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Hardware- und Nachrichten-Links des 12./13. August 2015

Fudzilla zeigen eine Präsentationsfolie zu AMDs NVLink-Gegenentwurf, mittels welchem AMD in Server-Umgebungen sehr breitbandige Chipverbindungen realisieren will. In dem Beispiel einer Server-APU soll die Verbindung zwischen CPU- und GPU-Teil mit 100 GB/sec realisiert werden – ausreichend dafür, daß die GPU einen wirklich vollen Zugriff auf CPU-Cache, Speicher und PCI-Express-Geräte hat. nVidia war an dieser Stelle der erste mit seinem NVLink, welches in der kommenden Pascal-Generation erstmals eingesetzt werden wird – allerdings wahrscheinlich nur in den Grafikkarten für professionelle Anwendungszwecke, denn im Consumer-Einsatz werden solch großvolumigen Anbindungen derzeit noch nicht benötigt. Da das Silizium aber überall dasselbe ist, steht auch der (viel) späteren Verwendung im Consumer-Bereich nicht entscheidendes im Wege – außer vielleicht dem Punkt der zwei konkurrierenden Standards, hinzu würde dann vielleicht sogar noch Intel mit eventuell einem eigenen Ansatz kommen.

Zudem kommen von Fudzilla "exklusive Details" zu AMDs Zen-Architektur – womit im konkreten die Verwendung eines HyperThreading-ähnlichen Simultaneous Multithreading (SMT) als auch der Verzicht auf eine gesharte Fließkomma-Einheit gemeint sind. Beide Informationen waren in dem Sinne gerüchtehalber schon bekannt oder zumindest stark vermutet worden – man könnte allerdings die Behauptung aufstellen, durch die Meldung von Fudzilla auf Basis ungenannter Industrie-Quellen wären diese Informationen nunmehr halbwegs abgesichert. Markerschütterend ist daran natürlich gar nichts, denn es war schon seit geraumer Zeit klar, daß die Zen-Architektur eher sehr konventiell und damit Intel-nah aufgebaut werden würde – nach dem Fehlschlag mit der sehr von Intel-Konzepten abweichenden Bulldozer-Architektur auch kein Wunder. Der entscheidende Punkt von Zen wird sowieso sein, daß es AMD hierbei mit Achtkernern gegen Intels Vierkerner versucht, man also selbst bei etwas zurückhängender IPC-Performance dennoch seine faire Chance bekommen wird – jedenfalls so lange Intel im "normalen" Consumer-Bereich nichts größeres als Vierkerner anbietet.

Golem zeigen eine Toshiba-Roadmap, nach welcher man mit 128-TB-SSDs im Jahr 2018 rechnet – herkömmliche Festplatten sollen zu diesen Zeitpunkt bei gerade einmal grob 20 TB Maximalkapazität stehen. Hiermit wird eine neue Entwicklung zementiert, bei welcher die SSDs erstmals ab diesem Jahr in der verfügbaren Maximalkapazität an herkömmlichen Festplatten vorbeigezogen sind – 16 TB zu 10 TB lautet der aktuelle Stand. Ob diese Entwicklung allerdings auch Auswirkungen der Preise der üblichen Consumer-Modelle haben wird, bliebe noch abzuwarten, denn die 16-TB-SSDs kosten ein glattes Vermögen und werden nur für professionelle Anwendungszwecke verwendet. Für reguläre Consumer-PCs gilt weiterhin der glatt umgedrehten Größenaspekt, daß übliche Festplatten mit 1-2 TB zu Preisen von unter 100 Euro daherkommen, übliche SSDs hingegen 240-512 GB groß sind und mit Preisen zwischen 100 bis 200 Euro für die deutlich kleiner Kapazität immer noch teuer sind. Normalerweise sollte der schnelle Größengewinn der SSDs über die kommenden Jahre auch die Preise der kleineren Modelle positiv beeinflußen können – aber dies ist nicht in Stein gemeißelt, jene supergroßen SSDs könnten aufgrund ihres gänzlich anderen Zielpublikums auch völlig andere Wege gehen.

Nochmals Golem berichten über einen erneuten Tiefschlag von Lenovo gegenüber seinen Nutzern: Ein im BIOS abgelegtes Windows-Programm, welches in der Lage ist, sich ohne jedes Nutzerzutun in eine vollkommen frische Windows-Installation einzuklinken. Die Herangehensweise entspricht also komplett dem eines bösartigen Rootkits – von Lenovo dann dazu genutzt, um System- und Standortinformationen zu sammeln und dem Hersteller zu übermitteln. Der Wettstreit darüber, was idiotischer ist – ein solches System zu etablieren oder es dann für einen solch lächerlichen Zweck zu nutzen – ist dabei noch nicht ganz entschieden. Auch verdient sich hierbei Microsoft seinen Anteil am "Ruhm", denn es ist eine Funktion von Windows 8, die das ganze erst möglich macht – mittels "Windows Platform Binary Table" (WPBT) wird das Nachladen von im BIOS abgelegten Code realisiert (Microsoft-Dokumentation zu WPBT).

Daß man hierbei eine extreme Sicherheitslücke aufmacht, die in erster Linie Internet-Kriminelle für sich ausnutzen werden, hat man dabei (zum wievielten Male?) nicht bedacht – garniert mit dem Verweis auf die Microsoft-Vorgaben für "sicheren Code" bei der WPBT-Funktionalität, an welche sich die Internet-Kriminellen auch ganz sicher halten werden. Sicherlich gibt es sinnvolle Anwendungszwecke für eine solche Funktionalität (nicht löschbare Antidiebstahl-Software), die hierfür aufgebaute Sicherheitslücke scheint aber ein ein arg schlechter Tausch aus Sicht der IT-Sicherheit zu sein. Es wäre nebenbei interessant zu erfahren, ob es wirksame Nutzer-Gegenmaßnahmen zu WPBT gibt: Beispielsweise eine Deaktivierung der Funktionalität im Mainboard-BIOS (gibt es bei neueren BIOS-Versionen von Lenovo) oder in Windows selber (leider komplett unbekannt). Die einzig sichere Alternative sollte Microsoft in jedem Fall weniger gefallen: Linux wird diesen im BIOS abgelegten Programmcode in jedem Fall nicht ausführen.