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Gaming-Performance von SteamOS derzeit grob ein Drittel hinter Windows zurückliegend

Bei Golem wie auch Ars Technica hat man sich kürzlich die Gaming-Performance von SteamOS angesehen – wobei der Artikel von Ars Technica nachfolgend für einige mediale Aufregung sorgte, wurde hierbei doch eine gravierend niedrigere Gaming-Performance unter SteamOS ausgemessen und nachfolgend breit thematisiert. Denn trotz daß sich Ars Technica augenscheinlich der (inoffiziell doch vorhandenen) Möglichkeit zur Deaktivierung von VSync unter SteamOS bedient hat, zeigen deren Gaming-Benchmarks einen mehr als deutlichen Unterschied zu Windows 10 auf. Die (weit weniger beachteten) Messungen von Golem zeigen allerdings in die völlig gleiche Richtung, auch hier wurde augenscheinlich VSync wiederum deaktiviert:

SteamOS Windows
Ars Technica, GeekBench overall 93,8%  (-6,2%) 100%
Ars Technica, Gaming-Benchmarks (6 Tests) 71,1% (-28,9%) 100%
Ars Technica, Gaming-Benchmarks ohne Left 4 Dead 2 67,4% (-32,6%) 100%
Golem, Gaming-Benchmarks (8 Tests) 69,3% (-30,7%) 100%
Golem, Gaming-Benchmark ohne DOTA 2 66,2% (-33,8%) 100%

Ein Artikel kann ein Fehler sein, zwei Artikel sind dagegen ein Grund, eine ernsthafte Diskussion anzufangen: Denn derzeit sieht es in der Tat so aus, als würden die Spiele-Frameraten unter SteamOS um grob ein Drittel zurückhängen – oder aber das Windows um grob die Hälfte schneller ist, was die nochmals beeindruckendere Zahl ergibt. Die Meßresulate schwanken dabei je nach Benchmark erheblich – mit der "richtigen" Benchmark-Zusammenstellung kann man einen Durchschnittswert konstruieren, welcher SteamOS keine 10% hinter Windows zurückliegend sieht, mit der "falschen" Benchmark-Zusammenstellung geht es in Richtung nur noch der Hälfte der Windows-Performance unter SteamOS. Echte Ausreißer sind dann nur noch die Valve-Vorzeigetitel Left 4 Dead 2 und DOTA 2, wo es Valve durch engagierte Optimierungsarbeit gelungen ist, eine teilweise haargenau gleiche Performance unter SteamOS wie unter Windows zu erreichen.

Und hier liegt dann auch das Hase im Pfeffer: Die reine Linux- bzw. SteamOS-Umsetzung eines Spiels reicht nun einmal nicht dafür aus, um eine gleichwertige oder wenigstens ähnliche Performance wie unter Windows zu erzielen. Die meisten Spieleentwickler dürften (leider) damit zufrieden gewesen sein, wenn ihre Linux-Umsetzung dann erst einmal stabil lief – und sind nicht den zweiten Schritt gegangen und haben auch noch die Linux-Performance so weit optimiert, daß annähernd Windows-Niveau erreicht wird (womöglich auch wegen zu geringen Erfahrungen unter Linux). Ohne diesen zweiten Schritt muß SteamOS jedoch mit einem Makel leben, welchen es unmöglich kompensieren kann – geringere Performance, gerade in so erheblichem Umfang, ist wohl ein ziemliches K.O.-Argument im Gamer-Markt.

Doch ehrlicherweise kann auch Valve als Hersteller von SteamOS hierbei mehr tun. Wer ein neues Betriebssytem auflegt, der muß letztlich zu der in der Anfangsphase benötigten Mehrarbeit bereit sein – ganz egal, ob man für diese Mehrarbeit regulär zuständig ist oder nicht. Sprich: Wenn die Spieleentwickler nicht weiteroptimieren, dann muß es eben Valve selber tun. Gänzlich kompliziert kann das nicht sein, denn alle Theorie-Benchmarks unter Linux wie SteamOS deuten auf eine ähnliche bis gleichwertige Grundperformance gegenüber Windows hin. Wenn dann Spiele dennoch deutlich weniger Linux-Performance aufzeigen, deutet dies auf grobe Fehler hin, welche sich in aller Regel einfach finden und fixen lassen. Niemand erwartet für den Anfang eine völlig gleichwertige Performance – aber wenigstens unterhalb der Schranke von weniger als 10% Performanceabstand sollte SteamOS doch herauskommen, vorher braucht man wirklich nicht anzutreten.