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News des 20. Januar 2022

der8auer @ YouTube hat die ersten B660-Platinen zur BLCK-Übertaktung von Alder Lake non-K erfolgreich getestet. Auf einem "Asus ROG Strix B660-G Gaming WIFI" lief ein Core i5-12400 (2.5/4.0/4.4 GHz) mit einem AllCore-Boost von 4.6 GHz – und konnte dabei sogar noch von einem Boxed-Kühler im Zaum gehalten werden. Mit besserem Kühler waren auf einem "Asus ROG Strix B660-F Gaming WIFI" Mainboard sogar 5.0 GHz AllCore-Boost möglich, welche selbst in einem Cinebench-Durchlauf gehalten werden konnten. Die genannten Asus-Platinen gehören nicht zu den günstigsten B660-Boards (ab 210 Euro bzw. ab 250 Euro), aber besser als Z690-Platinen mit selbiger Funktionalität ist es allemal. Mit diesen B660-Platinen wird die BLCK-Übertaktung von Alder Lake non-K somit zur gangbaren Option – gerade weil es schon eine Weile her ist, wo man am CPU-Hersteller vorbei übertakten konnte.

BLCK-Übertaktung B660-Chipsatz Z690-Chipsatz
erfolgreich Asus ROG Strix B660-F Gaming WIFI  (ab 250 Euro)
Asus ROG Strix B660-G Gaming WIFI  (ab 210 Euro)
Asus ROG Maximus Z690 Apex  (ab 640 Euro)
Asus ROG Maximus Z690 Hero  (ab 600 Euro)
funktioniert nicht - Asus ROG Strix Z690-I Gaming WIFI
(BIOS-Option fehlt)
Quellen: der8auer @ YouTube mit Video #1 & Video #2

Die einzige Frage ist nunmehr, ob und wie schnell Intel dem ganzen einen Riegel vorschiebt. Lösbar wäre dies mittels Microcode-Updates, welche auch über "Windows Update" automatisiert verteilt werden können. Andererseits ist es nicht unvorstellbar, dass Intel das ganze laufen läßt oder sogar vorab Bescheid wusste. Denn Intel kann im Prozessoren-Business durchaus mal wieder ein solch positives Zeichen gebrauchen, zuletzt war das komplette DIY-Segment bzw. die Enthusiasten-Gemeinde fast einheitlich auf AMD eingeschworen. Selbst wenn deren Anteil am Weltmarkt verschwindend gering ist, so tummeln sich in dieser Gruppe doch viele Multiplikatoren und geht viel Öffentlichkeit in jene Richtung. Für Intel könnte diese positive Presse somit durchaus Sinn ergeben, zumal man das ganze auch schon mit der nächsten CPU-Generation (Raptor Lake im dritten Quartal) wieder beerdigen könnte. Allenfalls bleibt abzuwarten, ob die anderen Mainboard-Hersteller nun auch beim BLCK-Overclocking mitspielen wollen, dies eventuell ausufert und Intel zu einer Reaktion zwingt.

Bei APU Gaming @ YouTube hat man sich damit beschäftigt, wie stark der iGPU-Performancesprung von Rembrandt tatsächlich sein könnte. AMDs diesbezügliche Aussagen zur CES 2022 sind bekannterweise reichlich schöngefärbt: Man hat einen Ryzen 7 5800U auf 15W TDP mit DDR4/3200 gegen einen Ryzen 7 6800U auf 28W TDP mit LPDDR5/6400 gestellt – ein deutlicher Vorteil für die Rembrandt-APU bei TDP und Speichertakt. Wieviel der Anteil dieser beider Faktoren am Performance-Gewinn der integrierten Grafiklösung von laut AMD 100% sein könnte, arbeitet dann das Video heraus: Beim Speichertakt kann man mit ca. 10% rechnen, welches LPDDR4/4266 gegenüber DDR4/3200 herausholen kann. Der TDP-Unterschied kann hingegen allein für schon ca. 20% Mehrperformance stehen, ist somit im APU-Betrieb gegenüber dem reinen CPU-Betrieb durchaus wirkmächtiger.

Cezanne vs Rembrandt fehlerhafte Bedingungen TimeSpy reale Spiele
AMD-Aussagen ungleiche TDP, nicht jeweils bester Speicher +100% +100%
nur jeweils bester Speicher ungleiche TDP ? ca. +80%
nur jeweils gleiche TDP nicht jeweils bester Speicher +81% ©AMD ca. +70%
gleiche Bedingungen - ? ca. +60%
basierend auf den Ausführungen von APU Gaming @ YouTube (mit jedoch eigenen Schätzwerten)

Beide Effekte zusammengenommen dürften von AMDs Performanceverdopplungs-Versprechung bis zu 30% allein für die "optimierten" Testbedingungen abgehen – der reale Performance-Sprung im iGPUs-Feld zwischen Cezanne und Rembrandt dürfte also näher an +60% herankommen. Diese Vorhersage passt sogar ganz gut zu AMDs eigener TimeSpy-Messung auf gleicher TDP, wo Rembrandt sich um +81% gegenüber Cezanne distanzieren konnte. Der Speichertakt passte bei dieser Messung zwar auch noch nicht, spielt hingegen unter TimeSpy in aller Regel keine große Rolle. Genauso skaliert TimeSpy im iGPU-Feld normalerweise beachtbar oberhalb der Ergebnisse realer Spiele, sollte somit immer nur den "BestCase" abbilden – und das Ergebnis unter realen Spielen ergo nicht unerheblich darunter liegen. Die derzeit zu schätzenden +60% Real-Zuwachs bei der iGPU-Performance von Rembrandt sind immer noch ein stolzes Ergebnis, sicherlich weniger plakativ als die von AMD genannten +100%, dafür aber besser geeignet zur Abschätzung des reinen Generations-Gewinns.

VideoCardz weisen auf die Aussage eines AMD-Mitarbeiters im Phoronix-Forum hin, welcher den Hintergrund vieler Einschränkungen des AMD "Navi 24" Chips der Radeon RX 6500 XT erklärt: Danach wurde jener Grafikchip primär als Laptop-Lösung konzipiert, wo mittels der neuesten AMD- und Intel-Prozessoren sowohl PCI Express 4.0 als auch über die iGPU dieser Laptop-Prozessoren jeweils eigene Encoding/Decoding-Fähigkeiten zur Verfügung stehen. In diesem Hardware-Verbund spielen diese beiden genannten Einschränkungen in der Tat keine Rolle und benötigt Navi 24 (in dieser Situation) keine bessere Hardware – und lassen sich somit ein paar mm² an Chipfläche einsparen. Der Hintergrund der (ursprünglich) reinen Mobile-Ausrichtung von Navi 24 wurde bereits derart vermutet, die Bestätigung des AMD-Mitarbeiters macht aus der These nunmehr eine Gewißheit.

The primary use of Navi24 will be in laptops paired with a Rembrandt APU, which has full video functionality and Gen4 PCIE.
Quelle:  AMDs John Bridgman im Phoronix-Forum am 19. Januar 2022

Denkbar ist zudem an dieser Stelle, dass Navi 24 auch nie für das Desktop-Segment Verwendung finden sollte, sondern dass AMD Einsteiger-Lösungen innerhalb der RDNA2-Generation eher mit stärkeren Abspeckungen von Navi 23 realisieren wollte. Diesen Überlegungen dürfte dann die anhaltende Wafer-Knappheit einen Strich durch die Rechnung gemacht haben: Derzeit kann es sich AMD einfach nicht mehr leisten, für eine Radeon RX 6500 XT den Navi-23-Chip (235mm²) anstatt des Navi-24-Chips (107mm²) zu verwenden. AMD hat hier letztlich an Navi 24 nur ein paar mm² an Chipfläche gespart, was zum Zeitpunkt der Chip-Planung als sinnvoll erschien, heuer sich jedoch als falsche Einsparung erweist. Letztlich ist das ganze auch ein Fingerzeig darauf, welche Ewigkeiten zwischen Chip-Planung und Marktstart liegen – und wie schlimm man auf dem falschen Fuß erwischt werden kann, wenn sich zwischenzeitlich die Lage verändert.

Seitens AnandTech kommen einige interessante technische Ausführungen zu Intels Bitcoin-Mining-Chips "Bonanza Mine". So basiert der schon existierende "BMZ1" auf Intels 7nm-Fertigung, der erst in Entwicklung befindliche "BMZ2" hingegen (angeblich) auf TSMCs 5nm-Fertigung. Wie bei anderen Mining-ASICs sind die Einzelchips vergleichsweise klein (BMZ1 bei 14mm²) und ergeben nur um Verbund vieler Chips wirklich große Rechenleistungen. Der springende Punkt ist dabei, dass Intel die Konkurenz vom bisherigen ASIC-Platzhirsch "Bitmain" bei der gerade für Bitcoin-Mining wichtigen Energieeffizienz schlagen will: BMZ1 soll nur 18,2 Watt/THash verbrauchen – vergleichbare 7nm-ASICs von Bitmain stehen dagegen bei 29,5 Watt/THash.

Bitmain Intel
7nm-Klasse Bitmain S19j Pro 104T: 29,5 Watt/THash Intel BMZ1: 18,2 Watt/THash
5nm-Klasse Bitmain S19j XP: 21,5 Watt/THash Intel BMZ2
Quelle: AnandTech

Allerdings hat Bitmain den Vorteil, dass man deutlich früher dran ist: Während Intel jetzt erst mit BMZ1 in dieses Geschäft einsteigen will und unklar ist, wann BMZ2 erscheint, hat Bitmain bereits seine 5nm-Klasse am Start und kommt mit jener nahezu auf dieselbe Energeieffizienz wie Intels BMZ1. Intels Vorteil liegt derzeit noch allein auf der technologischen Ebene – bei den praktisch verfügbaren Angeboten nehmen sich beide Anbieter nicht viel. Zudem ist Intels Vorteil auch nicht derart groß, dass damit der eigentliche Vorwurf gegenüber dem Cryptomining – die Resourcenverschwendung an Strom und Halbleiter – aus der Welt zu bekommen wäre. Etwas zum Vorteil aller könnte Intel hingegen tun, wenn man seine Cryptomining-Anstrengungen zukünftig auch auf andere Mining-Coins ausweitet – um somit eventuell eines Tages Gaming-Grafikkarten als Mining-Werkzeuge ablösen zu können.