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News des 30. Juni 2011

Eine Vorab-Version des Catalyst 11.7 Treibers enthält nun auch einige Treiber-Einträge für die kommende Southern Islands Grafikchip-Generation von AMD, womit deren Codenamen und Grafikkarten-Ausfertigungen offenbart werden. Derzeit nennt der Treiber vier Codenamen – "Lombok", "Thames", "Tahiti" und "New Zealand", wovon sich allerdings nicht alle gut einordnen lassen. Recht sicher ist nur, daß "Tahiti" wohl der Codename für den zum Anfang erscheinenen HighEnd-Chip darstellt, welcher dann in zwei Grafikkarten-Ausfertigungen in den Handel geht. "New Zealand" ist dagegen anscheinend ein neues DualChip-Projekt auf Basis zweier "Tahiti"-Chips – AMD scheint diesbezüglich mit Southern Islands wiederum einen ähnlichen Weg wie bei den beiden letzten Grafikkarten-Generationen gehen zu wollen. Damit ist aber auch klar, daß Southern Islands zwingend in 28nm erscheinen muß, denn eine weitere DualChip-Lösung (mit mehr Performance) bekommt man in der 40nm-Fertigung nicht mehr gebacken. Höchstwahrscheinlich ist Southern Islands auch schon komplett nach der GCN-Architektur gestaltet, hierzu sind allerdings noch Restzweifel erlaubt.

Codename Marktsegment Varianten
"New Zealand" anscheinend Desktop DualChip-Variante auf Basis zweier Tahiti-Chips eine
"Tahiti" anscheinend Desktop HighEnd-Chip zwei: Tahiti Pro und Tahiti XT
"Thames" unsicher, gemäß früheren Infos Mobile LowCost-Chip, gemäß der Anordnung aber eventuell auch der Mobile Performance-Chip drei: Thames LE, Thames Pro und Thames XT/GL
"Lombok" komplett unbekannt, möglicherweise Desktop Performance-Chip vier: Lombok Pro, Lombok XT, Lombok AIO und Lombok XL GL

Mit dem Donnerstag hat AMD nun auch seine Desktop-Llanos offiziell vorgestellt – doch mittels des Launchs der Mobile-Llanos vor zwei Wochen und einiger Vorab-Tests war allerdings das meiste schon bekannt und bringen die neuen Benchmarks fast nur noch eine Bestätigung des schon erarbeiteten Performance-Bilds. So gab es keine Überraschungen bei der CPU- und GPU-Performance der Desktop-Modelle: Die CPU-Performance wird weiterhin als arg durchschnittlich auf dem Niveau gleich getakteter Athlon II & Phenom II Prozessoren angesehen – mit dem Problem allerdings, daß diese früheren AMD-Prozessoren teils klar höhere Taktraten erreichen und Llano somit in der Summe aus Pro/MHz-Leistung und Taktrate sogar noch hinter Athlon II und Phenom II zurückliegt. Am Ende kommt Llanos schnellstes Modell in Form des Vierkerners A8-3850 gerade einmal auf dieselbe CPU-Performance wie der Zweikerner Core i3-2100 aus der Sandy-Bridge-Generation von Intel – und dies ist ein Prozessor mit einem Preispunkt von unter 100 Euro.

  Technik integrierte Grafik TDP Preis
A8-3850 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.9 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1866, Sockel FM1 Radeon HD 6550D mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 8 ROPs @ 600 MHz 100W 135$
A8-3800 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.4 GHz (TurboCore max. 2.7 GHz), bis DDR3/1866, Sockel FM1 Radeon HD 6550D mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 8 ROPs @ 600 MHz 65W  
A6-3650 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.6 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1866, Sockel FM1 Radeon HD 6530D mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 443 MHz 100W 115$
A6-3600 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.1 GHz (TurboCore max. 2.4 GHz), bis DDR3/1866, Sockel FM1 Radeon HD 6530D mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 443 MHz 65W  
A6-3500 3 Rechenkerne, 3 MB Level2-Cache insgesamt, 2.1 GHz (TurboCore max. 2.4 GHz), bis DDR3/1866, Sockel FM1 Radeon HD 6530D mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 443 MHz 65W  
A4-3400 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 2.7 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1600, Sockel FM1 Radeon HD 6410D mit 160 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 4 ROPs @ 600 MHz 65W  
E2-3200 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 2.4 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1600, Sockel FM1 Radeon HD 6370D mit 160 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 4 ROPs @ 443 MHz 65W  
E2-450 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.65 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1333, Sockel FT1 Radeon HD 6320 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 508 MHz (TurboCore max. 600 MHz) 18W  
E2-350D 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.6 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1066, Sockel FT1 Radeon HD 6310 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 492 MHz 22W  
E2-300 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.3 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1066, Sockel FT1 Radeon HD 6310 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 488 MHz 18W  
E2-240 1 Rechenkern, 512 kByte Level2-Cache insgesamt, 1.5 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1066, Sockel FT1 Radeon HD 6310 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 500 MHz 18W  

Mittels der Desktop-Modelle von Llano läßt sich nun auch zielsicher erkennen, woher diese auch schon bei den Mobile-Llanos spürbare geringe CPU-Performance kommt: AMD braucht trotz der 32nm-Fertigung von Llano viel zu viel CPU-Spannung, um Llano überhaupt in die Nähe von 3 GHz zu bekommen. In der Summe hat ein Llano auf 3 GHz somit die gleiche Leistungsaufnahme wie ein K10-Kern auf demselben Takt (gerechnet auf CPU-Vollast ohne Beteiligung der Llano-Grafiklösung) – wobei das K10-Modell aber in 45nm gefertigt wird (Llano in 32nm) und dies eigentlich für einen klaren Leistungsaufnahme-Vorteil stehe müsste. AMD bzw. GlobalFoundries haben hier schlicht noch Probleme mit der 32nm-Fertigung (wahrscheinlich ist dies auch der Grund für die Bulldozer-Verschiebung) und können daher gutklassige Leistungsaufnahmen nur bei arg niedrigen Taktraten erreichen bzw. geht schon bei mittlerer Taktrate schnell der Stromverbrauch massiv nach oben.

Allerdings ist auch klar, daß hier noch reichlich Potential für Llano liegt: Denn daß die 32nm-Fertigung von Llano derzeit keinerlei Stromverbrauchs-Vorteile bringt, wird keinesfalls ein Dauerzustand sein. Vielmehr könnten die Llano-Taktfrequenzen regelrecht explodieren, wenn GlobalFoundries seine Probleme mit der 32nm-Fertigung in den Griff bekommt – die bisherigen Llano-Modelle dürften dann viel weniger verbrauchen und AMD könnte dann auch höhere Llano-Modelle mit Taktraten nahe 4 GHz auflegen. Auch könnten dann im Mobile-Segment die Taktraten ähnlich steigen, ohne einen höheren Stromverbrauch auszulösen – und Llano damit auf der CPU-Seite deutlich attraktiver machen. Normalerweise sollte diese Entwicklung absolut machbar sein – es ist halt nur eine Frage der Zeit. Aber da der Llano-Nachfolger "Bulldozer Trinity" (zweite Bulldozer-Generation samt integrierter Grafik) kaum vor dem Jahresende 2012 antreten dürfte, hat AMD noch einiges an Zeit, um Llano bei der Taktrate deutlich nach vorn zu schieben.

AMD Llano (Radeon HD 6550D) Grafikperformance, Teil 1

Für den Augenblick muß AMD bei Llano zwangsläufig die integrierte Radeon-Grafik in den Vordergrund schieben, weil nur diese ein Feature bietet, welches Intel nicht hat – eine Grafik-Performance im Bereich unterer Mainstream und damit dramatisch besser als bei Intels aktuellen Sandy-Bridge-Grafiklösungen. Allerdings reicht es auch nur bei der besten Llano-Grafik in Form der Radeon HD 6550D zu dieser Einschätzung – jene kommt in etwa (je nach Test) auf ein Performance-Niveau rund um die Radeon HD 5550 DDR3 herum bzw. etwas schwächer als die GeForce GT 430. Interessant ist, daß die Llano-Grafiklösung dieses Performance-Niveau auch schon mit DDR3/1600-Speicher erreicht – DDR3/1866 ist dann nur noch zwei Prozent schneller, während DDR3/1333 deutlich Leistung verschenkt. Weniger interessant ist dagegen die Möglichkeit zum CrossFire-Betrieb mit einer extra Radeon-Grafikkarte: Laut übereinstimmenden Berichten ergibt sich dabei ein derart starker Mikroruckler-Effekt, daß das subjektive Spielgefühl schlechter ist als nur mit der integrierten Grafik allein.

AMD Llano (Radeon HD 6550D) Grafikperformance, Teil 2

Allerdings gilt diese für eine integrierte Grafik stolze Performance eben auch nur für die Radeon HD 6550D, die anderen Llano-Grafiklösungen sind allesamt klar bis überdeutlich schwächer: Bei der Radeon HD 6530D kann man einen Abschlag von ca. 25 Prozent ansetzen, bei der Radeon HD 6410D sind es gar ca. 40 Prozent und bei der Radeon HD 6370D dann ca. 50 Prozent (Schätzwerte auf Basis der bekannten Rohdaten). Die letzteren beiden verabschieden sich damit deutlich aus dem Mainstream-Feld und auch die Radeon HD 6530D wäre dem nur noch äußerst knapp hinzuzurechnen – eigentlich sollte in der Tat die Radeon HD 6550D die unterste Grenze hierfür darstellen. Damit sind eigentlich nur noch die A8-3800 und A8-3850 Prozessoren aus AMDs Llano-Portfolio interessant, da nur diese über die Radeon HD 6550D Grafiklösung verfügen.

AMD Llano (Radeon HD 6550D) Grafikperformance, Teil 3

Die große Frage zu Llano ist aber immer: Für welchen Anwender passt es? Auf den ersten Blick hat Llano zumindest im Desktop keinen großen Ansatz – viele Anwender wünschen sich generell mehr CPU-Performance und akzeptieren das von Llano gebotene Performance-Niveau nur bei einem niedrigen Stromverbrauch, was Llano aber derzeit gerade nicht hat. Und bezüglich der integrierten Grafik lockt Llano keinen ernsthaften Gamer hinter dem warmen Ofen hervor, die Performance-Anforderungen von Gamern werden sich auf absehbare Zeit nur mit extra Grafikkarten abdecken lassen. Interessant ist Llano auf dem Desktop dagegen für den klaren Gelegenheitsspieler, welcher bisher eine Intel-Grafik nutzt und mit dieser auch zurechtkam – für diesen ist Llano eine großartige Verbesserung und die vergleichsweise niedrige CPU-Power in den allermeisten Fällen kein Stolperstein.

Allerdings ist der typische Gelegenheitsspieler üblicherweise nun auch kein Hardware-Profi und firm mit allen CPU- und GPU-Entwicklungen. Daß die Presse also Llano als "ideal für Gelegenheitsspieler" feiert, nutzt AMD auf dem Desktop-Markt noch gar nichts – diese Information muß auch erst einmal zum potentiellen Kunden gebracht werden. Im Enthusiasten-Bereich organisieren sich die Marktteilnehmer weitestgehend selbst, aber im Massenmarkt muß AMD kräftig auf die Werbetrommel schlagen, damit Llano bei den potentiellen Käufern ausreichend bekannt wird. Hierbei muß man dann leider auch gegen das im Massenmarkt verbreitete (und natürlich unrichtige) Vorurteil aus dem CPU-Segment von "AMD = billig" ankämpfen, dies wird für AMD also keineswegs ein Selbstläufer trotz guter Ausgangslage und klar skizzierbarem Kundenkreis. Da AMD mittels seines Fusion-Konzepts allerdings langfristig denkt, dürfte man sich auch von solchen Anfangsschwierigkeiten nicht auf seinem Weg abbringen lassen.