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Hardware- und Nachrichten-Links des 1. Februar 2017

Zum (möglichen) Ryzen-Portfolio haben sich zwei Fragestellungen ergeben: Erstens geht es um den Zweck der gleich zwei Achtkern-Modelle – und jener dürfte wohl schlicht darin liegen, zuerst ein möglichst hochgetaktetes Ryzen-Spitzenmodell zum Gewinnen von Benchmarks zu haben, zum anderen aber auch ein eher "normales" Achtkern-Modell zu einem gangbaren Preis anbieten zu können. Sicherlich gibt es hier den beachtbaren Einwand, das dies aufgrund des freigeschalteten Overclockings bei allen Ryzen-CPUs am Ende doch keinen Unterschied macht – aber die initialen Launch-Benchmarks und damit die erste große Performancebewertung der Fachmagazine und der interessierten CPU-Enthusiasten basiert nun einmal primär auf den Messungen mit dem default-Takt. Sehr viel von dem, wie Ryzen letztlich bewertet werden wird, hängt von diesen Messungen allein des Ryzen-Spitzenmodells ab – ergo macht es für AMD durchaus Sinn, neben einem "normalen" Achtkerner letztlich noch ein taktstärkeres Modell aufzubieten, welches dann sicherlich mehrheitlich nur zum Zweck dieser bestmöglichen Präsentation am Launchtag existiert.

Und zweitens steht die Frage im Raum, ob AMD nicht anstatt von Sechskernern mit SMT auch einen Achtkerner ohne SMT auflegen könnte – beide Modellen sollten in etwa dieselbe Performance auf die Waage bringen. Allerdings hat der Achtkerner ohne SMT für AMD den Nachteil, das jener kaum als echte Salvage-Lösung durchgeht – sprich, das hierfür kaum Dies mit einem fehlerhaften Transistor verwendet werden können. Die Chance, das ein Chipfehler nur in den paar für SMT (exklusiv) verwendeten Transistoren liegt, ist eher minimal (bei Intels HyperThreading sind dies faktisch nur ein paar zusätzliche Register), dies steigert die Produktionsausbeute somit kaum. Die Chance, das ein Chipfehler im Bereich eines kompletten CPU-Kerns liegt, ist hingegen vergleichsweise hoch, ein solches Dies können sich nach Deaktivierung des entsprechenden CPU-Kerns problemlos weiterbenutzen lassen – als Vierkerner oder Sechskerner. Der Vergleich zwischen Sechskernern mit SMT oder Achtkerner ohne SMT ergibt für AMD also schlicht Kostenvorteile bzw. eine bessere Produktionsausbeute, wenn man den Sechskerner mit SMT vorzieht.

Auf Reddit gibt es ein paar Notizen zu einem der Meetings zu lesen, welche AMD derzeit mit seinen Mainboard- und OEM-Partner abhält. Hier wurde erst einmal die im zweiten Halbjahr antretende Raven-Ridge-APU als 4C/8T charakterisiert – sprich, AMD wird bei diesem extra Stück Silizium weder SMT herausoperieren noch eventuell für den Verkauf deaktivieren. Prinzipiell gesehen geht Raven Ridge damit durchaus in Konkurrenz zu Summit Ridge (Ryzen), wo 4C/8T-Varianten mehr oder weniger sicher und selbst 4C/4T-Varianten im Gespräch sind. Prinzipiell sollte dies für AMD aber keinen Beinbruch darstellen – mit Ryzen bedient man halt jene Bedürfnisse, wo sowieso eine extra Grafikkarte zum Einsatz kommt, mit Raven Ridge dann alle Bedürfnisse, wo es auf die integrierte Grafik ankommt. Langfristig gesehen könnte AMD die 4C-Varianten von Ryzen zugunsten von Raven Ridge auslaufen lassen – oder aber in der Praxis finden beide eine Koexistenz, dies kommt vor allem auf die konkreten Performance-Werte und jeweiligen Preispunkte an.

Die viel wichtigere Information aus diesem AMD-Meeting ist jedoch zweifelsohne diejenige, das es Windows-7-Treiber für Ryzen geben wird – und dieser Windows-7-Support seitens AMD sogar auf alle Sockel-AM4-Chips ausgedehnt wird, sprich auch für Raven Ridge gelten sollte. Auch wenn die Windows-7-Nutzer unter den Enthusiasten inzwischen in der Minderheit sind, erzielt AMD hiermit reichlich Pluspunkten und schließt nicht gleich 30% der potentiellen Kundschaft nur wegen eines zusätzlichen Treibers aus. AMD kann es sich natürlich viel weniger leisten, in dieser Frage den großkotzigen Weg der nahezu-Monopolisten zu gehen – einmal abgesehen von der beachbaren Stärke der AMD-Prozessoren in Märkten wie China (und anderen Schwellen- und Entwicklungsländern), wo wiederum Windows 7 nach wie vor die klare Nummer 1 ist. Irgendwelche Sorgen für nicht mehr unterstützte Features nur wegen Windows 7 muß man sich im übrigen weniger machen – heutzutage versuchen die CPUs das alles möglichst selber zu regeln, da der Betriebssystem-Support seitens Microsoft bekannt wankelmütig ist. Sofern es einen soliden Treiber für den Mainboard-Chipsatz gibt, sollten mehr oder weniger alle wichtigen Ryzen-Funktionalitäten auch unter Windows 7 zur Verfügung stehen – 1:0 für AMD schon vor dem Ryzen-Launch.