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News des 1. Februar 2022

In einem Video-Interview mit Hot Hardware hat AMD-Mitarbeiter Frank Azor zur Speicherbestückung der Radeon RX 6500 XT die bedeutsame Aussage getroffen, dass man zukünftig eventuell auch andere Speicherbestückungen erwarten kann. Das Video-Interview erschien schon am 6. Januar und somit noch vor dem Launch der Grafikkarte, die interessante Passage wurde aber erst jetzt seitens TechEpiphany @ Twitter wirklich ans Licht gebracht. Inwiefern das ganze eine belastbare Aussage darstellt, bleibt abzuwarten – so ernst muß man diese vergleichsweise unspezifische AMD-Aussage nun auch nicht nehmen. Aber zumindest läßt AMD sich die Option für 8 GB Grafikkartenspeicher auf der Radeon RX 6500 XT offen – was der Karte ihre PCI-Express-Problematik ersparen würde und zudem aus dem Stand in einem guten Performance-Boost resultieren sollte (man vergleiche die Performance-Differenz zwischen Radeon RX 5500 XT 4GB und 8GB),

Don't assume that four gigabytes will be the only graphics memory configuration that will ever exist of the 6500 XT.
Quelle:  AMDs Frank Azor im Video-Interview mit Hot Hardware am 6. Januar 2022

Die AMD-Erklärung, wonach die doppelte Speichermenge angesichts des Listenpreises von 199 Dollar schwer zu realisieren wäre, zieht allerdings nicht wirklich: Auch wenn der GDDR6-Speicher derzeit mehr kosten mag als früher, ist dessen Wertanteil nicht so hoch, als dass man zu aktuellen Straßenpreisen dies nicht dennoch hätte wirtschaftlich realisieren können. Womöglich fürchtet AMD, die Radeon RX 6500 XT eines Tages wirklich für 199 Dollar verkaufen zu müssen – aber zumindest anfänglich und zu aktuellen Straßenpreises wäre dies vermutlich zu realisieren gewesen. Eher zielführend ist das Argument, dass man mit nur 4 GB Grafikkartenspeicher üblicherweise außerhalb von Cryptomining-Interessen steht. Allerdings hat der Markt auch die Preise anderer 4-GB-Grafikkarten hochgezogen, die ganz große Auswirkung hat dies nicht – wobei davon abgesehen die Radeon RX 6500 XT schon von der reinen Mining-Power her eigentlich uninteressant sein sollte. Am Ende war es wohl ein Strauß von Argumenten, welche zu dieser Entscheidung bei AMD geführt hat – wobei die Option auf eine spätere 8-GB-Ausführung weiterhin existiert.

Hardwareluxx-Redakteur Andreas Schilling @ Twitter weist auf den Fall der "Asus GeForce RTX 3050 Phoenix" Grafikkarte hin, an welchem sich die ganze Verrücktheit des derzeitigen Grafikkarten-Markt in einem Exemplar-Beispiel ablesen läßt: Jener Karte hat Asus in den USA einen Asus-eigenen Listenpreis von $249 zugewiesen, wenngleich kein deutscher Listenpreis für diese Karte bekanntgegeben wurde. Aber aufgrund der Gleichheit des US-Listenpreises zu nVidias Preisvorgabe kann man annehmen, dass diese Karte in Deutschland dann eben 279 Euro kosten sollte, wieder gemäß nVidias deutschem Listenpreis. Asus setzt jene Karte jedoch im Asus-eigenen Online-Shop für 469,90 Euro an – negierend also den Asus-eigenen Listenpreis von 249 Dollar. In diesem Fall streicht ergo Asus den allergrößten Teil aus den aktuellen Preisübertreibungen ein bzw. beteiligt sich selbst tatkräftig daran.

Even though there was no MSRP in Germany, in the US the Phoenix GeForce RTX 3050 was announced by ASUS for $249 and is likely to have been released here as well at a starting price of 279 Euros. In the meantime, ASUS charges 469 Euros in its own store for this card. Insane …
Quelle:  Andreas Schilling @ Twitter am 1. Februar 2022

Momentan mag dies keine großen Auswirkung haben, denn die Karte ist im Asus-Shop aktuell nicht verfügbar. Zudem kann man durchaus argumentieren, dass ein besonders niedrigerer Preis nur Scalper-Angeboten auf eBay in die Hände spielt. Allerdings könnte Asus bei den Preisen seines eigenen Online-Shops durchaus eine gewisse Vorreiter-Rolle einnehmen – sprich den Retailer-Markt vor sich her treiben, anstatt oben auf der Welle der übertriebenen Preise mitzusurfen. Derzeit wäre ein Preis knapp unter 400 Euro zu empfehlen, dies liegt deutlich unter dem aktuellen Bestpreis von 449 Euro, reicht jedoch für Wiederverkäufer nicht zu einem wirklichen Geschäft. Perspektivisch muß natürlich das Ziel angepeilt werden, in die Nähe des Listenpreises zu kommen. Sicherlich dürfte dies auch Hersteller-intern schwierig durchzusetzen sein, da man dort natürlich zuerst an das Wohl des Unternehmens denkt, welches mit den höheren Grafikkarten-Preisen nicht schlecht fährt. Am Ende bleiben somit primär wieder nur die Konsumenten als Regulativ für diesen Grafikkarten-Markt übrig.

Die Benchmark-Webseite "UserBenchmark" – bekannt bisher für eine eindeutige Position zu CPU-Herstellern – gibt nun auch eine eindeutige Wertung bezüglich AMD- und nVidia-Grafikkarten ab, konkret erspäht zur Radeon RX 6500 XT seitens Twitterer T1beriu. Anstatt sich als Benchmark-Hersteller auf exakt diese Arbeit zurückzuziehen, wird im Fazit zur Karte doch deutlich gegenüber jener ausgeteilt – und zwar mit Argumenten, welche sich primär direkt gegen AMD richten, zumeist weniger gegen das konkrete Produkte. Zwar sind persönliche Wertungen immer genehm und auch Außenseiter-Meinungen legitim, besondere Würze liegt hier allerdings darin, dass der UserBenchmark seine Gesamtwertungen für komplexe Produkte wie CPUs & GPUs zum großen Teil aus Gewichtungen seitens des Benchmark-Erstellers bezieht – sprich eine stark Manipulations-anfällige Komponente.

Whilst the drought in the GPU market continues, street prices for AMD cards are around 50% lower than comparable (based on headline average fps figures) Nvidia cards. Many experienced users simply have no interest in buying AMD cards, regardless of price. AMD’s neanderthal marketing tactics seem to have come back to haunt them. Their brazen domination of social media platforms including youtube and reddit resulted in millions of users purchasing sub standard products. Experienced gamers know all too well that headline average fps are worthless when they are accompanied with stutters, random crashes, excessive noise and a limited feature set.
Quelle:  UserBenchmark zur Radeon RX 6500 XT, erfasst am 1. Februar 2022

Zumindest im CPU-Bereich hatte diese Gewichtungs-Funktion schon dazu geführt, dass (alte) Intel-Vierkerner in der Gesamtwertung vor (deutlich potenteren) Threadripper-Prozessoren gestellt wurden. Dies muß im Grafikkarten-Bereich nicht ganz so krass sein, da es dort schließlich auch nicht derart grundverschiedene Produkt-Ansätze wie Mainstream- und HEDT-Prozessoren gibt. Dennoch sollte man sich als Benchmark-Ersteller eigentlich generell, egal auf welcher Berechnungs-Methode der eigene Benchmark basiert, aus solcherart wertenden Aussagen heraushalten. Selbst wenn jedes einzelne Argument haltbar wäre, ist man als Benchmark-Hersteller automatisch einer höheren Neutralität verpflichtet. Eine Mißachtung dieser Grundregel kompromitiert umgehend den jeweiligen Benchmark, gerade wenn selbiger maßgeblich auf (nicht offengelegten) Gewichtungen basiert.