Im klaren Gegensatz zu Intel sind die Geschäftsergebnisse bei AMD im dritten Quartal 2012 nicht solide, sondern eher desaströs ausgefallen: Der Umsatz fiel auf nur 1270 Millionen Dollar – was für AMD eine Negativ-Marke darstellt, denn zuletzt lag man immer bei 1,5 bis 1,6 Milliarden Dollar Umsatz. Die 1270 Millionen Dollar Umsatz im dritten Quartal 2012 wurden zuletzt in den Krisenjahren 2008/09 unterboten – rechnet man diese besondere Situation heraus, muß man sogar bis ins erste Quartal 2007 zurückgehen, um einen ähnlich schwachen AMD-Umsatz zu finden. So gesehen halten sich die im dritten Quartal 2012 dabei geschriebenen Verluste mit nominell -157 Millionen Dollar und operativ -131 Millionen Dollar sogar noch (halbwegs) im Rahmen.
AMD | Intel | nVidia | ||||
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(Mio. $) | Umsatz | Gewinn (operativ) | Umsatz | Gewinn (operativ) | Umsatz | Gewinn (operativ) |
Q4/06 | 1773 | -574 (-529) | 9694 | 1501 (1488) | 878 | 163 (138) |
Q1/07 | 1233 | -611 (-504) | 8852 | 1610 (1675) | 844 | 132 (141) |
Q2/07 | 1378 | -600 (-457) | 8680 | 1278 (1350) | 935 | 172 (184) |
Q3/07 | 1632 | -396 (-226) | 10090 | 1860 (2247) | 1115 | 235 (247) |
Q4/07 | 1770 | -1772 (-1678) | 10712 | 2271 (3047) | 1202 | 256 (262) |
Q1/08 | 1456 | -358 (-214) | 9673 | 1443 (2062) | 1153 | 176 (202) |
Q2/08 | 1349 | -1189 (-143) | 9470 | 1601 (2255) | 892 | -120 (-155) |
Q3/08 | 1797 | -127 (122) | 10217 | 2014 (3098) | 897 | 61 (56) |
Q4/08 | 1162 | -1436 (-1274) | 8226 | 234 (1539) | 481 | -147 (-175) |
Q1/09 | 1177 | -416 (-298) | 7145 | 647 (670) | 664 | -201 (-230) |
Q2/09 | 1184 | -330 (-249) | 8024 | -398 (-12) | 776 | -105 (-110) |
Q3/09 | 1396 | -128 (-77) | 9389 | 1856 (2579) | 903 | 107 (107) |
Q4/09 | 1646 | 1178 (1288) | 10569 | 2282 (2497) | 982 | 131 (134) |
Q1/10 | 1574 | 257 (182) | 10299 | 2442 (3448) | 1001 | 137 (147) |
Q2/10 | 1653 | -43 (125) | 10765 | 2887 (3981) | 811 | -141 (-175) |
Q3/10 | 1620 | -118 (128) | 11102 | 2955 (4136) | 843 | 84 (103) |
Q4/10 | 1650 | 375 (413) | 11457 | 3388 (4347) | 886 | 171 (179) |
Q1/11 | 1610 | 510 (54) | 12847 | 3160 (4158) | 962 | 135 (154) |
Q2/11 | 1574 | 61 (105) | 13032 | 2954 (3935) | 1017 | 151 (174) |
Q3/11 | 1690 | 97 (138) | 14233 | 3468 (4785) | 1066 | 178 (197) |
Q4/11 | 1691 | -177 (71) | 13887 | 3360 (4599) | 953 | 116 (122) |
Q1/12 | 1590 | -590 (-580) | 12906 | 2738 (3810) | 925 | 60 (73) |
Q2/12 | 1410 | 37 (77) | 13501 | 2827 (3832) | 1044 | 119 (140) |
Q3/12 | 1270 | -157 (-131) | 13457 | 2972 (3841) | ||
2007 (Mrd. $) | 6,0 | -3,4 (-2,9) | 38,3 | 7,0 (8,3) | 4,1 | 0,8 (0,8) |
2008 (Mrd. $) | 5,8 | -3,1 (-1,5) | 37,6 | 5,3 (9,0) | 3,4 | -0,0 (-0,1) |
2009 (Mrd. $) | 5,4 | 0,3 (0,7) | 35,1 | 4,4 (5,7) | 3,3 | -0,1 (-0,1) |
2010 (Mrd. $) | 6,5 | 0,5 (0,8) | 43,6 | 11,7 (15,9) | 3,5 | 0,2 (0,3) |
2011 (Mrd. $) | 6,6 | 0,5 (0,4) | 54,0 | 12,9 (17,5) | 4,0 | 0,6 (0,7) |
Hauptverantwortlicher dieser schwachen Geschäftszahlen ist die Prozessoren-Sparte, welche für den größten Teil des Umsatzverlusts sowie den kompletten Gewinnrückgang sorgte (927 Mio. $ Umsatz bei 114 Mio. $ operativem Verlust). Die Grafikchip-Sparte lief dagegen zwar etwas schwächer, blieb aber immer noch im Rahmen und erwirtschaftete sogar einen kleinen Gewinn (342 Mio. $ Umsatz bei 18 Mio. $ operativem Gewinn). AMD führt diese schwachen Geschäftszahlen primär auf den allgemeinen Trend gegen den PC zurück und kündigte daher umfangreiche Restrukturierungen an. Im Zuge dessen kommt es zu Standort-Zusammenlegeungen sowie zur Entlassung von ca. 15 Prozent der AMD-Belegschaft, was größtenteils schon bis zum Jahresende über die Bühne gebracht werden soll.
Diese Maßnahmen sollen AMD Kosten im Wert von 190 Millionen Dollar pro (komplettem) Geschäftsjahr ersparen – wenn man jene Zahl mit dem Quartalsverlust von 157 Millionen Dollar vergleicht, wird aber klar, daß diese Kostenreduzierungen nicht ausreichend sind, um auf dem derzeitigen Stand weitere Verlustzahlen zu vermeiden. AMD ist trotz der (geplanten) erheblichen Umstrukturierungen zwingend darauf angewiesen, mehr Umsatz zu machen bzw. die eigenen Marktanteile insbesondere im Prozessoren-Geschäft zu konsolidisieren. Gelingt dies nicht, muß man sich durchaus Sorgen um den Fortbestand des Unternehmens machen, da man mit chronisch roten Zahlen in dieser Branche nicht dauerhaft überlebensfähig ist bzw. schnell zum Übernahmekandidaten wird.
Zudem muß auch klar gesagt werden, daß insbesondere die geplanten Entlassungen das Risiko bergen, daß AMD zukünftig noch weniger schlagkräfig ist als bisher – einfach, weil man einen so hohen Verlust an Arbeitskraft nicht durch eine höhere Arbeitseffizienz wieder ausgleichen kann, gewisse Verluste bei der bewältigten Arbeit zwangsläufig sind. Hier kommt erschwerend hinzu, daß AMD zur selben Zeit letztes Jahr schon 10 Prozent der Belegschaft entlassen hat, so viel höhere Arbeitseffizienz in so kurzer Zeit einfach nicht erreichbar ist. Es wird bei AMD also weniger Arbeit geleistet werden können als vor diesen beiden Entlassungswellen – und dies ist für ein Unternehmen, welches primär forscht und entwickelt (die Fertigung ist schließlich an GlobalFoundries komplett ausgegliedert), keine besonders gute Nachricht.
Sprich: Bei einem Unternehmen, welches auch Entwickler-Arbeitsplätze streichen wird, muß man durchaus befürchten, daß sich jenes "totspart" – weil genau diese Kräfte, welche das Unternehmen wieder nach vorn bringen könnten, gekürzt werden. Hinzu kommt der Seiteneffekt, daß AMD im Zuge dieser zwei Entlassungswellen innerhalb dieser kurzen Zeitspanne eventuell auch hochwertvolle Mitarbeiter verliert, welche man eigentlich halten will – einfach, weil diese Spitzenkräfte angesichts der AMD-Gesamtsituation vielleicht ein offenes Ohr für das Werben der Konkurrenz entwickeln könnten. AMD steht momentan noch nicht wirklich schlecht da, ist aber auf einem ganz gefährlichen Weg – denn sobald eine ausreichende Decke an fähigen Entwicklungsingenieuren weg ist, kann man es komplett vergessen, Intel noch einmal technologisch angreifen zu können. Und in diesem Fall wäre AMD langfristig wirklich unrettbar – was wir nicht hoffen mögen, aber diese Möglichkeit existiert.