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Hardware- und Nachrichten-Links des 19. Februar 2021

Die ComputerBase hat ihren Grafikkarten-Testparcour erneuert und damit komplett neue Grafikkarten-Benchmarks zwischen AMDs Radeon RX 6000 vs. nVidias GeForce RTX 30 aufgestellt – dabei wurden 10 ältere Spieletitel durch neuere ersetzt, somit mehr als die Hälfte des Parcours ausgetauscht. Zugleich wurde das rBAR-Feature nunmehr als Standard mit aufgenommen – was neuere Grafikkarten etwas gegenüber älteren Grafikkarten abhebt, denn der rBAR-Support für ältere Grafikkarten ist bestenfalls vereinzelt vorhanden. Allerdings fehlt jenes Feature derzeit noch für nVidias Ampere-Grafikkarten, was nachgereicht werden soll. Im Sinne der Modernisierung des Testparcours ist dies ein sinnvoller Schritt, für die momentane Vergleichbarkeit ist dies jedoch leicht suboptimal – weil jene 2-5%, welche eine Radeon RX 6800 XT durch rBAR (bzw. in diesem Fall AMDs Eigenlösung "SAM") gewinnt, den nVidia-Grafikkarten derzeit an der absoluten Leistungsspitze fehlt. Und somit ergibt sich (vorerst) das bemerkenswerte Ergebnis, dass AMD – in diesem Testparcour – nVidia die Performancekrone unter FullHD und WQHD abnimmt:

rBAR/SAM FullHD/1080p WQHD/1440p 4K/2160p
GeForce RTX 3090 100% 100% 100%
Radeon RX 6900 XT 103,3% 101,2% 95,7%
GeForce RTX 3080 91,0% 89,8% 89,0%
Radeon RX 6800 XT 97,0% 93,1% 87,2%
Radeon RX 6800 XT  (kein SAM) 91,9% 90,5% 86,0%
Radeon RX 6800 82,5% 79,5% 74,9%
GeForce RTX 3070 75,6% 72,4% 67,1%
gemäß den Ausführungen der ComputerBase unter 17 Spiele-Benchmarks

Zu beachten wäre hierbei allerdings, dass rBAR/SAM insbesondere unter der 4K-Auflösung den geringsten Performance-Effekt hat, sprich unter FullHD und WQHD am stärksten in die Ergebnisse eingreift. Man kann aus diesen Benchmarks also weniger eine große Stärke der AMD-Karten unter FullHD & WQHD schlußfolgern – dies wird derzeit durch das SAM_Feature auf den RDNA2-Grafikkarten nicht unmaßgeblich verzerrt. Natürlich muß nVidia dennoch erst einmal beweisen, dass rBAR auf Ampere-Grafikkarten auch im Rahmen eines breiten Testparcour wirklich soviel bringt wie SAM auf AMD-Grafikkarten. Sofern nVidia in dieser Disziplin nicht deutlich weniger effizient ist, dürfte die GeForce RTX 3090 mit einem rBAR-Update die Führungsspitze wieder zurückgewinnen. Eine gewisse Stärke von AMD unter FullHD & WQHD sowie eine Stärke von nVidia unter 4K wird bleiben, aber jener Effekt dürfte nach dem Zuschalten von rBAR für Ampere (beachtbar) geringer ausfallen als hiermit dargelegt.

Denn interessanterweise erzielt der neue ComputerBase-Testparcour ohne rBAR/SAM gerechnet keine wirklich abweichenden Testergebnisse gegenüber dem alten Testparcour (+ Zusätzen): Zum Launch der Radeon RX 6900 XT hatte die ComputerBase zwischen GeForce RTX 3080 und Radeon RX 6800 XT unter 24 Spielen noch ein nVidia-Performanceplus von +3,3% unter 4K ausgemessen, heuer sind es unter 17 Spielen auch nur +3,4%. Oder anders formuliert: Die ComputerBase-Benchmarks waren auch vorher schon günstig für AMDs Grafikkarten (bedeutet keinen Redaktions-Bias, sondern meint nur den Ergebnis-Vergleich zu anderen Testberichten). Eher wäre es anderen Testmagazinen zu empfehlen, ihre Benchmark-Parcours mal zu modernisieren – diese Arbeit muß man als ernstzunehmender Hardwaretester einfach von Zeit zu Zeit auf sich nehmen.

Von der PC Games Hardware kommt eine weitere Ausarbeitung zur Performance von Mobile-Ampere. Im Test befindlich sind hierbei zwei GeForce RTX 3080 Laptop sowie zwei GeForce RTX 3070 Laptop. Leider wurde zur jeweils verwendeten TGP nur ein nicht spezifizierter Wert notiert – ob jener die Basis-TGP oder die maximale TGP darstellen soll, bleibt offen. Regulär sollte man eigentlich beide Angaben bringen. Dann würde sich auch klären lassen, wieso die PCGH für die beiden GeForce RTX 3070 Laptop-Lösungen andere TGP-Werte angibt, als Notebookcheck in ihrer entsprechenden Übersichtsliste notieren. Damit sind derzeit die beiden Performance-Werte zur GeForce RTX 3070 Laptop unter gewissen Vorbehalt zu stellen (wenngleich nicht wirklich abweichend), während man mittels der beiden Performance-Werte zur GeForce RTX 3080 Laptop auf das gewichtige Phänomen hingewiesen wird, dass sich selbst unter gleicher TGP auf sogar gleichem Prozessor, gleichem Notebook-Hersteller und ähnlicher Gewichtsklasse gewisse Performance-Differenzen (in diesem Fall um ±4%) ergeben können.

Hardware FullHD
GeForce RTX 3080 Laptop (115-130W) Asus ROG Zephyrus Duo 15 SE, Ryzen 9 5900HX 80%
GeForce RTX 3080 Laptop (115-130W) Asus ROG Strix Scar 15, Ryzen 9 5900HX 77%
GeForce RTX 3070 Laptop (120W ?) Schenker XMG Neo 17, Ryzen 7 5800H 70%
GeForce RTX 3070 Laptop (100W ?) Gigabyte Aorus 17G XC, Core i7-10870H 66%
gemäß der Ausführungen der PC Games Hardware unter 4 Spiele-Benchmarks; 100% = interpolierte GeForce RTX 3070 Desktop

Nachzutragen zur Ankündigung von nVidias CMP-Serie ist noch der Punkt, dass die Ampere-Abstammung jener Mining-Beschleunigern schwer in Frage zu stellen ist. Denn die notierten ETH-Hashraten sind vergleichsweise niedrig sowie die angebenen Stromverbrauchswerte dafür zu hoch, die resultierende Mining-Effizienz liegt deutlich unter dem Maßstab gebräuchlicher Ampere-Grafikkarten. Derzeit spekuliert man darüber, dass hierbei primär Turing-Grafikchips zum Einsatz kommen, vielleicht mit Ausnahme des Spitzenmodells "CMP 90HX". Mit jenen Turing-Chips würde nVidia tatsächlich die Fertigung von Ampere-Grafikchips für Gamer nicht (maßgeblich) reduzieren, was dann wiederum dem Markt-Angebot an Gaming-Grafikkarten zu gute kommen sollte. Die nominelle Mining-Effizienz ist damit immer noch nicht gut, aber möglicherweise hat nVidia hier auch nur den nominellen TDP-Wert angegeben – während Cryptominer ihre Karten gewöhnlich auf optimierten Settings mit deutlich niedrigem Stromverbrauch laufen lassen.

CMP 30HX CMP 40HX CMP 50HX CMP 90HX
offizielle Daten 26 MH/s, 125W, 6GB 36 MH/s, 185W, 8GB 45 MH/s, 250W, 10GB 86 MH/s, 320W, 10GB
vermutliche Chip-Basis GA106 TU116 GA104 TU104 GA103 TU102 GA102 (?)
Release Q1/2021 Q1/2021 Q2/2021 Q2/2021

Die GeForce RTX 3070 hat beispielsweise eine TDP von 220 Watt, wird von Minerstat aber mit einem ETH-Verbrauch von 117 Watt ausgewiesen. Sollte das Verhältnis bei den CMP-Lösungen ähnlich sein, würde jene auf eine wenigstens halbwegs anständige Mining-Effizienz kommen (ca. 0,35 MH/s/W). Das Niveau der aktuellen Ampere-Karten ist zwar nicht zu erreichen (ca. 0,45-0,5 MH/s/W), dies liegt jedoch augenscheinlich gar nicht in der Zielsetzung nVidias. Denn insofern nVidia seine Cryptomining-Bremse tatsächlich über das ganze Ampere-Portfolio durchbekommt, wird das Ampere-Angebot für Miner erst einmal uninteressant (Mining-Effizienz sinkt unterhalb 0,25 MH/s/W). Die CMP-Beschleuniger stellen zwar keinen gleichwertigen Ersatz für die Cryptominer dar – aber womöglich den einzigen, welchen die Miner erst einmal bekommen werden (mit den einmal vorhandenen Ampere-Karten kann man natürlich weiterhin minern).

Interessant sind die sich hieraus ergebenden zwei Seiteneffekte: Erstens einmal dürften die Miner weiterhin Spitzenpreise für originale Ampere-Karten ohne Miningbremse zahlen, dabei auch Gebrauchtware von Gamern nehmen (welche dafür zum günstigeren Preis auf Ampere 2.0 mit Miningbremse umsatteln können). Und zweitens bremst nVidia mit diesen CMP-Lösungen den Zuwachs der Mining-Kraft ein – womit der Miningboom eventuell sogar länger dauert als ansonsten. Für die Hersteller ist dies eine durchaus erstrebenswerte Zielsetzung, denn somit könnte man das Cryptomining in ein längerfristiges, vielleicht sogar halbwegs planbares Geschäft umwandeln – indem man die dem Markt zur Verfügung gestellte Mining-Power limitiert und somit die großen Boom-Phasen sowie den Katzenjammer danach abschleift. Dies könnte perspektivisch sogar gut für die Gamer-Gemeinde sein: Denn wird das Mining-Geschäft halbwegs planbar, können die Grafikkarten-Hersteller ihre Produktion dauerhaft hochfahren, womit jederzeit genügend Grafikkarten auch für Gamer abfallen sollten.