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Hardware- und Nachrichten-Links des 4. März 2020

Der am Donnerstag um 22 Uhr deutscher Zeit anstehende AMD "Financial Analyst Day" (FAD) hat mit seiner Zeitdauer von 5 Stunden viel Platz für Teaser & Ankündigungen zukünftiger AMD-Produkte – und wird dennoch natürlich in erster Linie zugunsten der anwesenden Investoren und Analysten abgehalten, ist also immer aus deren Sicht zu sehen. Regelrechte Produkt-Launches oder größere Abhandlungen mit genauen technischen Spezifikationen sind somit unwahrscheinlich, aber Ankündigungen auch von noch nicht offiziell vorgestellten Produkten (selbst des Consumer-Bereichs) durchaus drin. Auf dem FAD 2017 hatte AMD mit Epyc, Ryzen Mobile (Raven Ridge), Threadripper und der Radeon Vega "Frontier Edition" immerhin so einiges angekündigt – ergo steht diese Möglichkeit prinzipiell offen. Dieses Jahr warten bei AMD noch Arcturus, Renoir für Desktop, Zen 3 für Desktop, HEDT & Server sowie Navi 2X auf eine offizielle Ankündigung, zudem könnte AMD breit auf die NextGen-Konsolen eingehen. Jene dürften für die Analysten besonders interessant sein, kommt hierbei doch ein ziemlich garantiertes, langfristig laufendes Geschäft auf AMD zu. Die größten Chancen auf eine breitere Vorstellung haben dabei Arcturus sowie die AMD-Technik in den NextGen-Konsolen – alles weitere wäre dann ein Bonus. Allerdings wird man dafür dann auch Durchhaltevermögen benötigen, denn jene 5 Stunden Livestream werden sicherlich zuerst mit drögen Finanzzahlen anfangen, womit der spannende Teil mutmaßlich erst um einiges nach Mitternacht kommt.

AMD-Produkte 2020
Arcturus HPC-Chip mit 128 Shader-Clustern auf Vega-Basis wahrschl. Frühling
Renoir Desktop Desktop-APUs auf Renoir-Basis = Ryzen 4000G Serie wahrschl. Sommer
Navi 2X Consumer-Grafikkarten auf RDNA2-Basis mit Hardware-RayTracing wahrschl. Sommer
Vermeer (Zen 3) Desktop-Prozessoren auf Zen-3-Basis = Ryzen 4000 Serie wahrschl. Spätsommer/Herbst
Milan (Zen 3) Server-Prozessoren auf Zen-3-Basis = Epic 7xx3 Serie wahrschl. Herbst/Winter oder 2021
Genesis (Zen 3) HEDT-Prozessoren auf Zen-3-Basis = Ryzen Threadripper 4000 Serie wahrschl. Winter oder 2021
PS5 & XBSX NextGen-Konsolen mit AMD-Technik (Zen 2 & RDNA2) bestätigt Vorweihnachts-Zeit

Die ComputerBase notiert Intel-Aussagen zu deren Fertigungstechnologie – welche mit dem Eingeständnis anfangen, das die 10nm-Fertigung letztlich nur mäßig herauskommt, das jedoch bei Intels 5nm-Fertigung dann alles wieder in Ordnung sein und Intel fertigungstechnisch wieder in Führung gehen soll. Beachtenswert hieran ist vor allem die getroffene Zeitangabe der Jahre 2022/23, wo 5nm bei Intel spruchreif werden soll – was nach der unendlichen Geschichte der 10nm-Fertigung wohl nicht ganz glaubwürdig rüberkommt. Immerhin wird Intel erst spät im Jahr 2021 auf die 7nm-Fertigung umstellen, dies aber augenscheinlich nur mit HPC-Produkten des Grafik-Bereichs ("Ponte Vecchio") – sprich dort, wo die Kostenlage weitgehend uninteressant ist. Für Intels reguläre PC-Prozessoren kommt 7nm sicherlich erst im Jahr 2022 – und dann wäre 5nm bestenfalls zwei Jahre später dran. Dies setzt allerdings voraus, das Intel seinen früheren Rythmus von einer neuen Fertigungstechnologie aller zwei Jahre wiederfindet – was irgendwie unwahrscheinlich ist angesichts der zunehmenden Schwierigkeiten von neuen Fertigungstechnologien. Dann gleichzeitig noch technologisch in Führung gehen zu wollen, ergibt so etwas wie eine eierlegende Wollmilchsau – was aus heutiger Sicht einfach arg unwahrscheinlich aussieht.

Schnelle Fortschritte sind zwar auch bei Intel denkbar, zuletzt haben die anderen Halbleiterfertiger jene aber regelmäßig durch eine zurückgehende Technik-Differenz zwischen ihren jeweils neuen Fullnodes gelöst – sprich, damit sind dann kaum noch Chips mit doppelter Transistorenanzahl auf gleicher Chipfläche und gleichem Power-Budget zu bauen. Sofern Intel sich für diesen Weg entscheidet, kann man zwar die eigenen Zeitpläne zukünftig wieder einhalten, aber eine technologische Führerschaft ist darüber nicht so schnell zu erlangen bzw. würde in jedem Fall nicht besonders deutlich ausfallen. Intel wird sicherlich nach den langjährigen Mißerfolgen mit der 10nm-Fertigung seiner Chipfertigungs-Abteilung entsprechend Feuer unter dem Hinter gemacht haben, aber der einmal aufgebaute Rückstand ist dann auch nicht in einem Husarenritt innerhalb kürzester Zeit wieder aufzuholen. Zu beachten wäre bei allen Intel-Aussagen natürlich, das die angebenen Node-Bezeichnungen jeweils grob einem tieferen Node bei Samsung & TSMC entsprechen. Intels 10nm entspricht also TSMC 7nm, Intels 7nm dann TSMC 5nm und Intels 5nm dürfte TSMCs 3nm entsprechen. Mittels den vielen Änderungen der Chipfertigungs-Strategie bei Intel könnte sich diese Zuordnung allerdings langfristig durchaus noch einmal verschieben.

Das chinesische Expreview (maschinelle Übersetzung ins Deutsche, via Videocardz) berichtet über mehrere bei einem chinesischen Einzelhändler aufgetauchte "Radeon RX 590 GME" Grafikkarten, welche dort seitens verschiedener Grafikkarten-Hersteller für eine Auslieferung ab dem 9. März angeboten werden. Augenscheinlich liegt hier wieder einmal der Fall einer chinesischen Sondervariante vor, welche ihren Ursprung aber (wegen der konzentrierten Aktion) durchaus bei AMD selber haben dürfte. Die Radeon RX 590 GME tritt dabei mit der bekannten Hardware an, hat allerdings niedrigere, an die Radeon RX 580 angelehnte Taktraten. Die hierzu zitierten Taktraten entstammen dabei allesamt von bekannt werksübertakteten Modellen, sind also schwierig zu werten – aber letztlich doch in der Nähe der offiziellen Taktraten zur Radeon RX 580 von 1257/1340/4000 MHz. Gerechnet auf den jeweiligen Referenztakt kann man somit sagen, das die Radeon RX 590 GME augenscheinlich der Radeon RX 580 entspricht bzw. deren Performance-Profil womöglich in Gänze übernimmt. Unbekannt ist derzeit aber noch, ob dies dann auch mit einem abgesenktem Stromverbrauch bzw. niedrigerem Power-Limit (gegenüber der regulären Radeon RX 590) korreliert.

Chip-Basis Technik FHD Perf.Index Release
Radeon RX 590 GME ? 2304 SE @ 256 Bit GDDR5 ? 9. März 2020
Radeon RX 590 Polaris 30 2304 SE @ 256 Bit GDDR5, 1469/1545/4000 MHz 650% 15. November 2018
Radeon RX 580 Polaris 20 2304 SE @ 256 Bit GDDR5, 1257/1340/4000 MHz 590% 18. April 2017
Radeon RX 480 Polaris 10 2304 SE @ 256 Bit GDDR5, 1120/1266/4000 MHz 560% 29. Juni 2016

Über den Hintergrund der Karte wird derzeit noch gerätselt: Videocardz gehen hierbei von einer Polaris-20-Abstammung aus – was dann Sinn ergibt, wenn AMD noch zu viele von diesen 14nm-Chips hat und jene nicht mehr in der sicherlich irgendwann zurückgehenden Nachfrage nach Radeon RX 570/580 Karten unterbringen kann. Eine alternative Auflösung würde dagegen auf eine Polaris-30-Abstammung lauten: In diesem Fall hätte AMD zu viele dieser 12nm-Chips, welche nicht mehr über die schwindende Nachfrage zur Radeon RX 590 verkaufbar sind und nun einfach in einem "Nachbau" der Radeon RX 580 unters Volk gebracht werden. Dafür sprich, das sich der Polaris-20-Chip über die Radeon RX 570 sowie die genauso exklusiv in China angebotene Radeon RX 560 XT wahrscheinlich weiterhin gut (zu klaren Einsteiger-Preisen) absetzen lassen wird, das aber über die neue Radeon RX 5500 Serie speziell die Absatzchancen der Radeon RX 590 und damit des Polaris-30-Chips ziemlich stark leiden dürften – bei diesen 200-Euro-Modellen nimmt man dann halt lieber die neuere Lösung anstatt der älteren. Möglicherweise gibt es schon am 9. März genaueres zu dieser Karte, eventuell auch entsprechende Benchmarks, welche die vorläufige Performance-Einordnung bestätigen (oder ersetzen) können.