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Hardware- und Nachrichten-Links des 25./26. Mai 2019

Im Zuge der neuen CPU-Sicherheitslücke "MDS" aka "Zombieload" hat man sich beim TechSpot spaßeshalber einmal angesehen, wie stark die Deaktivierung von HyperThreading typische Consumer-Prozessoren von Intel unter Windows bzw. Desktop-Benchmarks trifft. Hierbei wurden also nicht die verschiedenen Patches gegenüber den CPU-Sicherheitslücken deaktiviert, sondern nur Benchmarks mit/ohne HyperThreading angestellt. Selbige sind im Rahmen der ausgewählten Prozessoren – Core i7-7700K (4C/8T von Kaby Lake) sowie Core i7-8700K (6C/12T von Coffee Lake) – eher selten, die meisten HyperThreading bzw. SMT betreffenden Tests findet man heutzutage im Bereich von LowCost-Prozessoren (da dort oftmals beide Prozessoren-Varianten auch angeboten werden). Sprich: Bezogen auf leistungsstarke Prozessoren ist das Wissen zum Performanceeffekt von HyperThreading bzw. SMT zumeist eher älteren Datums – üblicherweise berichtet man hierzu von einem Performanceplus von um die 20% herum. Die Benchmarks des TechSpots geben allerdings ein deutlich anderes Bild ab: Dort gewinnt der Sechskerner Core i7-8700K mit HyperThreading satte +42,0% an Anwendungs-Performance hinzu (bzw. verliert -29,6%), beim Vierkerner Core i7-7700K sind es sogar +47,3% (bzw. -32,1%). Dies ist eine überraschend hohe Performance-Differenz – welche allerdings nicht überbewertet werden darf, für diese Anwendungs-Tests setzte der TechSpot nur vier Benchmarks an, welche zudem allesamt sehr gut skalieren.

HT vs. ohne HT Core i7-7700K Core i7-8700K
Anwendungs-Performance +47,3% bzw. -32,1% +42,0% bzw. -29,6%
Spiele-Performance (avg. fps) +18,1% bzw. -15,3% +3,7% bzw. -3,6%
Spiele-Performance (1% min) +22,9% bzw. -18,6% +5,5% bzw. -5,2%
gemäß den 4 Anwendungs- und 8 Spiele-Benchmarks (@ FullHD) beim Tech Spot

Insofern dürften größere Testfelder klar geringere Differenzen in dieser Frage auswerfen – und dennoch ergibt sich eine gute Chance darauf, das die mittlere Performance-Differenz von HyperThreading größer als die vorgenannte (alte) Zahl von ca. 20% ausfällt. Augenscheinlich ist heutige Software doch weitaus besser auf HyperThreading bzw. SMT geeicht als noch vor einigen Jahren und ist somit der Performance-Effekt von HyperThrading bzw. SMT im Anwendungs-Bereich über die Zeit gestiegen. Interessant daneben ist, das HyperThreading auf dem Vierkerner Core i7-7700K einen etwas größeren Effekt als beim Sechskerner Core i7-8700K erreicht – ein Punkt, welcher unter den Anwendungs-Benchmarks nur wenig zu sehen ist, bei den Spiele-Benchmarks dann um so deutlicher hervorscheint. Dort verliert der Sechskerner Core i7-8700K nach der Abschaltung von HyperThreading nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich an Performance, der Performanceverlust des Vierkerners Core i7-7700K liegt hingegen gleich bei zwischen -15-20%. Jenes Ergebnis ist allerdings schon von AMDs Ryzen-Prozessoren her bekannt, wo SMT bei den Sechs- und Achtkernern kaum einen Performanceeffekt unter Spielen zeigt (und anfänglich sogar teilweise auch mal weniger Performance erbrachte), bei den Ryzen-Vierkernern sich hingegen durchaus gewisse Leistungsgewinne durch SMT auch unter Spielen ergeben.

In der Summe der Dinge wäre die Abschaltung von HyperThreading bei Intel-Prozessoren im Zuge der neuerlichen CPU-Sicherheitslücken eine aus Performance-Sicht desaströse Maßnahme, welcher sich eigentlich nur Spieler mit mindestens Sechskern-Prozessoren vernünftig entziehen könnten. Aber natürlich wird sich bei Microsoft niemand so schnell getrauen, eine solche Maßnahme anzusetzen, dafür ist die alte "Wintel"-Partnerschaft immer noch zu eng. Unter Linux mag der Fall anders liegen, dort hat Intel weit weniger Einfluß und dort sind auch aufgrund der vielen darauf laufenden Servern andere Sicherheitsanforderungen im Spiel. Auch bei Linux wird allerdings derzeit HyperThreading im Zuge der Patches gegenüber den verschiedenen CPU-Sicherheitslücken nicht per default deaktiviert – dies ist nur eine Empfehlung für Systeme mit besonders hohen Sicherheitsanforderungen. Im übrigen ist HyperThreading auch bei der neuen CPU-Sicherheitslücke MDS keine Voraussetzung, sondern erhöht "nur" die Erfolgschancen eines Angriffs (enorm). Die ganzen Sicherheitspatches müssen also trotzdem aktiviert werden, allein das Abschalten von HyperThreading ergibt keinen vollständigen Schutz vor Spectre, MDS & Co.

Die kommende letzte Mai-Woche bringt die wohl wichtigste IT-Messe der Welt – die Computex in Taiwan von 28. Mai bis 1. Juni. Üblicherweise werden auf der Computex viele Produkte in einem Sample-, Vorserien- oder auch schon Serien-Status gezeigt, welche dann über den Sommer und Herbst des Jahres in den Markt entlassen werden – insbesondere von den Platinen-Herstellern (für Mainbards & Grafikkarten) aus Taiwan und China. Große Produkt-Releases, die üblicherweise von zahlreichen Launchreviews begleitet werden, sind hingegen nicht im Zeitrahmen einer solchen Messe zu erwarten – schließlich ist ein bedeutender Teil der Fachpresse vor Ort und nicht im heimischen Benchmark-Studio. Kleine bzw. nicht so viel Öffentlichkeit anziehende Produkt-Release sind dagegen dennoch möglich: Denkbar für diese Computex sind AMDs Ryzen 3000G APUs (mit Zen+/Vega-Unterbau), AMDs 500er Mainboard-Chipsätze für die kommenden Ryzen 3000 Prozessoren sowie Intels nächste HEDT-Generation in Form von Cascade Lake X. Die ersten beiden sind derzeit faktisch ziemlich sicher für die Computex, während man von dieser neuen HEDT-Generation seitens Intel zuletzt kaum noch etwas gehört hat, ein späterer Termin somit genauso denkbar wäre. Damit steht die Computex 2019 nochmals mehr unter dem Eindruck kommender AMD-Produkte – denn neben den genannten APUs und Mainboard-Chipsätzen wird AMD mit seiner Computex-Keynote über die neuen CPU- und GPU-Architekturen für das Jahr 2019 sprechen, Zen 2 & Navi.

Ob es dabei auch zur einer Vorstellung (nicht Launch) konkreter Produkte kommt, ist allerdings vollkommen offen. Der kolportierte Launch-Termin für Ryzen 3000 und Navi vom 7. Juli 2019 (welcher auch durch die offizielle Information gestützt wird, das jene Produkte für AMD erst im dritten Quartal geschäftswirksam werden sollen) spricht nicht gerade dafür, das jetzt sechs Wochen vorher schon konkrete Modelldaten ausgepackt werden. Möglich ist dies natürlich trotzdem, nur sollte man darauf nicht gerade bauen. Die letzten Anzeichen sprechen zudem auch dafür, das AMD seine Computex-Keynote eher dafür benutzen wird, über "High-Performance Computing" zu sprechen, sprich Server und Supercomputer. Hier kann man mit Zen 2 schließlich viel mehr reißen – zum einen beim Performance-Unterschied zur Vorgängergeneration, zum anderen bei den erzielbaren Marktanteilen und Umsätzen. Gut möglich, das AMD zum Zen-2-basierten Epyc "Rome" dann auch bei den Modelldaten konkreter wird, schließlich muß man Server-Prozessoren nicht zwingend direkt nach der Vorstellung ausliefern. Damit dürfte dann sicherlich auch eine gewisse Vorstellung der Zen-2-Architektur einhergehen. Alles weitere wird man sehen müssen, sprich ob besonders viel zu Ryzen 3000 und Navi gesagt wird. AMDs Computex-Keynote läuft in der Nacht zum Montag um 04:00 deutscher Zeit, AMD wird hierzu einen Livestream sowie (eine Stunde nach Ablauf) ein Replay auf YouTube zur Verfügung stellen.

Noch im Vorfeld der Computex hat Intel am Sonntag ein erstes Störfeuer gegenüber AMD gesetzt, indem man laut der ComputerBase Intel-eigene Grafik-Benchmarks zu Ice Lake gegenüber den aktuellen AMD-APUs auf einem Pre-Show-Event gezeigt hat. Dabei verspricht Intel mittels Ice Lake auf Basis derselben TDP (von 25 Watt) eine Grafik-Performance auf Augenhöhe bzw. sogar leicht besser als bei AMDs Picasso-APUs – im Schnitt der hierbei angestellten 9 Tests sind es im genauen +6,4% zugunsten von Intels Ice Lake gegenüber einem Ryzen 7 3700U. Dies ist sicherlich eine gute Leistung, immerhin ist die Grafik-Performance das erklärte Steckenpferd der AMD-APUs, konnte Intel bislang nur mit den großen GT3- und GT4-Lösungen kontern. Der benutzte Ice-Lake-Prozessor führt hingegen "nur" die standardmäßige GT2-Grafik ins Feld – welche natürlich wie bekannt gegenüber derzeitigen GT2-Lösungen sehr deutlich aufgebohrt wirde. Sicherlich kann man darüber diskutieren, das Intel bei diesen Benchmarks seinen Ice-Lake-Prozessor mit DDR4/3733 laufen lassen hat und den Ryzen 7 3700U nur mit DDR4/2400 – andererseits liegen so nun einmal die offiziellen Spezifikationen dieser Prozessoren. Eher interessant ist da die Frage, ob dieser Wettstreit jemals auch wirklich in der Anwenderpraxis vorkommt – dafür müsste Intel Ice Lake nämlich tatsächlich noch dieses Jahr herausbringen, Anfang nächsten Jahres wird schließlich mit "Renoir" eine Zen-2-basierte Ablösung der aktuellen Picasso-APUs erwartet.