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Lucid zeigt externe Grafiklösung per Thunderbolt

Das Laptop Mag berichtet über eine Veranstaltung im Umfeld des letzten Intel Developer Forums, bei welchem Lucid eine neue, Thunderbolt-basierte externe Grafiklösung demonstriert hat. Zu Demonstrationszwecken wurde eine (nicht näher bestimmte) Radeon HD 6700 Grafikkarte benutzt, welche die gegenüber der im benutzten Ultrabook verbauten Intel HD Graphics 4000 erzeugte Framerate glatt verdreifachen konnte.

Technologisch interessant ist dabei die Anbindung über Thunderbolt, da jener Standard bislang keinen größeren Praxisnutzen gegenüber USB 3.0 vorbringen kann – außer eben im Bereich der externen Grafik, wo die höhere Bandbreite von Thunderbolt (10 GBit/sec) gegenüber USB 3.0 (4 GBit/sec) auch wirklich gebraucht würde. Auf die Bandbreite heutiger PCI-Express-Anbindungen kommt Thunderbolt damit natürlich mitnichten – ein PCI Express 2.0 x16 Steckplatz erreicht immerhin gleich 64 GBit/sec, Thunderbolt ist damit in der Theorie nur knapp schneller als PCI Express 2.0 x2 (8 GBit/sec). In der Praxis wird Thunderbolt zudem intern gern mit PCI Express 2.0 x2 angebunden – und ist damit natürlich auf dessen Bandbreite begrenzt.

Im Demonstrationsbeispiel reichte dies aber aus, um die benutzte Radeon HD 6700 Karte nicht entscheidend auszubremsen, die Verdreifachung der Performance kommt grob in die Nähe des realen Leistungsunterschied zwischen Intel HD Graphics 4000 und einer Radeon HD 6700 Grafikkarte (ca. das vier- bis fünffache). Allerdings scheint Lucid wohl nicht die dafür notwendige Hardware in Form eines externen Gehäuses mit PCI-Express-Steckplatz samt entsprechendem Netzteil bauen zu wollen, sondern sich allein auf die Software zu beschränken, welche das ganze steuert und dabei sogar ein Ab- und Anstecken der externen Grafiklösung im laufenden Windows-Betrieb unterstützt.

Damit ist also nicht sicher, ob hier jemals ein marktreifes Produkt herauskommt. Nach wie vor wird der Punkt externer Grafik von den meisten Herstellern immer noch halbherzig angegangen, obwohl hier durchaus ein Kundeninteresse vorliegt. Es überwiegt aber am Ende jedoch das Interesse der Grafikchip-Entwickler, auch langfristig noch extra Mobile-Grafiklösungen zu höheren Preisen abzusetzen anstatt auch im Mobile-Segment mit den viel geringeren Preisen des Desktop-Segments leben zu müssen. Wäre dies andes, hatten AMD und nVidia schon längst in Eigeninitiative eine brauchbare externe Grafiklösung (außerhalb proprietärer Geräte für einzelne Notebooks) realisiert.

Zu erwähnen zu Thunderbolt wäre noch die schöne Möglichkeit der Port-Bündelung, womit man die zur Verfügung stehende Bandbreite theoretisch schnell nach oben treiben kann. Dabei wird aber gern vergessen, daß im Intel-Bereich die Mainboard-Chipsätze nur eine begrenzte Anzahl an PCI Express Lanes zur Verfügung stellen (derzeit maximal 8, wovon natürlich nicht alle für Thunderbolt draufgehen dürfen) und am Ende auch noch sowieso recht schmalbandig mittels DMI 2.0 (20 GBit/sec) an die CPU angebunden sind. Eine einfache Thunderbolt x2 Port-Bündelung, angebunden an PCI Express 2.0 x4, würde sich hiervon gleich 16 GBit/sec nehmen, was derzeit bei Intel-Systemen das maximal erreichbare für Thunderbolt darstellt (und hoffentlich genügend Bandbreite für die anderen Aufgaben des Mainboard-Chipsatzes übrig läßt).

Mit dieser einfachen Thunderbolt x2 Port-Bündelung verliert man auf heutigen Grafikkarten etwas an Performance je nach Anwendung, was aber zum jetzigen Zeitpunkt als noch verschmerzbar erscheint. Zwar steigen die Anforderungen an die Grafikkarten-Anbindung über die Zeit, aber wenn man nicht gerade eine ausgewachsene NextGen HighEnd-Grafikkarte einsetzt, würde man mit so einem solchen System auch mittelfristig noch gut mitkommen. Zum späteren erneuten Aufrüsten eignet sich diese Konstruktion aufgrund der limitierten Anbindung natürlich nicht. Das größte Problem an dieser Idee dürfte jedoch die Thunderbolt Port-Bündelung sein – aller Vermutung nach muß diese Mainboard-seitig realisiert werden, was insbesondere im Notebook-Bereich auch zukünftig wohl kaum anzutreffen sein wird.

Thunderbolt ohne Port-Bündelung eignet sich jedoch nur zur Anbindung von Mainstream-Grafiklösungen wie eben der vorgenannten Radeon HD 6700, alle schnelleren Modellen dürften dann effektiv auf die Performance der Radeon HD 6700 heruntergebremst werden. Trotzdem dieser Performance-Grenze kann eine externe Grafiklösung mit Thunderbolt auch ohne Port-Bündelung interessant sein, da viele Notebooks eine weitaus schwächere Grafiklösung tragen oder aber oftmals eine gutklassige interne Grafiklösung aus Gewichtsgründen gar nicht erwünscht ist. Vielleicht wagt sich der eine oder andere Hersteller (neben MSI, von deren Thunderbolt-Gehäuse "GUS II" man leider nichts mehr neues gehört hat) hier noch einmal vor und bietet entsprechendes an – dann könnte man als Notebook-Käufer nämlich auch bewußt ein Gerät mit Thunderbolt-Anschluß vorziehen.