Gerüchteküche zu den neuen AMD-Grafikchips am überbrodeln und spuckt tagtäglich neue Informationsfetzen aus – wobei es bei den meisten schon von Anfang an offensichtlich ist, daß es bei diesen rein um Klicks und nicht um eine seriöse Informationsweitergabe geht. Gerade die angeblichen Performance-Messungen zu Radeon HD 6870 Karten sind mit hoher Chance reine Fälschungen – und das läßt sich sagen, ohne die dabei herauskommenden Benchmark-Werte überhaupt gelesen zu haben, einfach aufgrund der Tatsache, daß es derzeit regulär gesehen noch keine Radeon HD 6870 Karten woanders als bei AMD selber geben dürfte. Die Quelle (echter) Leaks sind gewöhnlich Kartenhersteller, große OEMs oder Distributoren, welche neue Hardware allerdings maximal zwei bis drei Wochen vor Launch bekommt – und nicht gleich zwei Monate vorher.

Zwei Monate vor Launch (die angeblichen Benchmarks zur Radeon HD 6870 stammen schließlich noch von Ende August) dürfte AMD selber noch in der eigenen Evaluierungsphase sein, was das Boardlayout, das Karten-BIOS und die Verkaufs-Taktraten angeht. In diesem Stadium kann die Karte wichtigen Partner sicherlich schon gezeigt werden, aber es dürfte noch keine außer Haus gehen – und wenn, dann in so geringer Anzahl, daß sich die Empfänger wegen der einfachen Rückverfolgbarkeit keinerlei Informationsleaks leisten können. Die größten Leak-Chancen liegen derzeit eher bei den Distributoren, welche die Karten aber gewöhnlich erst eine Woche vor Launch bekommen (sofern es kein Paperlaunch ist) – dann sind so viele Karten im Umlauf, daß Leaks kaum noch zurückverfolgbar sind.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die aktuellen Benchmarks der Radeon HD 6870 dürften schon allein wegen der nicht passenden zeitlichen Komponente Fälschungen sein. Die gestern genannten Benchmarks der GeForce GTS 450 sind dagegen mit hoher Sicherheit echt – schließlich soll die Karte am 13. September offiziell vorgestellt werden, zudem scheint sich nVidia wegen der sowieso maßlos langen Verspätung der ganzen Fermi-Generation beim GF106-Chip etwas Zeit genommen zu haben und demzufolge einen Launch mit sofortiger breiter Verfügbarkeit und sogar ab Werk übertakteten Modellen vorzubereiten. Zurückkommend zur Radeon HD 6870 bzw. dem Cayman-Chip läßt sich sagen, daß erste glaubhafte Benchmarks dieser Karte nicht vor Mitte September zu erwarten sind, möglicherweise auch erst Anfang Oktober.

Die DigiTimes bring eine hochinteressante Meldung aus den Reihen der Mainboard-Hersteller, wonach nVidia wieder Mainboard-Chipsätze anbieten will. Und dabei geht es nicht um Seitenprojekte wie Ion, sondern um Chipsätze für Sandy-Bridge-Prozessoren. nVidia soll heimlich an diesen gearbeitet haben und sieht nun nach den Auflagen der US-Wettbewerbshüter bessere Chancen für sich, eine Busprotokoll-Lizenz von Intel zu erhalten, um legal Mainboard-Chipsätze für Sandy Bridge anbieten zu können. Dabei will man primär ausnutzen, daß Intel für die aktuellen Chipsätze, aus denen alle Northbridge-Funktionen inzwischen in die CPU abgewandert sind, weiterhin Preise von um die 40 Dollar (vor Rabatten) verlangt. Angesichts dessen, daß heutige Mainboard-Chipsätze nur noch die Funktionalität früherer Southbridges bieten und diese dereinst einzeln zu Preisen von 6 Dollar weggingen, bleibt hier ein enormer Spielraum, um Intel mit günstigeren Preisen unter Druck zu setzen.

Im besten Fall könnten die Mainboard-Preise im Intel-Bereich um bis zu 20 Dollar/Euro absinken, realistisch betrachtet werden vielleicht 10 Dollar/Euro herauskommen. Interessant ist zudem, daß nVidia seinen Mainboard-Chipsätzen eine eigene Grafiklösung mitgeben will, trotz daß in nahezu allen Sandy-Bridge-Prozessoren bereits eine Intel-Grafik steckt. Neben dem besseren Preis könnte hier nVidias zweiter Ansatzpunkt gegenüber Intel sein, denn natürlich ist nVidia in der Lage, eine leistungsfähigere Grafik zu integrieren als es Intel kann. Ob allerdings im OEM-Bereich ein so großer Bedarf an leistungsfähiger Grafik herrscht – vor allem nachdem die integrierte Grafik von Sandy Bridge nun sogar echtes LowCost-Niveau erreichen wird – darf jedoch etwas bezweifelt werden, dort sind eher Checklisten-Features und der Preis entscheidend. In jedem Fall steht vor dem ganzen Projekt noch ein großes "könnte" – denn es ist natürlich nicht sicher, ob nVidia dieses Vorhaben wirklich in die Tat umsetzt.