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Hardware- und Nachrichten-Links des 24. April 2015

Entgegen der anderslautenden Gerüchte der letzten Tage wird bei Bits & Chips ausdrücklich betont, daß der Fiji-Chip (auch in seiner SingleChip-Ausführung) sehr wohl gleich 8 GB HBM-Speicher tragen kann, ergo nicht technisch oder produktpolitisch auf 4 GB begrenzt ist. Zudem wird zur zuletzt ebenfalls öfters erwähnten DualChip-Grafikkarte auf Fiji-Basis ausgesagt, daß zu dieser derzeit nur Prototypen vorliegen sollen, jene also folgerichtig deutlich später in den Markt kommen würde. Dies deckt sich grundsätzlich mit früheren Angaben – und in der Summe der Dinge liegen hiermit zwei mögliche und sich gegenseitig nahezu vollkommen ausschließende Zukunftsversionen vor: Zum einen ein Fiji-Chip mit bis zu 8 GB Speicher (pro Chip), bei welchem die DualChip-Versionen deutlich später kommen – und zum anderen ein Fiji-Chip mit bis zu 4 GB Speicher (pro Chip), bei welchem die DualChip-Version zeitnah erscheinen soll. Zu beiden Zukunftsversionen liegen allerdings nur eher Gerüchte und Annahmen vor, wirklich bewiesen oder bestätigt ist hiervon noch gar nichts.

Neben all den Gerüchten und Theorien, weshalb AMD seine Radeon R300 Serie nicht vor dem Juni bringt, ist bislang eine ganz profane Erklärung dieser Verschiebung wenig bis gar nicht genannt worden: Möglicherweise hat dies keinerlei technische, sondern einen rein praktischen Hintergrund – nämlich, daß AMD seine neue Grafikkarten-Serie im Dunstkreis von Windows 10 herausbringen will, welches angeblich Ende Juli vorgestellt werden soll. Trifft dieser Termin zu, dann wird das kommende Microsoft-Betriebssystem ungefähr zwei Monate vorher in den RTM-Status gehen – OEMs werden dann schon mit diesen Versionen beliefert und die Vorabtester können ab diesem Zeitpunkt auf diese dann vorläufig finale Version des Betriebssystems updaten. Zwei Monate vor Ende Juli wären Ende Mai – und ab diesem RTM-Termin zieht dann auch die öffentliche Wahrnehmung an, welche mit dem offiziellen Verkaufsstart dann ihren Höhepunkt findet. Neue Hardware inmitten dieser Zeitspanne zu veröffentlichen (welche zudem nach den bisherigen Anzeichen auch das DirectX 12 von Windows 10 unterstützen wird) dürfte in jedem Fall vorteilhaft sein – und könnte es am Ende sogar wert sein, eine möglicherweise bereits fertige Grafikkarten-Serie doch noch entsprechend lange warten zu lassen.

Daneben tobt in unserem Forum derzeit eine schöne Diskussion über die Möglichkeit, ob AMD nicht den Fiji-Chip gleich in der 20nm-Fertigung herstellen könnte – bzw. warum dies nicht möglich sein soll. Die 20nm-Fertigung steht sowohl bei TSMC (diverse Mobile-SoCs) als auch bei GlobalFoundries (Xbox-One-SoC) augenscheinlich bereit und bietet nach bisherigen, allerdings nur eher vagem Informationsstand einen erheblichen Flächenvorteil, aber kaum Vorteile bei den möglichen Taktraten bzw. der entstehenden Verlustleistung zu einem klar höheren Fertigungspreis und vor allem bei weitem nicht der Produktionsausbeute wie beim inzwischen nahe des Optimums laufendem 28nm-Verfahren. Und genau in diesen Nachteilen dürfte der Grund dafür liegen, warum keine 20nm-Grafikchips aufgelegt werden: Da die Taktraten nicht steigen und die Verlustleistung (gerade bei großen Chips) kaum sinkt, lassen sich unter 20nm nur schwerlich noch schnelleren Grafikchips auflegen.

Man könnte also zwar mehr Transistoren verbauen, aber die Verlustleistung würde dann ebenfalls hochgehen und schnell unübliche Regionen erreichen. Die unter 20nm hergestellten Mobile-SoCs sind hierbei kein guter Vergleichsgegenstand, da vorsätzlich auf möglichst geringe Lasten (mit einzelnen Lastspitzen) optimiert – im Gegensatz zu einem Grafikchip, welcher schließlich durchgehend eine massive Rohleistung liefern soll. Die bisher angesetzten 20nm-Fertigungsverfahren sind sowieso eher für kleinere Chips mit vor allem geringen Wattagen gedacht – diese Fertigungsverfahren werden um so ungünstiger, je größer die Chips werden und je mehr Stromverbrauch jene haben. Während man im Mobile-Bereich also durchaus mit der 20nm-Fertigung arbeiten kann, lohnt sich das im GPU-Bereich nicht – es kommen schlicht keine noch schnelleren Grafikchips heraus, egal ob die Chipfläche deutlich absinkt.

Und rein aus Sicht der Fertigungskosten lohnen GPUs unter 20nm noch weniger: Die Waferkosten sind deutlich höher, die Produktionsausbeute ist bei weitem nicht so gut wie unter 28nm – und auch hier gilt wieder: Je größer die Chips, um so schlechter wird das Verhältnis. Es ist daher derzeit wohl kostengünstiger, denselben (großen) Grafikchip unter 28nm als unter 20nm herstellen zu lassen. Bei kleineren Grafikchips (in SoC-Größe, sprich bis maximal 150mm²) kann dies vielleicht anders aussehen – ob es wirklich ein Geschäft ist, einen kleinen 28nm-Grafikchips unter zusätzlicher Arbeit auf 20nm zu portieren, darf angesichts der zu sehenden Praxis allerdings bezweifelt werden. In dieser Praxis werden AMD und nVidia die 20nm-Fertigung wohl komplett (für Grafkchips) auslassen und sich im nächsten Jahr der 14nm-Fertigung (AMD Arctic Islands bei GlobalFondries) bzw. der 16nm-Fertigung (nVidia Pascal bei TSMC) zuwenden.