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Hardware- und Nachrichten-Links des 30. April 2021

Die PC Games Hardware hat sich eingehend mit dem ART-Mark RayTracing-Benchmark beschäftigt bzw. hierzu eigene Benchmarks angestellt. Jene bestätigen erst einmal ein Performance-Bild, wonach Ampere weit vor Turing und RDNA2 herauskommt – mit erheblich größerem Vorsprung als ansonsten üblich. Beispielsweise reicht die RayTracing-Performance einer GeForce RTX 3060 Ti aus, um eine GeForce RTX 2080 Ti oder Radeon RX 6900 XT zu überflügeln – obwohl letztgenannte Karten im regulären Performance-Index deutlich vor der GeForce RTX 3060 Ti stehen. Interessanterweise gleicht sich hingegen die RayTracing-Performance von nVidias Turing-Generation mit AMDs RDNA2-Generation – wohl deswegen, weil es sich um die allererste RayTracing-Implementierung seitens der jeweiligen Chip-Entwickler handelt.

RT=High RT=Ultra RT=Ultra+DLSS
GeForce RTX 3090 66,2 fps 16,9 fps 35,2 fps
GeForce RTX 3060 Ti 35,8 fps 10,0 fps 21,0 fps
GeForce RTX 2080 Ti 30,2 fps 6,6 fps 14,1 fps
Radeon RX 6900 XT 29,0 fps 8,1 fps -
Radeon RX 6700 XT 16,8 fps 4,7 fps -
GeForce RTX 2060 Super 16,5 fps 3,4 fps 7,2 fps
gemäß der Benchmarks der PC Games Hardware mit dem ART-Markt unter jeweils FullHD/1080p (DLSS-Modus: Quality)

Demgegenüber ist nVidia mit der aktuellen Ampere-Generation deutlich davongezogen, die Performancegewinne zwischen GeForce RTX 2080 Ti zu GeForce RTX 3090 liegen bei +119% bis +171%, sprich durchgehend mehr als das Doppelte. Genau an dieser Stelle zeigt sich die Ampere-Architektur also mal von ihrer starken Seite – hierbei dürften sowohl die eigentlichen RayTracing-Verbesserungen als auch die Verdopplung der FP32-Einheiten positiv zusammengewirkt haben. Allerdings geht die PCGH auch davon aus, dass jener enorme RayTracing-Vorteil der Ampere-Architektur erst in der zweiten Hälfte der 20er Jahre zur Grundvoraussetzung für reale RayTracing-Spiele wird. Bis dahin sollen die Spiele-Entwickler eher Rücksicht auf die ersten RayTracing-Beschleuniger (Turing) nehmen – was somit auch gut für RDNA2 ist.

Allerdings kann sich gerade AMD damit nicht zurücklehnen, sondern muß zusehen, mittels der kommenden RDNA3-Generation in der Frage der RayTracing-Performance eher einen doppelten Generation-Sprung hinzulegen: Denn bei RDNA3 dürfte es vermutlich nicht ausreichend sein, nur die RayTracing-Performance von Ampere zu erzielen – sondern man muß da auch schon an die Ampere nachfolgenden NextGen-Beschleuniger von nVidia denken (selbst wenn jene etwas später kommen sollten). RayTracing-Performance wird aus Sicht des Grafikkarten-Marktes nicht erst dann relevant, wenn die Spieleentwickler jenes Grafik-Feature vollständig adaptiert haben – sondern wahrscheinlich bereits mit der 2022er Grafikchip-Generation, wo eine erhebliche Performance-Differenz unter RayTracing dann eben nicht mehr einen (halbwegs) ignorierbaren Punkt darstellen dürfte.

Ein feiner Artikel seitens Igor's Lab beleuchtet Details der Rocket-Lake-Leistungsaufnahme anhand des Spitzenmodells Core i9-11900K. Hierbei hat man sich auf kurze Lastspitzen im Bereich weniger Milli- und Micro-Sekunden konzentriert, da es bei der durchschnittlichen Leistungsaufnahme nicht viel zu berichten gibt: Der Core i9-11900K läuft (nahezu) 56 Sekunden mit bis zu 251 Watt – und geht danach auf 125-127 Watt herunter, ganz wie es Intels Vorgaben vorsehen. Die Lastspitzen zeigen hingegen ein gänzlich anderes Bild, hierbei ergeben sich im PL1-Modus (bei durchschnittlich bis zu 251 Watt) kurzzeitige Verbrauchswerte bis zu 340 Watt. Da dies noch im Millisekunden-Bereich liegt, könnte hieran das Netzteil durchaus wegen Überlastung abschalten – wenn es denn so wenig Reserven hat. Von AMDs Consumer-Prozessoren sind im übrigen keinerlei so hohe Lastspitzen bekannt, laut Igor's Lab kommt ein Ryzen 9 5900X an derselben Stelle auf ca. 225 Watt – und damit über 100 Watt weniger.

Noch interessanter ist allerdings, was auf der Ebene von Micro-Sekunden passiert: Wiederum im PL1-Modus gemessen zeigen sich drastische Lastwechsel zwischen zumeist ca. 300 Watt und kurzzeitig ca. 100 Watt. Letztere haben nur für 1-2 Millisekunden Bestand, werden daher noch unterhalb der Schwelle der Abschaltautomatik vernünftiger Netzteile liegen. Der Zweck selbiger Lastwechsel liegt wohl daran, dauerhaft etwas mehr Strom als rein durchschnittlich gestattet zuzuführen – und mit der kurzzeitigen Absenkung wird das ganze für den Durchschnitt wieder ausgeglichen. Ob es gänzlich gesund ist, ständig die Stromzuführung zu ändern, steht auf einem anderen Blatt – vermutlich dürfte Intel aber seine Erfahrungswerte damit haben und es in der Praxis bei millionenfach verbauten Prozessoren kaum übertreiben. Seltsam sieht es trotzdem aus – wobei an dieser Stelle leider eine Aussage dazu fehlt, wie sich dieser Fall bei AMD darstellt. In der Summe muß man bei Rocket Lake in der Spitze mit beachtbar oberhalb der offiziellen Angaben liegenden Spitzen-Verbrauchswerten rechnen bzw. dies bei seiner Netzteil-Kalkulation einbeziehen.

Laut Heise hat die Diskussion über die mit bis zu 145 Milliarden Euro veranschlagte EU-Förderung zur Halbleiter-Herstellung nun auch Politik & Wirtschaft erreicht – wobei erstaunlicherweise insbesondere die Wirtschaft mehrheitlich wenig von diesen Plänen hält. Grund hierfür ist die (seitens der EU) geplante Ausrichtung auf eine technologisch führende Halbleiterfertigung bei 5nm bis 2nm. Die Wirtschaft mängelt hiergegenüber an, dass für die europäischen Abnehmer primär der Technologie-Bereich dahinter (22nm bis 10nm) interessant wäre – beispielsweise für die Autoindustrie, welche aufgrund Fehlplanungen und ungünstiger Entwicklung derzeit wegen Chip-Mangels nicht so fertigen kann, wie man eigentlich wollte. Augenscheinlich hat sich jedoch der hierfür federführende EU-Kommissar auf eine technologisch führende Halbleiterfertigung eingeschossen, sprich zählen Argumente wohl nicht mehr viel.

Da der Aufbau eigener Halbleiter-Fertiger selbst mit dieser Geldsumme kaum zu schultern ist (dafür fehlt vor allem das passende Spitzen-Personal), könnte es am Ende darauf hinauslaufen, dass die EU bestehenden Halbleiterfertigern aus den USA (Intel) oder Fernost (Samsung & TSMC) ihr europäisches Werk mehr oder weniger komplett finanziert (Intel scharrt wohl schon mit den Hufen). Dies würde zumindest bezüglich der benötigten Arbeitskräfte sowie der Wertschöpfung innerhalb von Europa einen Vorteil ergeben. Eine "eigene" Halbleiterindustrie oder gar "Unabhängigkeit" sieht allerdings anders aus – jene kann kaum unter dem Dach nicht-europäischer Firmen erreicht werden. Das Fördergeld bekommt man sicherlich irgendwie "los", die Frage ist nur, wie effektiv das ganze am Ende war. Genauso gibt es aus der Industrie bereits Bedenken, dass es mit dem Aufbau von Produktionsstätten in der EU bei deren Fertigstellung in ein paar Jahren dann weltweit zu große Halbleiter-Kapazitäten geben könnte – da auch alle anderen großen Halbleiterfertiger derzeit umfangreiche Pläne zur Kapazitätsausweitung anschieben.