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Hardware- und Nachrichten-Links des 23./24. Januar 2017

Der Planet 3DNow! berichtet über ein aktuelles Gerücht aus dem chinesischen Chiphell-Forum (dort inzwischen gelöscht), wonach AMD bezüglich des kommenden Ryzen-Launches derzeit Probleme mit den Mainboards hätte und daher die eigentliche Auslieferung erst im März stattfinden soll. Der Launchtermin gegen Ende Februar (derzeit kolporiert der 28. Februar) soll weiterhin stehen, aber Launch und Marktverfügbarkeit eben nicht am selben Tag stattfinden. Zugleich wurde erwähnt, das die Ryzen-Vierkerner erst einige Monate später nachfolgen sollen – was allerdings früher teilweise auch schon so vermeldet wurde. Ob AMD jeoch wirklich nur mit einem einzelnen Achtkerner an den Start geht, wie gleichfalls vermeldet, wäre eher zu bezweifeln – dies würde vielleicht ein wenig zu arm aussehen. AMD muß sich am Anfang sicherlich nicht übernehmen, um nicht unter dem Bestellungsansturm zusammenzubrechen, sollte aber gleichzeitig auch eine möglichst klare Ansage mittels seines initialen Ryzen-Portfolios machen.

Dies gilt insbesondere, wenn das Spitzenmodell tatsächlich zwischen 580 und 720 US-Dollar kostet – gerade angesichts eines solch hohen Preises muß dann ein weiteres Portfolio existieren, welches anzeigt, das Ryzen auch für kleinere Geldbörsen da ist. Nebenbei gesagt sollte AMD sich diese Preislage wohl noch einmal überlegen: Sicherlich steht man derzeit gegenüber Broadwell-E ganz gut da, aber schon mit den +10%, die Kaby Lake oben drauf legt, kommen Intels neue Consumer-Prozessore vergleichsweise nahe an Ryzen heran. Die Orientierung an den Preislagen von Broadwell-E ergibt zudem das Risiko, das Intel mit dem nachfolgenden Skylake-X bedeutsam mehr CPU-Takt oben drauf legt und AMD damit zu Preissenkungen (aka Gesichtsverlust) zwingen würde. Wenn AMD clever ist, orientiert man sich an einem Mix der Preise zwischen Kaby Lake und Broadwell-E mit starker Tendenz zu Kaby Lake – sprich, der Großteil des Ryzen-Portfolios muß bei Preislagen zwischen 250 und 400 Dollar liegen. Damit macht AMD immer noch gute Gewinne, erzielt aber vor allem beachtbare Zuwächse bei den Marktanteilen ohne das Risiko eines (vergleichsweise) schnellen Intel-Konters.

Bei Heise hat man den Versuch gewagt und Kaby Lake mit Windows 7 aufgesetzt. Primär hierfür benutzt wurde ein Beta-Grafiktreiber mit der Versionsnummer 21.20.16.4508, welchen einige Mainboard-Hersteller auch für Windows 7 anbieten. Damit lief das System generell gesehen – abzüglich von gelegentlichen Darstellungsfehlern beim Skalieren von Fenstern sowie der Nichtnutzbarkeit von VP9 unter Chrome. Was sich aber zuerst einmal ganz gut anhört, überrascht dann doch bei genauerer Betrachtung – denn eigentlich sollte es mit den vorliegenden Treibern eben gerade nicht zu solchen Problemen kommen. Ein klein wenig unsicher ist an dieser Stelle jedoch, ob Heise überhaupt den passenden Chipsatz-Treiber verwendet haben (wurde überhaupt nicht erwähnt) und wieso man nicht gleich auf den neueren Grafiktreiber 21.20.16.4526 gesetzt hat – beide Treiber sind im übrigen schon seit letzten Herbst bekannt und wurden an dieser Stelle bereits mehrfach erwähnt.

In jedem Fall gilt, das auch diese vergleichsweise einfachen Fehler selbstverständlich zu beheben sind, ehe man wirklich von einer kompletten Nutzbarkeit von Kaby-Lake-Prozessoren unter Windows 7 sprechen kann. Gerade für den Office-Bereich wäre es wichtig, eine wirklich vollständige Fehlerfreiheit zu erlangen, weil dort ja schließlich oftmals keine extra Grafiklösung eingesetzt wird, man dort also auf die integrierte Grafiklösung dieser Prozessoren angewiesen ist. Ganz ohne die iGPU gedacht dürfte Kaby Lake im übrigen schon jetzt problemlos mit Windows 7 einsetzbar sein: Erstens einmal liegen bereits passenden Chipsatz-Treiber für 200er Mainboards vor, zweitens kann man ja auch ein 100er Mainboard (mit dann offiziellem Windows-7-Support) einsetzen – und drittens liegen wie dargestellt alle wirklichen Probleme dieser Konstruktion allein bei der integrierten Grafiklösung, unter Ausschaltung dieser wird sich Kaby Lake schlicht wie ein schneller getakteter Skylake verhalten. Für den Einsatz im privaten Bastelsystem ist das ergo jetzt schon ausreichend – grünes Licht für weitere Einsatzfelder kann es allerdings erst nach weitere, spezifischen Tests in diese Richtung hin geben.

Viel zitiert wird derzeit auch eine Meldung seitens BenchLife (maschinelle Übersetzung ins Deutsche), wonach Intels nächste Enthusiasten-Generation in Form von Kaby-Lake-X & Skylake-X erst auf der Gamescom im August antreten würde – und nicht schon auf der Computex im Juni. Allerdings wurde genau dieser Umstand bereits Anfang Dezember vermeldet und demzufolge in unsere Jahres-Vorschau 2017 eingearbeitet. Inkorrekt ist im übrigen die mancherorts zu lesende Auslegung, jene neue Terminlage wäre von Intel offiziell bestätigt – mehr als Gerüchtestatus hat das ganze derzeit nicht. Korrekt ist allerdings die Auslegung, das Intel hiermit seinen ersten Ryzen-Konter fahren könnte: Dabei würde zum einen das Mittel der Preissenkung zur Verfügung stehen – welches Intel allerdings traditionell ungern einsetzt und daher eher unwahrscheinlich ist. Zum anderen könnte Intel natürlich auch einfach viel mehr CPU für die gleichen Preise bieten – ein wiederum typischer Intel-Weg im Wettbewerb (sofern es welchen gibt).

Da die Anzahl der gebotenen CPU-Kerne allerdings wohl schon ziemlich feststehend ist (4C, 6C, 8C & 10C, ergo nicht besser als bei Broadwell-E) und zudem anhand des vorliegenden Prozessoren-Dies auch nicht mehr großartig verändert werden kann, könnte Intel primär über deutlich mehr Taktrate noch einiges an Performance oben drauf legen. Gerade die eher maßvoll takenden Vielkern-Prozessoren der E-/X-Plattform eigenen sich dafür ganz gut – während bei den eigentlichen Consumer-Prozessoren taktratentechnisch spätestens ab Kaby Lake nicht mehr viel zu holen ist. Ob Intel bei den Vielkern-Prozessoren von Skylake-X wirklich gleich 4 GHz (wenigstens im Turbo-Modus) erreichen kann, ist damit nicht gesagt – aber Intel dürfte versucht sein, dies zu erreichen, um AMDs Ryzen eben wieder auf die Plätze zu verweisen oder wenigstens ein wenig zu stören. Möglicherweise hängt auch die Verzögerung vom ursprünglich im zweiten Quartal angedachten Termin damit zusammen, das Intel mit Kaby-Lake-X & Skylake-X eben dann wirklich wieder angreifen will.

EuroGamer ziehen aus einem für Spieleentwickler gedachten Microsoft-Whitepaper einige weitere technische Details zur (allerdings erst zu Weihnachten 2017) kommenden Xbox Scorpio: So werden die 8 CPU-Kerne, 6 TFlops Rechenleistung und 320 GB/sec Speicherbandbreite nochmals bestätigt. Weg fällt damit der eSRAM der Xbox One, dies konnte nunmehr sicher bestätigt werden – welcher bei der Xbox Scorpio aber auch keinen großen Sinn machen würde, denn deren normaler GDDR5-Speicher ist schon (drastisch) schneller angebunden als der eSRAM der Xbox One (nur 102 GB/sec). Da auf einem Microsoft-offiziellen Renderbild der Scorpio-Innereien gleich 12 Stück GDDR5-Speicherbausteine identiziert werden konnten, läuft dies im übrigen recht sicher auf ein 384 Bit breites GDDR5-Interface samt 12 GB Speicher hinaus – und damit erstmals mehr als die bisher im Konsolenbereich als Standard anzusehenden 8 GB Speicher. Zur Architektur von GPU und CPU konnten dann allerdings nur bessere Vermutungen abgegeben werden: Bei der GPU vermutet man (wie allerdings allgemein) ein Level zwischen Polaris und Vega – oder auch schon gleich auf Vega setzend.

Bei der Scorpio-CPU untermauert man die eigene Vermutung durch eine gewisse Logik: Da die Spieleentwickler laut Microsoft-Anweisungen weiterhin sparsam mit CPU-Leistung umgehen sollen, dürfte es sich weiterhin um Jaguar-basierte CPU-Kerne handeln – und nicht um Zen-basierte. Jene könnten zwar prinzipiell viel leistungsfähiger sein, dürften aber auch die Kompatibilität mit Xbox-One-Titeln (stark) verkomplizieren, weil ein anderer CPU-Unterbau die Spieleengine zu anderen, unerwarteten Ergebnissen führen kann und dann eventuell umfassende Anpassungsarbeiten für Scorpio-Versionen der Spiele notwendig wären. Und letztlich bestätigte das Microsoft-Whitepaper noch, das auch die Xbox Scorpio eher selten wirklich natives 4K-Rendering anbieten wird: Checkerboard-Rendering ist als Feature mit an Bord, zudem empfiehlt Microsoft generell die Verwendung dynamischer Auflösungen bzw. sogar die Auflösungshalbierung für "unwichtige" Effekte. Trotzdem muß angemerkt werden, das die Xbox Scorpio wegen der klar leistungsfähigeren Hardware gegenüber der Playstation 4 Pro (~40% mehr Rechenleistung zu 47% mehr Speicherbandbreite) doch viel eher in Richtung natives 4K gehen könnte als die Sony-Konsole.