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News des 23. Dezember 2011

Augenscheinlich wird es nun nichts mehr mit noch dieses Jahr ausgelieferten Radeon HD 7970 Grafikkarten (egal in welchen kleinen Mengen), denn bei den Händlern gibt es noch nicht einmal Listungen zum vorbestellen und auch die Grafikkarten-Hersteller verschicken derzeit noch keine Presseerklärungen, in welchen sie ihre neuen Modelle vorstellen. Vermutlich geht es richtig erst am 9. Januar 2012 los und der Launch der Radeon HD 7970 stellt sich im nachhinein als klassischer Paperlaunch heraus. Damit hat AMD zumindest die alte Vorhersage erfüllt, noch im Jahr 2011 mit einer 28nm-Grafikkarte anzutreten. Gleichzeitig nimmt man natürlich eine erhebliche mediale Aufmerksamkeit mit, welche über die gewöhnlich ereignisarmen Feiertage auch von keinen anderen großen Nachrichten getrübt wird – Marketing-technisch also eine Spitzenleistung, gerade weil das Thema "R1000/Tahiti" mit dem kommenden Launch der Radeon HD 7950 zum 9. Januar dann gleich noch einmal groß ausgeschlachtet werden wird.

Ohne echte Händlerpreise ist es natürlich schwer, eine belastbare Preis/Leistungs-Betrachtung aufzumachen – andererseits, da es dafür wohl noch zwei Wochen benötigt, müssen wir für diesen Zweck notgedrungen dann doch den Listenpreis der Radeon HD 7970 bemühen. Dieser liegt bei 549 Dollar, was unter Einrechnung des Dollar/Euro-Wechselkurses und unter Hinzunahme der bundesdeutschen Mehrwertsteuer (da US-Preise immer ohne MwSt. angegeben werden) einen Euro-Preis von ziemlich exakt 500 Euro ergeben sollte. Der Listenpreis muß natürlich nicht dem endgültigen Straßenpreis entsprechen, aber bei einem derzeit im SingleChip-Bereich ohne echte Konkurrenz dastehendem HighEnd-Produkt kann man davon ausgehen, daß der Straßenpreis zumindest anfänglich dem Listenpreis doch ziemlich nahekommen wird.

Und wenn man sich dann mal alle Zahlen zu Gemüte führt, fällt auf, daß die Radeon HD 7970 zwar keineswegs ein gutes Preis/Leistungsverhältnis speziell gegenüber der Radeon HD 6970 hat (einem Performanceplus von 35 bis 40 Prozent steht ein Mehrpreis von immerhin 75 bis 85 Prozent gegenüber), daß Preis/Leistungsverhältnis der neuen AMD-Karte aber zumindest nicht schlechter ausfällt als jenes der GeForce GTX 580 sowie jenes der DualChip-Lösungen Radeon HD 6990 und GeForce GTX 590. Gerade GeForce GTX 580 und Radeon HD 7970 liegen beim Preis/Leistungsverhältnis exakt auf derselben Schiene – was dann im HighEnd-Segment normalerweise automatisch für die schnellere Lösung spricht, denn der HighEnd-Käufer sucht gern nach dem Allerbesten verfügbaren. So gesehen ist die Radeon HD 7970 sogar eine erstklassige Lösung für Neukäufer im HighEnd-Segment – weil es selten passiert, daß man im HighEnd-Bereich eine schnellere Grafikkarte mit (bezogen auf die GeForce GTX 580) einem gleichwertigen Preis/Leistungsverhältnis bekommt.

Problematischerweise dürften die meisten HighEnd-interessanten Anwender jedoch längst entsprechend eindeckt sein – und von einer GeForce GTX 580 lohnt es sich nun einmal kaum, auf eine Radeon HD 7970 aufzurüsten. Zudem weckt der allgemein mittelprächtige Sprung von AMD mit der Radeon HD 7970 bei vielen die Idee, doch besser mal abzuwarten, was nVidia mit den eigenen 28nm-Chips GK104 und GK100 erreichen kann. Wenn nVidia sich nicht selbst untreu wird, dann kann der GK104-Chip durchaus die Performance der GeForce GTX 580 zu einem allerdings viel niedrigeren Preis erreichen – womit dann auch die Radeon HD 7970 maßgeblich unter Preisdruck kommen würde. Alternativ kann man vom GK100-Chip eine erneut alles überragende Performance erwarten (mit natürlich entsprechendem Preis & Stromverbrauch), was dann ebenfalls den Effekt der Radeon HD 7970 reduzieren sollte.

Wie der Heise Newsticker ausführt, hat AMD eine ganze Reihe neuer Llano-Prozessoren für den Desktop- und Mobile-Einsatz vorgestellt. Darunter sind auch die für das vierte Quartal erwartenden Refresh-Modelle A4-3420, A6-3620 und A8-3820 sowie die zwei lange angekündigten Modelle mit freiem Multiplikator A6-3670K und A8-3870K. Für letzteren Prozessor setzt AMD mit 135 Dollar denselben Listenpreis wie für das bisherige Topmodell A8-3850 an, obwohl hier 100 MHz Takt sowie der freie Multiplikator als Unterschiede klar zugunsten des neueren Modells sprechen. Damit schiebt sich der A8-3870K natürlich in den Fokus, mittels der freien Übertaktbarkeit könnte man zudem den vergleichsweise niedrigen Llano-Taktraten entrinnen und eventuell eine bessere Konkurrenz zu Intels Mainstream-Prozessoren aufbauen.

Technik Grafik TDP Listenpreis Release
A8-3870K 4 Llano-Kerne, 3.0 GHz, 4 MB L2, DDR3/1866 Radeon HD 6550D: 400 SE @ 600 MHz 100W 135$
Athlon II X4 651 4 Llano-Kerne, 3.0 GHz, 4 MB L2, DDR3/1866 deaktiviert 100W 92$
A8-3850 4 Llano-Kerne, 2.9 GHz, 4 MB L2, DDR3/1866 Radeon HD 6550D: 400 SE @ 600 MHz 100W 135$
A8-3820 4 Llano-Kerne, 2.6 GHz (TC 2.9 GHz), 4 MB L2, DDR3/1866 Radeon HD 6550D: 400 SE @ 600 MHz 65W ?
A8-3800 4 Llano-Kerne, 2.4 GHz (TC 2.7 GHz), 4 MB L2, DDR3/1866 Radeon HD 6550D: 400 SE @ 600 MHz 65W 129$
A6-3670K 4 Llano-Kerne, 2.8 GHz, 4 MB L2, DDR3/1866 Radeon HD 6530D: 320 SE @ 443 MHz 100W 115$
Athlon II X4 641 4 Llano-Kerne, 2.6 GHz, 4 MB L2, DDR3/1866 deaktiviert 65W ? Q1
A6-3650 4 Llano-Kerne, 2.6 GHz, 4 MB L2, DDR3/1866 Radeon HD 6530D: 320 SE @ 443 MHz 100W 115$
Athlon II X4 631 4 Llano-Kerne, 2.6 GHz, 4 MB L2, DDR3/1866 deaktiviert 100W 79$
A6-3620 4 Llano-Kerne, 2.3 GHz (TC 2.6 GHz), 4 MB L2, DDR3/1866 Radeon HD 6530D: 320 SE @ 443 MHz 65W ?
A6-3600 4 Llano-Kerne, 2.1 GHz (TC 2.4 GHz), 4 MB L2, DDR3/1866 Radeon HD 6530D: 320 SE @ 443 MHz 65W 109$
A6-3500 3 Llano-Kerne, 2.1 GHz (TC 2.4 GHz), 3 MB L2, DDR3/1866 Radeon HD 6530D: 320 SE @ 443 MHz 65W 85$
A4-3420 2 Llano-Kerne, 2.9 GHz, 2 MB L2, DDR3/1600 Radeon HD 6410D: 160 SE @ 600 MHz 65W ?
Athlon X2 221 2 Llano-Kerne, 2.8 GHz deaktiviert 65W ? Q1
A4-3400 2 Llano-Kerne, 2.7 GHz, 2 MB L2, DDR3/1600 Radeon HD 6410D: 160 SE @ 600 MHz 65W 71$
A4-3300 2 Llano-Kerne, 2.5 GHz, 2 MB L2, DDR3/1600 Radeon HD 6410D: 160 SE @ 443 MHz 65W 66$
E2-3200 2 Llano-Kerne, 2.4 GHz, 1 MB L2, DDR3/1600 Radeon HD 6370D: 160 SE @ 443 MHz 65W ? Q1
Sempron X2 198 2 Llano-Kerne, 2.5 GHz, 1 MB L2 deaktiviert 65W ? Q1

Genau dieser Frage sind Hartware mit einem ersten Testbericht zum A8-3870K Prozessor nachgegangen. Dabei konnte erst einmal die CPU von regulär 3.0 GHz Takt auf 3.6 GHz übertaktet werden, die integrierte Radeon HD 6550D war zudem von 600 auf 800 MHz übertaktbar. Allerdings bestrafte dies die CPU auch mit deutlich höheren Verbrauchswerten: Einer CPU-Übertaktung von 20 Prozent stand ein um 34 Prozent höherer Last-Stromverbrauch gegenüber – was wohl den Grund dafür darstellt, daß AMD immer noch keine Llano-Modelle mit einem regulären Takt von über 3 GHz in den Markt geworfen hat. Im Vergleich mit den eigentlichen Llano-Kontrahenten – den Zweikern-Modellen von Sandy Bridge – ist dieser Stromverbrauch natürlich desaströs, da der Stromverbrauch der Intel-Prozessoren auf ca. 50 Watt zu schätzen ist, während der A8-3870K unter Übertaktung locker seine 120 Watt (nur für den Prozessor selber) ziehen dürfte.

Wenigstens bei der CPU-Performance kommt die Übertaktung gut an: Für 20 Prozent Mehrtakt gibt es immerhin 18,4 Prozent Mehrleistung, das Llano-Design skaliert also ziemlich gut mit höheren Taktraten. Leider wurde der A8-3870K bei Hartware nur gegen reichlich sowieso viel höher angesetzte Intel- und AMD-Prozessoren gestellt, der direkte Vergleich beispielsweise gegen einen (im gleichen Preisfeld liegenden) Core i3-2105 fehlt. Hier hatte AMD gemäß früheren Tests mit dem A8-3850 einen Rückstand bei der CPU-Performance von rund 10 Prozent, der A8-3870K kann diesen unter Übertaktung also egalisieren und sogar in einen kleinen Vorteil für AMD umwandeln. Da sich Intels Kontrahent eben nicht übertakten läßt und die Performance dessen integrierter Grafiklösung sowieso weit zurückliegt, sieht dies dann schon ziemlich gut aus für AMD – wäre da nicht der monströse Stromverbrauch, welcher in diesem Marktsegment eigentlich gar nicht geht.

Sowohl bei der VR-Zone als auch bei AnandTech hat man sich mittels der Radeon HD 7970 ansehen können, wie PCI Express 3.0 auf entsprechenden Mainboards schon jetzt funktioniert. PCI Express 3.0 wird seitens der Mainboard-Hersteller auf den meisten X79- und auf einigen Z68-Platinen unterstützt, letzteres allerdings zumeist nur in Verbindung mit einem Ivy-Bridge-Prozessor. Allerdings bringt PCI Express 3.0 im Spieleeinsatz laut den Benchmarks der VR-Zone derzeit gar nichts – wie aber auch nicht anders erwartet worden war. Interessant ist der Test von AnandTech, wonach es unter einer GPGPU-Anwendung ein Performanceplus von immerhin 9 Prozent gab – nichts, was einen nun zu PCI Express 3.0 zwingen würde, aber gut zu wissen.