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Hardware- und Nachrichten-Links des 5./6. Juni 2021

Gamers Nexus zeigen auf YouTube u.a. einen Leak zu AMDs Zen 4 "Raphael" vom März letzten Jahres (2020). Jener konnte seinerzeit nicht bestätigt werden und wurde somit seitens Gamers Nexus nicht öffentlich gemacht. In Teilen tröpfeln nunmehr jedoch Bestätigungen hierfür herein, so dass Gamers Nexus die Veröffentlichung dieses Leaks somit nachträglich nachgeholt haben. Dabei ergeben sich allerdings aufgrund der zeitlichen Differenz inzwischen auch Veränderungen, welche allein aus einer Präzisierung bzw. Anpassung von AMDs eigenen Planungen resultieren können. So geht man inzwischen von einer höheren TDP aus, genauso überrascht die (im Video gezeigte) Plattform-Darstellung von "Raphael" auf (angeblich) Sockel AM4 mit DDR4-Support. Insofern kann man leider nicht alles so ernst nehmen aus diesem älteren Leak – allerdings ergeben sich dennoch zwei relevante Ansatzpunkte.

Erstens einmal wird die integrierte Grafik in Raphael bestätigt, welche lange Zeit im Gespräch war und zuletzt auch auf einer anderen (genauso unbestätigten) Roadmap zu sehen war. Jene Grafik wird als extra Chip unter der 7nm-Fertigung erstellt und dann mit den aus der 5nm-Fertigung kommenden CCDs von Raphael zusammengepflascht – womit AMD voll flexibel ist und auch Prozessoren-Modelle ohne iGPU anbieten könnte. Die iGPU macht dann zudem direkte Mobile-Ableger von "Raphael" möglich (explizit im Leak genannt), wo AMD bislang nur seine APUs einsetzen konnte. Und zweitens erwähnt der Leak klar "Warhol" als Raphael-Vorgänger – eine erste Bestätigung abseits einer früheren Roadmap. Inwiefern Warhol allerdings derzeit noch auf AMDs Speiseplan steht, läßt sich nicht mit Gewißheit sagen – dafür ist dieser Leak dann zu alt, könnten sich AMDs Pläne tatsächlich inzwischen geändert haben.

Anfang April gab es seitens WCCF Tech ein Gerücht über eine (angeblich) drohende Knappheit bei Intels "Rocket Lake" – welche sich zur Mitte bis Ende des zweiten Quartals äußern sollte. Dieser Zeitpunkt ist nunmehr grob erreicht, von einer Knappheit bei "Rocket Lake" kann jedoch keine Rede sein: Die Prozessoren sind beim Geizhals-Preisvergleich auch weiterhin in zumeist guter Menge gelistet. Die dabei aufgerufenen Preislagen entsprechen auch grob dem Listenpreis – welchen die von Intel gemachten Dollar-Preise nach Währungskurs-Umrechnung sowie Mehrwertsteuer-Aufschlag im deutschen Einzelhandel üblicherweise erreichen sollten. Allein für die "Core i9" Spitzenmodelle werden derzeit etwas höhere Einzelhandelspreise genommen, doch zumindest ist deren Verfügbarkeit ähnlich vernünftig wie bei den übrigen Modellen.

Hardware Listenpreis Straßenpreis Verfügbarkeit
Core i9-11900K 8C/16T, 3.5/4.8/5.3 GHz, 125W $539 570-650 Euro ★★★★☆
Core i9-11900KF 8C/16T, 3.5/4.8/5.3 GHz, 125W $519 625-700 Euro ★★★☆☆
Core i7-11700K 8C/16T, 3.6/4.6/5.0 GHz, 125W $399 367-410 Euro ★★★★☆
Core i7-11700KF 8C/16T, 3.6/4.6/5.0 GHz, 125W $374 371-410 Euro ★★★★☆
Core i5-11600K 6C/12T, 3.9/4.6/4.9 GHz, 125W $262 239-270 Euro ★★★★☆
Core i5-11600KF 6C/12T, 3.9/4.6/4.9 GHz, 125W $237 227-260 Euro ★★★☆☆
Core i5-11400 6C/12T, 2.6/4.2/4.4 GHz, 65W $182 209-230 Euro ★★★★☆
Core i5-11400F 6C/12T, 2.6/4.2/4.4 GHz, 65W $157 188-220 Euro ★★★☆☆
Preisstand: 6. Juni 2021 (Nachts) beim Geizhals-Preisvergleich

Augenscheinlich hat Intel seine (letztmalig eingesetzte) 14nm-Fertigung nun endlich im Griff und kann nicht nur seine (mengenmäßig überwiegenden) OEM-Verträge, sondern eben auch den Retail-Markt gut beliefern. In letzterem ist "Rocket Lake" zwar sicherlich kein Produkt, wofür die großen Massen anstehen, aber die wirklichen Stückzahlen gehen bei Intel sowieso im OEM-Geschäft durch die Bücher. Der Retail-Markt ist dabei nur ein Gradmesser für die Schere zwischen Bedarf und Liefermenge, da Intel bei Knappheit immer zuerst die Nachlieferungen in den Retail-Markt kappen wird, die OEMs (wegen fester Verträge) logischerweise bevorzugt. In gewissem Sinne haben die 14nm-Probleme von Intel anno 2018/19 somit jetzt sogar noch etwas gutes für Intel ergeben: Dadurch hat man seine Anstrengungen zugunsten einer substantiellen Ausweitung der Fertigungskapazitäten bereits hinter sich – während die anderen Chipfertiger nun erst einmal jahrelang strampeln werden müssen, um auf die Intel-Kapazitäten zu kommen.

Weit beachtet über das Wochenende wurde im englisch-sprachigen Internet eine Ausarbeitung zur Korrekheit von Leaks auf Reddit (Datenmaterial auf Google Docs) bzw. demzufolge zur Trefferquote einzelner Leaker. Hierbei wurden insgesamt 2016 Behauptungen durch bekannte Leaker gesammelt, 1365 davon wurden dann auf ihre Richtigkeit hin bewertet (alle anderen liegen noch in der Zukunft und können daher derzeit nicht bewertet werden). Von der Idee her ist dies eine hervorragende Arbeit – welche jedoch leider im Detail arg liederlich durchgeführt wurde. Es wurden innerhalb kurzer Zeit reihenweise Fehler in der Beurteilung der Leaks auf deren Korrektheit gefunden, welche bei einer solcherart faktisch persönlichen Bewertung nicht in dieser Anzahl vorkommen dürfen. Vor allem aber hat der Ersteller nicht sauber getrennt zwischen tatsächlichen Leaks und einfach nur Vermutungen – jene wurden allesamt in denselben Topf geworfen.

Damit geht die Auswertung dann jedoch am Ziel vorbei, die treffsicheren Leaker zu erkennen – denn dies würde nur möglich sein, wenn man rein nur die Leaks bewertet, nicht aber die Vermutungen. Für eine Auswertung, wer am besten über zukünftige Hardware raten kann, taugt das ganze dann aber auch wieder nicht – dafür müsste man die Leak herauslassen und nur die Vermutungen benutzen. Die Ausarbeitung mag viel Zeit gekostet haben und ist daher ihre Anerkennung wert, dennoch ist der reale Informationsgewinn arg niedrig und vor allem die Prozentwertung pro Leaker regelrecht substanzlos. Dass dort ebenfalls (untergeordnet) genannte 3DCenter mag hierfür das beste Beispiel sein: Keines der von 3DCenter auf Twitter gemachten Postings war tatsächlich ein Leak (genauer dokumentiert auf Reddit) – sondern meistens sogar klar erkennbare Erklärungen zu Leaks samt weiterführender Vermutungen.

Die Fehlerquote des Auswertungs-Erstellers schließt dabei auch Fälle ein, wo eine offizielle AMD-Roadmap nur erklärt wurde (zweifelsfrei kein Leak) oder wo auf Basis einer offiziellen Produkt-Vorstellung berichtet wurde (ganz garantiert niemals ein Leak). Mit dieser miesen Trefferquote des Ausarbeitungs-Erstellers geht wahrscheinlich unter, dass die grundsätzliche Richtung des ganzen eher sehr positiv ist: Die meisten wirklichen Leaker kommen auf hohe Trefferquoten, abzüglich des Punkts der falsch eingeordneten Vermutungen dürfte deren Trefferquote nochmals beachtbar höher liegen. Würde man die ganze Ausarbeitung nochmals solide erstellen, dürften fast alle wirklichen Leaker in einem tiefgrün landen bzw. mit sehr hohen Trefferquoten herauskommen. Dies ist ja letztlich auch der Grund, wieso 3DCenter seit letztem Sommer selber (englischsprachig) auf Twitter unterwegs ist – weil man dort näher an den wirklichen Leakern dran ist.