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Hardware- und Nachrichten-Links des 13./14. Juli 2019

Bei Igor's Lab gibt es einen exzellenten Artikel zur Übertaktung der Navi-Grafikkarten mittels "SoftPowerPlayTables". Hierbei handelt es sich um die internen Einstellungen von AMDs PowerTune-Feature, bei welchen man mit etwas Feintuning erstaunlich hohe Taktraten realisieren kann. Normalerweise sollten diese Einstellungen nur im Grafikkarte-BIOS liegen, aber der AMD-Treiber macht es sich einfach und legt eine Kopie dessen in der Windows-Registry ab, an welchen man herumspielen kann. Damit dies nicht im totale Chaos endet, stellt der Artikel entsprechend angepasste Registry-Einträge mit abgestimmten Settings für Radeon RX 5700 & 5700 XT mit verschieden hohen Zielsetzungen zur Verfügung, womit der geneigte Übertakter dann mit vergleichsweise wenig Aufwand hantieren kann. Da das ganze allerdings sowohl in Grenzbereiche geht als auch eben direkt an der Windows-Registry herungespielt wird, ist dies letztlich keine Maßnahme für Jedermann, sondern nur für erfahrene Computernutzer geeignet. Da zudem der Taktraten-Erfolg ziemlich hoch ist, muß hierbei entsprechend viel mehr Wärme abgeführt werden, was für einen echten Übertaktungserfolg zu einer gutklassigen Wasserkühlung (der Grafikkarte selber) zwingt.

Dies lohnt sich dann aber durchaus, denn hiermit konnte die benutzte Radeon RX 5700 XT auf real anliegende Taktraten von 2150-2200 MHz getrieben werden, in der Spitze wurden sogar 2214 MHz erreicht. Dies brachte letztlich deutlich mehr Performance als eine manuelle Übertaktung, der Performancegewinn der Übertaktung mittels dieses SPPT-Mods lag auf dem Doppelten (!) einer regulären maximalen Übertaktung. Damit wurde zum einen das Performance-Ergebnis einer maximal übertakteten GeForce RTX 2070 Super geringfüging überboten und kam man andererseits knapp an die Performance einer auf default-Taktung laufenden GeForce RTX 2080 FE heran (dürfte also die Performance der GeForce RTX 2080 im Referenz-Takt zielgenau erreicht sein). Der Stromverbrauch blieb dabei mit ca. 251 Watt noch ziemlich im Rahmen, dies sind letztlich gerade einmal 36 Watt mehr (+17%) als default. Allerdings wurden alle diese Performance-Messungen leider nur unter einem einzelnen Benchmark und unter der wenig Skalierungs-freudigen FullHD-Auflösung angestellt, sind also in der Höhe nicht gerade auf die Goldwaage zu legen und rufen durchaus nach einer umfangreicheren Beweisführung in Form von mehr Benchmarks unter WQHD und UltraHD. Der Artikel von Igor's Lab mag damit eher nur den Startschuß dafür geben, dieser Übertaktungs-Methode mittels SPPT-Mod zukünftig mehr Beachtung zu schenken, das hohe Potential dieser Methode allerdings schon sehr eindrucksvoll andeutend.

Laut Cowcotland (maschinelle Übersetzung ins Deutsche, via Videocardz) ist die Radeon VII angeblich schon seit dem Juni "EOL" bei AMD – "End of Life", sprich Auslauf. Offiziell ist dies noch nicht – und auch auf dem Grafikkarten-Markt in Form der Händlerangebote zur Radeon VII ist dies nicht wirklich zu sehen. Dort wird die Radeon VII derzeit mit guter Lieferfähigkeit nach wie vor zu Preislagen von 640-700 Euro angeboten, ergibt sich somit noch keinerlei augenscheinliche Veränderung gegenüber dem Stand von vor dem Navi-Launch bzw. dem Juni 2019. Sicherlich ist die Radeon VII zu diesem Preis nicht mehr wirklich gängig, ist eine Preissenkung somit eigentlich zu erwarten – aber ein Auslauf-Status ist gemäß dem Marktgeschehen noch nicht zu sehen. Dabei sollte ein solcher Auslauf-Status eigentlich zu hektischen Abverkaufsaktionen und damit schnell sinkenden Preislagen führen – was wie gesagt derzeit noch nicht der Fall ist. Insofern ist nicht sicher, ob diese Meldung stimmt und die Radeon VII wirklich von AMD auf EOL-Status gesetzt wurde. So oder so braucht es in jedem Fall Preissenkungen, um die Radeon VII entweder weiterhin zu verkaufen oder halt abzuverkaufen. Bei einer Mehrperformance zur (mit 399 Dollar in der Preisliste stehenden) Radeon RX 5700 XT von grob 5-10% (unter WQHD sind es +6,6%) ist die Radeon VII eigentlich nur noch dann eine Überlegung wert, sofern jene tatsächlich unterhalb von 500 Euro angeboten würde.

Von TechPowerUp kommen zwei interessante Nachtests zu Ryzen 3000, welche sich der Frage von Ryzen 3000 auf B350- & X470-Mainboards widmen (B350-Test & X470-Test), der TechSpot schließt sich mit einem gleichartigen B350-Test an. Hierbei wurde jeweils schlicht ermittelt, wieviel die neuen AMD-Prozessoren auf älteren Sockel-AM4-Platinen an Performance verlieren – wozu beide Testberichte erstaunlicherweise grundsätzlich voneinander abweichende Aussagen treffen. Denn bei TechPowerUp ist alles im Rahmen der Meßungenauigkeit gleich, während der TechSpot durchaus beachtenswerte Performance-Rückschritte im Rahmen von 3-4% weniger auf den älteren Mainboards ermitteln konnte. Jene traten allerdings nur bei Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X auf, der Ryzen 5 3600X ist auch beim TechSpot uneindruckt durch den Wechsel auf eine B350-Platine. Einzurechnen wäre zu diesen Benchmarks die beiden Punkte, das die Taktraten-Ergebnisse zu Ryzen 3000 beim TechPowerUp durchgehend ungewöhnlich niedrig sind – sich hieran also möglicherweise eine Erklärung dafür ergibt, wieso die älteren Mainboards in diesem Test so vergleichsweise gut darstehen.

Anwendungen Spiele (Avg. fps)
Perf.-Differenz Ryzen 5 3600X von X570 zu B350 (TechSpot) +0,3% ±0
Perf.-Differenz Ryzen 7 3700X von X570 zu X470 (TechPowerUp) +0,2% +0,5%
Perf.-Differenz Ryzen 7 3700X von X570 zu B350 (TechSpot) -2,7% -3,4%
Perf.-Differenz Ryzen 9 3900X von X570 zu X470 (TechPowerUp) -0,2% +0,2%
Perf.-Differenz Ryzen 9 3900X von X570 zu B350 (TechPowerUp) +0,1% -
Perf.-Differenz Ryzen 9 3900X von X570 zu B350 (TechSpot) -4,3% -3,3%
X570 = 100%; gemäß der Ausführungen von TechPowerUp (B350-Test & X470-Test) sowie TechSpot

Beim TechSpot gibt es hingegen den gewissen Makel, das alle Performance-Ergebnisse nur auf sehr wenigen Benchmarks basieren, während TechPowerUp jeweils ein komplettes Testset mit ca. 20 Benchmarks drüberlaufen lassen haben. Die Wahrheit liegt damit möglicherweise in einem Mix aus beiden Testresultaten: Ältere Mainboards haben wohl einen Performance-Effekt auf die größeren Ryzen 3000 Modelle, aber jener Effekt erreicht nur in der Spitze 3-4%, ist im Durchschnitt größerer Testfelder dann eher auf 1-2% zu schätzen. Die Sechskern-Modelle von Ryzen 3000 sind davon allerdings nicht betroffen und zeigen nur marginale Differenzen auf älteren Sockel-AM4-Platinen. Im Prinzip verlieren die Benutzer älterer Sockel-AM4-Mainboards also nicht wirklich etwas, wenn man jene mit einem Ryzen 3000 Prozessor aufrüstet – bis natürlich auf PCI Express 4.0, welches regulär nur dem X570-Chipsatz zusteht. Einen Sonderfall stellt allerdings sicherlich der 12-Kerner Ryzen 9 3900X dar, welcher auf besonders günstigen B350-Platinen durchaus Probleme mit der Kühlung der Spannungswandler provoziert – aber für kleinere Modelle von Ryzen 3000 stellen auch diese günstigen Platinen eine jederzeit gangbare Alternative dar.

Stichwort PCI Express 4.0: Da gab es erst kürzlich hoffnungsvolle Zeichen für einen entsprechenden Support auch auf 400er Mainboards – welchen AnandTech nach Rücksprache mit AMD aber umgehend den Zahn ziehen. Danach hat AMD noch einmal sehr deutlich ausgesagt, das man per BIOS-Update (bzw. der von AMD den Mainboard-Herstellern gestellten AGESA-Bibliothek) allen früheren Sockel-AM4-Mainboards PCI Express 4.0 regelrecht sperren wird. Die jetzt bei den Mainboard-Herstellern herumfliegenden Beta-BIOSe enthalten damit noch nicht den finalen Stand, welcher aber nicht mehr lange auf sich warten lassen soll. Da man sich als PC-Nutzer kaum vom BIOS-Support der Mainboard-Hersteller abschneiden kann bzw. diese Beta-BIOSe sowieso kaum nach draußen gelangt sind, ergibt sich hier auch kein Schleichweg, um sich an dieser AMD-Vorgabe vorbeizumogeln. Alle eventuellen kurzfristigen Erfolge in diese Richtung hin werden mittel- und langfristig keinerlei Bestand haben, so lange AMD auf diesem Standpunkt steht und PCI Express 4.0 derzeit nur für Mainboards mit X570-Chipsatz freigibt.