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Gerüchteküche: Neuauflage des kompletten Ampere-Portfolios mit Cryptomining-Bremse?

Wie bekannt, bringt nVidias neue Cryptomining-Bremse die GeForce RTX 3060 in mehr oder weniger unwirtschaftliche Regionen beim Ethereum-Mining herunter. Dies wird erst einmal den Markt (leicht) entspannen und nach dem anstehenden Launch am 25. Februar (voraussichtlich) mehr GeForce RTX 3060 Grafikkarten in Gamer-Händen sehen. Für die bisher bereits existierenden Ampere-Grafikkarten kommt diese Lösung jedoch zu spät, denn nachträgliche Änderungen an Treiber und/oder BIOS lassen sich seitens nVidia nicht durchsetzen, die Miner würden einfach mit den jeweils älteren Versionen weiterarbeiten bzw. frühere BIOS-Versionen flashen. Demzufolge existiert laut dem treffsicheren Twitterer Kopite7kimi (welcher nVidias Antimining-Bestrebungen bereits am 28. Januar vorhersagte) bei nVidia wohl die Idee, das komplette bisherige Ampere-Portfolio durch eine faktische Neuauflage ("Ampere 2.0") zu ersetzen:

The old specs and device-ids of gaming cards will EOL.
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 18. Februar 2021
 
Could nVidia possibly bring the crypto mining nerf to it's complete gaming portfolio via a full Ampere refresh AND simultaneously EOLing its previous Ampere solutions?
Quelle:  3DCenter @ Twitter am 19. Februar 2021
 
Thanks, I should explain that. Maybe we won't see new specs, but every old spec will have a new sku. That is possible.
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 19. Februar 2021

Insbesondere auf Basis des Nachtrag-Tweets läßt sich erkennen, dass dies durch das Auslaufen aller bisherigen Ampere-Grafikkarten (ausschließlich der GeForce RTX 3060) und deren gleichzeitigen Ersatz durch neue Grafikkarten-Modelle realisiert werden soll. Jene neuen Modellen müssen dabei nicht zwingend neue bzw. abgeänderte Hardware-Spezifikationen mitbringen, sondern können durchaus die exakt gleichen Hardware-Spezifikationen tragen. Die neuen Modelle hätten somit möglicherweise allein die Cryptomining-Bremse als Änderung gegenüber ihren Vorgängern. Sinn der Maßnahme ist es, dass sich die neuen Modelle dann eben nicht mehr über BIOS-Flash oder ältere Treiber jener Cryptomining-Bremse entziehen können – weil die Device-ID eine andere ist und man jene bei nVidia schon des längerem nicht mehr (so einfach) manipulieren kann.

Die Form des ganzen ist dagegen noch unklar: So könnte es spekulativerweise eine "5er" Serie geben – GeForce RTX 3065 Ti, GeForce RTX 3075, GeForce RTX 3085 und GeForce RTX 3095 – oder auch eine "SUPER"-Serie mit identischem Zweck. nVidia könnte sich aber auch zu gänzlich anderen Namen oder gar anderen technischen Daten entschließen. Letzteres würde mehr Möglichkeiten im Zweikampf mit AMDs Radeon RX 6000 Serie eröffnen, würde allerdings die Grafikkarten-Hersteller stärker fordern, weil jene dann auch entsprechend (wirklich) neue Grafikkarten in den Markt bringen müssten. Für die Grafikkarten-Hersteller wäre es sicherlich einfacher, wenn nVidia die GeForce RTX 3080 einfach zur "GeForce RTX 3085" oder "GeForce RTX 3080 Super" umlabelt – dafür braucht es nur Grafikchips mit einer neuen Firmware samt Miningbremse, das Grafikboard dürfte hiervon hingegen nicht betroffen sein und kann (zeit- und kostensparend) weiterverwendet werden.

bisheriges Ampere-Portfolio zukünftiges Ampere-Portfolio
GeForce RTX 3090 (EOL) Lösung 1:
Neuauflage mit gleichen Hardware-Daten unter neuem Namen
bspw. GeForce RTX 3065 Ti, GeForce RTX 3075, GeForce RTX 3085 & GeForce RTX 3095
oder: GeForce RTX 3060 Super, GeForce RTX 3070 Super, GeForce RTX 3080 Super & GeForce RTX 3090 Super
 
Lösung 2:
Gänzlich neue Grafikkarten mit neuen Hardware-Daten
Vorteil: bessere Passgenauigkeit gegenüber AMDs Angeboten; Nachteil: bedingt mehr Zeit zur Vorbereitung & Validierung
GeForce RTX 3080 (EOL)
GeForce RTX 3070 (EOL)
GeForce RTX 3060 Ti (EOL)
GeForce RTX 3060 GeForce RTX 3060
(Miningbremse bereits per default eingebaut)

Somit könnte nVidia seine Cryptomining-Bremse doch noch über das komplette Ampere-Portfolio ausbreiten – was einen wesentlich größeren Effekt ergibt, als wenn nur die GeForce RTX 3060 aus der Rechnung genommen wird. Selbst wenn die Cryptominer am Ende doch einen Weg finden, diese Miningbremse zu umgehen, wird nVidia erst einmal über einen gewissen Zeitraum mehr oder weniger rein nur an Gamer verkaufen – und damit viele wartende Grafikkarten-Käufer endlich beliefern können, somit auch viel Druck aus dem Markt nehmen. Dies hilft sogar langfristig und selbst wenn die Miner die Miningbremse eines Tages knacken sollten: Denn wenn erst einmal der größte Nachfrage-Druck abgebaut ist, liegt auch das Verhältnis von Angebot zu Nachfrage nicht derart schief wie derzeitig, was dann die Grafikkarten-Straßenpreise wieder auf ein halbwegs vertretbares Maß zurückführen kann.

Bedenken dürfen allerdings dahingehend geäußert werden, ob die angesetzte Halbierung der ETH-Hashrate hierfür wirklich ausreichend ist: Wenn die Cryptominer derzeit selbst ganze Notebooks zum Minen verwenden, haben jene augenscheinlich noch einigen preislichen Spielraum. Und selbst wenn derzeit jene Kalkulation noch aufgehen sollte, könnte ein weiteres Anziehen des Ethereum-Kurses diesen wirtschaftlichen Nachteil mit der halbierten ETH-Hashrate wiederum ausgleichen und die Cryptominer selbst diese Ampere-Neuauflage vom Markt wegkaufen. Der sichere Erfolg dieser Maßnahme ist also keineswegs garantiert – aber darüber kann man sich streiten, wenn sich dieses Gerücht erst einmal im Grundsatz bestätigt, derzeit liegt schließlich gerade nur der allererste Hinweis auf eine solche Ampere-Neuauflage vor.