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Hardware- und Nachrichten-Links des 16. Februar 2018

Aus unserem Forum kommt ein exzellenter Hinweis zur Erklärung von nVidia Turing: Danach gab es schon früher das Gerücht seitens Fudzilla, nVidia würde dieses Jahr mit zwei großen (neuen) Chips antreten – mit einer klaren Trennung zwischen Gaming- und AI-Aufgabenstellung. Seinerzeit wurde schon Ampere für die Gaming-Schiene genannt, nur der Codename "Turing" tauchte noch nicht auf – dafür aber eine Erklärung, wofür das Chip gedacht sei: Als Ersatz der bisher GPU-basierten Lösungen für selbstfahrende Autos für das kommende "Drive PX Pegasus". Bisher hatte nVidia für diesen Zweck Midrange-GPUs in doppelter Ausführung verwendet, mittels Drive PX Pegasus will man nun jedoch einen massiven Sprung bei der Tensor-Core-Performance machen. Sofern man hierfür nicht einen der (teuren) HPC-Chips opfern will, würde ein extra nVidia-Chip für dieses Marktsegment Sinn ergeben – denn inzwischen sind dessen Anforderungen (mehr Tensor-Power) abweichend genug, um mit den anderen nVidia-Chips nicht mehr wirklich gut bedient werden zu können.

Sicherlich könnte nVidia dennoch irgendwelche weiteren Nutzungsmöglichkeiten einplanen, mit viel Tensor-Power wäre das ganze für alle möglichen DeepLearning-Aufgaben gut gerüstet, mittels weiterer Hardware wäre auch die Zweitnutzung als Cryptomining-Beschleuniger nach wie vor denkbar. Der gewählte Codename ist jedenfalls in beide Richtungen sehr gut auslegbar: Nach dem britischen Mathematiker Alan Turing wurde zum einen der "Turing-Test" benannt, welcher sich auf künstliche Intelligenz bezieht, zum anderen war der Mathematiker auch maßgeblich an der Entschlüsselung der Enigma-Chiffrierungsmaschine beteiligt. Letzteres ist natürlich auch als reiner Marketing-Effekt nutzbar: Die Nennung des Codenamens "Turing" (gerade bei einer Webseite wie Reuters) beflügelt die Cryptomining-Fantasien von Börsianern, egal ob nVidia nun wirklich an so etwas arbeiten sollte oder nicht. Die Annahme als Chip-Unterbau zu Drive PX Pegasus ist jedoch in jedem Fall eine sehr solide Auflösung zur Frage, wie "Turing" einzuordnen ist.

Breit diskutiert wird derzeit ein interessanter Eintrag in der SiSoft Sandra Benchmark-Datenbank, wo ein Vorserien-Exemplar eines Ice-Lake-Prozessors durch einen einzelnen Test ging. Dabei geht es primär um die zu sehenden Daten zum iGPU-Teil dieses Prozessors, welcher sich als mit 48 Execution Units (EU) der Intel-Grafikgeneration 11 ausgerüstet zeigt. Dies könnte man unter Umständen als den kommenden neuen Standard bei Intel-Grafiklösungen deuten, nachdem aktuell Intel üblicherweise nichts mehr unterhalb 23-24 Execution Units ausliefert (UHD Graphics 620/630 bei Coffee Lake). Gänzlich sicher ist diese Auslegung aber noch nicht, schließlich könnte hier als Testexemplar auch ein Prozessoren-Modell mit GT3-Grafik zum Einsatz gekommen sein – und diese haben schon seit der Broadwell-Generation ihre 48 EU aufzubieten. Andererseits werden als Evaluierungs-Prozessoren üblicherweise Modelle mit "normaler" Grafiklösung verwendet, insofern ist die Auslegung, das GT2 ab der Ice-Lake-Generation dann schon mit 48 EUs antritt, nicht gerade unwahrscheinlich. Intel will ja sowieso bei integrierter Grafik nach vorn gehen, wird spätestens mittels Raven Ridge diesbezüglich von AMD nun auch deutlich unter Druck gesetzt.

Allenfalls verwundern solche großen integrierten Grafiklösungen, wenn Intel nach wie vor alle Prozessoren des normalen Consumer-Programms immer nur mit integrierter Grafik fertigen läßt – und damit für Nutzer von externen Grafikkarten oder aber reinen Office-PCs reichlich Chip-Fläche nur hierfür verschwendet (zuletzt kam die integrierte Grafik bei Intel auf grob der Hälfte der Chipfläche heraus). Intel geht bekannterweise bei Ice Lake ja auch bei den CPU-Kernen (erneut) nach vorn, wird dort standardmäßig bis zu 8 CPU-Kerne im normalen Consumer-Segment aufbieten – mit nun auch noch verdoppelter Grafikeinheit spart man in jedem Fall keine Chipfläche ein, sondern muß eventuell mehr Chipfläche oben drauf packen (dies hängt an den konkreten Parametern der 10nm-Fertigung bei Intel). Sicherlich auch aus diesem Grund existiert nunmehr bei Intel das mittelfristige Projekt der Trennung von CPU und iGPU in extra Chips auf demselben Package (ab der Ice Lake nachfolgenden Tiger-Lake-Generation), womit man die verschiedenen Marktbedürfnisse zielgenauer und vor allem ohne derart viel Silizium-Verschwendung bedienen kann.